Fragen, die mich beängstigen und verwirren

  • Hallo liebe buddhaland-mitglieder,


    ich habe zum Thema Meditation immer einige Fragen, worauf ich noch keine Antwort finden konnte und mich irgendwie beängstigen. Vielleicht könnt ihr mir ja weiterhelfen.


    1. Die Technik der Meditation (seine Gedanken weiterziehen zu lassen ohne mit ihnen zu identifizieren) wende ich auch im Alltag an um nicht so viel zu grübeln und nicht immer in Vergangenheit oder Zukunft zu leben, sondern im Hier&Jetzt. Ich komme nur oft an einen Punkt, wo ich denke "darüber muss ich aber jetzt mal nachdenken", wie z.B. "wie ist mein morgiger Tagesablauf?" oder "habe ich im Streit vielleicht überreagiert?" oder "wie plane ich die Überraschungsparty für meine Freundin?". Nur dann denk ich wieder "bloß nicht nachdenken, lass die Gedanken weiterziehen. Da komme ich jedes Mal zu einem inneren Konflikt, der mir Kopfschmerzen macht.


    2. Ich habe öfters gelesen, dass man Ziele und Wünsche nur ein Konstrukt des Egos sind und man erst wirklich glücklich sein kann, wenn man alle Ziele und Wünsche fallen lässt. Aber wenn ich mir keine Ziele setze bin ich so unmotiviert. Dann komm ich morgens gar nicht aus dem Bett und muss mich zur Arbeit und zum Sport schleppen und mache alles nur schleppend. Aber ich will mir auch keine Ziele setzen und damit mein Ego stärken.


    3. Ich habe immer viel vom "Ego" gehört. Ich habe es jedoch noch nicht ganz verstanden. Sind alle Gedanken das Ego ? Jeder Satz den ich denke oder spreche ?

    Weil ohne Gedanken des Menschen wären doch alle Fortschritte in Technik, Medizin, Bildung etc. gar nicht möglich. Dann würden wir doch immer noch in der Steinzeit leben.


    Ich hoffe ihr versteht, was ich meine. Bin für jede Antwort dankbar _()_:|

  • Nyinje ☼

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Alle drei Fragen haben eine Frage die alle Zweifel beseitigen: Bin ich gierig, hasse ich, will ich an eine Wahrheit glauben nur weil ich glaube das sie wahr ist? Wenn deine Gedanken nicht von diesem herrühren oder darauf gründen gibt es kein Problem mit Zielen, Wünschen, leben mit Mitmenschen.

  • Ich habe immer viel vom "Ego" gehört. Ich habe es jedoch noch nicht ganz verstanden. Sind alle Gedanken das Ego ? Jeder Satz den ich denke oder spreche ?


    Weil ohne Gedanken des Menschen wären doch alle Fortschritte in Technik, Medizin, Bildung etc. gar nicht möglich. Dann würden wir doch immer noch in der Steinzeit leben.

    Ego ist jetzt nicht unbedingt ein typischer buddhistischer Ausdruck, aber viele Buddhisten verwenden ihn trotzdem. Ich denke damit sind alle Tendenzen gemeint, die das eigene Ich über andere stellen. Gedanken sind nicht per se negativ, sie sollten nur nicht "Herr im Haus" sein. Das logische Denken ist schlicht ein Werkzeug des Geistes. Ob Gedanken etwas mit Ego zu tun haben oder nicht entscheidet sich schlicht in ihrem Inhalt. Grobe und subtile Tendenzen, sich als von der Welt und anderen Wesen getrennt zu erleben und entsprechend danach zum eigenen Vorteil zu handeln, auch unter Inkaufnahme von Nachteilen anderer, könnte man als Ausdruck eines "Ego" bezeichnen.


    Der Buddhismus geht dann ja noch ein Stück weiter. Nicht nur das Ich, das sich selbst immer einen Vorteil verschaffen will, sondern auch das Ich, das sich als getrennt von anderen erlebt, egal wie es handelt, ist etwas, das es aufzugeben gilt. Helfersyndrom kann auch ein Ausdruck von einem "Ich" sein, das buddhistisch gesehen eine Form von Verwirrung ist, eine Illusion, d.h. eine falsche Vorstellung davon, wie die Welt ist.

