SelbstLiebe & SelbstAnnahme im Buddhismus

  • Liebe ForumGemeinschaft,


    ich möchte einen Thread starten, der sich im weiteren Sinne mit den Themen "SelbstLiebe" & "Selbstannahme" beschäftigen soll.


    Ich würde gerne klären, ob und wie wichtig so etwas wie "Selbstliebe" und/oder "SelbstAnnahme" ist, also was mit diesen Begriffen im Zusammenhang mit der Lehre & der Praxis die ja auch im Alltag stattfindet, gemeint sein könnte.


    Eine weitere Frage ist für mich:


    Ist es so dass für einige die Entwicklung eines SelbstWertes, was vielleicht auch zT durch den Begriff Selbstliebe angezeigt werden kann, eine vorrangige Aufgabe ist, um schließlich einmal in einer allumfassenden Güte gerade das selbstlose Motiv und damit ein Wissen um anatta erkennen zu können? Anders: Braucht es vielleicht zuerst ein Maß an SelbstLiebe um mit anatta-Lehre vernünftig/achtsam umgehen zu können?


    ---


    Anmerkung. Es könnte dieser Thread auch eine Synthese werden aus weltlichen Argumenten/Beschreibungen/gröber formulierten Beschreibungen/ein "durchlässiges Selbst" voraussetzenden Beschreibungen und den feineren und letzten Aussagen & Argumenten des Buddhismus (zB anatta).




    :sunny:

  • Ich würde gerne klären, ob und wie wichtig so etwas wie "Selbstliebe" und/oder "SelbstAnnahme" ist, also was mit diesen Begriffen im Zusammenhang mit der Lehre & der Praxis die ja auch im Alltag stattfindet, gemeint sein könnte.

    Wie ist das für dich , Alephant?
    Liebst du dich, nimmst du dich so an, wie du bist?


    Ist es so dass für einige die Entwicklung eines SelbstWertes, was vielleicht auch zT durch den Begriff Selbstliebe angezeigt werden kann, eine vorrangige Aufgabe ist, um schließlich einmal in einer allumfassenden Güte gerade das selbstlose Motiv und damit ein Wissen um anatta erkennen zu können? Anders: Braucht es vielleicht zuerst ein Maß an SelbstLiebe um mit anatta-Lehre vernünftig/achtsam umgehen zu können?

    Wie ist das für dich, pops?

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • Das Sedaka Sutta (S.47.19.) scheint mir erstmal zum Thema zu passen:


    Zitat


    Auf sich selber achtend, ihr Mönche, achtet man auf die anderen. Auf die anderen achtend, achtet man auf sich selber.

    Und wie, ihr Mönche, achtet man, auf sich selber achtend, auf den anderen?


    Durch Pflege, durch Entfaltung, durch häufiges Tun.

    So, ihr Mönche, achtet man, auf sich selber achtend, auf den anderen.


    Und wie, ihr Mönche, achtet man, auf den anderen achtend, auf sich selber?

    Durch Geduld (khanti), durch Gewaltlosigkeit (avihiṃsā), durch Liebe (mettacitta), durch [An-]Teilnahme (anudaya).

    So, ihr Mönche, achtet man, auf den anderen achtend, auf sich selber.


    'Ich werde auf mich achten', so sind, ihr Mönche, die Pfeiler der Achtsamkeit zu pflegen. 'Ich werde auf die andern achten', so sind die Pfeiler der Achtsamkeit zu pflegen.

    Auf sich selber achtend, achtet man auf die anderen, ihr Mönche, auf die anderen achtend, achtet man auf sich selber".

    • Offizieller Beitrag

    Ist es so dass für einige die Entwicklung eines SelbstWertes, was vielleicht auch zT durch den Begriff Selbstliebe angezeigt werden kann, eine vorrangige Aufgabe ist, um schließlich einmal in einer allumfassenden Güte gerade das selbstlose Motiv und damit ein Wissen um anatta erkennen zu können? Anders: Braucht es vielleicht zuerst ein Maß an SelbstLiebe um mit anatta-Lehre vernünftig/achtsam umgehen zu können?

    Ich finde Begriff wie "Selbstliebe" und "Selbstwert" sind gerade im im buddhitischen Zusammenhang nicht sehr sinvoll.

    Schon der Begriff Liebe selbst ist ja verirrend, da er schon so viele ganz wiedrsprüchliche Bedeutungen hat. Dazu kommt der Begriff "Selbst" der in allen möglichen westlichen Traditionen eine sehr andere Bedeutung als im Buddhismus hat. Von daher sind das Begriff, die sehr dazu geignet sind Verwirrung zu erzeugen.,


    Was im Buddhismus wichtig ist, ist Gier und Hass zu überwinden und sich der Realität anzunähern. Und weil diese Realitä ja nicht nur rein was äußeres ist, sondern eben auch den Umgang mit denen eigenen Verblendungen und Prägungen umfasst, nähert man sich auch diesen freundlich und achtsam. Was man dann vielleicht mit "Selbstliebe" oder "Selbstwertschätzung " umschreiben kann.


    Während es bestimmt andere Situationen gibt in denen Selbstwertschätzung mit einem Anhaften an einem Selbst zusammenhängen. Worte die so eine breite Bedeutngsspielraum haben sind sehr problematisch.

