Heilsames stärken, Unheilsames in uns zu verringern

  • Meine Lehrer am Tibetischen Zentrum in Hamburg sagen immer wieder, dass es gut und angemessen ist, sich über die heilsamen Handlungen anderer als auch über die eigenen heilsamen Handlungen zu freuen, denn dadurch verstärkt man die heilsamen Potenziale im eigenen Geisteskontinuum.


    Es ist in meinen Augen bezeichnend für unsere Kultur und unsere Zeit: Dass man sich selbst so einer einfachen, zwischenmenschlichen Sache rückversichern muss: dass es schön ist, dabei zuzusehen, wie andere sich helfen, sich freuen, sich über das richtige freuen, einander vergeben, freundliche Worte zueinander sprechen. Sich gegenseitig aufhelfend. Oder auch darüber, wie aufrichtig sich jemand bedankt, wohlwissend wofür er sich bedankt.


    Das man so etwas darf! Dass es gut ist, Anteil zu nehmen, sich mitzufreuen. So etwas muss offensichtlich erst von aussen bestätigt werden, damit man dem eigenen Gefühl trauen kann :(


    Diese "helle Empfindung" zerstört man sich doch schon wieder, wenn man an irgendein Geistkontinuum oder eine Selbstbelohnung oder was auch immer denkt.


    Die Freude darüber ist angemessen, weil die rechten Handlungen ja wirklich da sind! Und die reineren Handlungsmotive. Die Freude ist nicht dafür da, damit irgendetwas eigenes verstärkt wird.


    Ich möchte mir diese Empfindung nicht mit so einem Gedanken beflecken: es ist gut, so zu empfinden, denn man verstärkt damit die heilsamen Potentiale in einem eigenem Geistkontinuum.


    Es macht den ganzen "Zauber" des Moments kaputt. Es lenkt ab. Es geht gar nicht mit solchen Motiven, so etwas zu erleben. Diese wirkliche, innerliche Freude daran, wie andere gut zueinander sind.




    :sunny:

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  • Noch eine Anmerkung zu Beitrag 19:


    Dass Sherab Yönten einem Kollegen vor Unheil bewahrt hat, ist in meinen Augen eine heilsame Handlung. Sich über die eigenen heilsamen Handlungen zu freuen, ist aber kein Stolz.


    Gruß Helmut

    zumindest ist es nicht das was Assanga meinte. Ich finde Hochmut hier deshalb auch treffender übersetzt. Aus Hochmut wird hier Stolz gemacht und dann mag man denken... "Oh, ich bin Stolz und das ist schlecht".... aber das ist ja gar nicht so gemeint. Erst wenn da Hochmut im Spiel ist und man denkt man wäre der Beste und die anderen schlecht wäre das Hochmut. Auch wenn man denkt " ich bin ein guter Mensch, der andere ist schlecht" ist sicher nicht heilsam. Aber wenn jemand einfach nur versucht heilsam zu handeln und sich daraus ergibt, dass man sich gut fühlt, ohne dabei zu denken das man deshalb besser als andere ist...das ist ja kein Hochmut.

    Auch wenn von Buddha vom Erhabenen gesprochen wird... Und erhaben ja meint "hoch stehend" ...dann meint das, dass er über den Dingen steht...weil er sie überwunden hat...Hochmut findet man da aber nicht.

  • es fühlt sich eben erhaben/enthobener/klar getrennter von vielen anderen (gröberen) Empfindungen die man so kennt, an.



    :sunny:

    • Offizieller Beitrag

    Und erhaben ja meint "hoch stehend" ...dann meint das, dass er über den Dingen steht...weil er sie überwunden hat...Hochmut findet man da aber nicht.

    Es ist also eine Frage des Sprachgefühls. Für dich bedeutet "Stolz" fast das Gleiche wie Selbstzufriedenheit während für mich Stolz nahezu das gleiche bedeutet wie Hochmut.


    Und interessanterweise haben wir beide recht. Der Duden Lister das als Bedeutung 1 und 2:

    ich werde ab jetzt das Wort "stolz" boykottieren, bis es sich für eine Bedeutung entschieden hat!

  • Liebe mkha'


    Ich versuche doch nur klarzumachen, dass man sich selber trauen muss. Eine klare Begründung, warum es heilsam ist, habe ich in beiden Fällen nicht gesehen.


