Sexualität und Befreiung: Ist die kritische Sicht des Buddha auf Sexualität für heutige Praktizierende relevant?

  • Der Zweck des spirituellen Lebens und des Dhamma ist nun mal die Befreiung, und dazu ist das Versiegen des Begehrens nötig. Das sehe ich schon als den Hauptgrund dass der Buddha für Mönche und Nonnen keinen Sex erlaubt hat, eben deshalb weil er ein bedeutendes Hindernis für das Erwachen ist. Laien können das auch praktizieren wenn sie können, ist aber nicht vorgeschrieben.

    Wer das so sieht, dem empfehle ich Theravada.

    Es gibt aber auch noch andere buddhistische Sichtweisen, sowohl über Befreiung als auch über Hindernisse. Für wen das interessant klingt, dem empfehle ich Vajrayana, besonders die inneren/höchsten Yoga-Tantras.

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:

  • Der Zweck des spirituellen Lebens und des Dhamma ist nun mal die Befreiung, und dazu ist das Versiegen des Begehrens nötig. Das sehe ich schon als den Hauptgrund dass der Buddha für Mönche und Nonnen keinen Sex erlaubt hat, eben deshalb weil er ein bedeutendes Hindernis für das Erwachen ist. Laien können das auch praktizieren wenn sie können, ist aber nicht vorgeschrieben.

    Wer das so sieht, dem empfehle ich Theravada.

    Es gibt aber auch noch andere buddhistische Sichtweisen, sowohl über Befreiung als auch über Hindernisse. Für wen das interessant klingt, dem empfehle ich Vajrayana, besonders die inneren/höchsten Yoga-Tantras.

    Ist halt nur die Frage, ob man Tantra wirklich als "buddhistische Sichtweise" verkaufen kann. Hat der Buddha jemals tantrische Praktiken als Weg zur Erleuchtung empfohlen?

  • Ich bin etwas erschrocken darüber, wie sehr Sexualität hier als etwas Negatives oder zumindest als etwas zu Überwindendes angesehen wird.


    Für mich ist Sexualität mit mir und/oder anderen die Erfahrung von Wertschätzung, Vertrauen, Sich-fallen-lassen-können-und-dürfen und vieles mehr, gepaart mit wunderbaren sexuellen Gefühlen. Es hat etwas zu tun mit Leben-zum-Leuchten-bringen, ist eine Übung im Annehmen von sich und anderen. Ich käme gar nicht auf die Idee, daß so etwas dem persönlichen Erwachen im Wege stehen oder es hinauszögern könnte.


    Negativ wird es erst, wenn wir gierig nach etwas greifen, was wir nicht bekommen können oder was uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht geschenkt wird, vor allem, wenn eine andere Person mit im Spiel ist. Einfach gesagt, wenn wir anfangen zu klammern oder uns nehmen, was uns nicht gegeben wurde.

    Negativ ist es auch für mich, wenn Sexualität nicht mit tiefen vertrauensvollen Gefühlen verbunden ist.


    Hat zu Buddhas Zeiten Sexualität nicht etwas ganz anderes bedeutet als heute?


    Es gab noch keine Liebesheirat, Ehen wurden arrangiert, so gab es vorher und nachher nur verbotene Affairen oder kaufbare Prostitution. Sexualität hatte damals eher mit Besitz und Triebableitung als mit einer tiefen langanhaltenden Verbindung zu tun. So etwas würde ich eher "Hasenrammeln" nennen ...

    Daß Buddha so etwas als zu überwinden angesehen hat, zeigt seinen Weitblick.


    Aber was hat die antike Sexualität mit unserer heutigen Form von gelebter Sexualität zu tun?


    Daß in sehr eng zusammenlebenden Gemeinschaften wie in Klöstern, in denen alle von morgens bis abends aufeinandertreffen, Begierde und Eifersucht zu schnell auflodern und vom Weg ablenken können, ist doch wohl auch klar, oder? Es ist nicht umsonst so, daß in Klöstern fast aller Religionen das Zölibat gilt.

  • Lieber Elliot,

    danke für das Zitat. Dennoch betrifft es doch Mönche und da sogar den Arahant.

    _()_

    Liebe Monika,


    das Zitat besagt doch: Wer Befreiung erreicht hat, der mag keinen Sex mehr haben.


    Da ist es gleichgültig, ob derjenige sich Laie, Mönch, Bhikkhu oder Arahant nennt.