  • Ein sehr schönes und auch wichtiges Thema in meinen Augen. Vielen Dank.

    Ich erinnere eine Aussage von Thich Nhat Hangh "ungefähr" folgendermaßen:


    "Als ich damals im Westen anfing , war meine Lehre sehr viel strenger aufgestellt. Mit der Zeit bemerkte ich jedoch; dass es hier sehr viele Menschen gibt, denen es an Eigenliebe (Selbstliebe) fehlt und meine Lehre so, für diesen Menschen, nicht hilfreich ist."

    Daraufhin hat er seine Lehre hier umgestellt, die erst einmal dahingehend ausgerichtet ist, "heile zuerst Dich Selbst" erst dann bist Du in der

    Lage auch mit anderen gut umzugehen.


    So ähnlich in etwa habe ich die Worte in meinem Kopf abgespeichert, dazu gibt es auch ein Video von ihm; welches allerdings über drei Stunden läuft.


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    Weiterhin möchte ich dazu einflechten, dass Einsamkeit die Todesursache Nr. 1 in Deutschland sein soll und ich sehe da eben auch einen

    Zusammenhang der fehlenden Selbstliebe; Selbstakzeptanz, Selbst-Wert.


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    Herzlichen Dank.

    Liebe Grüße von Schneelöwin

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




    Einmal editiert, zuletzt von Schneelöwin ()

  • "Als ich damals im Westen anfing , war meine Lehre sehr viel strenger aufgestellt. Mit der Zeit bemerkte ich jedoch; dass es hier sehr viele Menschen gibt, denen es an Eigenliebe (Selbstliebe) fehlt und meine Lehre so, für diesen Menschen, nicht hilfreich ist."

    Meinst du, dass man vielleicht genausogut sagen kann: da ist viel SelbstHass. Und dort wo unerkannter SelbstHass/-Ablehnung ist, da ist die Praxis einem grösserem Hindernis ausgesetzt?




    :sunny:

  • ich halte es wie folgt:

    A.) sich annehmen, wie man ist, mit allen Vorzügen und vermeintlichen Schwächen


    Kann man sich als Person, (bestehend aus den fünf skandha), nicht so, wie man ist, annehmen, wird es nicht einfach sein, einen Mitmenschen, so, wie er ist, anzunehmeṇ und zu akzeptiereṇ

    Das Thema & der Begriff "Nächstenliebe" hängt da in meinen Augen eben auch mit mit im Thema drin. Ist da eher vielleicht eine Akzeptanz und damit auch Verständnis eines bestimmtes Gefühls, einer Vorstellung, oder Handlung gemeint, als Akzeptanz und Vorstellung gleich einer "ganzen Person"?


    Es ist in meinen Augen so, dass man eine entsprechende Person immer wieder neu akzeptiert/versteht/liebt/oder auch ablehnt, dadurch dass man sie nicht "ganz" kennen kann.


    B.) Den Begriff "Liebe" verstehe ich wie folgt: allumfassendes altruistisch liebendes Mitgefühl" - und das entwickele ich durchaus auch für die Person mkha' mit allen ihren Vorzügen und vermeintlichen Schwächen ....


    Zitat

    So gründet sich also auch die Forderung der Nächstenliebe sowohl wie die der Feindesliebe auf einer Annahme, die der kritischen Betrachtung nicht stand hält. Es ist nichts anderes als eine bloße Behauptung, wenn gesagt wird: „Ich bin du", oder: „Du und ich sind im innersten Kern Eins"; wie man überhaupt nie zu Recht von einem „Ich" oder „Du", im Sinne eines Absoluten, Unerkennbaren und Unvergänglichen sprechen kann, wenn man leere Begriffe vermeiden will. Der Begriff der Nächstenliebe weist hin auf sein Gegenstück, die Selbstliebe. Beiden gemeinsam ist das Anhaften, sei es am Nächsten oder am Selbst, und dieses Anhaften haben wir als durchaus unheilsam und leidvoll erkannt. Die Loslösung vom Anhaften bedingt aber auch eine Loslösung von der Nächsten- und Feindesliebe und eine Wandlung dieser Liebe zur reinen Güte. Damit fällt auch die so überaus schwer erfüllbare Forderung der Feindesliebe dahin. Feindschaft und Liebe schließen sich aus wie Feuer und Wasser, aber man kann der Feindschaft mit Güte begegnen; nur dadurch wird sie unwirksam und kann sich mindern bis zum Erlöschen.

    II.A.4. Abstehen von Lüge



    :sunny:

    2 Mal editiert, zuletzt von Alephant ()

  • Das mag jetzt etwas abgehoben klingen, aber wenn der Buddhismus von einem Nicht- Selbst ausgeht,

    was könnten wir dann lieben bzw. hassen? Eigentlich gibt es in uns Selbst nichts, das man greifen könnte, um es zu lieben oder zu hassen, denn dieses "Selbst" verändert sich ja permanent, gehorcht den Gesetzen des bedingten Entstehens u.s.w.

  • Das mag jetzt etwas abgehoben klingen, aber wenn der Buddhismus von einem Nicht- Selbst ausgeht,

    was könnten wir dann lieben bzw. hassen? Eigentlich gibt es in uns Selbst nichts, das man greifen könnte, um es zu lieben oder zu hassen, denn dieses "Selbst" verändert sich ja permanent, gehorcht den Gesetzen des bedingten Entstehens u.s.w.

