Buddhismus und politisches Engagement

  • Bringt es also etwas in der Welt "günstige Umstände" und tolle Möglichkeiten herzustellen, wenn diese dann doch wieder genutzt werden, um dadurch schlechte Bedingungen zu schaffen? Oder ist das jetzt zu fatalistisch-nihilistisch gedacht?

    Im Umkehrschluss müsste es doch heißen, dass man froh über jede Verschlechterung sein müsste: jeden Krieg, jede Seuche, jede Hungersnot, jede Naturkatastrophe, jede Diktatur …

    Dein Bekannter hat schlechte Angewohnheiten und diese immer weiter fortgeführt. Das hat er offensichtlich mit und ohne Geld so gehalten. Eine Milliarde wären ihm nicht genug. Aber ich denke nicht, dass ein Slumbewohner in Kalkutta das Geld für Luxus raushauen würde, wenn ihm jemand 1000 Euro schenken würde.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Es ging mir nicht um Geldgeschenke und auch nicht, wie andere darauf reagieren, sondern ich wollte eigentlich darauf hinaus, dass man nicht von einem Menschen mit einem bestimmten Problem, auf den Rest der Menschheit schließen kann.
    Man sieht doch wie Kleinkredite den Leuten helfen. Die werden auch nicht auf den Putz gehauen.

    Im Grunde geht es Void wohl aber um Entropie und das Umkippen des "humanen Biotops".

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

    • Offizieller Beitrag

    Aber ich denke nicht, dass ein Slumbewohner in Kalkutta das Geld für Luxus raushauen würde, wenn ihm jemand 1000 Euro schenken würde.

    Ich spreche ja auch nicht von einem Deutschen sondern von jemand der in sehr viel Armut aufgewachsen ist. Und da ist es oftmals wirklich so, dass man wenn Geld da ist, dieses als einen Segen auffasst und alle seine Freunde einlädt und es enorm wicht findet sich teure Schuhe zu kaufen. Ein armer Inder würde vielleicht eine Feier machen, zu der das ganze Dorf eingeladen ist und sich satt ist seiner Oma einen Goldring schenken und vielleicht andere Sachen auf die wir nie kämen. Und für vernünftiges bleibt nichts.


    Mir ging es eigentlich um die Frage, ob man die Welt insgesamt verbessern kann,oder ob das dann an der menschlichen Natur scheitert, die im Grossen und Ganzen eher so liebenswürdig verpeilt ist, dass mit positiven Wirkungen automatisch auch negative auftreten. Im Kleinen kann man ( und sollte man) sicher etwas verbessern.


    Aber das bat dann eher so den Charakter einer Sysphosarbeit wie Jäten oder aufräumen und ist kein Verwandlung der Welt.

  • Mir ging es eigentlich um die Frage, ob man die Welt insgesamt verbessern kann,oder ob das dann an der menschlichen Natur scheitert, die im Grossen und Ganzen eher so liebenswürdig verpeilt ist, dass mit positiven Wirkungen automatisch auch negative auftreten. Im Kleinen kann man ( und sollte man) sicher etwas verbessern.


    Aber das bat dann eher so den Charakter einer Sysphosarbeit wie Jäten oder aufräumen und ist kein Verwandlung der Welt.

    Setzen wir voraus: da ist eine mit sich selber identische Welt für alle.


    Was heisst es dann zu sagen, "eine Welt insgesamt zu verbessern"? "Einen Teil der Welt zu verbessern", heisst so gedacht auch "die Welt insgesamt zu verbessern", genauso wie "einen grossen Teil zu verbessern" so gedacht ebenso zwingend heisst: die Welt insgesamt zu verbessern.


    Da "höher schneller weiter" nicht das Motto sein kann und der WeltVerbesserung Begehrende das im eigenen Sinne heilsam machen will, ist da evtl eher ein Weg der Mitte.


    Handlungen haben ja Folgen. Und gemeinschaftliche Handlungen auch.


    Es ist halt nur leider so, dass die Dinge alle einmal kaputtgehen. Und damit auch die Gesellschaften und die Arten und die Errungenschaften und die Welten.


    Insofern: einen göttlichen/zeitlosen Standpunkt der Betrachtung einnehmend sieht das alles wie Sysyphosarbeit aus. Im Sinne eines menschlichen Lebens aber kann das "mittig" gemacht ja eine erfüllende Aufgabe sein. Weil man ja auch sieht, wie sich da ein spezifischer Teil der Welt verbessert, und sich damit natürlich auch insgesamt die Welt verbessert. Und da kann man sich auch heilsam dran erfreuen. Daran, dass es anderen besser geht zB.

    --


    Wenn man es so sieht, hat man auch nicht das Problem der Quantifizierung von "Verbesserung der Welt". Denn "Verbesserung der Welt" müsste ja aus buddhistischer Sicht heissen: signifikant mehr heilsames Anhaften/NichtAnhaften und damit Handeln oder NichtHandeln. Signifikant veränderter rechter Lebenswandel. Wie will man so etwas objektiv messen?


    --


    Eine Weltverbesserung wird in meinen Augen insofern an der "menschlichen Natur" immer scheitern, als dass jede Weltverbesserung nur von Dauer ist. Was auch daran liegt, dass da meist mehrere sind, die die Welt jeweils in ihrem Sinne verbessern wollen.




    :moon:

    5 Mal editiert, zuletzt von Alephant ()

  • Ich spreche ja auch nicht von einem Deutschen sondern von jemand der in sehr viel Armut aufgewachsen ist. Und da ist es oftmals wirklich so, dass man wenn Geld da ist, dieses als einen Segen auffasst und alle seine Freunde einlädt und es enorm wicht findet sich teure Schuhe zu kaufen. Ein armer Inder würde vielleicht eine Feier machen, zu der das ganze Dorf eingeladen ist und sich satt ist seiner Oma einen Goldring schenken und vielleicht andere Sachen auf die wir nie kämen. Und für vernünftiges bleibt nichts.

    Ist das wirklich so? Woher beziehst Du diese Information?

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Mir ging es eigentlich um die Frage, ob man die Welt insgesamt verbessern kann,oder ob das dann an der menschlichen Natur scheitert, die im Grossen und Ganzen eher so liebenswürdig verpeilt ist, dass mit positiven Wirkungen automatisch auch negative auftreten. Im Kleinen kann man ( und sollte man) sicher etwas verbessern.


    Aber das bat dann eher so den Charakter einer Sysphosarbeit wie Jäten oder aufräumen und ist kein Verwandlung der Welt.

    Es ist Sysiphosarbeit.
    Revoluzzer scheitern daran, weil sie das nicht wahrhaben wollen und meinen mit einer Revolution sei es getan. Die menschliche Natur geht da aber nicht mit, weshalb in der Folge dann die unermesslichen Grausamkeiten eines totalitären Regimes folgen. Das "Ich-liebe-doch-alle" war echt.
    Darin besteht ja die Tragik.

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    Was verändern wollen muss immer mit dieser Natur kompatibel sein, nicht gegen sie.

    Daher kann auch eine buddhistische Idealwelt von lauter Erleuchteten nur im Desaster enden.

    All das kann für mich aber nicht bedeuten, die von Menschenhand gemachte Welt nicht zu verbessern. Wir leben bereits in dieser verbesserten Welt. Die meisten von uns wären schon längst tot, niemand könnte hier über den Dharma schreiben, und das nicht nur, weil wir keine Computer hätten. Wir wüssten nicht einmal, dass es ihn gäbe … Wir hocken satt in einem Deutschland herum, daher können wir derart leichtsinnig über dieses Thema reden. Unsere Welt haben unsere Vorfahren schon verbessert. Wir können das nun kaputt machen und uns über alle lustig machen, die auch eine verbesserte Welt wollen und an deren Vernunft appellieren, die wir selbst schon lange an der Haustür abgegeben haben: "Uns geht es gut. Seht wie scheiße das ist. Macht nicht denselben Fehler wie wir! Seid froh, dass es euch nicht gut geht."

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Der Kommunismus sieht sich auch als Weltverbesserer.

    Gier, Hass und Verblendung verhindern bei den Menschen, bzw. machen ein solches, im Grunde genommen lobenswertes politisches Konzept, in der Anwendung unmöglich.

    Politik gilt für die Allgemeinheit: Gier, Hass und Verblendung kann aber m.E. nur jeder für sich selbst verringern; von beseitigen will ich gar nicht reden.

  • Ich denke eher, den Dreien wird nichts entgegengesetzt. Sie werden in den Konzepten nicht oder zu wenig berücksichtigt.

    Und dann steht und fällt alles mit seinen Führungspersönlichkeiten. Wenn nur Egomanen in die Politik gehen, dann kann das beste System nicht bestehen bleiben. Wir sehen gerade, wie die Demokratien dadurch zerstört werden. Aber selbst in einer Monarchie kann ein guter Herrscher zu guten Ergebnissen führen.


    Die US-Amis dachten bisher, ihr Check-and-balance-System würde genügen. Aber es genügte nur, weil es einen Konsens gab, so dass auf weitere Regeln verzichtet werden konnte. Der ist nun erodiert, weshalb das System vor dem Kollaps steht. Die Rechnung wurde zu wenig mit Gier, Hass und Verblendung gemacht. Man hatte Jahrzehnte lang diese drei nicht nur missachtet, sondern sie sogar zur allgemeinen Ideologie gemacht. Es gehört geradezu zum american way of life.
    Bei uns in Europa und auch in Deutschland ist der Konsens auch gerade recht angegriffen.

    Natürlich obliegt ein großer Teil beim Einzelnen. Aber wenn die Gesellschaft keine Ideale mehr hat, dann ist der Einzelne verloren. Es ist nicht so ganz unwahr: "Es gibt kein richtiges Leben im falschen."

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

    • Offizieller Beitrag

    Der Kommunismus sieht sich auch als Weltverbesserer.

    Gier, Hass und Verblendung verhindern bei den Menschen, bzw. machen ein solches, im Grunde genommen lobenswertes politisches Konzept, in der Anwendung unmöglich.

    Politik gilt für die Allgemeinheit: Gier, Hass und Verblendung kann aber m.E. nur jeder für sich selbst verringern; von beseitigen will ich gar nicht reden.

    Wie man eine Gesellschaft so organsiert ist eine sehr unterschieldiche Frage davon, wie man selber mit Gier und Hass umgeht. Weil es auf der gesellschaftlichen Ebene Konstellationen gibt, die die individuellen Verblendungen förder und anstachelt und solche, bei der die Leute, auch wenn sie keine Engel sind einander gegenseitig in Zaum halten. Auch wenn die menschlche natur in allen Ländern und zu allen Zeiten ungefähr gleich ist, gibt es Situationen in denen der Hass einzelner ausreicht um einen Flächenbrand an Gewalt und Krieg zu entfesseln und Situationen, wo das verhindert wird. Das Gesellschaftliche auf das Individuelle zu reduzieren, sehe ich als falsch

  • Das Gesellschaftliche auf das Individuelle zu reduzieren, sehe ich als falsch

    Mein Credo lautet ja anders rum:

    Die individuelle politische Einstellung, z.B. die der kommunistischen Idee, kann nicht auf die gesamte Gesellschaft oder das Kollektiv übertragen werden; weil Gier, Hass und Verblendung ein rein individuelles Phänomen ist.