    " Māgandiya, früher, als ich ein Leben zu Hause führte, vergnügte ich mich, versorgt und ausgestattet mit den fünf Strängen sinnlichen Vergnügens: mit Formen, die mit dem Auge erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen; mit Klängen, die mit dem Ohr erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen; mit Gerüchen, die mit der Nase erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen; mit Geschmäckern, die mit der Zunge erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen;mit Berührungsobjekten, die mit dem Körper erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Ich hatte drei Paläste, einen für die Regenzeit, einen für den Winter und einen für den Sommer. Ich hielt mich die vier Monate der Regenzeit über im Regenzeit-Palast auf, vergnügte mich mit Musikern, die alle Frauen waren, und ich ging nicht zum unteren Palast hinunter."


    "Bei einer späteren Gelegenheit, nachdem ich den Ursprung, das Verschwinden, die Befriedigung, die Gefahr und das Entkommen im Falle der Sinnesvergnügen der Wirklichkeit entsprechend kannte , überwand ich das Begehren nach Sinnesvergnügen, entfernte ich das Fieber nach Sinnesvergnügen, und ich verweile ohne Durst, mit einem Geist, der inneren Frieden hat. Ich sehe andere Wesen, die nicht frei von Sinnesbegierde sind, die vom Begehren nach Sinnesvergnügen verzehrt werden, die vor Fieber nach Sinnesvergnügen brennen, die in Sinnesvergnügen schwelgen, und ich beneide sie nicht, auch ergötze ich mich nicht daran. Warum ist das so? Māgandiya, weil es eine Freude gibt, abseits von Sinnesvergnügen, abseits von unheilsamen Geisteszuständen, welche himmlische Glückseligkeit übertrifft. Da ich mich an jenem erfreue, beneide ich nicht, was geringer ist, auch ergötze ich mich nicht daran."

    Viele Grüße

    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Wer das so sieht, dem empfehle ich Theravada.

    Es gibt aber auch noch andere buddhistische Sichtweisen...

    Nach dem Buddha gibt es keine andere Sichtweise der von ihn gelehrten Lehre

    als die welche er gelehrt hat, auch wenn diese sich "buddhistisch" nennen.

    Tatsache ist das dieser für Laienanhänger keine generelle Enthaltsamkeit außer

    an den Feiertagen gelehrt hat.

    Hier hat der Buddha einen Unterschied zu Mönchen und Nonnen gemacht.

    Diese sollten ja sogar alle Anhaftungen überwinden und nicht nur die an Sinnengenuß.

    Wer das aber nicht will, der braucht ja kein Mönch werden und kann im Sinnengenuß verharren.

    Wenn es in manchen sich "buddhistisch" nennenden Richtungen Mönche als Anhänger gibt,

    die sich nicht so verhalten, zeigt das nur wie sehr sie am Sinnengenuß noch anhaften und

    wie wenig sie den Sinn der Lehre des Buddha verstanden haben. Auch darf man nicht

    vergessen, das viele nur ein einfaches Auskommen gesucht haben und nur deswegen

    Mönch geworden sind.

  • Sexualität ist halt einer der höchsten, wenn nicht überhaupt der Höchste der sinnlichen Genüsse.


    Ich glaube auch dass man sich über die Anziehung der Geschlechter nicht täuschen sollte:

    Zitat

    Alle Verliebtheit, wie ätherisch sie sich auch gebärden mag, wurzelt allein im Geschlechtstriebe. (Schopenhauer

    Die Sexualität ist es nicht, aber wird wohl meistens so empfunden. Der Druck, der zuvor aufgebaut wurde, braucht das Ventil. Deshalb onanieren ja auch viele. Für mich keineswegs ein Genuss.

    Auch gibt es viele andere Genüsse, die schöner und stressfreier zu haben sind, z.B. die Natur, oder eine Einsicht, Erkenntnis, inspirierende Gespräche, gutes Essen ...

    Aber ist man durch seinen Sexualtrieb ein/e Gefangene/r, dann ist es sehr schwer, sich davon zu lösen. Er wirkt wie eine Droge.


