Konflikte und Meinungsverschiedenheiten im Buddhismus

  • Hallo,


    wenn ich manchmal Bücher über Buddhismus lese, dann entwickelt sich manchmal so eine Vorstellung auf einem Luftkissen aus Liebe, Mitgefühl , Achtsamkeit, wohlwollen durchs Leben zu gleiten. Sind Gefühle wie Wut/Aggressionen wirklich immer negativ. Wie werden Konflikte/Meinungsverschiedenheiten im Buddhismus geklärt. Jeder der nicht erleuchtet ist hat wohl oder übel noch negative emotionen. Wie kann man mit diesem zwiespalt zwischen Ideal und der Realität umgehen. Werden durch meditation Gefühle auch unterdrückt ?


    Viele Grüße

  • Jeder der nicht erleuchtet ist hat wohl oder übel noch negative emotionen


    Das ist für die meisten nicht Heilige sicher richtig obwohl es natürlich

    auch Unterschiede in Häufigkeit, Stärke und Dauer geben dürfte.

  • Deine Frage: "Wie kann man mit diesem Zwiespalt zwischen Ideal und der Realität umgehen?" ist ja eigentlich "Wie ersetze ich unheilsame durch heilsame Gedanken?" EIne Anregung des Buddha findest Du im Majjhima Nikaya im Vitakkasanthāna Sutta (M. 20.) In der Zusammenfassung heisst es:

    1. unheilsame Gedanken durch heilsame zu ersetzten
    2. die Verderblichkeit, das Elend der unheilsamen Gedanken erwägend, die Gedanken vertreiben
    3. die unheilsamen Gedanken nicht beachten, ignorieren und beim Meditationsobjekt verweilen
    4. die unheilsamen Gedanken erwägen, betrachten, analysieren und somit schrittweise auflösen
    5. die unheilsamen Gedanken mit Gewalt niederkämpfen

    _/\_

    Lauter im Handel und Wandel: vor geringstem Fehl auf der Hut kämpft er beharrlich weiter, Schritt um Schritt.

  • Hi,

    ja schön. Bei den Vier Pfeilern der Einsicht, im 8fachen Weg, die Übung, Gefühle zu betrachten, wie sie enststanden, wie sie momentan sind und wie sie sich wieder auflösen. Das geht mit allen Gefühlen so, die in diesen Radar kommen.

    Das Ergebnis ist, dass man sich auch im Alltag, seine Gefühle auf Distanz halten kann.

  • Zitat

    Sind Gefühle wie Wut/Aggressionen wirklich immer negativ.

    Wenn ich meine Wut an meinen dicken Sofakissen auslasse, ist das für mich nicht negativ, tut mir sogar gut :) Es wird erst negativ, wenn ich andere mit meiner eigenen Wut runtermache oder schädige.


    Zitat

    Wie werden Konflikte/Meinungsverschiedenheiten im Buddhismus geklärt.

    Wie überall in der Welt: Wir machen uns erstmal an. Kann man doch gut in diesem Forum sehen, oder? Buddhisten sind keine besseren Menschen, auch wenn viele das gerne sein wollen.


    Zitat

    Wie kann man mit diesem zwiespalt zwischen Ideal und der Realität umgehen.

    Indem man an sich selber arbeitet und mehr und mehr einen anderen Umgang mit schwierigen Gefühlen lernt. Die ethische Soll-Situation der Religionen ist doch dafür da, dass wir einen Richtung und einen Weg gezeigt bekommen, d.h. Ideen entwickeln, wohin wir uns entwickeln können und sollten. Es geht darum, sich auf den Weg zu machen und nicht um Wettbewerb und Perfektionismus. Und es geht auch immer wieder darum, die kleinen Fortschritte bei sich und anderen zu würdigen und sich nicht so oft verleiten zu lassen, mit großer Lupe das Negative zu betrachten.


    Zitat

    Werden durch meditation Gefühle auch unterdrückt ?

    Ja, natürlich kann man Meditation auch dazu nutzen, leider. Aber man kann sie auch zum Gegenteil nutzen, z.B. immer wieder seine Gefühle zu erkennen und zu versuchen sie anzunehmen, bis sie sich von alleine auflösen.


    Kennst du von Thich Nhat Hanh das Buch "Umarme deine Wut"?

  • Wenn ich meine Wut an meinen dicken Sofakissen auslasse, ist das für mich nicht negativ, tut mir sogar gut :) Es wird erst negativ, wenn ich andere mit meiner eigenen Wut runtermache oder schädige.

    Nein, das ist es schon wenn Wut überhaupt da ist.

    Wut ist eine Trübung des Geistes der die klare Sicht verhindert

    und auch gefühlsmäßig kein Vergnügen ist.

    • Offizieller Beitrag

    Sind Gefühle wie Wut/Aggressionen wirklich immer negativ.

    Der Ausgangsgedanken im Buddhismus ist oftmals der, wie man trotz ungünstiger Umstände einen glücklichen, augegelichenen Geist behält. Und von daher wird da Wut schon einmal negativ gesehen.


    Agression ist ja erstmal nur ein Eingreifen, bei dem man sich durchsetzt. Wobei wir es uns angewöhnt haben, Begriffe wie "Agression" oder "Gewalt" nur für Fälle zu verwenden, wo uns das gewaltsame Eingereifen ungerechtfertigt erscheint. Für Fälle, wo uns die Agression gerechtfertigt oder sinvoll erscheint, also wenn ein Notarzt sich gewaltsam durch die Menge Bahnt um einem Verletzten zu helfen, oder eine Mutter die ihr Kind gewaltsam von der Strasse wegzieht um es vorm Überfahrenwerden zu retten, verwenden wir meist andere Wörter wie "Beherztes Eingreifen".


    Wenn ein Räuber dich berdoht, dass du ihm Geld geben sollst nennt man das Gewalt und Agression. Während wenn ein Polizist dann dem Räuber droht, dass er seine Waffe fallenlässt, dann wird man das eher nicht Gewalt oder Agression nennen. Wohl vor allem, weil sein Gefühle dabei nicht übelwollend sind sondern er in erster Linie das Opfer schützten will.

  • Wenn ich meine Wut an meinen dicken Sofakissen auslasse, ist das für mich nicht negativ, tut mir sogar gut :) Es wird erst negativ, wenn ich andere mit meiner eigenen Wut runtermache oder schädige.

    Nein, das ist es schon wenn Wut überhaupt da ist.

    Wut ist eine Trübung des Geistes der die klare Sicht verhindert

    und auch gefühlsmäßig kein Vergnügen ist.

    Fragt sich, was die größere Trübung ist, Wut oder das Leugnen von Wut. Trübung entsteht immer erst wenn wir etwas damit machen wollen, egal ob ausleben oder unterdrücken. Wut kann genausogut ein Lehrer sein, wenn wir ihr ins Auge blicken.

    An Wut ist niemand schuld - sie taucht auf als tatsächlich erfahrbare Wut und vergeht wieder. Da ist keine Trübung, wenn man diesem Vorgag nichts hinzufügt oder wegzunehmen versucht. Dann ist sie auch weder positiv noch negativ.

    Die einzigen Menschen, die vor Wut gefeit sind liegen auf dem Friedhof.

  • Fragt sich, was die größere Trübung ist, Wut oder das Leugnen von Wut.

    Wut, denn ohne Wut könnte man sie doch schlecht leugnen oder?

  • Da (Wut) ist keine Trübung, wenn man diesem Vorgag nichts hinzufügt oder wegzunehmen versucht. Dann ist sie auch weder positiv noch negativ.

    Dann viel Vergnügen sag ich mal.

  • Die einzigen Menschen, die vor Wut gefeit sind liegen auf dem Friedhof.

    Jetzt weiß ich endlich warum der Buddha keine Wut mehr hat.

    Er liegt auf einem "Friedhof".

  • Fragt sich, was die größere Trübung ist, Wut oder das Leugnen von Wut.

    Wut, denn ohne Wut könnte man sie doch schlecht leugnen oder?

    Wenn man Wut durch eine Art selbstsediererische Technik unterdrückt, was durchaus möglich ist, dann entsteht dadurch eine viel schwieriger zu durchschauende Trübung des Geistes. Erkennen kann man diese Trübung höchstens, wenn man der Meinung ist, man hätte die Wut besiegt. Das ist ein gutes Indiz dafür, dass man Wut nicht durchdrungen hat, sondern versucht um sie herum zu kommen und dabei auch noch meint das könne erfolgreich sein.

    • Offizieller Beitrag

    Fragt sich, was die größere Trübung ist, Wut oder das Leugnen von Wut. Trübung entsteht immer erst wenn wir etwas damit machen wollen, egal ob ausleben oder unterdrücken. Wut kann genausogut ein Lehrer sein, wenn wir ihr ins Auge blicken.

    An Wut ist niemand schuld - sie taucht auf als tatsächlich erfahrbare Wut und vergeht wieder. Da ist keine Trübung, wenn man diesem Vorgag nichts hinzufügt oder wegzunehmen versucht. Dann ist sie auch weder positiv noch negativ.

    Die einzigen Menschen, die vor Wut gefeit sind liegen auf dem Friedhof.

    Also was meinst du denn bitte mit "Trübung"? Das Wort "Trübung" wird ja normalerweise mit "Verblendung" synoym gesetzt was ja so eines der Wort für Klesha ist.


    Und Wut ist doch ganz klar unter Klesha einzuordnen. Natürlich ist eine Wut, an der man nicht haftet, d.h. die zu keinem Ego beiträgt kein Klesha. Aber was bleibt denn bitte von der Wut übrig, wenn man die Verteidigung von "ich und mein" wegnimmt?


    Das einzige was ich mir vorstellen könnte, wäre einige Köperliche Phänomene. Ein erhöhter Erregungslevel, eine erhöhrte Durchblutung. Aber all dies kann man ja nicht mehr Wut nennen, oder? Und fällt nicht schon ein erhöhrter Erregungslevel unter Geistestrübung?

  • Werden durch meditation Gefühle auch unterdrückt ?

    Nein, beobachtet:


    Zitat


    Er merkt wenn Hassensgroll (vyāpāda) in ihm ist <In mir ist Hassensgroll>, merkt wenn ein Hassensgroll in ihm ist <In mir ist kein Hassensgroll>. Er merkt es wenn Hassensgroll sich eben erst entwickelt, merkt es wenn der deutlich gewordene Hassensgroll aufgehoben wird, und merkt es wenn der aufgehobene Hassensgroll künftig nicht mehr erscheint.

    ...

    «So wacht er nach innen bei den Geistobjekten über die Geistobjekte, so wacht er nach außen bei den Geistobjekten über die Geistobjekte, nach innen und außen wacht er bei den Geistobjekten über die Geistobjekte. Er beobachtet wie die Geistobjekte entstehen, beobachtet wie die Geistobjekte vergehen, beobachtet wie die Geistobjekte entstehen und vergehen. <Die Geistobjekte sind da>: diese Einsicht ist ihm nun gegenwärtig, soweit sie eben zum Wissen taugt, zur Besinnung taugt; und uneingepflanzt verharrt er, und nirgends in der Welt ist er angehangen. D.22

  • Zitat

    . Und es geht auch immer wieder darum, die kleinen Fortschritte bei sich und anderen zu würdigen und sich nicht so oft verleiten zu lassen, mit großer Lupe das Negative zu betrachten.


    Danke, @User19823, daran kann ich mich nicht oft genug erinnern!


    Liebe Grüße, Aravind.

  • Das einzige was ich mir vorstellen könnte, wäre einige Köperliche Phänomene. Ein erhöhter Erregungslevel, eine erhöhrte Durchblutung. Aber all dies kann man ja nicht mehr Wut nennen, oder? Und fällt nicht schon ein erhöhrter Erregungslevel unter Geistestrübung?

    ich würde das schon Wut nennen, aber eben die reale Wut ohne manipulative Eingriffe.

    Wenn ich "Trübung" lese, dann verbinde ich damit einen Vorhang, der sich vor den Augenblick legt. Kann natürlich sein, dass das nicht der Interpretation entspricht, die Andere damit assoziieren.

    Wenn man sich mit Wut identifiziert, dann ist es eine Trübung in meinem Sinn, aber wenn man sie nur stehen lässt, dann gehört sie einfach gerade dazu und wo ist dann die Trübung?

  • Werden durch meditation Gefühle auch unterdrückt ?

    Nein, beobachtet:

    (...)

    Da wäre ich vorsichtig, obwohl Du IMHO völlig recht hast, mukti. Das gilt aber nur für "perfekte buddhistische Meditation". Natürlich kann man Meditation im Allgemeinen auch dazu nutzen, um Gefühle zu unterdrücken. Und ich wette, dass jede/r von uns das auch hin und wieder tut. (Ich zumindest, in der Regel unbewusst)


    Liebe Grüße, Aravind.

    • Offizieller Beitrag

    ich würde das schon Wut nennen, aber eben die reale Wut ohne manipulative Eingriffe.

    Wenn ich "Trübung" lese, dann verbinde ich damit einen Vorhang, der sich vor den Augenblick legt. Kann natürlich sein, dass das nicht der Interpretation entspricht, die Andere damit assoziieren.

    Wenn man sich mit Wut identifiziert, dann ist es eine Trübung in meinem Sinn, aber wenn man sie nur stehen lässt, dann gehört sie einfach gerade dazu und wo ist dann die Trübung?

    Ich wiess wovon du sprichst: Wut kann ja wie so ein Feuer sein das lodert, und wenn man sich davon distnazieren kann, dann ist das wie bei einem Lagerfeuer, wo man in einige Meter Abstand steht, und weiss, dass es, wenn man nciht nachlegt bald ausgeht. Die Wut ist da, aber man selber ist nicht bei ihr. Wenn man das schafft, dann ist das sicher gut.


    Wobei es eben Leute gibt - deren Geist so geübt ist - das sie sich nicht nur von Wut distanzieren können, sondern das Aufkommen von Wut schon im Ansatz verhindern. Das ist zwar keine so arg verbreitete Fähigkeit aber doch das buddhitische Ziel eines "friedvoller Geist". Das Zur-Ruhe- Kommen der Emotionen nur auf dem Friedhof zu veorten, entwertet doch dieses Ziel indem es es als unrealistisch abtut.

  • Wenn man sich mit Wut identifiziert, dann ist es eine Trübung in meinem Sinn, aber wenn man sie nur stehen lässt, dann gehört sie einfach gerade dazu und wo ist dann die Trübung?

    Ich weiß genau was du meinst. Natürlich hält man noch die Weisheit hoch. So zu sagen

    als Schild gegen die Wut. In sofern hat man noch eine gewisse Klarheit und läßt sich

    (den Geist) nicht blind hinreißen und das ist natürlich keine Trübung die alle Schranken

    schon niedergerissen hätte, aber trotzdem ist es natürlich ein Herzenstrübung und

    wird auch so gesehen denn sie verfärbt die Wahrnehmung und sucht sie zu verfärben.

    Ist die Weisheit aber stark ausgebildet verblast die Wut und wird immer seltener bis

    gar nicht mehr. Das ist auf dem achtfachen rechten Weg ganz und gar unausweichlich.

    Man will schließlich nicht immer Opfer der Wut bleiben, sich von ihr beeinflussen lassen.

  • void und accinca ich will mir irgendwie keine Hoffnung machen, dass sowas wie "Wut" eines schönen Tages nichtmal mehr ansatzweise auftaucht, weil ich für meine Praxis dann gefühlt wieder eine Erwartungshaltung etablieren würde. Das muss man aber sicher nicht so sehen wie ich.

    Ich konzentriere mich halt auf den Augenblick und versuche bedingungslos da zu sein, ohne eine Art von "um zu", also eben nicht "ich muss alles nehmen wie es ist, damit irgendwann alles gut ist und so bleibt". Damit bin ich nämlich mal so richtig auf die Schnauze geflogen.

    Ich finde es darf nicht ausschlaggebend sein, ob man es tatsächlich vor seinem Tod schafft solche Regungen komplett los geworden zu sein und selbst wenn es so wäre, wäre es einem wahrscheinlich in diesem Stadium gleichgültig, wenn man im nächsten Moment wütend werden würde :)

    • Offizieller Beitrag

    void und accinca ich will mir irgendwie keine Hoffnung machen, dass sowas wie "Wut" eines schönen Tages nichtmal mehr ansatzweise auftaucht, weil ich für meine Praxis dann gefühlt wieder eine Erwartungshaltung etablieren würde.

    Da kann ich dich gut verstehen. Aber es ist ja ein Unterschied zwischen dem, was man für sich selbst erwartet und dem was möglich ist. Für mich selber finde ich es realistisch 10 km pro Stunde zu laufen, während so der Weltrekord für 10 km, bei unter 30 Minuten liegt. Natürlich ist es für mich leicht frustrierend, dass da der Unterschied so gross ist. Aber ich fürchte bei Themen wie Wut kann es sein, dass der Unterschied noch gravierender ist. Wenn jemand sein Leben lang den ganzen Tag meditiert, warum sollte für den nicht Wut innerhalb eines Wimpernschlages verschwunden sein, wenn schon der Unterschied zwischen lahmen Hobbysportlern und Profisportlern so gross ist?

  • ich will mir irgendwie keine Hoffnung machen, dass sowas wie "Wut" eines schönen Tages nichtmal mehr ansatzweise auftaucht, weil ich für meine Praxis dann gefühlt wieder eine Erwartungshaltung etablieren würde. Das muss man aber sicher nicht so sehen wie ich.

    Ich konzentriere mich halt auf den Augenblick und versuche bedingungslos da zu sein, ohne eine Art von "um zu", also eben nicht "ich muss alles nehmen wie es ist, damit irgendwann alles gut ist und so bleibt".

    Also du kannst das natürlich sehen wie du möchtest die Lehre des Buddha ist

    es aber nicht. Der Buddha lehrte einen achtfache rechten Weg zur völligen

    Überwindung des Leidens als Ziel. Die Übungen wurden von ihm gelehrt

    um zur Auflösung und Befreiung von den Trübungen zu führen. Die Lehre

    des Buddha ist kein sinnloses Glücksspiel. Seine Nachfolger haben natürlich

    die Erwartung oder sogar die Sicherheit das dieses Ziel durch die Übungen

    erreichbar ist. Erst wenn Befreiung erreicht wurde hat man keine Erwartungshaltung

    mehr. Nicht vorher. Der Buddha warnt in verschiedenen Lehrrede die Mönche immer

    wieder davor sich mit geringeren schon zufrieden zu sein.

  • accinca ich versteh langsam wie "ihr" die Sache seht. Ich glaub das auch, dass es diese Befreiung gibt, aber ich weiß auch, dass ich es nicht machen kann und dass sich alles, was einmal Befreiung wollte davon abwendet wenn klar wird, dass es dem Wollenden nichts bringt. Da bleibt nichts als der Schritt, den man gerade tut und manchmal ist es tröstlicher dass man irgendwann stirbt anstatt sich vorzeitige Befreiung auszumalen (sorry, bin gerade etwas fatalistisch drauf).

    Und natürlich ist es auch für mich kein Glücksspiel. Irgendjemand sagte mal sinngemäß "wir müssen handeln, als würde alles von uns abhängen und können am Ende doch nichts tun". Ich finde, wenn man mal Momente hatte, in denen klar wird, dass es Befreiung gibt, dann geht die Show erst richtig los. Alles wird durcheinander gewürfelt und kein Stein bleibt auf dem Anderen. Man kann nicht mehr mit weniger zufrieden sein, weil es irgendwann wirklich um alles geht, aber das muss nicht unbedingt schön sein. Da gibt es keinen Besitz, sondern die Verheißung muss ins eigene Leben integriert werden, weil es keine Befreiung außerhalb der ganz konkreten Lebensumstände gibt. Kein Plan geht mehr auf und kein Ziel kann mehr erreicht werden. Alles schrumpft zu einem Punkt zusammen und man weiß nicht mehr was man von seiner Biografie halten soll, die doch mal im Mittelpunkt stand. Bevor man Berfreiung findet muss man alles verlieren und da sind bei jedem Dinge dabei die man behalten oder sogar mehren wollte indem man diesen Übungsweg auf sich genommen hat.

    In gewisser Weise sind spirituelle Wege die größten Mogelpackungen aller Zeiten.

    Es lockt Befreiung, aber Du wirst dabei untergehen und wenn Du gewusst hättest, was mit Befreiung gemeint ist, dann hättest Du ganz am Anfang vielleicht lieber die Finger davon gelassen.

    "Mit geringerem zufrieden sein" bedeutet, Ruhe und Zufriedenheit auf einem mehr oder weniger instabilen Niveau etablieren zu wollen und Vielen gelingt das ja auch, aber es ist immer noch das Ich, das zu einer relativen Ruhe kommt. Die muss aber permanent verteidigt und aufrecht erhalten werden. Die tatsächliche Befreiung löscht denjenigen aus, der seine Ruhe haben und zufrieden sein wollte. Vielleicht nur für Augenblicke, oder auch für Stunden oder Monate. Vielleicht geht das auch endgültig, aber solange das nicht so ist muss man die ganze Zeit von vorne anfangen, weil man das nicht besitzen kann. Sobald man's versucht in Besitz zu nehmen ist es weg und man hat keine Ahnung mehr davon.

  • Zitat

    Die tatsächliche Befreiung löscht denjenigen aus, der seine Ruhe haben und zufrieden sein wollte.

    Das hat der Buddha auch nicht gelehrt. Im Gegenteil hat er extra

    darauf hingewiesen das er kein Lehrer der Vernichtung sei.

    Es wird also niemand ausgelöscht.

    Solche Vorstellungen haben mit der Lehre des Buddha garnichts zu tun.

    Nur das Unheilsame, Leidhafte soll zur Erlöschung gebracht werden.

  • Fred1234

    hat _4_ Fragen gestellt und wir haken uns alle bei der Wut fest, fast ohne auf die anderen Fragen einzugehen.


    Wenn das Thema Wut für viele so interessant ist, vielleicht können wir es als Extrathema im neuen Thread abtrennen. (Ich weiß nicht genau, wer so etwas machen kann oder wie so etwas geht.)