    Ich finde, dies ist überhaupt keine abgehobene Argumentation. Der Buddha hat die Selbstlosigkeit der Person gelehrt, also dass wir weder ein unabhängiges, teileloses und beständiges Selbst noch ein eigenständig-substanzielles Selbst besitzen. Auf ein derartiges Selbst kann sich Selbstliebe oder Selbstannahme also nicht beziehen, weil es diess nicht gibt. Worauf bezieht sich also unsere Selbstliebe und Selbstannahme und was ist Selbstliebe und Selbstannahme?


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Das mag jetzt etwas abgehoben klingen, aber wenn der Buddhismus von einem Nicht- Selbst ausgeht,

    was könnten wir dann lieben bzw. hassen? Eigentlich gibt es in uns Selbst nichts, das man greifen könnte, um es zu lieben oder zu hassen, denn dieses "Selbst" verändert sich ja permanent, gehorcht den Gesetzen des bedingten Entstehens u.s.w.

    Ich finde, dies ist überhaupt keine abgehobene Argumentation. Der Buddha hat die Selbstlosigkeit der Person gelehrt, also dass wir weder ein unabhängiges, teileloses und beständiges Selbst noch ein eigenständig-substanzielles Selbst besitzen. Auf ein derartiges Selbst kann sich Selbstliebe oder Selbstannahme also nicht beziehen, weil es diess nicht gibt. Worauf bezieht sich also unsere Selbstliebe und Selbstannahme und was ist Selbstliebe und Selbstannahme?


    Gruß Helmut

    Ich sehe das so:


    Sich auf sich selbst beziehen und dies als Ich zu benennen, ist eine kognitive Funktion. Da kann man nicht sagen, dass es diese Funktion nicht gäbe.


    Hinsichtlich einer höheren Wirklichkeit muss man zwischen Mahayana Philosophie der Leerheit und der Sichtweise von einem vergänglichen, abhängigen Selbst unterscheiden, würde ich sagen. Diesen Unterschied sprichst du ja auch indirekt an, glaube ich.


    Bezogen auf die erlebte Wirklichkeit stellt sich die Frage, ob unser Selbst in dem Sinn unabhängig ist, wie wir vielleicht meinen. Das könnte ein Bemühen um mehr Verbundenheit von uns fordern. So gesehen fordert Selbst-Mitgefühl dann das Bemühen um Mitgefühl für den Nächsten.


    Bezogen auf die Frage der Sterblichkeit wäre die buddhistische Position, dass jener unsterbliche Anteil nicht als Ich oder Selbst zu charakterisieren sei, würde ich interpretieren.

  • Ich geh mal mit @mkha' und ignoriere die Frage nach dem Selbst, das angeblich nicht existiert (trotzdem natürlich eine wichtige Frage).


    Ich rede hier wie meistens über meine eigenen Erfahrungen und meine tägliche Praxis. Im Vipassana ist Metta neben Achtsamkeit und Einsichtsmeditation die dritte wichtige Säule.


    Metta Bhavana
    Liebe definiere ich hier im buddhistischen Sinne als "Metta", Liebende Güte.

    Romantische Liebe, Elternliebe usw. führt im Gegensatz dazu eher nicht zur Befreiung, sondern zu mehr Leiden. Leiden verwende ich hier ebenso im buddhistischen Sinne, also auch "unbefriedigt sein", ...


    Das Grundprinzip von Metta ist nach meinem Verständnis, dass sie völlig bedingungs-los ist (und damit eng verwandt mit Hingabe an das, was ist). Ich sende diese Liebe zu mir und allen Lebewesen, nicht:

    * um jemanden freundlich zu stimmen

    * um ungewollte Gefühle durch andere zu ersetzen, die mir besser passen

    * um Dich oder mich zu manipulieren

    usw.


    Sondern, weil "ich" erkannt habe, dass ich leide.

    Dass alle Lebewesen leiden, und wir miteinander verbunden sind.


    Das tolle an Metta ist, dass sie heilsame Folgen hat, obwohl sie ohne Absicht ausgeübt wird (genau genommen: nur wenn sie ...).


    Ich selbst praktiziere Metta Bhavana mindestens zwei Mal am Tag nach den "üblichen" Anleitungen (Herz öffnen, "Möge ich glücklich sein, möge ich Ärger und Groll los lassen, ...") und dem Metta Sutta für mich und dann für alle Lebewesen.


    Wirkung

    Mit etwas Übung sind die Effekte wirklich beeindruckend: Mehr Gleichmut, mehr Selbstliebe, obwohl ich in der Einsichtsmeditation in mir auf so viel Hass und Gemeinheiten stoße; also Annahme der unheilsamen Gedanken/Gefühle/Empfindungen.


    Mittlerweile setze ich Metta-Meditation als Start meines Sitzens ein, weil sich mein Geist dann schneller und automatisch beruhigt. (die klassische Abfolge wäre eher "Achtsamkeit auf den Atem", Einsichtsmeditation, Metta). Ebenso im Alltag.


    Ob sich mein Selbstwertgefühl dadurch verbessert, kann ich gar nicht sagen. Ich glaube, das ist eher umgekehrt: Indem ich alle meine Seiten stärker annehme, nimmt die Bedrohung von außen ab (dass jemand mitbekommt, was für ein unfähiger und furchtbarer Mensch ich bin; dass ich nicht gut genug bin), und ich habe von alleine mehr Lust, mich mehr zu öffnen, weniger Perfektion zu behaupten, mehr Liebe in die Welt zu bringen, und mich zu zeigen.


    Das bestätigt den alten Satz: "Liebe ist das Gegenmittel zu Angst".


    Wie kam ich dazu?

    Ganz einfach: Als ich meinen Lehrer kennen gelernt habe, kam mir so viel unbedingte Liebe entgegen, dass ich sofort wusste: Das will ich auch!


    Liebende-Güte-Grüße, Aravind.


    Metta Bhavana: Loving-Kindness Meditation – Mahamevnawa Buddhist Monastery

    Metta-Sutta

  • Irgendwie stehe ich gerade auf dem Schlauch, um mitlachen zu können.:o

  • Irgendwie stehe ich gerade auf dem Schlauch, um mitlachen zu können.

    Ich bin nicht @mkha' , ich hoffe, es ist mir gestattet*:


    Das mag jetzt etwas abgehoben klingen, aber wenn der Buddhismus von einem Nicht- Selbst ausgeht,

    was könnten wir dann lieben bzw. hassen? Eigentlich gibt es in uns Selbst nichts, das man greifen könnte, um es zu lieben oder zu hassen, denn dieses "Selbst" verändert sich ja permanent, gehorcht den Gesetzen des bedingten Entstehens u.s.w.

    Dann gibt es wohl demnach auch nichts an deiner Frau, "das man greifen könnte, um es zu lieben und zu hassen". :grinsen:


    Sich vorzustellen, wie du das deiner Frau erklären könntest, war recht amüsant. Aber sicher nicht verletzend gegen dich gerichtet. :)


    *Ich liege auf der Couch und kann mich bei dieser Hitze einfach nicht aufraffen, irgendetwas Sinnvolles zu tun. Da muss jetzt das Internet dran glauben. :grinsen:

  • Dann gibt es wohl demnach auch nichts an deiner Frau, "das man greifen könnte, um es zu lieben und zu hassen

    Ah o.k. :lol: - jetzt versehe ich es - danke @svea


    Natürlich ist diese Antwort nicht für meine Frau bestimmt, sondern sollte den Thread ergänzen., da ich diesen Aspekt in den bisherigen Antworten nicht entdeckt habe.

  • Und weil diese Realitä ja nicht nur rein was äußeres ist, sondern eben auch den Umgang mit denen eigenen Verblendungen und Prägungen umfasst, nähert man sich auch diesen freundlich und achtsam.

    Das ist sehr gut beschrieben.

    Und dort wo unerkannter SelbstHass/-Ablehnung ist, da ist die Praxis einem grösserem Hindernis ausgesetzt?

    So denke ich es auch.

    Es ist in meinen Augen so, dass man eine entsprechende Person immer wieder neu akzeptiert/versteht/liebt/oder auch ablehnt, dadurch dass man sie nicht "ganz" kennen kann.

    Das kann man wahrscheinlich nur wenn man sich selbst genauso behandelt.


    Als ich mit Zazen begonnen habe, hatte ich ein bestimmtes Bild von meinem "Selbst". Mir war schon klar, dass es sich in jedem Moment verändert, somit flüchtig ist und bedingt Entstanden. Ich konnte mir auch zusammenreimen wodurch es bedingt entsteht. Ich hatte es jedoch nicht wirklich betrachtet. War ja unwichtig. Erst durch die jahrelange Meditation ist mir der Umfang der eigenen Verblendungen und Prägungen klarer geworden. Noch heute ist das jeden Tag für mich wichtig weil sich das Selbst permanent verändert und ich sonst oft wieder mit meinen alten Mechanismen reagiere. Ich habe gelernt, mein Selbst weniger zu lieben oder zu hassen und mehr "anzunehmen", mit all seinen (jetzt weniger) verborgenen Abgründen. Dadurch bin ich erst in die Lage gekommen, meinen Mitmenschen (und ihren Abgründen) mit wirklichem Mitgefühl zu begegnen. "Den Spiegel putzen" nennt man es im Zen. Selbstliebe ist da voll das falsche Wort, find ich.

    :)

  • Gestern habe ich in einem Kommentar geschrieben, dass ich gerade neidisch bin (es ging um eine herausragende Leistung). Das war eigentlich nicht ganz ernst gemeint. Aber sofort hat sich jemand drangehängt und mich als neidischen Menschen bezeichnet und ich solle das abschaffen. :grinsen:

    Das war nur ein Anflug einer Emotion, aber dieser Mensch hat mich sofort zu einem "neidischen Menschen" gemacht.

    So läuft das, wenn man nicht liebt.


    Man kann sein Gegenüber lieben, auch wenn es manchmal narrisch ist. Dasselbe gilt für einen selbst. Allerlei Emotionen entstehen im Laufe des Tages. Manche gewohnheitsmäßig oft und bei jeder Kleinigkeit (nenn ich Karma). Aber das ist ja nicht der ganze Mensch. Das bin ja nicht ich, wenn ich mal neidisch bin. Da ist noch unendlich viel mehr. Darum geht es doch: den Blick auf sich (andere) nicht zu verstellen und das Ganze nicht aus den Augen zu verlieren.

    Mir hat es geholfen zu erkennen: "Es gibt keine Fehler, nur noch nicht gelungene Versuche."
    Sich selbst nicht zu mögen, entsteht aus dem Gewese, das man aus sich macht. Jedenfalls ist das meine Beobachtung. Woher das kommt, ist eine andere Frage. Mir hilft es jedenfalls, wenn ich mich nicht allzu wichtig nehme. Das klingt paradox, weil es ja so symptomatisch für Selbsthasser ist, dass sie sich nicht wichtig nehmen. Aber für mich ist das eine andere Qualität von "Sich-nicht-wichtig-nehmen". Diesen Unterschied drückt das Wörtchen "so" aus: "Sich-nicht-so-wichtig-nehmen". Wer sich selbst hasst, ist ständig auf sich selbst fokussiert. Das befeuert den Selbsthass. In den Zeiten meiner Depressionen war das so. Meine Gedankenwelt war eingeschränkt und auf mich selbst konzentriert. Ich habe alles auf mich bezogen, alles diente zur Bestätigung meines Selbsthasses.

    Bei diesem Mich-nicht-wichtig-nehmen habe ich nicht auf meine Bedürfnisse gehört und immer neben der Spur gelebt. Darum habe ich alles allzu wichtig genommen. Weil ich mir halt nie das gegeben hatte, was ich eigentlich benötigte: Nachsicht, Geduld, Zuneigung, Akzeptanz. Das ist wie ein ständiger Durst, der nicht gestillt wird, weil man immer Salzwasser zu sich nimmt. Schlecht wird es einem auch dabei. Die Anderen konnten das nur zum Teil kompensieren. Natürlich waren sie eine große Hilfe für mich. Aber den wichtigsten Teil der Arbeit musste ich selber tun.

    Das ist nicht ganz vorbei, das ist eine Lebensaufgabe. Liebe scheint eine Lebensaufgabe zu sein.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Alephant

    Ist es da eher vielleicht eine Akzeptanz und damit auch Verständnis eines bestimmtes Gefühls, einer Vorstellung, oder Handlung gemeint, als Akzeptanz und Vorstellung gleich einer "ganzen Person"?

    Pops, ich bin zu rational, um eine Person aufgrund ihrer "Gefühle", "Vorstellungen", oder "Handlungen" zu akzeptiereṇ ... Eine Person ist, wie sie isṭ - entweder ich nehme sie so an, wie sie ist, oder ich lasse eṣ.


    Liebe mkha',


    woher weisst du, wie eine Person ist, damit du zwischen diesen beiden genannten Optionen entscheiden kannst: "die Person wie sie ist annehmen" <> "es lassen, die Person wie sie ist anzunehmen"? (Wenn du das damit meintest)


    Im Umgang mit den Mitmenschen werde ich tagtäglich mit Gefühlen und Vorstellungen und Wünschen und Handlungen konfrontiert. Und noch dazu mit meiner Auffassung dieser Gefühle und Vorstellungen und Wünsche und Handlungen.


    Dadurch konfrontiert ergeben sich für mich die EntscheidungsMöglichkeiten im Sinne rechte Rede und auch rechter Ansicht.


    Hier bin ich in der Situation, zu unterscheiden: meine Auffassung <> von "mein" bereinigter Auffassung. Soweit ich eben selbst in der Situation noch erkennen und es dahingehend und bedingt auch durch dieses Erkennen/Wahrnehmen (bezogen auf den Aspekt selbst) einordnen/vergleichen und damit bewerten könnte: heilsame Auffassung/Wahrnehmung oder weniger heilsame Auffassung. Um aufgrund dieser Einschätzung (in Bezug zu einem geäusserten Gefühl/einer geäusserten Vorstellung einer "Person") zu handeln oder nicht zu handeln.


    Um das möglichst sicher und achtsam genug zu tun, braucht es in meinen Augen auch eine genauere "Kenntnis seiner selbst". Es ist nicht schlecht, wiederkehrende Muster zu kennen und damit zu erkennen. Die kennt man genauer, je vertrauensvoller man sich mit ihnen auseinandersetzt, und da nichts verdrängt. Auch aus diesem Wissen heraus erstellte ich den Thread.


    Ich denke man reagiert auf die anderen Menschen weniger gereizt, wenn man die eigenen Muster, die man ja unerkannterweise, zeitlich vor dem Moment einer spezifischen Selbsterkennung zumeist projeziert, nicht verdammt. Sondern annimmt. Und das nicht mit Groll.


    Es ist in meinen Augen so, dass man eine entsprechende Person immer wieder neu akzeptiert/versteht/liebt/ablehnt, dadurch dass man sie nicht "ganz" kennen kann.

    Wie Du es machst, wird es für Dich annehmbar sein. Ich sehe das nicht so, denn dann müsste ich von der Priorität meines Lebens abweichen: nichts ablehnen, nichts begehren, das, was ist, so, wie es (seiner Natur nach) ist, annehmen, um nach bestem Wissen und Können das Bestmögliche daraus zu macheṇ. Ich fahre recht gut damiṭ


    Ich lebe unter Menschen. Da fällt es mir schwer, nichts abzulehnen oder zu begehren. Gerade auf dem Weg, auf dem ich mich befinde, ist es für mich wichtig, die heilsamen Anziehungen und damit die feineren/höheren Begehrungen zu kennen und ihnen auch nachzugehen.