    Eher die Begründung, dass solche Empfindungen für einen selbst gut sind.


    So eine Begründung gereicht nichteinmal I.Kants Moralgesetz. Es geht nämlich, wenn man in so einer Situation an das eigene denkt nämlich wieder um etwas, was man vermeiden will: Stolz.



    :sunny:

  • In seinem Werk Abhidharmasamuccaya, Kompendium des Höheren Wissens, auf das mkha` in Beitrag 45 hinweist, legt Asanga 51 Geistesfaktoren dar. Der Stolz ist eine der sechs Wurzelleidenschaften.


    Asangas Definition von Stolz: "Was ist Stolz? Er basiert auf der falschen Ansicht der vergänglichen Anhäufung als Ich und Mein und ist der Hochmut des Geistes; er hat die Funktion, die Grundlage für das Entstehen von Respektlosigkeit und von Leiden zu bilden." Asanga unterscheidet insgesamt sieben Arten von Stolz.


    Gruß Helmut

    danke.:rose: Eingepaukt.

    ich habe keine Ahung wieso aber mir macht das Spaß sowas zu lernen. Es baut mich auf. Ich weiß es ist ein Zipfel, ein Anfang, irgendwann mal Bezug zu dem Werk zu bekommen.

  • Und erhaben ja meint "hoch stehend" ...dann meint das, dass er über den Dingen steht...weil er sie überwunden hat...Hochmut findet man da aber nicht.

    Es ist also eine Frage des Sprachgefühls. Für dich bedeutet "Stolz" fast das Gleiche wie Selbstzufriedenheit während für mich Stolz nahezu das gleiche bedeutet wie Hochmut.


    Und interessanterweise haben wir beide recht. Der Duden Lister das als Bedeutung 1 und 2:

    ich werde ab jetzt das Wort "stolz" boykottieren, bis es sich für eine Bedeutung entschieden hat!

    ja...ich denke da eher an den stolzen Indianer....und du an den eitlen Fatzken mit Goldkettchen...wahrscheinlich:)

  • Hier geht es doch um buddhistische Praxis, oder ?


    Deshalb werfe ich mal etwas vermeintliches OT in diese „Allerweltsdiskussion“, die imho eher in „Dialog der Philosopien, Religionen und Freidenker gehören würde“


    Stolz, im Sinne der Freude etwas gutes getan oder eine Herausforderung gemeistert zu haben, nennt sich Piti. Piti ist ein Erleuchtungsglied und gehört zu den Geistesformationen


    Hochmuth, im Sinne von sich besser als andere zu fühlen ( übrigens auch gleich oder schlechter, d.h jede Art sich mit anderen zu vergleichen !) nennt sich Mana (Dünkel). Mana ist eine Fessel und gilt auch als Geistesformation (s. verlinkte Tab. oben) allerdings unter bestimmten Bedingungen als unheilsame.


    Aussagen wie „edler Fatzke mit Goldkettchen“oder „aus dem Ei gepellter Geschäftsmann“ entspringen, wie oben erwähnt, übrigens auch aus Dünkel resp. Mana.

  • Für mich ist Stolz eher mit jemandem verbunden, der zu stolz ist, sich zu entschuldigen, der zu stolz ist, sich einzugestehen, dass er/sie Fehler macht oder mit seiner Haltung machen könnte, der nicht bereit ist, sich dem Argument des anderen zu öffnen.

    Zu stolz zu sein, um sich zu versöhnen, ist für mich sogar schlimmer als stolz zu sein, weil man etwas Gutes getan hat.

    In meiner Erinnerung ist es ein Empfehlung in der Bibel, Gutes zu tun, aber es niemanden wissen zu lassen.


    Für mich ist Stolz im buddhistischen Sinne in jedem Fall unheilsam, weil es ja bedeutet, sich mit einem Gefühl zu identifizieren, während man im nächsten Moment über Leerheit meditiert oder schreibt oder andere darüber belehrt. Die Desidentifikation von Gefühlen jeder Art ist aber eine Voraussetzung, um leer zu werden von "Ich" und "Mein".

    Was nicht bedeutet, dass ich solche Gefühle nicht habe, aber ich schiebe sie weg.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Zum anderen habe ich schon erfahren, dass der Gegenpart Eifersucht bei anderen anspringt, wenn man freudig von einer Erfahrung berichtet. Obwohl ich also nicht stolz war, reagierten einzelne so und es wurde kompliziert, in der Gruppe etwas schönes zu erzählen... aber gut, die Übergänge von freudigem erzählen zu herumprahlen sind wahrscheinlich auch gut zu beachten ;)

    Das kenne ich auch, Lucy. Ich habe deshalb meinen Hang zum freudigen Erzählen von mir über mich genauer unter die Lupe genommen Ich habe früher nie etwas wie Stolz oder "schaut, wie toll ich bin" gefühlt, aber bei genauerem Hinsehen fällt mir immer mein Vater ein - ein Komiker à la Heinz Ehrhardt mit viel Herz -, der immer sagte: "wer angibt, hat mehr vom Leben."


    Erst jetzt halte ich mich (meistens) zurück. Es fällt mir schwer, es sitzt mir in Fleisch und Blut. Ich befürchte aber heute, dass ich eher prahle und nicht nur freudig erzähle, obwohl ich oftmals nur Mut machen wollte. Aber all das zeigt die mangelnde Bescheidenheit. Ob ich das jemals loswerde, weiß ich nicht. Vielleicht ist es eben doch nicht nur eine Schwäche, sondern auch eine Stärke. Aber darüber will ich mich nicht weiter definieren.

    _()_

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  • Erst jetzt halte ich mich (meistens) zurück. Es fällt mir schwer, es sitzt mir in Fleisch und Blut. Ich befürchte aber heute, dass ich eher prahle und nicht nur freudig erzähle, obwohl ich oftmals nur Mut machen wollte. Aber all das zeigt die mangelnde Bescheidenheit. Ob ich das jemals loswerde, weiß ich nicht. Vielleicht ist es eben doch nicht nur eine Schwäche, sondern auch eine Stärke. Aber darüber will ich mich nicht weiter definieren.

    Also nur mal so als Rückmeldung.

    Ich bemerke kein prahlen in Deinen Worten (auch nicht "zwischen den Zeilen") erst Recht keine mangelnde Bescheidenheit.


    Es ist schon richtig zu reflektieren und ggfs. ein wenig gegenanzusteuern; aber ich finde auch, dass es wichtig ist authentisch zu bleiben; wie schon gesagt vielleicht mit kleinen Korrekturen. Sonst wirkt man letztendlich noch "verstellt".


    Für mich ist Bei Dir, Monika, jedenfalls nichts ersichtlich in dieser Richtung; aber man selbst kennt sich ja vermeintlich am Besten.


    Liebe Grüße von Schneelöwin

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Ja, vielen Dank, Schneelöwin. Bei mir ist es so, dass ich mich natürlich anders wahrnehme (ich sah mich immer (naiv) freudig), als andere mich wahrnehmen (skeptisch, neidisch oder aber wie Du). Und da gibt es große Unterschiede, deshalb sehe ich das auch nicht verbissen - aber ich schaue hin.

    _()_

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  • Hallo lieber Sherab Yönten.


    Du hättest auch einen Thread eröffnen können. Das werden die einen vielleicht gut und hilfreich oder motivierend finden und andere nicht so gut.


    Deswegen hätte ich es ja interessant gefunden wie die Leute hier darauf reagiert hätten.

    Und ich hätte es interessant gefunden, wie du es formuliert hättest.

    Ob es um unheilsamen Stolz/Hochmut gegangen wäre oder du einfach ein Erlebnis teilen würdest.


    Das mit dem großen Weltretter war eher lustig gemeint und sollte vielleicht etwas dämpfend wirken. Dass du jetzt nicht denkst du hättest sonst was für eine große Tat begangen. Von der sich noch in Jahrhunderten in Heldenliedern erzählt wird.


    Aber ich kenne die Geschichte auch nicht und war nicht dabei. Vielleicht war es ja eine große Tat.


    Erlebnisse wo Leute auf andere deeskalierend wirkten, kenne ich aber auch ein paar.


    Ob es unheilsamer Stolz/Hochmut wäre, mußt du bei dir schauen.


    Deswegen fand ich deine Reflektion in Beitrag 19 ja gut. Und dass du ein Dharmathema daraus gemacht hast.

    Du schriebst: "... und habe mich dabei ertappt wie "toll ich mich dabei fand" ..."


    Das klingt für mich auch eher nach unheilsamen Stolz/Hochmut als nach unschuldiger Freude über eine heilsame Tat.


    Freude ist natürlich gut und erlaubt.

    Ob man diese Freude ausformulieren und verbal teilen muß, kann jeder für sich entscheiden.


    (M)einer Meinung nach.


    :)


    Liebe Grüße

  • Es kann auch der Aspekt von Gier und Haben wollen eine Motivation sein, meiner Meinung nach.

    Wenn man darüber schreiben will oder es teilen will. (Nicht zwangsläufig bei dir jetzt @Sherab Yönten)

    Man hält die freudigen Gefühle scheinbar noch etwas länger am Leben, indem man darüber schreibt und sich darüber ergeht.


    Da ist noch was rauszuholen!


    Was ja auch verständlich ist. Aber irgendwann wird man vielleicht nur noch allen damit auf die Nerven gehen. Also gut zu wissen wann Schluß damit ist. :) (Das ist allgemein gemeint und nicht auf dich bezogen @Sherab Yönten)


    Und wenn man es übertreibt wird es vielleicht wirklich zur unheilsamen Art von Stolz/Hochmut, falls es das noch nicht war.


    Liebe Grüße

  • Aus meiner Sicht eine sinnvolle "Praxis". Ich vermute, dass man bei Gefühlen oder Stimmungen, die mit Stolz oder Selbstzweifel (aber auch Konkurrenz oder Desinteresse) zu tun haben, oft eher den kognitiven Anteil wahrnimmt und nicht sogleich die emotionale Färbung des Denkens. Oder ist es für euch selbstverständlich, eine bestimmte Empfindung „live“ als Stolz benennen zu können? Daher macht die Auseinandersetzung auch Sinn, finde ich.


    Wenn bei mir so ein orgastisches Gefühl von Stolz hochkommt, bin ich sehr auf der Hut. Es teilt mir viel eher mit, dass da was mit meiner Wahrnehmung nicht stimmt! Dieses Gefühl, im Stolz zu baden, ist der Realität faktisch nie angemessen, so meine Erfahrung. Es unterscheidet sich für mich doch recht klar von einer freudigen Stimmung der Dankbarkeit, wenn ich Anerkennung durch Mitmenschen interpretiere und tatsächlich erlebe.


    Eine weitere Unterscheidung dürfte in der zeitlichen Länge eines Gefühls liegen. Selbstzweifelgefühle oder Hochmutsgefühle können eine „Charakter“-Eigenschaft, eine Stimmung oder bloß ein spontanes Empfinden bezeichnen. Auch der Begriff der "Würde" wäre zu erforschen. Im speziell religiösen Zusammenhang wäre übrigens zudem die Scheinheiligkeit zu diskutieren. Aber vermutlich betrifft diese eher die bewusste Täuschung, um das Ansehen bewahren zu können oder Ansehen zu erlangen.

    Einmal editiert, zuletzt von Karnataka ()

  • Wenn bei mir so ein orgastisches Gefühl von Stolz hochkommt,bin ich sehr auf der Hut. Es teilt mir viel eher mit, dass da was mit meinerWahrnehmung nicht stimmt! Dieses Gefühl, im Stolz zu baden, ist der Realitätfaktisch nie angemessen, so meine Erfahrung. Es unterscheidet sich für michdoch recht klar von einer freudigen Stimmung der Dankbarkeit, wenn ichAnerkennung durch Mitmenschen interpretiere und tatsächlich erlebe.

    Wenn mir etwas besonders gut gelingt, dann empfinde ich große Freude und bin tierisch stolz auf mich. Das ist in Ordnung und muss ich überhaupt nicht infrage stellen.


    Realitätsfern wäre es, solche Leistungen immer von mir zu erwarten, die Leistungen anderer nicht ebenso würdigen zu können, mich für "Fehler" oder "Versagen" zu bestrafen, auf andere herabzusehen, andere auf unangemessene Weise zu kritisieren, wenn sie Fehler machen, mein Wissen nicht zu teilen … und letztlich nicht erkennen zu vermögen, dass alles mit allem zusammenhängt und ich niemals etwas ganz alleine und nur durch mich alleine schaffe. Alles ist gemeinsame Anstrengung. Ich ruhe auf den Schultern anderer.


    Ich hüte mich also nicht vor meinen Empfindungen, die spontan hervorbrechen und immer am richtigen Platz sind, sondern vor den daraus resultierenden Schlüssen, die ich womöglich ziehe. Der Unterschied ist z.B.: "Das habe ich super gemacht!" und "Ich bin die allerbeste!"*





    * Wobei das letzte auch relativ ist, denn wenn ich einen weltweiten Wettbewerb gewinne, dann bin ich in der Tat die Allerbeste. Aber kein Problem, wenn ich das zum einen auf diese bestimmte Tätigkeit beziehe und zum anderen mir dessen bewusst bin, dass das nicht immer so sein wird, und ich in anderen Dingen nicht so gut bin. Kurz: Bodenständigkeit bewahren kann.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Einmal kann man ganz allgemein feststellen, dass Emotionen und Gedanken nicht fein säuberlich getrennt werden können. Als Gefühl sind sie ja verwoben. Unsere Freiheit betrifft besonders den Anteil des Denkens. Wie du sagst, kann man Gefühle beurteilen.


    Um den Stolz zu beurteilen, muss man vielleicht Stolz als Gefühl und Stolz als Haltung unterscheiden. Der „stolze Indianer“ meint was anderes als das tatsächliche Empfinden von Stolz im Hier und Jetzt.


    Die allermeisten Eltern empfinden in vielen Situationen Stolz für ihr Kind. Hier ist der Stolz ein hilfreiches, notwendiges, gesundes Empfinden, das dem Kind Selbstwert vermittelt, würde ich sagen.


    Ein Talent zu entfalten, das von anderen anerkannt und geschätzt wird, tut sehr gut. Die daraus resultierende Freude ist aber doch bei der Sache. Ich bin dann dafür glücklich, beispielsweise ein guter Fußballer sein zu dürfen und von den Menschen als guter Fußballer geschätzt zu werden. Und natürlich soll man sehr zufrieden sein, wenn es gelingt, dem eigenen Selbstbild zu entsprechen.


    Ich würde davon sehr wohl eine Art Rausch unterscheiden, wo emotionale Wellen aus welchen Gründen auch immer ein starkes Empfinden der Verliebtheit herstellen. Dies würde ich als Täuschung bezeichnen. Dieses Gefühl lässt sich durch Alkohol steigern und durch Inszenierung manipulieren.


    Das Täuschende am Stolz scheint mir, dass er sich nicht unangenehm anfühlt. Man ist daher geneigt, ihn auch positiv zu beurteilen. Daher ist interessant, eine starke Empfindung von Stolz nachträglich zu beurteilen. War sie angemessen oder war sie vielleicht im Gegenteil sogar ganz unpassend?

  • Du meinst nicht Stolz, sondern Eitelkeit (Anerkennung ist nur eine Erfindung derer, die sich ihre Eitelkeit nicht eingestehen wollen, weil es gerade nicht opportun ist) ?


    Solange es Menschen gibt, gibt es "Spiegelbilder".

    Früher gab es vlt. eine Familie/Sippe/Stamm, die dem Überborden Einhalt geboten hat. Das, was wir (du auch?) als Substitut erfunden haben, kann diese Aufgabe jedoch nicht mehr erfüllen.


    Wir sind nur (noch) Individuen, losgelöst/befreit irgendwelcher Moral, nur dem Dasein aber letztlich nur irgendwelcher Pseudophrasen verpflichtet. Die Transformation des Stolzes auf Eitelkeit/Gewalt ist jedoch nur logisch und letztlich sinnvoll, wenn es denn einen Sinn gäbe/gibt.


    Ebenso sinnerfüllend ist Selbsttäuschung. Denn Täuschung ist das antrainierte Allheilmittel der endgültigen Unwissenheit, bewahrt sie doch davor, der Konsequenz des eigenen Handelns ins Auge zu schauen.

    Ob Handeln oder Dasein - der Unterschied ist marginal.

    Ideologie, Religion sind nur nachgereichte Erklärungen des eigenen Willens, um nicht in der scheinbaren Ausdifferenzierung der Realität unterzugehen.

  • Ich möchte dazu posten, wie es sich mit der Einordnung der Blendung "Stolz" im PK verhält. Da ist es zum Glück nicht so kompliziert und für jeden klar erkennbar.