    Und was Schopenhauer da schreibt, halte ich für Unsinn. denn ich kann verliebt sein in mein Kind, in mich selbst, in das Leben, in den Frühling usw. Da juckt es mich absolut nicht. Das Verlieben ist - zumindest in meinem Leben - kein Zeichen von Sexualität gewesen, sondern spielte sich und spielt sich noch immer in meinem Herzen ab. Und bei mir wurzelt nichts mehr im Geschlechtstrieb. Auch glaube ich, es ist bei jedem Menschen verschieden. Ich kenne Menschen, die verlieben sich nie, und andere, wie mich, die verlieben sich oft und immer wieder - jedoch ohne einen Funken Sexualität dabei zu verspüren.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Laien können das auch praktizieren wenn sie können, ist aber nicht vorgeschrieben.

    Ist es eigentlich lt. dem Palikanon möglich, das auch Laien Erleuchtung erlangen?

  • Hat der Buddha jemals tantrische Praktiken als Weg zur Erleuchtung empfohlen?

    Weiter oben habe ich ja bereits geschrieben:


    Zitat

    Ich fürchte auch bei diesem Thema gibt es Unterschiede bezüglich Mahayana und Theravada.


    Kann man das nicht einfach so stehen lassen ohne gleich (immer wieder) eine Grundsatzdiskussion zu beginnen?

  • Es ist aber nicht leicht:

    ... Nach diesen Worten fragte der Wanderasket Vacchagotta den Erhabenen. "Meister Gotama, gibt es irgendeinen Haushälter, der, ohne die Fessel des Haushälterlebens aufzugeben, bei der Auflösung des Körpers Dukkha ein Ende bereitet hat ?"


    "Vaccha, es gibt keinen Haushälter, der, ohne die Fessel des Haushälterlebens aufzugeben, bei der Auflösung des Körpers Dukkha ein Ende bereitet hat."

    Aber dennoch ist auch Laien viel möglich:

    "Gibt es außer Meister Gotama und den Bhikkhus und Bhikkhunīs noch irgendeinen Laienanhänger, einen Schüler von Meister Gotama, der weißgekleidet ein zölibatäres Leben führt der mit der Vernichtung der fünf niedrigeren Fesseln spontan in den Reinen Bereichen erscheinen und dort Nibbāna erlangen wird, ohne je von jener Welt zurückzukehren?

    "Vaccha, es gibt nicht nur hundert oder zwei- oder drei- oder vier- oder fünfhundert, sondern weit mehr Laienanhänger, Schüler von mir, die weißgekleidet ein zölibatäres Leben führen, die mit der Vernichtung der fünf niedrigeren Fesseln spontan in den Reinen Bereichen erscheinen und dort Nibbāna erlangen werden, ohne je von jener Welt zurückzukehren.

    Wobei auch klar wird, dass Verzicht auf Sex allein nicht zur Befreiung führt.


    Viele Grüße

    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Das Verlieben ist - zumindest in meinem Leben - kein Zeichen von Sexualität gewesen, sondern spielte sich und spielt sich noch immer in meinem Herzen ab. Und bei mir wurzelt nichts mehr im Geschlechtstrieb.

    Verliebtheit im Herzen scheint sich vom Geschlechtstrieb wesentlich zu unterscheiden, ist aber doch an das Objekt der Liebe, den Körper und die vermeintliche Person gebunden. Metta richtet sich dagegen ohne Begehren an alle Wesen ohne Unterschied. Verliebtheit ist mit Dukkha verbunden: "von etwas getrennt sein das man liebt, ist Dukkha". So habe ich das letztlich immer als einen Sog in das Dasein hinein erlebt, bzw. als eine Kraft die im Daseinstrieb festhält. Wesentlicher Ausdruck oder Symptom von Weltliebe, eine Täuschung, wie ein Trick der Natur um die Art aufrecht zu erhalten.

    Nicht dass ich darüber hinweg wäre, aber es hat sich diese Einsicht entwickelt, die ich ganz im Einklang mit dem Buddhadhamma und den allgemeinen Weisheitslehren der Philosophie sehe.

  • Mein Umgang mit dem Trieb Sex haben zu wollen wurde mir durch "Das schweigen der Lämmer." deutlich. Das sagt Hannibal über den Täter, das er durch das was er sieht, Verlangen weckt und das dieses Verllangen wecken immer mehr Druck erzeugt, das gierige befriedigen. Erst durch Taten mit anderen Lebewesen und dann mit dem nicht erreichbaren Begehrten. Verlangen das nicht losgelassen wird wird zu Gier und Hass.

    Das heißt wenn sich bei mir das Begehren meldet etwas haben zu wollen das ich eigentlich garnicht brauche dann wird das Verlangen unterbrochen. Es ist ein Merkwürdiges Gefühl wenn ich keine Gier zulassen und das Verlangen loslasse dauert es eine Zeit bis sich die Hormonellen Reaktionen abbauen. Das kann ich spüren. Doch wenn ich dann doch nach dem Verlangten greife dann gibt es keine Möglichkeit den Handlungsablauf zu kontrollieren.

    Seit dem verstehe ich "Enthaltsamkeit" als Akt der Selbstbestimmung was ich wirklich tun will. Es geht dann darum eine Entscheidung, Enthaltsamkeit, zu üben. Den Weg zu erkennen wie ein Begehren zum Verlangen wird um in Gier umzuschlagen. Also zu lernen wie ich nicht Gierig werde.


    Das muss auch getan werden wenn man morgens aufstehen muss und sich einredet das man sich ja nochmal umdrehen kann, nur noch ein viertel Stündchen, hab ich abgestellt indem ich geübt habe sofort aufzustehen wenn der Wecker summt. Nicht der Gier nach Schlaf verfallen, nicht dem Verlangen nachgeben doch noch ein wenig zu schlafen. Nicht auf das Begehren hören das mit sagen will das es jetzt nützlich wäre mich noch mal umzudrehen. Diese "Entsüchtigung" funktioniert mit allen durch Gier und Hass bedingtem Leiden. Das Leiden des Glauben wollen, Ver-blendung, können nur mit dem bewussten Verstand erkannt und durch Achtsamkeit auf Gier und Hass auslösende Gedankengebäude losgelassen werden.


    "Fremdgehen" gehört auch dazu. "Wer schon mit den Augen Verlangen in sich weckt, hat schon Ehebruch begangen." Es ist nicht das Begehren das die Augen, sehend, bewirken, sonder der Akt das Begehren in Verlangen wandeln der den Ehebruch begeht. Das Verlangen in Gier zu wandeln erzeugt den echten Ehebruch mit dem Körper, der das ganrnicht machen würde ohne die erzeugte Gier. Ehebruch wird dann begangen, wenn Begehren durch Gedanken MACHEN in Verlangen gewandelt wird, Da muss der Gedankenstrom unterbrochen werden, zum Beispiel durch denken an den Partner, Denken an Gott/Jesus, denken an die Gelübde die man abgegeben hat. Dann vergehen die Wirkungen des Körpers, denn der Körper erfüllt uns alle Wünsche.


    Die Geistesgifte werden erkannt durch Achtsamkeit auf das Karma das meine Handlungen bewirken, Ursache-Wirkungsprinzip das durch Handlung, Karma, in Gang gesetzt wird. Karma ist sowohl meine Handlung als auch die Handlung, Reaktion der Dhamma, die mein Handeln berühren.


    Nur bei jungen Menschen kann sich Begehren in sofortige Handlung auswirken, "Kopflos" Ver-liebt, dann kann ich wirklich sage, das waren die Hormone, doch mit dem älter werden gewinnen die Versprechen/Gelübde immer mehr Gewicht. Eine Person bildet sich vor allem durch die Versprechen, Gelübde, Verträge, Einigungen die eingegangenen werden. Und deren Einhaltung oder verletzen. Vertrauen das durch Vertragsbruch beschädigt ist ist schwer wiederzubekommen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Noreply ()

  • Der Zweck des spirituellen Lebens und des Dhamma ist nun mal die Befreiung, und dazu ist das Versiegen des Begehrens nötig. Das sehe ich schon als den Hauptgrund dass der Buddha für Mönche und Nonnen keinen Sex erlaubt hat, eben deshalb weil er ein bedeutendes Hindernis für das Erwachen ist. Laien können das auch praktizieren wenn sie können, ist aber nicht vorgeschrieben.

    Wer das so sieht, dem empfehle ich Theravada.

    Es gibt aber auch noch andere buddhistische Sichtweisen, sowohl über Befreiung als auch über Hindernisse. Für wen das interessant klingt, dem empfehle ich Vajrayana, besonders die inneren/höchsten Yoga-Tantras.

    Kann mir jetzt nicht vorstellen dass der Zweck dieses Vajrayana ein Aufrechterhalten des Begehrens wäre. Das würde jedenfalls der Essenz der Buddhalehre, wie ich sie verstehe und wie sie in den vier edlen Wahrheiten ausgedrückt ist, genau entgegengesetzt sein.