    Ich könnte sagen, dass ich daran glaube, dass es quasi naturhaft heilsame Dinge gibt. Ich sehe sie in bestimmten Vorstellungen und Motiven. In bestimmten Handlungen und auch Empfindungen.


    Ich freue mich nicht selten darüber, gerade solche Vorstellungen, HandlungsWeisen und auch gelebten Empfindungen bei den MitMenschen zu sehen.





    :sunny:

    7 Mal editiert, zuletzt von Alephant ()

  • Lieber Alephant, ich habe nicht alles genau durchgelesen, deswegen entschuldige, wenn das schon geschrieben wurde. Ich finde diese Frage sehr interessant und lese mir gleich alles durch.


    Selbstliebe hat für mich viel damit zu tun darauf zu achten, was ich selbst gerade brauche. Ernähre ich mich gesund, suche ich Rückzug wenn ich ihn brauche, gehe ich zu Freunden wenn ich sie brauche etc. Also ein achtsamer Umgang mit mir selbst.


    Selbstannahme ist für mich nicht zu streng mit mir umzugehen. Grenzen zu kennen. Annehmen, dass ich Fehler und Schwächen habe.


    Nun würde ich selbst noch Selbstvertrauen und Selbstsicherheit dazu nehmen.


    Vertrauen, dass ich mich in die richtige Richtung bewege.

    Sicherheit, dass ich das für mich Richtige tue.


    Ob ich das immer kann? Nein, nicht immer, aber ich werde besser darin.

    Für mich ist das Selbst auch nicht gleichgestellt mit Ego. Denn Selbst sehe ich eher in Form des Bewusstseins (Selbstbewusstsein, sich seines Selbst Bewusst) und dieses brauche ich ja auch um auf meinem buddhistischen Pfad weiterzugehen. Auch brauche ich es um in diesem bedingten Körper zu funktionieren.

    Einmal editiert, zuletzt von Nyinje ☼ ()

  • Worauf bezieht sich also unsere Selbstliebe und Selbstannahme und was ist Selbstliebe und Selbstannahme?

    Ich könnte ohne MagenGrummeln sagen, dass der Begriff "SelbstLiebe" sinnvollerweise einen "vertrauensberührten"/angstfreien Umgang mit den Erscheinungen, die ja alle etwas mit "einem selbst zu tun haben", bedeuten kann.


    Den Begriff "SelbstLiebe" so setzend, würde ich den Begriff "SelbstAnnahme" in einen engen, fast synonymen BedeutungsZusammenhang zu dem ersten stellen.


    In dem Begriff "SelbstAnnahme" könnte ich so eine Art von (auch wieder natürlich durch ein Vertrauen) bedingte "Bereitschaft", sich unvoreingenommen den Gefühlen und Vorstellungen wie sie kommen, zu stellen. Eben damit man sie einmal im Detail genauer untersuchen/ertasten/erspüren kann.




    :star:

    Einmal editiert, zuletzt von Alephant ()

  • Das mag jetzt etwas abgehoben klingen, aber wenn der Buddhismus von einem Nicht- Selbst ausgeht,

    was könnten wir dann lieben bzw. hassen? Eigentlich gibt es in uns Selbst nichts, das man greifen könnte, um es zu lieben oder zu hassen, denn dieses "Selbst" verändert sich ja permanent, gehorcht den Gesetzen des bedingten Entstehens u.s.w.

    Eine im Sinne der Lehre des Buddha vollkommen richtige Aussage. Da gibt es in uns Selbst nichts, das man greifen könnte, um es zu lieben, oder zu hassen.


    Diese Aussage heisst ja nicht, dass da nichts wäre, was man ergreifen könnte. Sondern nur, dass dieses etwas (was ergreifbar ist) nicht in einer bestimmten Sache (in einem Ich/in einem Selbst) "drin" ist.


    Jede Empfindung entsteht bedingt, und nicht, weil sie irgendwo/in einem selbst drin ist, aus dem heraus man die Empfindung immer gleich ergreifen könnte, und nach dem Ergreifen wieder zurücklegen könnte, wenn es einem langt mit der Ergeifung.


    Die Empfindung entsteht bedingt. Meist ohne grössere Distanz/Kontrolle/Achtsamkeit. Also eher nicht aktiv/bewusst nach einer Empfindung greifend/sie sich hervorzuholen suchend.


    Weil da unerkannte bedingte Entstehung ist, kann es sein, dass man den Schatz wie unvermittelt total ergriffen wie in einem Licht von vor 10 Jahren sehen kann.


    (Wäre das Gefühl in einem drin gewesen, oder käme es aus einem selbst, dann könnte man nicht so ergriffen sein, denn ergriffen ist man eher bei Dingen, die man selten zu Gesicht bekommt, bei Dingen auf die man eher keinen direkten Zugriff hat)


    Was meiner Meinung nach mitunter eine grosse Freude für die Dame des Herzens zB sein kann. Manchmal auch gerade weil da gar nichts kontrolliert, sondern eher ergriffen/bedingt/angezogen/wie fremdgesteuert von einer anderen Sache auch aussieht/wirkt.





    :sunny:

    6 Mal editiert, zuletzt von Alephant ()

  • "Selbstliebe" meint hier wohl das Ich und hat nichts mit einem metaphysischen Selbst zu tun. Was auch immer als ein Ich erscheint bezieht sich auf Körper und Geist und ist im Grunde nichts anderes als Identifikation mit den khandha. Nach der Lehre entspricht solche Identität nicht der Wirklichkeit sondern ist eine Vorstellung die aufgrund von Verblendung entsteht und dukkha verursacht. So findet sich in den Reden des Buddha bezüglich der khandha öfter der Satz: "Das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das ist nicht mein Selbst".


    Wenn Selbstliebe Sinn machen soll, kann damit also nicht Selbstverliebtheit gemeint sein - ein Hegen und Pflegen der Ichvorstellung, als eine leidbringende Anhaftung. Es ist diese Liebe demnach, wie hier schon erwähnt wurde, mit metta gleichzusetzen.


    Aravind hat geschrieben:

    Zitat


    Ich selbst praktiziere Metta Bhavana mindestens zwei Mal am Tag nach den "üblichen" Anleitungen (Herz öffnen, "Möge ich glücklich sein, möge ich Ärger und Groll los lassen, ...") und dem Metta Sutta für mich und dann für alle Lebewesen.

    Das ist eine im Theravada verbreitete Übung, die ich auch mache, wenn auch nicht so regelmäßig. Zuerst richtet sich metta auf einen selber, dann stufenweise auf andere bis hin zu allen Wesen überhaupt. Es lässt sich ja metta zu allen Wesen umso besser praktizieren, je weniger Gier, Hass und Verblendung in einem selber ist. Je losgelöster man selber im Geist ist, desto aufrichtiger und eigentlich selbstloser ist die liebende Güte zu anderen. Im Gegensatz zum Verliebtsein in sich selbst oder in andere, was mit Anhaftung und Begehren verbunden ist, da will man etwas rausholen, etwas zurückhaben.


    Über Selbstannahme muss ich noch etwas nachdenken, sie wird als ein Gegenmittel zu Selbsthass oder Minderwertigkeitsgefühl Sinn machen, denke ich mal.

  • Das ist eine im Theravada verbreitete Übung, die ich auch mache, wenn auch nicht so regelmäßig. Zuerst richtet sich metta auf einen selber, dann stufenweise auf andere bis hin zu allen Wesen überhaupt.

    Ich denke, wenn man etwas länger praktiziert, dann merkt man schon, was die "richtige Frequenz" ist. Ab und zu frage ich meinen Lehrer, damit ich mich nicht selbst über's Ohr haue und Richtung "Wohlfühlpraxis" abdrifte. 8)


    In dem Begriff "SelbstAnnahme" könnte ich so eine Art von (auch wieder natürlich durch ein Vertrauen) bedingte "Bereitschaft", sich unvoreingenommen den Gefühlen und Vorstellungen wie sie kommen, zu stellen. Eben damit man sie einmal im Detail genauer untersuchen/ertasten/erspüren kann.


    ine im Sinne der Lehre des Buddha vollkommen richtige Aussage. Da gibt es in uns Selbst nichts, das man greifen könnte, um es zu lieben, oder zu hassen.


    Diese Aussage heisst ja nicht, dass da nichts wäre, was man ergreifen könnte. Sondern nur, dass dieses etwas (was ergreifbar ist) nicht in einer bestimmten Sache (in einem Ich/in einem Selbst) "drin" ist.

    Genau! Die exakt Formulierung "bei mir" heißt auch: So entwickeln wir bedingunglose Liebe für die Person, die wir Selbst nennen. Das schließ ein, dass man sich der Illussion bewusst ist, und nicht "aus Versehen" die Ich-Illusion noch mehr stärkt.


    Liebe Grüße, Aravind.

  • Liebe mkha',


    Eben weil du ja schriebst:


    Pops, ich bin zu rational, um eine Person aufgrund ihrer "Gefühle", "Vorstellungen", oder "Handlungen" zu akzeptiereṇ ... Eine Person ist, wie sie isṭ - entweder ich nehme sie so an, wie sie ist, oder ich lasse eṣ.

    fragte ich genauer nach. Wie du wissen kannst, wie eine Person ist, wenn du nicht auf Gefühle, oder Vorstellungen oder Handlungen achtest, um da etwas einzuschätzen/ablehnen/annehmen/akzeptieren zu können.


    Ich verstehe es mit dieser Antwort immer noch nicht:


    Ich versuche, dies näher zu erläuterṇ Ich weiß nie, wie eine Person ist, wenn ich ihr begegne, daher nehme ich grundsätzlich jede so an, wie sie isṭ.


    Begegnung/Erfahrung mit anderen Personen ist ja bedingte Begegnung/Erfahrung. Bedingt durch eigene Vorstellungen und Gefühle & Wünsche. Bedingt durch einen aktuellen Geistzustand wird eine aktuelle Handlung oder ein Gesichtsausdruck oder ein durch das Gegenüber geäussertes Empfinden wahrgenommen/erfahren.


    Weswegen ich nicht sagen könnte, dass da eine Person so ist oder nicht ist, die ich dann - so wie sie mir ausschnittweise erscheint - annehmen oder nicht annehmen könnte. Es ist ja so, dass man die Personen bedingt auffasst, und man deswegen ausschnittweise immer sich selber in den so unbewusst begehrlich wahrgenommen Personen erkennen kann.


    An dieser Stelle trifft sich die Bedeutung der Begriffe "NächstenLiebe" und "SelbstLiebe". An diesem Punkt verschmilzt etwas, würde ich metaphorisch und gröber sagen wollen. SelbstAuffassung <> Auffassung der/des anderen.


    Ich sehe da ausschnittweise Selbst (bestimmte Motive/Wünsche/Begehrungen/Formen der Blendungen/des NichWissens), was ich im anderen annehmen/akzeptieren/mögen oder ablehnen kann, in bestimmten Handlungen, geäusserten Vorstellungen/SprechWeisen und eben Gefühlen.


    Ja, ... so geht es auch miṛ; doch selbst dann, wenn all diese Menschen, die ich so annehme, wie sie sind, andere Sichtweisen etc. äußern und vertreten, als ich, selbst dann, wenn ich mit ihnen diskutiere, bedeutet das nicht, dass ich erwarte, dass sie sich meiner Sicht der Dinge auch nur ansatzweise annähern.


    Wenn ich mit Menschen rede, dann tue ich das, weil ich möchte, dass Kommunikation/InformationsAustausch stattfindet. Im besten Fall öffne ich mich so, dass nicht nur der andere mich verstehen kann, und so grob gesprochen sich bei ihm etwas verändert, sondern auch so, dass ich selber etwas verstehen könnte, falls es so ist, und sich da ebenso bei mir etwas verändert.


    Die Menschen verändern sich ja aber allein schon dadurch, dass sie miteinander umgehen, gewissermassen die ganze Zeit gegenseitig. Insofern möchte ich diesen fortwährenden Vorgang der Veränderung oder NichtVeränderung bewusster/kontrollierter/achtsamer gestalten.


    Ich einer praktischen AlltagsKommunikation erwarte/setze ich voraus/nehme ich immer an, dass sich da ein Gegenüber mindestens ansatzweise meines vorgetragenen Wunsches oder Standpunktes oder Beschreibung nähern kann und potentiell nähert. Nur so sind ja auch tiefere, gemeinsame Momente in einem Gespräch zB möglich.


    Wozu sollte man diskutieren, wenn man nicht überzeugt von einer Gültigkeit ist, von einer grundsätzlichen/absoluten, aber eher nur relativ aussagbaren RichtigKeit oder auch Unrichtigkeit im Leben, von der man sich wünscht, ein anderer würde sie auch sehen?


    Welche Sichtweise ich vertrete, weiß ich, und darauf beruhend, wie ich was äußern werde, und was ich, sollte ich so etwas in meinem Geist entdecken, vorzugsweise unausgesprochen lasse.Ich weiß somit auch, wie ich zu handeln habe. Siehe Introitus ;) ...


    Ich wollte sie genauer kennenlernen. Deswegen fragte ich nach, wie du wissen kannst, wie Personen sind, so dass du sicher beurteilen/entscheiden kannst, wie dein Umgang mit diesen Personen (die ich als ganze so nicht sehe, sondern eher nur ein fehlerhaftes Konstrukt/eine grobe Betrachtung) ist. Im Sinne von "annehmen" oder "lassen".


    Ich lebe unter Menschen. Da fällt es mir schwer, nichts abzulehnen oder zu begehren.

    So wird es sein ... Das legt sich proportional zu den im Dharma gelebten Jahrzehnteṇ :rad:


    Ich dachte, das legt sich eher proportional zu den im Wald und oder im Kloster verbrachten Jahrzehnten, und dass es grundsätzlich so ist, dass in der Gesellschaft lebend, man die Begehrungen nicht oder nur ausschnittweise wird überwinden können.


    Aus meiner Sicht kann man von so einen Automatismus auch im Wald (und dazu mit einer Ausgabe der Mittleren Lehrreden) lebend eher nur unsicher reden. Denn es "legt sich" doch eigentlich richtiger gesprochen eher etwas, eine Weisheit/ein Mitgefühl entfaltend/entwickelnd.


    Und da sagt der Buddha klar: bei dem einen gehen da Fortschritte sehr schnell und sehr gross. Bei dem nächsten sehr langsam aber ebenso gross. Bei dem dritten schnell und mühelos, beim vierten langsam und mühevoll, u.s.w.


    Als Weltling fühle ich mich nicht unweise, wenn ich meine Begehrungen die offensichtlich da sind, kenne. Ich möchte achtsam mit ihnen umgehen. Dazu gehört für mich auch, bestimmte eigene Vorstellungen als falsch zu erkennen, damit es mir leichter fällt sie abzulehnen/zurückzuweisen.




    :sunny:

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  • Hi buddhis,

    ich habe im Pali-Kanon vergeblich nach Selbstliebe und Selbstannahme gesucht. Da würde wahrscheinlich bei Jesus Christus mehr finden.

    Das Einzige, das ich fand, ist die Nächstenliebe: Den Nächsten für sich selbst nehmen! Liebe, Mitleid und Erbarmen.

    Welches Selbst, nimmt man eigentlich bei der Selbst-Annahme an?