  • Man muss als Mensch schon denken, das ist nicht das Problem. Es geht nur darum, heraus zu finden, wann und wo es dafür an der Zeit ist und wann nicht. Einfach nicht mehr denken zu wollen geht an der Sache vorbei und deshalb sind Deine Probleme damit ein vernünftigs Widerstreben - ums mal so auszudrücken. Ein Gedanke ist auch nicht automatisch 'Ego', sondern entstammt dem 'Ego' dann, wenn man anfängt zu wählen - also etwas anders haben will als es ist. Wenn ich darüber nachdenke wie ich eine konkrete, anstehende Aufgabe am vernünftigsten bewältigen kann, dann ist dieses Denken sinnvoll, sonst wäre man ja ein Weltflüchtling, der die Wahl trifft, vor dem Denken davon zu laufen - was ja wieder 'Ego' ist.


    Was Du da schilderst ist aber ganz normal für den Anfang. Da hilft die Routine des 'einfach weitermachens' und die Augen offen halten was förderlich ist und was nicht.


    Ziele sind auch nichts Schlechtes. Sie werden nur zum Problem, wenn wir uns davon abhängig machen.

    Man kann Ziele haben und sich trotzdem nicht dagegen auflehnen, dass sie noch nicht erfüllt sind und sich auch damit anfreunden, dass wir es nie zu 100% in der Macht haben, ob sie in Erfüllung gehen. Ich finde, man darf sich ruhig Ziele stecken, um eine Richtung für den Alltag zu haben. Man lebt aber trotzdem immer jetzt, egal, ob das Ziel erfüllt ist oder nicht. Die Ziele werden zum Hindernis, wenn sie uns daran hindern, zwischendurch immer wieder dort anzukommen wo wir sind.

  • 1. Die Technik der Meditation (seine Gedanken weiterziehen zu lassen ohne mit ihnen zu identifizieren) wende ich auch im Alltag an um nicht so viel zu grübeln und nicht immer in Vergangenheit oder Zukunft zu leben, sondern im Hier&Jetzt. Ich komme nur oft an einen Punkt, wo ich denke "darüber muss ich aber jetzt mal nachdenken", wie z.B. "wie ist mein morgiger Tagesablauf?" oder "habe ich im Streit vielleicht überreagiert?" oder "wie plane ich die Überraschungsparty für meine Freundin?". Nur dann denk ich wieder "bloß nicht nachdenken, lass die Gedanken weiterziehen. Da komme ich jedes Mal zu einem inneren Konflikt, der mir Kopfschmerzen macht.

    Zitat

    3. "Ihr Bhikkhus, wenn da ein Bhikkhu die Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Zeichen richtet, und infolge jenes Zeichens entstehen in ihm üble unheilsame Gedanken, die mit Begierde, mit Haß und mit Verblendung verbunden sind, dann sollte er die Aufmerksamkeit auf ein anderes Zeichen richten, das mit dem Heilsamen verbunden ist. Wenn er die Aufmerksamkeit auf ein anderes Zeichen, das mit dem Heilsamen verbunden ist, richtet, dann werden jegliche üble, unheilsame Gedanken, die mit Begierde, mit Haß und mit Verblendung verbunden sind, in ihm überwunden und verschwinden. Mit dem Überwinden dieser Gedanken wird sein Geist innerlich gefestigt, beruhigt, zur Einheit gebracht und konzentriert. So wie ein geschickter Zimmermann oder sein Gehilfe einen groben Pflock mit Hilfe eines feinen austreiben, entfernen und herausziehen könnte, genauso sollte ein Bhikkhu - wenn er die Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Zeichen richtet, und infolge jenes Zeichens in ihm üble unheilsame Gedanken entstehen, die mit Begierde, mit Haß und mit Verblendung verbunden sind - die Aufmerksamkeit auf ein anderes Zeichen richten, das mit dem Heilsamen verbunden ist. Wenn er die Aufmerksamkeit auf ein anderes Zeichen, das mit dem Heilsamen verbunden ist, richtet, dann werden jegliche üble, unheilsame Gedanken, die mit Begierde, mit Haß und mit Verblendung verbunden sind, in ihm überwunden und verschwinden. Mit dem Überwinden dieser Gedanken wird sein Geist innerlich gefestigt, beruhigt, zur Einheit gebracht und konzentriert ."


