Bewusst sein - irgendwie lahm ...

  • So, meine letzte Frage für längere Zeit, ich schwör's ... ;)


    Ich werd' jetzt erst mal zum Yoga traben und hoffe, dass es bei dem Kurs nicht nur um "Gymnastik" geht, sondern auch ein gewisser buddhistischer Background zu finden ist. Dann unbedingt ab in die Bücherei, weil ich gerade nicht genug von schlauen Überlegungen kriegen kann und demnächst dann auch zu einem "richtigen" Meditationskurs, wobei ich in München schon wieder eine riesige Auswahl und ziemlich wenig Ahnung habe, was für mich passen könnte. Mist, ich fürchte, ich hab' eine neue Obsession ...


    Also: Ich hab' beim Meditieren ein paar Mal erlebt, dass ich mich "selbst wieder aufrütteln musste". Ein mega-angenehmer Zustand, ungefähr so, wie wenn man morgens noch nicht ganz wach ist, aber langsam zu sich kommt. Ich denke mal, dass das so etwas wie bewusst sein war. Nicht schlafen, nicht grübeln, sondern nur Da-Sein.


    Aber mal ganz ehrlich: War's das jetzt? Bewusst sein ist das höchste der Gefühle? Keine freudigen Ziele, keine witzigen und angenehmen Erinnerungen (ja, nicht alle Erinnerungen sind schließlich traumatisch, deprimierend, traurig und was weiß ich noch)?


    Und wenn ich als "Ziel", den ganzen Tag bewusst bin (sorry, doch noch eine 2. Frage ;)), dann renne ich doch auch den ganzen Tag mit einer Spaltung durch die Gegend (das bin ich, das sind nur meine Gedanken darüber), oder nicht?

  • Aber mal ganz ehrlich: War's das jetzt? Bewusst sein ist das höchste der Gefühle? Keine freudigen Ziele, keine witzigen und angenehmen Erinnerungen (ja, nicht alle Erinnerungen sind schließlich traumatisch, deprimierend, traurig und was weiß ich noch)?

    Bewusstsein ist kein Gefühl, sondern eine Art der Wahrnehmung. Über den Inhalt der Wahrnehmung sagt das erstmal nichts aus. Mir scheint also Du verwechselst da was.

  • Du redest und denkst zuviel anfaenger. Sitz mehr und such dir einen Lehrer. :)

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • Aber mal ganz ehrlich: War's das jetzt? Bewusst sein ist das höchste der Gefühle? Keine freudigen Ziele, keine witzigen und angenehmen Erinnerungen (ja, nicht alle Erinnerungen sind schließlich traumatisch, deprimierend, traurig und was weiß ich noch)?

    Bewusstsein ist kein Gefühl, sondern eine Art der Wahrnehmung. Über den Inhalt der Wahrnehmung sagt das erstmal nichts aus. Mir scheint also Du verwechselst da was.

    Das sagt man bei uns in Bayern so, wenn etwas das Optimum ist ... ;)

  • Lass die Erwartungen weg, anfaenger ..sitze nicht um etwas erreichen zu wollen. Es gibt nichts zu erreichen! Solange Dir das nicht existenziell, nicht intellektuell, bewusst ist, sitze weiter. Und wenn es Dir irgendwann bewusst wird, gibts keinen Grund mehr damit aufzuhören..

    Das Schöne ist, dass es enttäuschend, im wahresten Sinne des Wortes ist: Es gibt nichts zu erreichen, nirgendwo hinzustreben. Das was Du suchst, ist immer schon da

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

  • Also: Ich hab' beim Meditieren ein paar Mal erlebt, dass ich mich "selbst wieder aufrütteln musste". Ein mega-angenehmer Zustand, ungefähr so, wie wenn man morgens noch nicht ganz wach ist, aber langsam zu sich kommt. Ich denke mal, dass das so etwas wie bewusst sein war. Nicht schlafen, nicht grübeln, sondern nur Da-Sein.