  • Kann mir jetzt nicht vorstellen dass der Zweck dieses Vajrayana ein Aufrechterhalten des Begehrens wäre

    Dazu hat Kilaya bereits weiter oben etwas geschrieben :)

  • Kann mir jetzt nicht vorstellen dass der Zweck dieses Vajrayana ein Aufrechterhalten des Begehrens wäre

    Dazu hat Kilaya bereits weiter oben etwas geschrieben :)

    Danke für den Hinweis, hab es jetzt gelesen. Nun ja, andere Baustelle - da kenne ich mich nicht aus und maße mir aufgrund dieser Kurzfassung von Kilaya kein Urteil an.

  • Wer das so sieht, dem empfehle ich Theravada.

    Es gibt aber auch noch andere buddhistische Sichtweisen, sowohl über Befreiung als auch über Hindernisse. Für wen das interessant klingt, dem empfehle ich Vajrayana, besonders die inneren/höchsten Yoga-Tantras.

    Kann mir jetzt nicht vorstellen dass der Zweck dieses Vajrayana ein Aufrechterhalten des Begehrens wäre. Das würde jedenfalls der Essenz der Buddhalehre, wie ich sie verstehe und wie sie in den vier edlen Wahrheiten ausgedrückt ist, genau entgegengesetzt sein.

    Natürlich geht es nicht um das Aufrechterhalten von gewöhnlichem Begehren. Sexualität ohne Praxis ist ja quasi die Quelle Samsaras und der damit verbundenen Leiden.

    Befreiung im Sinne des Vajrayana meint immer das Befreien von jeglicher (!) Anhaftung.

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:

  • Wer das so sieht, dem empfehle ich Theravada.

    Es gibt aber auch noch andere buddhistische Sichtweisen, sowohl über Befreiung als auch über Hindernisse. Für wen das interessant klingt, dem empfehle ich Vajrayana, besonders die inneren/höchsten Yoga-Tantras.

    Ist halt nur die Frage, ob man Tantra wirklich als "buddhistische Sichtweise" verkaufen kann. Hat der Buddha jemals tantrische Praktiken als Weg zur Erleuchtung empfohlen?

    Ja. Wenn man die Tantras anerkennt. Wenn nicht, dann nicht.

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:

  • Oh ja, danke, aber das sagt ja noch mehr aus über die Beweggründe Buddhas bezüglich der Sexualität - und nicht nur der Sexualität.


    Wer Befreiung erreicht hat, der mag keinen Sex mehr haben.


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    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Man muss schon sehr genau lesen, um die Unterschiede zu erkennen. Haushälter mit Fesseln und ohne Fesseln!

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    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ja. Und Fesseln in der damaligen Zeit meinte wirklich Fesseln: Ein sehr kurze Lebenserwartung, Versorgerpflichten für Partner und Kinder, starke gesellschaftliche Kontrolle.

    Die 1-zu-1-Übertragung des damaligen indisch geprägten Haushälterbegriffs in einer Agrargesellschaft auf das heutige anonyme Großstadtleben (oft als Single oder in Kleinstfamilien) funktioniert mMn nicht ohne weiteres.

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:

  • Wer das so sieht, dem empfehle ich Theravada.

    Es gibt aber auch noch andere buddhistische Sichtweisen, sowohl über Befreiung als auch über Hindernisse. Für wen das interessant klingt, dem empfehle ich Vajrayana, besonders die inneren/höchsten Yoga-Tantras.

    Kann mir jetzt nicht vorstellen dass der Zweck dieses Vajrayana ein Aufrechterhalten des Begehrens wäre. Das würde jedenfalls der Essenz der Buddhalehre, wie ich sie verstehe und wie sie in den vier edlen Wahrheiten ausgedrückt ist, genau entgegengesetzt sein.

    Das ist nicht entgegengesetzt sondern klärend. Es ist die Verwechslung von Begehren mit Verlangen. Begehren ist ganz normal, Verlangen wird durch den Geist erzeugt.

    Wenn ich Durst habe stehen mir Milliarden Liter Wasser zur Verfügung, wenn ich das aber nicht trinken will wird es kompliziert. Begehren ist Durst zu löschen, Verlangen ist Wasser mag ich nicht.

  • Ja. Und Fesseln in der damaligen Zeit meinte wirklich Fesseln: Ein sehr kurze Lebenserwartung, Versorgerpflichten für Partner und Kinder, starke gesellschaftliche Kontrolle.

    Die 1-zu-1-Übertragung des damaligen indisch geprägten Haushälterbegriffs in einer Agrargesellschaft auf das heutige anonyme Großstadtleben (oft als Single oder in Kleinstfamilien) funktioniert mMn nicht ohne weiteres.

    Und das meint auch heute Fesseln. Denn auch heute ist jede/r, der/die ein Kind in die Welt setzt, gefesselt - so wie der Name sagt Rahula: Siddhartas Sohn.

    Es ist eben doch übertragbar auf heute. Erklär mir doch bitte, Yeshe, wo nicht.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Wer Befreiung erreicht hat, der mag keinen Sex mehr haben.

    So ist es.

    "Ich dachte: 'Welche Mönche oder Brahmanen in der Vergangenheit auch immer schmerzhafte, quälende, bohrende Gefühle aufgrund ihres Strebens gefühlt haben, dies hier ist das äußerste, nichts übertrifft dies. Und welche Mönche oder Brahmanen in der Zukunft auch immer schmerzhafte, quälende, bohrende Gefühle aufgrund ihres Strebens fühlen werden, dies hier ist das äußerste, nichts übertrifft dies. Und welche Mönche oder Brahmanen in der Gegenwart auch immer schmerzhafte, quälende, bohrende Gefühle aufgrund ihres Strebens fühlen, dies hier ist das äußerste, nichts übertrifft dies. Aber durch diese quälende Praxis der Askese habe ich keinerlei übermenschliche Geisteszustände erlangt, keinerlei Klarheit des Wissens und keinerlei Schauung, die der Edlen würdig ist. Könnte es einen anderen Pfad zur Erleuchtung geben?'"


    "Ich überlegte: 'Ich erinnere mich an eine Begebenheit, als mein Vater, der Sakyer beschäftigt war, während ich im kühlen Schatten eines Rosenapfelbaums saß; ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, trat ich in die erste Vertiefung ein, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und verweilte darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind. Könnte das der Pfad zur Erleuchtung sein?' Dann, auf diese Erinnerung folgend, kam das Bewußtsein: 'Das ist der Pfad zur Erleuchtung.'"

    "Vor meiner Erleuchtung, als ich noch lediglich ein unerleuchteter Bodhisatta war, sah auch ich deutlich, der Wirklichkeit entsprechend mit angemessener Weisheit, wie wenig Befriedigung die Sinnesvergnügen bieten, aber wieviel Leid und wieviel Verzweiflung, und wie groß die Gefahr ist, die in ihnen steckt [3]; aber solange ich noch nicht die Verzückung und Glückseligkeit erlangt hatte, die von Sinnesvergnügen abgetrennt sind, abgetrennt von unheilsamen Geisteszuständen, oder etwas noch friedvolleres, so lange bemerkte ich, daß ich noch zu Sinnesvergnügen hingezogen werden konnte. Aber als ich der Wirklichkeit entsprechend mit angemessener Weisheit deutlich sah, wie wenig Befriedigung die Sinnesvergnügen bieten, aber wieviel Leid und wieviel Verzweiflung, und wie groß die Gefahr ist, die in ihnen steckt; und als ich die Verzückung und Glückseligkeit erlangt hatte, die von Sinnesvergnügen abgetrennt sind, abgetrennt von unheilsamen Geisteszuständen, oder etwas noch friedvolleres, da bemerkte ich, daß ich nicht mehr zu Sinnesvergnügen hingezogen wurde."

    Viele Grüße

    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • ...


    Ich erinnere z.B. an das Gebot an die Mönche (vgl. Keuschheitsgebot), im Schlaf achtsam zu sein und Samenerguss beim Schlafen zu verhindern:

    Das Visākhā Kapitel


    ...

    Hallo liebe/r Frieden und Freude.


    Ich würde das mit dem Samen verlieren, anders interpretieren als du.


    Ich kann da in der Quelle nirgends einen Hinweis sehen, dass man aktiv den Samenerguss verhindern soll.


    Oder dass man vielleicht sogar die ganze Zeit angespannt daliegen soll und an nichts anderes denken, als ja keinen Samen zu verlieren und sich dann vielleicht noch zu züchtigen, falls diese böse Sünde doch nicht verhindert werden konnte, weil man zu schwach war. Hast du natürlich nicht geschrieben, aber nur mal um es etwas überspitzt auszudrücken.


    Ich lese es eher so, dass wenn man rechte/richtige/vollkommene Achtsamkeit (samma sati) hat, diese 5 aufgezählten Dinge die Folge sind. Also auch, dass man dann einfach keinen Samenerguß hat.


    Ganz natürlich, weil samma sati diese Dinge zur Folge hat, ohne dass man angespannt und verkrampft diese Dinge noch zusätzlich zu samma sati hervorrufen müßte. Einfach nur samma sati bzw. für uns Nicht-Mönche Achtsamkeit so gut es geht.


    Und die guten und heilsamen Folgen, wie in der Quelle aufgezählt, werden sich irgendwann einstellen, mehr oder weniger, je nach dem Grad der Achtsamkeit. Falls der Buddha Recht hat.


    Keinen Samenerguß zu haben ist die Folge, aber nicht die Praxis. Die Praxis ist neben anderen Dingen Achtsamkeit.


    Was vielleicht für die Meisten eher nachzuvollziehen ist, könnte die Aussage in der Quelle sein, dass man durch richtige Achtsamkeit gut einschläft und gut aufwacht.


    Das heißt ja auch nicht, dass man die ganze Zeit krampfhaft daran denkt jetzt auf jeden Fall gut einzuschlafen und am nächsten Tag gut aufzuwachen und auch ja keine bösen Träume haben darf und einen jetzt die Götter zu beschützen haben und nicht zu vergessen:


    DER SAMENERGUSS!!!!


    Dann schläft man vermutlich garnicht.


    Das alles sind, meiner Meinung nach, einfach Folgen und Früchte der Achtsamkeit bzw. der Praxis allgemein.


    Und dann gibt es aus meiner Sicht auch keinen Widerspruch zu:

    ...


    Normalerweise ist es doch die richtige Sichtweise auf natürliche Körpervorgänge, diese eher neutral wahrzunehmen und zu akzeptieren, ohne Ablehnung und ohne Anhaftung.


    ...

    Denn wenn man schon perfekt darin wäre, natürliche Körpervorgänge neutral wahrzunehmen und zu akzeptieren, ohne Ablehnung und ohne Anhaftung, dann müßte man auch keinen Sex mehr haben. Weil man ja einfach die sexuellen Gefühle und Empfindungen wahrnehmen könnte, ohne darauf reagieren zu müssen, zum Beispiel mit "Sex haben".


    Da die Meisten das aber nicht können (einschließlich mir) oder noch nicht können, ist es besser die Sexualität im Rahmen der Silas zu leben, bis man irgendwann soweit ist. Falls man überhaupt irgendwann soweit sein möchte.


    Und klar, Sexualität ist eine starke Energie, deswegen wird man wohl die Achtsamkeit ersteinmal an anderen Dingen trainieren, bis man so etwas Starkes und Fundamentales wie Sexualität wirklich komplett neutral und gleichmütig betrachten kann.


    Ein stufenweises Training.


    Und wie schon von anderen, aber auch dir gesagt: Das mit der kompletten Enthaltsamkeit gilt für Mönche. Nicht-Mönche können Sex haben. Ob der Buddha jetzt lieber gehabt hätte, dass jeder auf Sex verzichtet, weiß ich nicht. Ich kenne aber die überlieferten praktischen Regeln des Buddha und die besagen für Nicht-Mönche, dass Sex im Rahmen der Silas kein Problem ist.


    Kommt mir eher sehr pragmatisch und tolerant rüber, was wohl auch ein Grund ist, warum die Buddhalehre mich nicht loslässt und ich sie so gut und heilsam finde.


    Niemand (weiß auch nicht warum gerade du Niemand) wird gezwungen, alles sehr selbstverantwortlich und selbst die Regeln für Laien sind noch so formuliert, dass es Übungsregeln sind. Das heißt es ist eine Übung und die wird mal besser und mal schlechter sein.


    Und dass es dann noch zusätzlich dazu die Möglichkeit eines "strafferen" oder strengeren Mönchstrainings gibt, finde ich sogar eher motivierend. Eine schöne Herausforderung mich so zu üben, dass ich in so ein Training vielleicht irgendwann auch mal reinschnuppern darf. Ist ja alles freiwillig. Niemand (schon wieder du Niemand) muß Mönch werden.


    Aber alles nur (m)eine unvollkommene, vergängliche Meinung. Die mir nicht gehört und die ich nicht bin.


    :)_()_:buddha:_()_:)


    Liebe Grüße

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