Hallo zusammen,
ich wollte mal darstellen, was ich in letzter Zeit mache, und bitte euch um eure Meinungen / Erfahrungen.
Die Situation ist die: Meine Grund-Praxis ist Zazen. Dem lagen nicht so sehr theoretische Überlegungen zu Grunde, als vielmehr die Tatsache, dass ich an meinem früheren Wohnort eine Gruppe vor Ort gefunden hatte, bei der ich mich sehr wohlfühlte, mit einem tollen Lehrer. Insgesamt bin ich damit auch zufrieden, wobei ich mich der Koan-Praxis bisher enthalten habe. Aber ich bin zufrieden damit.
Und jetzt die Frage: Ich hab recht viel rumgelesen, und z. B. bei Mathieu Ricard, Pema Chöndron, Bhante G und Kabat-Zinn die etwas gerichteteren Überlegungen zu Emotionen und Gedankengängen gefunden, die, mit leichten Unterschieden, auf etwas ähnliches hinauslaufen. (Zusätzlich zur Entwicklung von Konzentration) Sie gehen nämlich eben diesen einen Schritt weiter und schildern gerichtetere, deutlichere Auseinandersetzung mit diesen Dingen, als es im Zen der Fall ist. Bei Kabat-Zinn ist es, im Gegensatz zu den anderen, nicht zu Zwecken spirituellen Wachstums / Erkennen von Impermanenz eingesetzt, sondern klar zur Bewältigung. Grade das ist etwas, das ich bei intensiveren Emotionen, Konflikten, die mich schon lange begleiten, als hilfreich empfinde: Mal Zusammenhänge erkunden, fragen, wo es herkommt, körperliche Aspekte der Emotion gezielt erkunden, und weiteres... letztlich analysieren und beobachten.. aber investigativ. Ich hab den Eindruck, dass manchmal Emotionen oder Gedankenketten so intensiv sind, dass sie sich im Kreis drehen wenn ich sie 'nur' laufen, bzw. vorbeiziehen lasse. Dass ich sie aber effektiver 'knacken' und verdauen kann, wenn ich analytischer und gezielter herangehe.
Wahrscheinlich ist der Begriff "Vipassana" dafür nicht ganz glücklich gewählt, weil da eben so viel mehr dahintersteht, nämlich eine komplette Praxis - zudem scheint es mir eine Vorgehensweise zu sein, die eben sowohl Theravada-basierte Lehrer, Kabat-Zinn und Vajrajana-Vertreter schildern, nur die Zen-Leute nicht.
Und das alles ist eben der Knackpunkt. Ich sitze, wenn's gut läuft, im Schnitt eine Stunde am Tag. Ich frag mich da, ob es sinnvoll ist, diese Zeit auf verschiedene Disziplinen aufzuteilen, die ja doch deutlich auseinandergehen. Oder ob ich mir damit nicht einen Bärendienst erweise, und ob es nicht besser wäre, mich auf eine Praxis zu konzentrieren.
Eigentlich bin ich mit der Zen-Praxis so zufrieden, meine Motivation für die gezielte Achtsamkeitsarbeit ist eine relativ pragmatisch-instrumentelle. Ich setze das ein, weil ich mir konkrete Vorteile davon verspreche in der Bewältigung, und versuche es zu trennen: Beim Sitzen 'reines' Zazen, möglichst frei von Zielen und Überlegungen, und diese Achtsamkeitsarbeit möglichst getrennt davon, an klare Vorstellungen geknüpft. Geht aber sozusagen doch vom Meditations-Zeitbudget ab.
Klar, letztlich kann niemand diese Frage für mich mit hü oder hott beantworten. Aber da hier doch recht kundige Leute sind, wollte ich es mal hier einstellen und auf eure Gedanken und Anregungen hoffen. Kennt ihr so etwas? Ist es im Zen womöglich gar nicht so unüblich, wie ich denke? Gibts Negativbeispiele, andere Vorschläge? Findet ihr das einfach total super ? Und so weiter
Danke schonmal fürs Lesen.