    Zitat

    māna

    Dünkel, Stolz, Ansicht, Meinung, Einbildung,

    ist eine von den an den Kreislauf des Daseins kettenden 10 Fesseln (siehe samyojana). Er schwindet erst beim Eintritt in die Vollkommene Heiligkeit oder Arahatschaft.


    • den (Gleichheits-)Dünkel (māna): ,Ebenso bin ich'
    • den Minderwertigkeitsdünkel (omāna): ,Schlechter bin ich'
    • den Überlegenheitsdünkel (atimāna): ,Besser bin ich'


    diesen dreifachen Dünkel hat man zu überwinden. Hat aber der Mönch . . . diesen dreifachen Dünkel überwunden, so, sagt man, hat er durch rechte Dünkeldurchschauung dem Leiden ein Ende gemacht.« (A.VI.49).


    »Solche Asketen und Priester, die mit Hinsicht auf den vergänglichen, elenden, dem Wechsel unterworfenen Körper, das Gefühl, die Wahrnehmung, die Geistesformationen und das Bewußtsein, meinen: 'Besser bin ich', oder 'Ebenso bin ich' oder 'Schlechter bin ich', meinen dies eben bloß infolge des Nichterkennens der Wirklichkeit.« (S.22.49).

    Siehe auch Sn v. 342 mit Anm.

    māna



    :sunny:

  • Ich habe noch eine PDF von der Ehrw. Agganyani, da sind alle Geistesfaktoren fein säuberlich eingetrageṇ. Ich fürchte nur, dass das wieder so etwas ist, was man hier nicht einstellen darf - dabei könnte man soviel dadurch lernen ...

    Liebe mkha',


    es erfüllt mich mit Freude, wenn ich ein direktes Zitat aus dem PK angeben kann. Insbesondere, wenn es zur Klärung eines Begriffes einen einfachen und eindeutigen Eintrag gibt.


    Sorry, dass ich schon wieder so pampig war.



    :sunny:

  • Hochmut und Stolz


    Ich würde Stolz von Hochmut unterscheiden. Gemeinsam haben Stolz und Hochmut vermutlich, dass sich auch im Stolz die Vorstellung auf die eigene Person und ihr Wirken auf andere richtet.


    Hochmut bedeutet jedoch, andere herabsetzen zu müssen, um das geliebte Selbstbild aufrecht halten zu können, glaube ich. Das tut der Stolz nicht. Er dienst höchstens dazu, eine für den Selbstwert schwierige Situation erträglich zu machen: Zwar bin ich arm, doch habe ich meine Ehre…


    Stolz ist vermutlich eine angeborene Emotion, die kulturübergreifend erkannt wird (auch wenn Neugeborene sie vermutlich noch nicht brauchen). Kulturelle Aspekte bedingen dann, wie Stolz gezeigt wird. Ein Japaner wird vermutlich nicht mit seinem Reichtum prahlen, Trump darf es hingegen sehr ungeniert.


    Wenn ich eigene Stolzgefühle (im Unterschied zu einer selbstbewussten Haltung) mit Skepsis beurteile, dann, weil ich ihn als eine täuschende Emotion erlebe. Wenn ich beispielsweise eine künstlerische Leistung bringe und mich darüber so besoffen-selbstverliebt fühle, dann zeigt sich regelmäßig, dass ich genau diese Leistung etwas später im Gegenteil als gar nicht gelungen empfinde. Warum ist das so? :?


    Klar ist aber, dass nicht alle Menschen Gefühle in der gleichen Weise erleben. Wann, wie lange und mit welcher Intensität erlebt ein individueller Mensch was? Da gibt es (zum Glück) beträchtliche Unterschiede.

  • Hochmut bedeutet jedoch, andere herabsetzen zu müssen, umdas geliebte Selbstbild aufrecht halten zu können, glaube ich. Das tut der Stolz nicht. Er dienst höchstens dazu, eine für den Selbstwert schwierigeSituation erträglich zu machen: Zwar bin ich arm, doch habe ich meine Ehre…

    ... im Gegensatz zu anderen.


    --> mana


    :sunny:

  • Sorry, dass ich schon wieder so pampig war.

    :?:... Pops, ich las Deinen Beitrag wertneutral, ... Wo warst Du denn pampig?

    Karnataka kennst Du Folgendes nicht?

    Ach ich fand mich vorhin pampig. Du findest nicht, dass ich pampig war. Das ist schön :) Steckt niemand in der Pampe.



    :moon: