Hallo wertes Zen-Forum,
ich lese gerade das Buch "Die Praxis der Konzentration" von Taisen Deshimaru und bin ein wenig überrascht davon, wie viel Platz er daoistischen Prinzipien einräumt (Yin/Yang, die fünf Elemente, usw.) Das geht sogar so weit, dass daoistische und buddhistische Konzepte meines Erachtens nach ziemlich willkürlich durcheinander geworfen werden. Ein kleines Beispiel anhand der Begriffe Ki (Qi/Kraft) und Ku (Shunyata/Leerheit):
"Diese raumzeitliche, relative Erscheinungswelt, an der wir als lebende Struktur teilnehmen [...], verdankt seine Existenz und Einheitlichkeit also ausschließlich dem ihn innewohnenden Ki, welches Systeme wechselseitiger Beziehungen hervorbringt, sie aufrechterhält, zur Entwicklung bringt und wieder auflöst. Die Erscheinungswelt selbst ist nur die momentane Wandlungsform dieses essentiellen, ewigen Ki, das sich in der unendlichen Vielzahl der Veränderungen auf der Ebene des Energieaustauschs kondensiert oder verstreut." (S. 80-81)
Nur zwei Seiten später:
"Sie [die fünf Elemente] sind der augenblickliche, in ständiger Evolution befindliche Ausdruck von Ku, dem ewigen Potential. In Ku befinden sie sich in ihrer Möglichkeitsform und unterscheiden sich darin nicht von Ku selbst, welches die grundlegende universelle kosmische Kraft darstellt. [...] Ku bleibt dabei immanent, eine feste, unwandelbare, einheitliche Kraft." (S. 83)
Ja, was denn nun? Ki oder Ku? Kraft oder Leerheit? Zhuangzi oder Nagarjuna? Ist das nicht alles irgendwie "dualistisch"? Und bitte antwortet mir jetzt nicht ich solle einfach alle Konzepte loslassen.
Generell frage ich nun, wie viel Daoismus im Zen steckt und wie relevant diese Aspekte für uns Westler sind. Sind sie unverzichtbarer Bestandteil der Zen-Lehre oder doch eher Relikte aus seiner Entstehungszeit in China?
Beste Grüße