    Aber mal ganz ehrlich: War's das jetzt? Bewusst sein ist das höchste der Gefühle? Keine freudigen Ziele, keine witzigen und angenehmen Erinnerungen (ja, nicht alle Erinnerungen sind schließlich traumatisch, deprimierend, traurig und was weiß ich noch)?

    Wenn das Bewusstsein von Begehren losgelöst ist, dann ist das erstmal ein größeres Glück als alle Sinnesfreude. Mit Schläfrigkeit oder Dahindämmern hat das aber nichts zu tun.


    Zitat


    Und wenn ich als "Ziel", den ganzen Tag bewusst bin (sorry, doch noch eine 2. Frage ;)), dann renne ich doch auch den ganzen Tag mit einer Spaltung durch die Gegend (das bin ich, das sind nur meine Gedanken darüber), oder nicht?


    Wenn man das denkt 'das bin ich, das sind nur meine Gedanken darüber', dann kann man sich über diesen Gedanken ja auch bewusst werden, dann ist da keine Spaltung mehr, die ist nur eine Vorstellung.

  • Also: Ich hab' beim Meditieren ein paar Mal erlebt, dass ich mich "selbst wieder aufrütteln musste". Ein mega-angenehmer Zustand, ungefähr so, wie wenn man morgens noch nicht ganz wach ist, aber langsam zu sich kommt. Ich denke mal, dass das so etwas wie bewusst sein war. Nicht schlafen, nicht grübeln, sondern nur Da-Sein.

    Ja, das kenne ich auch. Aber das ist schon länger her. Es ist schön, es ist ein entspannter Anfang, aber wohl nicht das, um was es geht.


    Wenn Du den ganzen Tag bewusst bist, Anfänger, falls Du das schaffen solltest, wirst Du Dich wundern, wie unbewusst Du bisher warst und möglicherweise auch "die anderen". Dann fällt Dir erstmal auf, was es heißt, ganz wach zu sein. Und nein, es ist keine Spaltung, es ist Frieden und Leben ohne Bewertung und ohne Illusionen.


    Ich schaffe es nicht, den ganzen Tag bewusst zu sein, aber ich merke es, wenn ich es nicht mehr bin, und hole mich zurück in die Gegenwart.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ich bin auch der Meinung, du solltest dir eine buddhistische Meditationsgruppe und/oder einen Meditationslehrer suchen.


    Du hast in München viele Möglichkeiten, fahre einfach etwas herum und schaue dir mehrere Möglichkeiten an. Dafür mußt du die verschiedenen buddhistischen Richtungen gar nicht intellektuell unterscheiden können, die wichtigsten Grundlagen sind eh bei allen gleich.


    In welcher Gruppe fühlst du dich wohl?

    Welchem Lehrer kannst du wirklich vertrauen? Kann er die Dinge so erklären, daß du sie verstehst?

    Hör einfach auf dein Herz und starte. Wenn du nach Wochen merkst, es war nicht die richtige Gruppe, kannst du immer noch wechseln.


    Es ist einfach so viel leichter, wenn du Personen hast, die du fragen kannst und mit denen du gemeinsam üben kannst.

  • Lass die Erwartungen weg, anfaenger ..sitze nicht um etwas erreichen zu wollen. Es gibt nichts zu erreichen! Solange Dir das nicht existenziell, nicht intellektuell, bewusst ist, sitze weiter. Und wenn es Dir irgendwann bewusst wird, gibts keinen Grund mehr damit aufzuhören..

    Das Schöne ist, dass es enttäuschend, im wahresten Sinne des Wortes ist: Es gibt nichts zu erreichen, nirgendwo hinzustreben. Das was Du suchst, ist immer schon da

    Witzig, dass Du das schreibst. Ich habe heute an Dich gedacht, als ich im Buch von Jon Kabat-Zinn las (ist für absolute Anfänger). Da hieß es sinngemäß: "Sitze, auch wenn Dein Körper und Dein Geist dagegen rebellieren ... sitze mit all Deinen Zweifeln und all Deiner Kritik, die Übung selbst wird Dich lehren, was Du wissen musst ... " War sehr hilfreich für mich und ich dachte mir so: Das würde Kal sicher gefallen ... ;) Und jetzt raus aus meinem Kopf!!!

    Einmal editiert, zuletzt von anfaenger ()


  • Wenn man das denkt 'das bin ich, das sind nur meine Gedanken darüber', dann kann man sich über diesen Gedanken ja auch bewusst werden, dann ist da keine Spaltung mehr, die ist nur eine Vorstellung.

    Schwääääääääääääääre Kost ... ;)

  • Danke für Deine Einschätzung - so werde ich es auch machen. Ich fange einfach mal mit dem Zentrum in meiner Nähe an und werde mich dann flächendeckend über München ausbreiten ;) Ne, ohne Spaß - wenn ich das Gefühl habe, irgendwo passt es, dann höre ich einfach auf mein Bauchgefühl. Ich freu' mich auf jeden Fall wie Schnitzel über jede neue Erkenntnis ...


    Wie schon geschrieben: Mag zwar nicht gesund sein, aber ich hab' da echt eine neue Leidenschaft für mich entdeckt. Ich brenne (und gehe hoffentlich nicht in Flammen auf }:-)).


    Irgend etwas muss an der "Sache" dran sein, dass sie mich so in ihren Bann zieht. Eigentlich hab' ich überhaupt keine Freizeit mehr seit Jahren, aber hier "ruft" mich was, dem ich mich momentan nicht entziehen kann oder will. Ich glaube, die Zeit ist gerade reif ... :)

  • Mir ist etwas ganz wichtig geworden, den Menschen zu erkennen mit und durch seine Person hindurch. Dich zu sehen als Mensch und dem was Du mir zeigen willst. Wo ist der Mensch? Na da direkt vor mir. Wunderbar alle deine Vorstellungen wie Du bist die Du mir zeigst. Deine Unwissenheit das da Ein Mensch ist den ich nicht beurteilen brauche ich brauch nur das wahrnehmen was Du mir zeigst und alles Beurteilen ist von Dir, ich brauch nichts tun.

  • Wenn man das denkt 'das bin ich, das sind nur meine Gedanken darüber', dann kann man sich über diesen Gedanken ja auch bewusst werden, dann ist da keine Spaltung mehr, die ist nur eine Vorstellung.

    Schwääääääääääääääre Kost ... ;)

    Hmmm hätte ja auch beruhigend sein können.... :moon:

  • Aber mal ganz ehrlich: War's das jetzt? Bewusst sein ist das höchste der Gefühle? Keine freudigen Ziele, keine witzigen und angenehmen Erinnerungen (ja, nicht alle Erinnerungen sind schließlich traumatisch, deprimierend, traurig und was weiß ich noch)?

    Yepp, viele Menschen sind enttäuscht und denken beim meditieren passieren irgendwelche "Wunder".

    Am besten man gewöhnt sich daran, dass Meditation aus disziplinierter, sehr nüchterner, täglicher Meditationspraxis am Besten unter Anleitung durch einen autorisierten (nicht selbst-ernannten!) Lehrer stattfindet.

    Sehr einfach, irdisch, alltäglich. Ernüchternd. (Ist zugleich auch eine Entwöhnungskur - Entwöhnung von unserer permanenten Selbstunterhaltung.);)

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • "Wunder" passieren, wenn, dann, wenn man die Erwartung und den Wunsch aufgegeben hat. Und dann ist es wichtig, nicht daran festzuhalten und nicht wieder neue Erwartungen an eine Wiederholung zu entwickeln. Wenn bestimmte Gewohnheiten aufgelöst sind, kann es sein, dass neue Ressourcen freiwerden, vllt. Fähigkeiten (Siddhi). Diese sind nicht Ziel der (buddhistischen) Meditation und müssen auch nicht zwingend auftreten, Erleuchtung passiert unabhängig davon.

  • Woow, das liest sich aber spannend mit den Siddhis und ich dachte immer, das wäre nur "Spaß" diese angeblichen Zauberkräfte.

    Naja, ich bin dann wieder doch der pragmatische Typ, schön wenn etwas wunderliches passiert,(::D wenn nicht ,auch gut :)

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Ich denke, dass die tibetischen Geschichten über "Zauberkräfte" viel mit Mythologie zu tun haben und wenig mit Buddhismus per se. Aber zu den Siddhi gehören auch Fähigkeiten, die schlicht im menschlichen Geist angelegt sind, und die einfach nur unter bestimmten Bedingungen auch frei werden. Dabei hat jeder andere Grundlagen. Diese Fähigkeiten lassen sich sicherlich auch irgendwann mal wissenschaftlich erklären. Denke ich persönlich....

  • Ich werd' jetzt erst mal zum Yoga traben und hoffe, dass es bei dem Kurs nicht nur um "Gymnastik" geht, sondern auch ein gewisser buddhistischer Background zu finden ist. Dann unbedingt ab in die Bücherei, weil ich


    Aber mal ganz ehrlich: War's das jetzt? Bewusst sein ist das höchste der Gefühle? Keine freudigen Ziele, keine witzigen und angenehmen Erinnerungen (ja, nicht alle Erinnerungen sind schließlich traumatisch, deprimierend, traurig und was weiß ich noch)?


    Und wenn ich als "Ziel", den ganzen Tag bewusst bin (sorry, doch noch eine 2. Frage ;)), dann renne ich doch auch den ganzen Tag mit einer Spaltung durch die Gegend (das bin ich, das sind nur meine Gedanken darüber), oder nicht?

    In solchen "bewussten" Momenten kann man absolute Wunschlosigkeit 'erleben'... das ist ein innerer Friede...was gibt es Schöneres?

    :rad:_()_:sunny:

  • Schön, was Du da schreibst. Ich habe jetzt erst einmal meinen Frieden mit meinen Zweifeln und Unsicherheiten bzgl. der Meditation gemacht. Wie ich ja gestern schon Jon Kabat-Zinn sinngemäß zitiert hatte, der Anfängern quasi "die Erlaubnis gibt", 1000 Fragen und Zweifel zu haben ...


    Dennoch sagt er: Setzt Dich einfach und meditiere, Deine Gedanken werden sich von selbst klären. Klingt ja fast schon zu einfach, aber ist für mich einfach beruhigend, weil:


    Ich muss (noch) keiner Glaubensrichtung angehören, ich muss mir nicht sicher sein, ich muss mich nicht in eine bestimmte Körperposition quälen, ich muss keine XY-Minuten mit Gewalt durchhalten, ich muss nicht 1000 Voraussetzungen erfüllen, um "richtig" zu meditieren ...


    Nein, eigentlich geht es sogar noch weiter: Ich darf sitzen, wann und wo ich will und alles darf in meinem Kopf und Körper passieren.


    Ist das nicht unglaublich? Ist das nicht Frieden und Freiheit zugleich?


    Blöderweise muss ich auch wieder mal was arbeiten ... ;)

  • Kann ich nicht uneingeschränkt bejahen ...

    Ich weiß nur, dass hinter einem "Ich kann nicht" oft genug ein "Ich will nicht" versteckt ist ... :)

  • anapanasatti ... die einzige Übungsmethode, welche der Buddha in einem sutta wirklich erklärt und vorschlägt.

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Ich weiß nur, dass hinter einem "Ich kann nicht" oft genug ein "Ich will nicht" versteckt ist


    Damit ich nicht laufe, wofür ich nicht laufen will

    und erst recht nicht handle, ohne es wirklich zu wollen:)

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti