Multitasking-Gehirn

  • Kurze Frage: Ist das Bewusstsein multitaskingfähig? Meine Aufmerksamkeit ist auch in Meditation nicht fein genug, um das zu erkennen. Schaltet mein Bewusstsein blitzschnell zwischen "Nase juckt", "Rücken schmerzt", "Geschirrspüler läuft", "Tür knallt", "Geist überlegt" hin und her oder können zwei "Bewusstsein" parallel bestehen? Ich fragte mich das gestern, aber obwohl ich genau hingesehen habe, kann ich nicht entscheiden, ob hier ein schneller Wechsel stattfindet oder zwei Faktoren zugleich präsent sind. Meine Vermutung, dass ersteres zutrifft, ist ein reines Gedankenkonstrukt :) Hat jemand seine Wahrnehmung bereits verfeinert und kennt die Antwort?

  • Das ist eine Frage, die man sich wohl v.a. als Computermensch unweigerlich fragt. ;) Meine Vermutung, es ist aber auch nicht mehr als das, ist dass es eine Multitaskingfähigkeit gibt, das Gehirn aber Prioritäten setzt, da es nicht wirklich so viel gleichzeitig verarbeiten kann. So würde dann ein zweiter Bewusstseinsaspekt zwar registriert und auch gleichzeitig verarbeitet, aber nachrangig behandelt, wenn andere Dinge wichtiger erscheinen. Meine Vermutung basiert auch darauf, dass wir ja viele unbewusste und sehr wichtige Prozesse im Körper parallel laufen haben. Nur dass das Bewusstsein darauf nicht (ständig) fokussiert. Vielleicht wird die Fähigkeit, unbewusste Prozesse laufen zu lassen mit sowas wie einem Eigenbewusstsein, größer, und das Hauptbewusstsein holt sich dieses Prozesse dann nach Bedarf heran. Vielleicht sowas wie ein Hauptprozessor mit immer mehr und immer rechenstärkeren Subprozessoren... Also auch nur Spekulationen, aber ich finde den Gedankengang schon spannend....

  • Kurze Frage: Ist das Bewusstsein multitaskingfähig? Meine Aufmerksamkeit ist auch in Meditation nicht fein genug, um das zu erkennen. Schaltet mein Bewusstsein blitzschnell zwischen "Nase juckt", "Rücken schmerzt", "Geschirrspüler läuft", "Tür knallt", "Geist überlegt" hin und her oder können zwei "Bewusstsein" parallel bestehen? Ich fragte mich das gestern, aber obwohl ich genau hingesehen habe, kann ich nicht entscheiden, ob hier ein schneller Wechsel stattfindet oder zwei Faktoren zugleich präsent sind. Meine Vermutung, dass ersteres zutrifft, ist ein reines Gedankenkonstrukt :) Hat jemand seine Wahrnehmung bereits verfeinert und kennt die Antwort?

    Ist wohl eher ne Frage der Übung,daß dadurch 2 oder mehrere Bewußtseine entstehen ist mir fremd,es gibt nur verschiedene Bewußtseinsmomente.

  • Ich denke, das es kein Multitasking gibt. Man kann die Dinge nur eines nach dem anderen tun. Man ist auf einem der sechs Sinne aktiv.

    Die sechs Sinne treten gemeinsam auf, aber man ist sich nur einem einzigen bewusst. Man kann doch nicht bewusst sehen und hören gleichzeitig z.B.

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

  • Man kann doch nicht bewusst sehen und hören gleichzeitig z.B.

    Wieso denn nicht,ist doch machbar,etwas bewußt hören und sehen geht doch,z.B. beim videoschauen und hören oder dem Gesprächspartner zuhören und gleichzeitig sein Gesicht anschauen.

  • Man kann doch nicht bewusst sehen und hören gleichzeitig z.B.

    Wieso denn nicht,ist doch machbar,etwas bewußt hören und sehen geht doch,z.B. beim videoschauen und hören oder dem Gesprächspartner zuhören und gleichzeitig sein Gesicht anschauen.

    Ich denke, das ist ein Blitzschneller wechsel zwischen den "Kanälen" und nicht ein "gleichzeitig aktiv sein".


    Grüße

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

  • Als Computermensch fragt man sich auch da natürlich, ob es sich um "präemptives Multitasking" handelt, bei dem der Wechsel des einzigen Bewusstseinsbrennpunktes so schnell abläuft, dass es wie eine Gleichzeitigkeit wirkt. Oder es gibt Subprozesse (im visuellen, olfaktorischen, auditiven Cortex usw.) die ein Gesamtbild produzieren, das dann vom Bewusstsein als so ein Gesamtbild mit einem einzigen Bewusstseinsprozess verarbeitet wird.

  • Culadasa erklärt es so (Handbuch Meditation):

    Aufmerksamkeit und Gewahrsein

    (entsprechen beim Sehen Fokus und peripherem Sehen)

    die Aufmerksamkeit greift immer nur einen kleinen Teil aus dem Feld des Gewahrseins heraus

  • Ich denke, das es kein Multitasking gibt. Man kann die Dinge nur eines nach dem anderen tun. Man ist auf einem der sechs Sinne aktiv.

    Die sechs Sinne treten gemeinsam auf, aber man ist sich nur einem einzigen bewusst. Man kann doch nicht bewusst sehen und hören gleichzeitig z.B.

    Das können nur Leute behaupten, die kein Schlagzeug spielen können! :)8)


    Allerdings bedarf das der Übung. Man muss lernen, die übermächtige Dominanz des Denkens zurück zu drängen, ohne es aufzugeben.

    Die Gleichzeitigkeit der anderen Sinne ist viel einfacher.


    Liebe Grüße, Aravind.

  • Tatsächlich habe ich Schlagzeug gespielt :badgrin:

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

    • Offizieller Beitrag

    Grosse Teiel des Gehirns funktionieren sehr parallel - also gerade eintrainierte Bewegungsabsläufe wie beim Schlagzeug. Während das Bewusstsein dagegen etwas ist, man sequentiell arbeitet und weniges gleichzeitig fasst. Gerade dadurch kann es aber ein strukturiendes Element wirken. So wie es bei Besprechungen verhindern kann, dass alle gleichzeitig reden, indem man so einen Ball hat und nur wer den Ball hat darf reden. Oder man hat bei so einen Brainstorming Sitzung einen Mann an der Tafel der dort wichtige Ergebnisse zusammenfasst. Bewusstsein ist ein Weg um in einen hauptsächlich parallel arbeitenden Geist so eine "rote Linie" reinzubringen.

  • Dass im Geist viele Dinge gleichzeitig ablaufen, ist denke ich unstrittig. Man kann gedankenverloren nach Hause gehen und steht irgendwann vor der Haustür, ohne sich ans Gehen zu erinnern. Aber die Frage ist ja: Kann das Bewusstsein sich auf zwei Aspekte zugleich richten. Laut Buddha sehen die Augen ein Objekt, es entsteht Sehbewusstsein. Das Ohr hört, es entsteht Hörbewusstsein. Aber kann es zwei Bewusstseins (Wortschöpfung) zugleich geben? Oder löst sich das Sehbewusstsein auf, das Hörbewusstsein entsteht, zerfällt sofort, neues Sehbewusstsein entsteht etc.


    Was genau ist eigentlich Erinnerung? Ich weiß ja, dass ich den Baum vorher schon gesehen habe. Bewusste Erinnerung ist wohl Denkbewusstsein, nehme ich an.

  • Aber kann es zwei Bewusstseins (Wortschöpfung) zugleich geben? Oder löst sich das Sehbewusstsein auf, das Hörbewusstsein entsteht, zerfällt sofort, neues Sehbewusstsein entsteht etc.

    Ich denke eben das sich das Sehbewusstsein auflöst und dann Hörbewusstsein entsteht.

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

  • Kurze Frage: Ist das Bewusstsein multitaskingfähig? Meine Aufmerksamkeit ist auch in Meditation nicht fein genug, um das zu erkennen. Schaltet mein Bewusstsein blitzschnell zwischen "Nase juckt", "Rücken schmerzt", "Geschirrspüler läuft", "Tür knallt", "Geist überlegt" hin und her oder können zwei "Bewusstsein" parallel bestehen? Ich fragte mich das gestern, aber obwohl ich genau hingesehen habe, kann ich nicht entscheiden, ob hier ein schneller Wechsel stattfindet oder zwei Faktoren zugleich präsent sind. Meine Vermutung, dass ersteres zutrifft, ist ein reines Gedankenkonstrukt :) Hat jemand seine Wahrnehmung bereits verfeinert und kennt die Antwort?

    Hallo Cfant,


    die geistige Aufmerksamkeit ist nicht des Multitaskings fähig. Sie geht von einem Objekt zum nächsten, eines nach dem anderen. Das geschieht relativ schnell, daher kommt es dem in der Beobachtung noch ungeübten Geist wie eine Gleichzeitigkeit vor. :)


    Viele Grüße,

    Mirco

  • die geistige Aufmerksamkeit ist nicht des Multitaskings fähig. Sie geht von einem Objekt zum nächsten, eines nach dem anderen. Das geschieht relativ schnell, daher kommt es dem in der Beobachtung noch ungeübten Geist wie eine Gleichzeitigkeit vor.

    Ja…. kurz und bündig.

    Das Bewusstsein ist keine Wundertüte, enorm schnell, schneller als die verblendete Wahrnehmung.

  • Geschickter Schachzug, Mirko! Diese Aussage kann man prinzipiell nicht widerlegen... Man ist halt nur zu ungeübt, wenn man was anderes empfindet. ;)


    Meiner eigenen Erfahrung nach gibt es verschiedene Zustände des Bewusstseins bzw. der Aufmerksamkeit. Die meisten Musiker und Spieler von sehr schnellen Sportarten kennen das.


    Das fokusierte Bewusstsein ist tatsächlich relativ langsam. Wenn man Töne oder Bilder einzeln analysieren will, dann spielt sich das so im Bereich deutlich langsamer als eine 10tel-Sekunde ab.


    Aber es gibt auch ungerichtetes Bewusstsein. Beim Basketball oder beim Tennis macht man den Blick weich und bewusst unscharf, und ist voll aufmerksam, aber nicht auf einen einzelnen Sinneseindruck fokusiert. Dadurch steigt die Reaktionsfähigkeit enorm, aber niemand würde auf die Idee kommen, zu behaupten, der Spieler oder die Spielerin wäre nicht aufmerksam oder unbewusst.

    Beim Trashtalk beim Basketball nutzt man das absichtlich. Durch gezielte geflüsterte Gemeinheiten versucht man, seinen Gegenspieler aus dieser "weichen" Aufmerksamkeit zu holen und ihn zum Denken zu bringen. Und schon ist es mit der Schnelligkeit vorbei.


    Ähnliches gilt für das Musikspielen mit Dirigenten oder nach einem optischen Metronom. Volle Aufmerksamkeit, kein Fokus (weil Visuelles, Haptik, und Klang viel näher beieinander liegen müssen als eine Zehntelsekunde).


    Erfahrene Vipassanameditierer berichten ähnliches auch für die Einsichtsmeditation, aber da kenne ich mich um Jahrzehnte schlechter aus als mit Musik. :)


    Liebe Grüße, Aravind.

  • Ich selbst habe das Problem, dass ich im Alltag mich häufig nur konzentrieren kann, wenn ich mindestens 3 oder mehr Dinge gleichzeitig tue (Stichwort ADS). Wenn mich jemand fragt, wie das funktioniert erkläre ich das meistens anhand von Zeitmultiplexing. Im Alltag bin ich daher meist irgendetwas am schauen, dann noch am Chatten und als Hauptaufgabe am Programmieren, Lernen, oder etwas Spielen.


    Für Meditation bedeutet das, dass ich häufig gedanklich abschweife. Ziel ist damit für mich, solche Abschweifungen zu erkennen und mich dann wieder neu zu fokusieren. Hierfür nutze ich Atemübungen, aber auch manchmal einen visuellen Fokus (Buddhastatue, Schatten, Kerze) oder auch mein Mala.

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