Waldkloster Muttodaya

  • Ich bin kürzlich bei Youtube auf eine Doku über das Waldkloster Muttodaya in Oberfranken gestoßen, die mich sehr fasziniert hat. Ich weiss nicht, wie bekannt sie schon ist, deshalb verlink ich sie hier mal:


    Teil 1

    Teil 2

    Teil 3


    Mir war ehrlich gesagt nicht klar, dass mitten in Deutschland noch so authentischer Buddhismus wie vor 2500 Jahren praktiziert wird. Folgen alle Theravada-Klöster einer so strengen Askese, gerade auch im Hinblick auf die moderne Technik? Außer dem elektrischen Licht und dem Oldtimer-Traktor schien da ja nichts vorhanden zu sein, was es nicht schon zu Buddhas Zeiten gab.


    Und was mich auch interessieren würde: Wenn die Mönche nichts besitzen dürfen, ausser dem, was sie am Leib tragen, sind sie dann überhaupt krankenversichert? Wenn nicht könnte das ja schon einige Probleme mit sich bringen, denn Karies würde ich nicht unbedingt so behandeln lassen wollen wie vor 2500 Jahren. :eek:

  • Ein ehemaliger Dharmabruder von mir ist zum Theravada konvertiert und anscheinend jetzt auch eine Art Bhikkhu geworden. Seit Jahren bin ich mit ihm über Facebook verbunden und kann so ein wenig nachvollziehen, was er macht und wie es ihm geht.

    Er lebt in einem Theravadakloster in Deutschland. Ich glaube, es ist nicht jenes, welches Du hier nennst.


    Als Elektriker sind seine Dienste in allen Klöstern stets sehr gefragt gewesen, soweit ich weiß. Auch eine Verbindung mit dem Internet macht ja Sinn für ein Kloster.

    Mein Freund war immer ein begeisterter Facebook-User, auch als Novize. Wenn er jetzt vollordiniert ist, wird er sich sicherlich an mehr und strengere Regeln zu halten haben.

    Ich verfolge sein Tun nicht so nah, dass ich beurteilen könnte, ob er seinen Medienkonsum nun eingeschränkt hat - aber ich nehme es an.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Vielen Dank für die Doku, lieber Arthur.


    Ich stelle mir die Anfänge für die Mönche, hier in Deutschland, nicht einfach vor von Haus zu Haus zu wandern und um

    Essens-Gaben zu bitten.

    Wenn man dem Sprecher zuhörte, vernahm ich manchmal ein Schmunzeln in seiner Stimme; insbesondere dahingehend,

    dass die Theravada Lehre sehr streng sei und die Mönche sich z.B. über Essen nicht freuen dürfen - gleichzeitig wurden dann gerade in dem Film frische, leckere, gebratene Garnelen mit Currypaste Gemüse und Reis serviert und sonstige Leckereien; ich habe richtig Hunger darauf bekommen.:D


    Schön fand ich, wie der eine Mann erzählte, dass er durch seine thailändische Ex Frau zum Buddhismus gekommen ist.

    Seine Frau ging irgendwann allein nach Thailand zurück und er blieb in Deutschland als "gemachter Buddha".

    Ist doch schön, wenn solch eine Beziehung so etwas positives hinterlässt.:)


    Bezüglich der Krankenversicherung: diese ist in Deutschland Pflicht, dahingehend werden sie auch bei Mönchen wohl keine Ausnahme zulassen.


    Liebe Grüße von Schneelöwin

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




    2 Mal editiert, zuletzt von Schneelöwin ()

  • Wenn man dem Sprecher zuhörte, vernahm ich manchmal ein Schmunzeln in seiner Stimme; insbesondere dahingehend,

    dass die Theravada Lehre sehr streng sei und die Mönche sich z.B. über Essen nicht freuen dürfen - gleichzeitig wurden dann gerade in dem Film frische, leckere, gebratene Garnelen mit Currypaste Gemüse und Reis serviert und sonstige Leckereien; ich habe richtig Hunger darauf bekommen.:D

    Als sie dann ALLES zusammen aus einer Schale gegegessen haben wurde mir allerdings schon ein bisschen anders. :grinsen: Dass sie gut zuschlagen find ich aber nachvollziehbar, schließlich essen sie nur eine Mahlzeit pro Tag.


    Ich war mir nicht sicher wie das mit der Krankenversicherung geregelt ist, wenn man komplett aus dem Sozialsystem ausgestiegen ist. Die Mönche werden ja sicher kein Hartz 4 beziehen. Vielleicht weiß da jemand genaueres.


    Spock Ja, die Homepage hatte ich schon gesehen. Könnte aber sein dass die einer ihrer Unterstützer für sie betreibt, die ja im Film auch recht zahlreich vorkommen. Im Kloster selbst und in den Hütten hatte ich keine technischen Geräte wie Fernseher oder Computer gesehen.

  • Das ist ja interessant - danke für den Link Arthur1788!


    Wohne da in der Gegend, und wusste gar nichts davon. Sehr schön - dann muss ich ja gar nicht bis nach Weiterswiller fahren 8). Die sind wirklich sehr goldig.


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie gar nicht mehr krankenversichert sind - das wäre ja auch rechtlich nicht so einfach machbar. Sie sagen ja in der Doku, dass finanzielle Dinge über Laien geregelt werden, sicher wird es so gelöst.

    Schon interessant, zu sehen, wie streng die Vorschriften da sind - wow. Da werd ich auf jeden Fall mal hinfahren - ich freu mich schon drauf :)

  • Ich war 2 x dort. Es war sehr ruhig. Im Wald kann man Sitz und Gehmeditation praktizieren.

    Sie haben hervorragende Kontakte nach Thailand, und manchmal kommen die großen Lehrer aus Thailand zu Besuch.

    Die Bibliothek ist gut ausgestattet.

    Es gibt genug Chancen für Gespräche, aber man praktiziert meistens allein.

    Die Regeln der thailändischen Waldtradition werden hochgehalten, was ich sehr begrüße.

    Wer Probleme damit hat, wird sich dort nicht wohlfühlen.

  • Danke für die Erklärungen @Martin1980 !


    Ich hab mir mal das Gästehandbuch angeschaut, und fand insbesondere das Programm interessant - so richtig Gruppenmeditation wird nicht gemacht, oder?

    Zitat

    Programm in Muttodaya

    Tagesablauf

    6.00 h Morgenpuja (nur an Uposatha- und Samstagen)

    7.00 h Arbeitsbesprechung, Möglichkeit zur Einnahme eines schlichten Frühstücks

    7.30 h Hausputz (ca. 30 Minuten) und Arbeitsperiode (2 Stunden)

    9.00 h die Mönche gehen auf Almosenrunde (Dienstags bis Freitags)

    11.00 h Die Mahlzeit

    12.00 h Gesprächsmöglichkeit mit einem der Mönche

    13.00 h Ruhige Zeit für individuelle Praxis

    18.00 h Abendgetränk der Gäste

    19.00 h Abendpuja (an Uposatha-tagen mit anschl. Parittazeremonie, an Samstagen Vortrag, Suttalesung, Frage & Antwort etc.)

    danach Ruhige Zeit für individuelle Praxis



    Wenn ich es richtig sehe, kann man eben von 13-18 Uhr und dann ab ca. 20.00 selber meditieren. Ist also nicht so, dass es mehrmals am Tag gemeinsam in die Dhammahalle zum sitzen geht? Soll keine Kritik sein, gell? Ist nur irgendwie das, was ich quasi-automatisch angenommen hätte.

  • Die Regeln der thailändischen Waldtradition werden hochgehalten, was ich sehr begrüße.

    Inwiefern unterscheiden die sich von den Regeln anderer Theravada-Klöster?


    Alle Theravada Klöster müssen die Vinaya Regeln befolgen, ich glaube der unterschied der Waldtradition ist, das sie besonderst asketisch sind und das mit dem im Wald leben als ein besonderes Ideal nehmen, es wird ja oft in denn Sutten dieses hier erwähnt:


    ...wenn der Bhikkhu Achtsamkeit und Wissensklarheit besitzt, dann schult ihn der Tathāgata weiter: 'Komm, Bhikkhu, ziehe dich an eine abgeschiedene Lagerstätte zurück: in einen Wald, an den Fuß eines Baumes, auf einen Berg, in eine Schlucht, in eine Berghöhle, an eine Leichenstätte, in ein Dschungeldickicht, auf ein freies Feld, auf einen Strohhaufen.


    Aber das wird wohl in Burmesischen und Srilankanischen Klöster wohl auch oft so gemacht. Was noch die Thailändische Waldtradition auszeichnet sind diverse asketische Übungen, Dhutanga gennant aus dem Visuddhimagga:


    Visuddhi Magga II Index


    Auch zeichnet sich die thailändische Waldtradition von anderen ab, in dem das ganze als eine art Gemeinschaftsprojekt verstanden wird, wo der Wert der Gemeinschaft eine große Rolle spielt.


    Ich würde gerne hier noch eine sehr gute Dokumentation über die Waldtradition empfehlen:


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  • Die Lektüre von "Broken Buddhism" hat mir angesichts der Doku einiges in Erinnerung gerufen. Ich meine es nicht unbedingt als Kritik, dafür weiß ich von der Materie zu wenig, eher als ein Notieren von Dingen, die ins Auge gefallen sind. Ich finde es sehr respektabel, dass sie versuchen, die Tradition möglichst konsequent beizubehalten.


    Mir schien es halt schon bemerkenswert, wie die Regeln zu großen Teilen sehr streng befolgt werden. Mir als Außenstehendem ist z.B. nicht direkt erkenntlich, warum jemand beim Essen rituell jede Schüssel hochheben muss, bevor die Mönche davon essen können. Man könnte natürlich auch sagen, wenn es eindeutig gespendet wurde, ist es "durch".

    Oder auch dass sich die Mönche mit dem Auto an ihre Ziele fahren lassen, weil sie selber keine KFZs bedienen... dürfen? Oder, dass sie nicht mit Frauen sprechen, wenn sie mit jenen allein im Raum sind.


    Wie gesagt, ich finde es nicht per se schlecht, es fällt mir nur als schon sehr formorientiert auf.

  • Hallo zusammen,


    im Kloster Muttodaya werden die Regeln nicht besonders streng oder asketisch befolgt sondern nur so wie der Erwachte sie aufgestellt hat ...


    LG

    Norbert:)

    Gier, Hass und Verblendung sind weder in Werken noch in Worten zu überwinden, sondern nur durch wiederholtes weises Erkennen (A.X/23)

  • Die Lektüre von "Broken Buddhism" hat mir angesichts der Doku einiges in Erinnerung gerufen. Ich meine es nicht unbedingt als Kritik, dafür weiß ich von der Materie zu wenig, eher als ein Notieren von Dingen, die ins Auge gefallen sind. Ich finde es sehr respektabel, dass sie versuchen, die Tradition möglichst konsequent beizubehalten.


    Mir schien es halt schon bemerkenswert, wie die Regeln zu großen Teilen sehr streng befolgt werden. Mir als Außenstehendem ist z.B. nicht direkt erkenntlich, warum jemand beim Essen rituell jede Schüssel hochheben muss, bevor die Mönche davon essen können. Man könnte natürlich auch sagen, wenn es eindeutig gespendet wurde, ist es "durch".

    Oder auch dass sich die Mönche mit dem Auto an ihre Ziele fahren lassen, weil sie selber keine KFZs bedienen... dürfen? Oder, dass sie nicht mit Frauen sprechen, wenn sie mit jenen allein im Raum sind.


    Wie gesagt, ich finde es nicht per se schlecht, es fällt mir nur als schon sehr formorientiert auf.

    Hallo Grashüpfer,


    ja, der Eindruck drängt sich auf. Aber eine Doku gibt ja auch nur ein sehr beschränkte Sichtweise des Machers wieder, ein sehr kleiner und gefilteter Ausschnitt. Zudem bleibt dann von diesem Ausschnitt noch vieles unerläutert. Daraus auf die wirklichen Zustände zu schließen... naja :)


    Liebe Grüße,

    Murco