Hallo zusammen,
dies ist mein erster Post hier. Deshalb hoffe ich, dass ich das Thema an dieser Stelle hier richtig gesetzt habe. Ansonsten entschuldige ich mich. In diesem Falle bitte den Post einfach verschieben oder dergleichen.
Worum es mir geht: Ich bin sicherlich nicht perfekt - wie jeder andere auch -, aber ich bilde mir ein, im Leben stets um so etwas wie Anstand oder ethisch korrektes Verhalten bemüht zu sein. Besonders seitdem ich versuche, mir buddhistische Lehren als Leitlinien im Leben zu nehmen. Im privaten Umfeld habe ich damit auch keine allzu großen Probleme. Ich habe das Glück, in meinem näheren Umfeld gute Menschen zu haben, sodass es mir leichtfällt, Menschen oder Situationen zu meiden, die mir oder anderen nicht guttun.
Schwierigkeiten habe ich eher im beruflichen Bereich. Dabei geht es gar nicht mal um meine spezielle berufliche Tätigkeit als solche. Ich bin selbstständig tätig und somit in der glücklichen Position, meinen eigenen Vorstellungen nach zu arbeiten. Abgesehen von den bedauernswerten, aber leider üblichen schädlichen Wirkungen, die so ziemlich jedes Industrie-Gewerbe der kapitalistischen Wirtschaft auf die Umwelt und den Ressourcen dieses Planeten hat, bin ich auch nicht in einem per se als "unrecht" zu bezeichnenden Bereich tätig. Was mir jedoch Kummer bereitet, sind oftmals Menschen, mit denen ich auf Kundenseite, vor allem im Großkundenbereich zu tun habe. Menschen, die sich nicht an Absprachen halten, ihr Wort brechen und wissentlich den Nachteil anderer in Kauf nehmen, solange es ihnen aus eigener Perspektive nützt oder es einen Anlass bietet, ihre geschäftliche Überlegenheit zu demonstrieren.
Es sind gar nicht mal so schrecklich viele, die auf solche Weise handeln. Aber die wenigen, die es tun, reichen oft aus, um Stress oder Probleme zu produzieren. Die damit einhergehenden negativen Effekte führen Gott sei Dank i.d.R. nicht zu existenziellen Bedrohungen. Mal verzögern sich Projekte oder Zusatzkosten entstehen, aber gewöhnlich alles in einem Rahmen, den man handeln kann. Und damit kann ich mich selbst oft beruhigen.
Was mir viel eher zusetzt, ist einfach die direkte emotionale Erfahrung, d.h. z.B. direkt und ohne erkennbare Scham angelogen oder gedemütigt werden.
Meditation und buddhistische Lehre habe mir in den letzten Jahren ungemein dabei geholfen, mich nicht allzu sehr von Stress gefangen nehmen zu lassen und auch in kritischen Situationen meine ethischen Prinzipien sowie meinen eigenen „Wert“ nicht zu vergessen. Gleichzeitig hat die Achtsamkeit für mein eigenes Verhalten und Empfinden jedoch auch dazu geführt, dass mir unrechtes Handeln oder Reden viel eher aufzufallen scheint und somit auch viel stärker zusetzt, als es früher der Fall war. Ich bin also in gewisser Weise sensibler geworden. Und daher frage ich mich, wie ich damit am besten umgehen soll.
Klar, im praktischen, geschäftlichen Kontext weiß ich, worum ich mich bemühen muss: Keine Geschäfte mit Menschen machen, denen ich nicht vertrauen kann. In der Praxis ist das jedoch nicht immer ganz leicht. Man kann den Menschen nicht in die Köpfe schauen. Wer sich zu Beginn freundlich und zuvorkommend zeigt, kann in Situationen, in denen es darauf ankommt, plötzlich völlig anders agieren. Und auch beim eigentlich besten und fairsten Kunden oder Geschäftspartner hat man nicht immer Einfluss darauf, wer einem als direkter Verantwortlicher vor die Nase gesetzt wird.
Muss ich dann mit jemanden zusammenarbeiten, der nicht unbedingt immer den besten Absichten folgt, bemühe ich mich, den Menschen aus seiner Situation zu verstehen. Dass sein/ihr Handeln vielleicht unbedingt Folge seines ureigenen Wesens, sondern durch unternehmerische Vorgaben, Strukturen oder Kulturen bedingt ist oder er/sie vielleicht durch das Elternhaus oder das sonstige soziale Umfeld zu beruflichen Erfolg um jeden Preis erzogen wurde und welches Leid dadurch vielleicht für sie/ihn selbst dadurch entsteht.
Andererseits habe ich oft die Befürchtung, dass es gerade solch rücksichtslosen Akteure sind, die „Erfolg“ haben, zumindest in dem Sinne, dass sie Macht über andere Menschen gewinnen. Und dass ich es ihnen mit meinem Bemühen, fair zu spielen und Verständnis zu entwickeln, nur noch leichter mache.
Daher wollte ich fragen, wie ihr mit dergleichen umgeht oder umgehen würdet. Vielleicht seid ihr ähnlichen Situationen oder Menschen ausgesetzt oder ihr habt Anregung für mich, die Dinge anders zu betrachten. Vielleicht habt ihr konkrete Tipps, wie man über solche Erfahrungen meditieren kann. Das würde mich jedenfalls sehr freuen!
Besten Dank!