    ---

    [3.]Unheilsame Gedanken können durch den hier empfohlenen Wechsel zu einem geeigneten Meditationsobjekt zur Ruhe gebracht werden. Hier ein paar Beispiele, was das "andere Zeichen" alles sein kann: im Falle von haßerfüllten Gedanken - die Entfaltung von Liebender Güte; im Falle von Gier in Bezug auf andere Lebewesen - Meditation über die 32 Körperteile; Gedanken an Zukünftiges - Todesbetrachtung; Neid - Entfaltung von Mitfreude; Minderwertigkeitsgefühle - Reflektion über die Geburt als Mensch etc; Niedergeschlagenheit - Reflektion über Buddha, Dhamma, Sangha, usw.

    Majjhima Nikāya 20


    2. Ich habe öfters gelesen, dass man Ziele und Wünsche nur ein Konstrukt des Egos sind und man erst wirklich glücklich sein kann, wenn man alle Ziele und Wünsche fallen lässt. Aber wenn ich mir keine Ziele setze bin ich so unmotiviert. Dann komm ich morgens gar nicht aus dem Bett und muss mich zur Arbeit und zum Sport schleppen und mache alles nur schleppend. Aber ich will mir auch keine Ziele setzen und damit mein Ego stärken.

    Eine kleine Auswahl an Zielen:


    Zitat

    4. "Und was, Freunde, ist das Unheilsame, was ist die Wurzel des Unheilsamen, was ist das Heilsame, was ist die Wurzel des Heilsamen? Töten von Lebewesen ist unheilsam; nehmen, was nicht gegeben wurde, ist unheilsam; Fehlverhalten bei Sinnesvergnügen ist unheilsam; unwahre Rede ist unheilsam; gehässige Rede ist unheilsam; der Gebrauch grober Worte ist unheilsam; Geschwätz ist unheilsam; Habgier ist unheilsam; Übelwollen ist unheilsam; falsche Ansicht ist unheilsam. Dies nennt man das Unheilsame."

    Majjhima Nikāya 9


    3. Ich habe immer viel vom "Ego" gehört. Ich habe es jedoch noch nicht ganz verstanden. Sind alle Gedanken das Ego ? Jeder Satz den ich denke oder spreche ?

    Zitat

    9. Channa Vagga

    S.35.84-85 Welken, Leer - 1-2. Palokadhamma, Suññataloka Sutta


    Der Ehrwürdige Anando begab sich zum Erhabenen, begrüßte ihn ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, wandte er sich also an den Erhabenen:


    " 'Welt, Welt' sagt man, o Herr. Inwiefern aber, o Herr, sagt man 'Welt'?"


    "Was da Dinge des Welkens sind, Anando, das nennt man in der Ordnung des Edlen 'Welt'. Was sind Dinge des Welkens, Anando? Die 6 Innen- und Außengebiete, die 6 Arten des Bewußtseins, die 6 Berührungen, die 18 Gefühle. Was da Dinge des Welkens sind, das wird, Anando, in der Ordnung der Edlen 'Welt' genannt".


    " 'Leer, ist die Welt, leer ist die Welt', o Herr, sagt man. Inwiefern aber wird gesagt, die Welt sei leer?"

    "Was da, Anando, leer von Ich und zum Ich Gehörigen ist, zu dem, Anando, wird gesagt: 'Leer ist die Welt'. Was aber ist leer von Ich oder zum Ich Gehörigen? Die 6 Innen- und Außengebiete, die 6 Arten des Bewußtseins, die 6 Berührungen, die 18 Gefühle. Das ist leer von Ich und zum Ich Gehörigen".

    Samyutta Nikaya 35.81-100


    Weil ohne Gedanken des Menschen wären doch alle Fortschritte in Technik, Medizin, Bildung etc. gar nicht möglich. Dann würden wir doch immer noch in der Steinzeit leben.

    Das ist das spannende am Buddhismus. Es wird schwerer, zwischen "gut & böse" zu unterscheiden.


    Willkommen im Forum!



    :sunny:

    Einmal editiert, zuletzt von Alephant ()

  • 1. Die Technik der Meditation (seine Gedanken weiterziehen zu lassen ohne mit ihnen zu identifizieren) wende ich auch im Alltag an um nicht so viel zu grübeln und nicht immer in Vergangenheit oder Zukunft zu leben, sondern im Hier&Jetzt.

    Das hört sich schon verdammt gut an!


    Ich komme nur oft an einen Punkt, wo ich denke "darüber muss ich aber jetzt mal nachdenken", wie z.B. "wie ist mein morgiger Tagesablauf?" oder "habe ich im Streit vielleicht überreagiert?" oder "wie plane ich die Überraschungsparty für meine Freundin?".

    Und genau hier nimmst du dir Zeit und denkst in Ruhe darüber nach. Alles andere wäre ein Ausweichen.


    Nur dann denk ich wieder "bloß nicht nachdenken, lass die Gedanken weiterziehen. Da komme ich jedes Mal zu einem inneren Konflikt, der mir Kopfschmerzen macht.

    Ich habe die buddhistische Lehre nicht so verstanden, daß, wenn du auf der Autobahn ausversehen zu nahe hinter einem LKW hängst, du in der Gegenwart bleibst, ohne etwas zu ändern, statt abzubremsen. Nur, um nicht darüber nachzudenken zu müssen, daß ein zu geringer Abstand in Kürze einen Unfall bewirken könnte.


    Verstehst du den Unterschied zwischen "in der Gegenwart bleiben" und manchmal auch in der Zukunft oder Vergangenheit zu sein, um sinnvoll sein Leben zu meistern?


    2. Ich habe öfters gelesen, dass man Ziele und Wünsche nur ein Konstrukt des Egos sind und man erst wirklich glücklich sein kann, wenn man alle Ziele und Wünsche fallen lässt. Aber wenn ich mir keine Ziele setze bin ich so unmotiviert. Dann komm ich morgens gar nicht aus dem Bett und muss mich zur Arbeit und zum Sport schleppen und mache alles nur schleppend. Aber ich will mir auch keine Ziele setzen und damit mein Ego stärken.

    So wie ich es verstehe, ist die Zielsetzung an sich nicht das Verkehrte, sondern das verbissene Anhaften an Zielen. Das sich und andere peitschen, nur um ein bestimmtes Ziel in einer bestimmten Zeit erreichen zu wollen. Das nicht loslassen können, wenn ein Ziel nicht erreicht wird usw. Es geht darum, Ziele nur zu setzen, um sich selber damit aufblähen zu können. Das Gegenteil wäre, wie ein lustloser fauler Sack durchs Leben zu hängen und das dann mit buddhistischer Wunschlosigkeit zu begründen.


    Für mich ist der Buddhismus im Alltag der Weg der Mitte, jede Verbissenheit oder persönliches Aufblähen zu vermeiden. Die Freude über das Anstreben und Erreichen der eigenen Ziele ist okay, das verbissene Streben, nur um sich selber aufzupolieren oder andere dann herabsetzen zu können, ist nicht mehr okay.


    3. Ich habe immer viel vom "Ego" gehört. Ich habe es jedoch noch nicht ganz verstanden. Sind alle Gedanken das Ego ? Jeder Satz den ich denke oder spreche ?

    Für mich ist wichtig, bei allen Gedanken im Blick zu haben, daß sie unter bestimmten Bedingungen (Menschen, Situationen, körperliche Gegebenheiten etc.) entstanden sind, die auch wieder vergehen. D.h. für mich, sie nicht mehr so absolut zu nehmen und genauer hinzusehen, wann ich sie verfolgen sollte und wann nicht, was ist jetzt wichtig und was nicht. Zu bemerken, daß nur ich meine Realität wahrnehme, die anderen haben entsprechen ihrer Vorerfahrungen einen ganz andere Realität. Alles hängt mit allem zusammen und ändert sich mal schnell, mal langsam.

    Man kann Gedanken dazu nutzen, sein Ego zu polieren, indem man sie absolut nimmt und sie über andere stellt. Oder auch, um sich massiv unter andere zu stellen. Man könnte die Gedanken aber auch dazu nutzen, seinen Job gut zu machen oder die Welt etwas besser zu machen ...

  • Es gibt noch einen Aspekt, was das "Hier und Jetzt" angeht: zu verstehen, dass es nur das Hier und Jetzt gibt. Die Zukunft ist nur eine Projektion möglicher Ereignisse, bis sie "Jetzt" ist, die Vergangenheit ist lediglich Erinnerung, die im "Jetzt" bewusst wird. Dazu kommt, dass dieses "Jetzt" unendlich klein ist, und deswegen ist es gleichzeitig die Ewigkeit. (Ein Paradox, wie so vieles, wenn man tief genug in die Phänomene eindringt)


    Im "Jetzt" sein heisst also vor allem, sich bewusst zu sein, dass die Zukunft auf den Entscheidungen im Jetzt basiert, die man anhand dessen trifft, zu was die Vergangenheit bis zu diesem Jetzt geführt hat. Kein Festhalten der Vergangenheit, aber Anerkennung dessen, zu was sie geführt hat. Kein Hoffen und Bangen in Bezug auf die Zukunft, sondern die bestmögliche Entscheidung im Jetzt treffen und damit vertrauensvoll weitergehen.

  • Zitat

    "marc23: 1. Die Technik der Meditation (seine Gedanken weiterziehen zu lassen ohne mit ihnen zu identifizieren) wende ich auch im Alltag an um nicht so viel zu grübeln und nicht immer in Vergangenheit oder Zukunft zu leben, sondern im Hier&Jetzt."


    Für mich hört sich das ganz schräg an und ich wüßte auch nicht

    in welcher Rede des Buddha eine solch abwegige Idee empfehlen würde.


    Natürlich besteht immer noch die Möglichkeit zu sagen man hätte

    es doch ganz anderes gemeint als gesagt. Aber warum solle man

    sowas denken.


    Wie kommt also jemand auf die Idee seine Gedanken weiterziehen

    zu lassen wäre eine tolle Sache und wohin sollten sie auch ziehen?

    Und was soll daran gut sein Gedanken ziehen zu lassen?

    Und das man sich dann damit nicht mehr Identifizieren würde

    glaube ich auch keine Sekunde wirklich was das Denken angeht.

    Soll man vielleicht denken mein Körper bleibt hier aber die

    Gedanken werden weiter ziehen oder was sagt man da überhaupt.

    Das dabei falsche Gedanken (wie oben) entstehen ist dabei nicht

    verwunderlich.


    Sollte man seine Gedanken nicht erst einmal sammeln und sich

    auf die jeweilige Übung konzentrieren, der Zerstreuung der sinnlosen

    Gedanken entgegen wirken und so das heilsame Denken fördern?


    Natürlich soll auch in der Buddhalehre das Denken wenn es denn

    seinen Zweck erfüllt hat zur Beruhigung gebracht werden, aber das

    ist dann in der zweiten Vertiefung. Zur Ruhe zu bringen ist aber was

    ganz anderes als sie lustig weiterziehen zu lassen. Das kann ich in

    der Lehre nicht finden.

    Einmal editiert, zuletzt von accinca ()

  • Das mit dem Weiterziehen-Lassen bezieht sich auf Zen-Praktiken, aber auch auf Atem-Betrachtungen und Stilles Verweilen. Dies sind sehr wohl vom Buddha gelehrte Praktiken und ich wundere mich, dass laut Accinca solches nie im Palikanon erwähnt worden sein soll.


    Wenn im Palikanon wirklich gar nichts von "Weiterziehenlassen" steht, dann mag es in der Übersetzung für die heutige Zeit verschwunden oder auch entstanden sein. Das sagt aber noch lange nichts darüber aus, dass es somit auch Unsinn sei. Sehr viele moderne Menschen können damit etwas anfangen und es hilft ihnen weiter.


    Davon abgesehen ist der Palikanon ein Grundwerk, dass Jahrhunderte nach dem Ableben des historischen Buddha von anonymen Verfassern zusammengestellt wurde. Es gibt noch erheblich mehr historische Schriften (siehe z.B. www.84000.org) und der Absolutheitsanspruch, den accinca hier im Anfängerbereich auf die Alleingültigkeit seiner eigenen Auslegung des Palikanon erhebt, ist nicht in Ordnung.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


    2 Mal editiert, zuletzt von Lirum Larum ()

  • Wenn im Palikanon wirklich gar nichts von "Weiterziehenlassen" steht, dann mag es in der Übersetzung für die heutige Zeit verschwunden oder auch entstanden sein. Das sagt aber noch lange nichts darüber aus, dass es somit auch Unsinn sei. Sehr viele moderne Menschen können damit etwas anfangen und es hilft ihnen weiter.

    Wie schon von mir gesagt, beziehen sich meine Bedenken nur auf das "Weiterziehen lassen".

    Aber vielleicht bin ich ja de Einzige der das falsch versteht.

    Was aber den Umgang mit Gedanken anbelangt welche durch

    Nichtwissen und Anhaften bedingt sind, so gibt es in der Buddhalehre

    im Prinzip nur 5 Methoden mit den unerwünscht aufkommenden

    Gedanken umzugehen. Nämlich:

    1. Die unheilsame Gedanken durch heilsame zu ersetzten.
    2. Die Verderblichkeit, das Elend der unheilsamen Gedanken erwägend, die Gedanken vertreiben.
    3. Die unheilsamen Gedanken nicht beachten, ignorieren und beim Meditationsobjekt verweilen.
    4. Die unheilsamen Gedanken erwägen, betrachten, analysieren und somit schrittweise auflösen.
    5. Die unheilsamen Gedanken mit Gewalt niederkämpfen.

    Bei der Atembetrachtung wird oft versucht mit Nummer 3 erfolgreich zu sein.

    Soweit das funktioniert ist es auch gut. Allerdings wenn nicht, stehen auch noch

    die anderen Möglichkeiten offen.

  • Wie schon von mir gesagt, beziehen sich meine Bedenken nur auf das "Weiterziehen lassen".

    Aber vielleicht bin ich ja de Einzige der das falsch versteht.

    Mir ging es damit ebenso. Ich habe mich gefragt, wo der Threadersteller so etwas Falsches gelesen hat. Oder ob wer etwas so weit und missverständlich formuliert.


    Diese Denkweise ist aber weit verbreitet und ich habe sie schon öfter gehört. Es gibt einige, die auch ernsthaft glauben, der Buddha hätte gesagt, man solle sich grundsätzlich keine Gedanken machen, es wäre irgendwie schädlich.




    :sunny:

  • Es gibt einige, die auch ernsthaft glauben, der Buddha hätte gesagt, man solle sich grundsätzlich keine Gedanken machen, es wäre irgendwie schädlich.

    Das haben wir ja schon aufgeklärt, dass das so nicht gemeint sein kann.


    Was das "Weiterziehen lassen der Gedanken" angeht, ich kenne tibetisch-buddhistische Meditationstexte, in denen es zu Anfang wortwörtlich heisst: "Wir lassen Gedanken und Gefühle kommen und gehen, ohne sie zu beurteilen"


    Da ist ein Aspekt der Beobachtung drin - statt sich mit den Gedanken und Gefühlen zu identifizieren, beobachtet man sie neutral, beurteilt sie nicht. Unterteilt nicht in "gute" oder "schlechte" Gedanken. Hält nichts fest aber schiebt auch nichts weg.

  • "Wir lassen Gedanken und Gefühle kommen und gehen, ohne sie zu beurteilen"

    Das ist es was ich nicht glaube! Kein Wort glaube ich davon.

    Jede Art von Beurteilen wäre ja auch nur ein Gedanke

    der kommt und geht. Da kann man wieder Beurteilen wie man will sind ja nur

    Gedanken die kommen und gehen. Da kann auch eine Nicht-Beurteilung schon

    eine Beurteilung sein. Ich glaube das dies der Punkt ist der mich daran stört.

  • Was das "Weiterziehen lassen der Gedanken" angeht, ich kenne tibetisch-buddhistische Meditationstexte, in denen es zu Anfang wortwörtlich heisst: "Wir lassen Gedanken und Gefühle kommen und gehen, ohne sie zu beurteilen"

    Und wie gelangt man in die Lage, es überhaupt erst so tun zu können? Unter anderem durch heilsames Handeln, heilsame Rede und auch Rechte Ansicht und damit heilsame Gedanken.


    Es hat einen grossen Hintergrund, warum die Reihenfolge die ist. Und warum man nicht künstlich, ohne dass sich ein Wissen entwickelt hat, Gedanken aller Art einfach an sich vorbeiziehen lassen sollte.


    Es ist also etwas, was sich entwickeln muss. Und das geht für einen Anfänger eher nicht durch die Ansage: wir lassen alle Gedanken weiterziehen.



    :sunny:



    Es ist sogar so, dass der Buddha ausdrücklich davon gesprochen hat, dass eine Vertiefung des Wissens, und damit erst die Möglichkeit, da so gedankenfrei sitzen zu können, durch (gedanklich-betrachtende) Auseinandersetzung von Lehrinhalten gefördert werden kann und auch soll? Ebenso wird explizit davon gesprochen, dass Wissen durch eigene Einsicht, durch eigene ("gedankliche") Betrachtungen möglich sind.

  • Da kann auch eine Nicht-Beurteilung schon

    eine Beurteilung sein.

    Klar, solange man es versucht, ist das auch wieder ein subtiler Gedanke. Man kann denken "ich beurteile diesen Gedanken nicht", und das ist nur ein weiterer Gedanke. Aber dafür ist die Meditation ja eben auch nicht das Ziel, sondern der Weg. Wer es schon kann, braucht nicht zu meditieren / üben.

  • "Gedanken weiterziehen zu lassen ohne mit ihnen zu identifizieren" - erinnert mich an Satipatthana:


    Zitat

    So wacht er nach innen bei den Geistobjekten über die Geistobjekte, so wacht er nach außen bei den Geistobjekten über die Geistobjekte, nach innen und außen wacht er bei den Geistobjekten über die Geistobjekte. Er beobachtet wie die Geistobjekte entstehen, beobachtet wie die Geistobjekte vergehen, beobachtet wie die Geistobjekte entstehen und vergehen. <Die Geistobjekte sind da>: diese Einsicht ist ihm nun gegenwärtig, soweit sie eben zum Wissen taugt, zur Besinnung taugt; und uneingepflanzt verharrt er, und nirgends in der Welt ist er angehangen. D.22


    Im Alltag ist das aber oft nicht anwendbar, besonders von arbeitenden Laien und Haushältern.

  • Es hat einen grossen Hintergrund, warum die Reihenfolge die ist. Und warum man nicht künstlich, ohne dass sich ein Wissen entwickelt hat, Gedanken aller Art einfach an sich vorbeiziehen lassen sollte.


    Es ist also etwas, was sich entwickeln muss. Und das geht für einen Anfänger eher nicht durch die Ansage: wir lassen alle Gedanken weiterziehen.

    Die Reihenfolge ist in verschiedenen Systemen für verschiedene Menschen gedacht und unterschiedlich. Der tibetische Buddhismus ist ja in weiten Teilen eher praxisorientiert. Da werden die Meditationen so zusammengestellt, dass sie in ihrer Gänze alles abdecken. Man kann und soll natürlich nicht einen Satz herausgreifen und nur das praktizieren. Ausserdem wird das Zusammenspiel von Wissen und Meditation betont. Wissen schafft eine Grundlage, die Meditation vertieft diese Grundlage, bis man eine Erfahrung hat. Darauf baut wieder Wissen auf. Man kann aber auch mit der Meditation und der Erfahrung anfangen und dann das Wissen hinterher bekommen, wie man diese Erfahrung richtig einordnen kann.


    Im ZaZen scheint es wiederum nochmal ganz anders zu sein, aber das kann jemand besser erklären, der es selbst praktiziert.


    Fazit: bitte keine absoluten Aussagen! Die Regeln im Anfängerbereich sagen klar aus, dass jeder aus seiner Sicht antworten kann, aber dass diese Sicht nicht gegen die anderen ausgespielt werden soll. Somit würde ab und zu ein Einschub wie "Es hat einen grossen Hintergrund, warum ... im Theravada ... die Reihenfolge die ist." der Diskussion an dieser Stelle gut tun. ;)

  • Schließlich gibt es auch Gründe für die Gedanken die kommen und gehen.

    Was nutzte es die Wurzel der Gedanken sein zu lassen und nur das Denken

    im Nachhinein nicht mal zu beurteilen. Das ist doch gewöhnlich wenn nicht

    sogar gedankenlos wie es leider häufig vorkommt. Da stimme ich pops zu

    wenn er sagt:

  • "Wir lassen Gedanken und Gefühle kommen und gehen, ohne sie zu beurteilen"


    Da ist ein Aspekt der Beobachtung drin - statt sich mit den Gedanken und Gefühlen zu identifizieren, beobachtet man sie neutral, beurteilt sie nicht. Unterteilt nicht in "gute" oder "schlechte" Gedanken. Hält nichts fest aber schiebt auch nichts weg.

    Eigentlich dachte ich, dass das auch im Zazen so gemacht werden sollte 🤔 Weiterziehen /lassen/ heißt ja auch nicht ignorieren. Es ist mehr ein beobachten, wie sie entstehen, kommen und gehen, eben eine Achtsamkeitsübung.


    :zen:

    Einmal editiert, zuletzt von Sisyphos ()

  • "Gedanken weiterziehen zu lassen ohne mit ihnen zu identifizieren" - erinnert mich an Satipatthana:


    Zitat

    So wacht er nach innen bei den Geistobjekten über die Geistobjekte, so wacht er nach außen bei den Geistobjekten über die Geistobjekte, nach innen und außen wacht er bei den Geistobjekten über die Geistobjekte. Er beobachtet wie die Geistobjekte entstehen, beobachtet wie die Geistobjekte vergehen, beobachtet wie die Geistobjekte entstehen und vergehen. <Die Geistobjekte sind da>: diese Einsicht ist ihm nun gegenwärtig, soweit sie eben zum Wissen taugt, zur Besinnung taugt; und uneingepflanzt verharrt er, und nirgends in der Welt ist er angehangen. D.22


    Im Alltag ist das aber oft nicht anwendbar, besonders von arbeitenden Laien und Haushältern.

    Da würde ich dir doch dringend empfehlen den Zusammenhang

    dieser Aussage nachzulesen. (die fünf Hemmungen usw.) Er beobachtet

    seine geistige Verfassung und ist sich ihrer bewußt aber nicht um sie

    ziehen zu lassen oder sich nicht darum zu kümmern wenn nötig.

  • Was das "Weiterziehen lassen der Gedanken" angeht, ich kenne tibetisch-buddhistische Meditationstexte, in denen es zu Anfang wortwörtlich heisst: "Wir lassen Gedanken und Gefühle kommen und gehen, ohne sie zu beurteilen"


    Da ist ein Aspekt der Beobachtung drin - statt sich mit den Gedanken und Gefühlen zu identifizieren, beobachtet man sie neutral, beurteilt sie nicht. Unterteilt nicht in "gute" oder "schlechte" Gedanken. Hält nichts fest aber schiebt auch nichts weg.

    Eure Interpretationen zu Kilayas Aussage halte ich für überzogen, da macht ihr aus einer Mücke einen Elefanten.


    Diese Übung am Beginn einer Meditation dient dazu, den flatterhaften, unsteten Geist zu beruhigen. damit man ihn dann stabil und unabgelenkt auf das eigentliche Meditationsobjekt ausrichten kann. Eine andere Methode hierzu ist die Atembetrachtung, bei der man sich eine Zeit lang auf das Ein- und Ausströmen des eigenen Geistes konzentriert, um den Geist zu beruhigen, so dass man gut meditieren kann.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Da würde ich dir doch dringend empfehlen den Zusammenhang

    dieser Aussage nachzulesen. (die fünf Hemmungen usw.) Er beobachtet

    seine geistige Verfassung und ist sich ihrer bewußt aber nicht um sie

    ziehen zu lassen oder sich nicht darum zu kümmern wenn nötig.


    Z.B. im Zusammenhang mit den Daseinsgruppen und den sechs Innen- und Außengebieten ist das ein Erkennen der Vorgänge durch bloßes Beobachten, wie sie entstehen und vergehen.

  • Ja, accinca den Zusammenhang nachzulesen würde ich Dir auch oft empfehlen, wenn Du Dir einzelne Satzteile oder Begriffe herausgreifst und sie auf der Basis Deiner eigenen Interpretation ohne jeden Zusammenhang kritisierst.

  • Es geht accinca ja auch nicht darum, einen Anfänger zu helfen.

    Man muss sich mal vorstellen, man schnuppert in den Buddhismus rein, hat Fragen, postet hier und erwartet sich Hilfe, und dann kommt so jemand wie accinca daher mit dessen Antworten.


    Wahrscheinlich lässt man den Buddhismus dann sofort fallen.

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

  • Wutgedanken darf ich nicht vorbeiziehen lassen, dann kommen sie wieder, weil ich nicht ergründet habe was sie erzeugt. Diese Gedanken nicht ergreifen heißt sie annehmen als meine Gedanke, meines Ichbins Gedanken. Personengedanken. Ich betrachte und ergründe die Gedanken von Ichbin um hilfreich mit Gedanken umgehen zu können.

    Sie kommen und gehen zu lassen, ohne sie zu beurteilen, heisst eigentlich genau das: sie anschauen. Was Du meinst, wäre Verdrängung bzw. Wegschieben, genau darum geht es eben nicht. Nicht festhalten, nicht wegschieben.


    Analytische Meditation ist einfach ein anderer Typ von Meditation. Ein reine Geistesberuhigung ist noch ein anderer Typ. Sie gegen einander auszuspielen, hiesse einen Reisebus mit einem Kleinwagen und diesen mit einem Mofa zu vergleichen: sie dienen jeweils einem anderen Zweck, aber deswegen ist nicht das Eine besser oder richtiger als das Andere.