Umgang mit Obdachlosen

  • Wenn man schweigt ist es ja noch keine Lüge. Es gibt im Internet tatsächlich Empfehlungen bettelnde Kinder zu ignorieren. Meine Gelübde verbieten es mir, aktiv zu lügen. Aber natürlich möchte ich auch nicht Opfer einer Bettelbande werden. Zum Selbstschutz eine Notlüge zu verwenden bricht zwar das Gelübde aber wenn es die Situation erfordern würde..... :?

    Habe ja auch ein Gelübde abgelegt:sunny:

    Es ist kein Selbstschutz wenn man bettelnde Menschen, Kinder ignoriert.

    Es ist.


    Da ich ja ein wenig Erfahrung aus meiner Kindheit im Thema mitbringe darf ich darin erinnern das es keine allg. gültige Regelung gibt.

    Weder für die eine noch für die andere Seite, noch für eine Situationshandlung.

    Und das wissen auch beide Seiten.


    Wenn ich hunger habe gibt es für mich keine andere Möglichkeit als zu betteln.

    Wenn ich mich mit bettelnden Kindern im geben überfordere dann gibt es keine andere Möglichkeit als bettelnde Kinder zu ignorieren.

    So ist es.


    Lügen ist etwas anderes...…:heart:_()_

  • darf ich darin erinnern das es keine allg. gültige Regelung gibt.

    Ja, alles ist von der jeweiligen Situation abhängig, wobei es (darüber hinaus) aber schon auch kulturelle Unterschiede gibt.

    Lügen ist etwas anderes...

    :)

  • Das mit den organisierten Bettlern ist wirklich ein schwieriges Thema, vor allem, wenn Kinder losgeschickt werden. Gibt man ihnen Geld, unterstützt man die Hintermänner. Auch so fällt es mir schwer, jemanden abzuweisen, aber eines haben all diese Bettler gemeinsam: Sie reichen einem Zettel, dass sie Hunger haben, wollen aber nur Geld nehmen. Ich war zum Glück nie in dieser Lage, aber ich denke mir, wenn ich Hunger habe, bin ich dankbar für jedes Stück Brot oder einen Apfel und ich würde vermutlich auch nur um Essen betteln. Jedenfalls lehnen organisierte Bettler meist dankend ab, wenn man ihnen anbietet, ihnen was zu Essen zu kaufen oder aus der Einkaufstüte was rausholt.


    Ich rede natürlich von der Situation hierzulande; über Indien etc. kann ich nichts sagen.

  • Ist das gleiche sagen meine vielen vielen indischen Kollegen*.


    Gibt auf der ganzen 🌍 ja solche und solche.Wir werden nie das Absolute dahinter erfahren.Mit Naturalien liegt man jedenfalls immer auf der richtigen Seite🕯

    ******


    *Die die so viel, so laut 🙄, so lustig, so ständig😂 und gut im Taxi singen können ...😉...

  • Das ist nur eine Erzählung aus meiner Vergangenheit.

    Wir sind 1986 zum ersten Mal richtig weit weg gereist und haben uns in Mumbay mit deutschen Freunden verabredet, die Indien da schonmehrfach bereist hatten. Nach langem Flug und ca. 1 Stunde langer Taxifahrt durch stinkende Slums mit Lagerfeuern ohne elektrischen Lichts, standen wir am Morgen gegen 6.30 Uhr am vereinbarten Ort. Die Freunde kamen noch nicht. Wir waren wie frisch gepellte Eier, als weisse Backpacker aus Europa mit dem Lonely Planet in der Tasche und den grossen Rupeescheinen für vier Wochen aus dem Automat. Es kamen Kinder auf den Platz, die völlig verstaubt waren weil sie auf den Strassen gewohnt hatten. Sie bettelten um Geld und wir hatten nur neue, grosse Scheine von der Bank. Es wurden mit der Zeit immer mehr. Das war eine der hilflosesten Situation in meinem Leben. Vielleicht waren sie 5-10 Jahre alt und alle verdreckt und voller Hoffnung auf ein bisschen Geld für den Tag. Wir haben hin- und her diskutiert, wem wir jetzt einen Schein geben, den sie sich teilen könnten. Dann kam ein alter Herr der sehr schnell die Situation durchschaut, und mit wenigen Worten und Bewegungen die Kinder verscheucht hat. Danach erzählte er uns, wie toll er Deutschland fand und vor allem Hitler, der ein starker Mann gewesen sei. Am liebsten wäre ich da sofort wieder zurückgeflogen. Seitdem habe ich allen Bettlern in Indien Geld gegeben. Man bekam dort in ganz Indien nie Münzen als Rückgeld, die waren im eigenen Bettlerkreislauf gefangen. Wir haben Kinder in Steinbrüchen arbeiten sehen, und eine Dorfgemeinschaft, die sich ein Zubrot verdient hat indem sie Leitungswasser in Mineralwasserflaschen abgefüllt haben und die Kronenkorken gemeinschaftlich mit dem Hämmerchen wieder geschlossen. Und wir haben uns immer gewundert, warum wir Durchfall bekamen. Seitdem liebe ich Indien. Heute hat sich das Land sehr stark verändert, aber die Armut nicht wirklich.

    Du fährst mit einer Gruppe, Dein Gruppenleiter wird Euch bestimmt genau darüber anweisen, wie man mit Bettelkindern umgehen sollte und Du wirst sicher selber sehen wir Du es dann machst. Alles Gute auf Deiner Reisen und bitte erzähle uns davon.

    Alles Gute, minestrone

    :)

  • Wir belegen Tantra-Kurse, melden uns zu Retreats an, nehmen eine Einweihung nach der nächsten, schweben in sonstigen Sphären.....


    Wenn das Fundament nicht ordentlich gegossen wurde dazu und das fängt bei den 10 heilsamen Handlungen an, die expliziet das Lügen als solche beinhalten, ist wohl alles einfach wirkungslos. So wie man versuchen würde ein Moor ohne entsprechende Baulichkeiten überqueren zu wollen. Wir gehen einfach unter. Und darauf bauen wir dann Luftschlösser voller schöner Illusionen, die dem kleinsten Lufthauch nicht stand halten.


    Eine Lüge gereicht weder mir, noch dem Gegenüber zum Vorteil. Doch das muss jeder für sich selbst klar machen. Hat man ein Gelübde dazu genommen dann ist selbst die "Notlüge" doch nur der Versuch, selbst keine Verantwortung für das eigene Tun und Handeln übernehmen zu wollen. Man möchte es schließlich bequem haben. Aber genau darum geht es in der Lehre, diesen Teufelskreislauf zu durchbrechen. Raus aus der Bequemlichkeit und erkennen wie die Dinge wirklich sind. Keine Selbsttäuschung.

  • @Sherab, Kindern würde ich kein Geld geben. Sie müssen es abgeben oder kaufen sich Drogen. Sie schnüffeln vor allem Klebstoff.

    Wenn du Lebensmittel gibst bitte ohne Zucker. Die Zahnversorgung ist nicht möglich und langfristig richtet man Schaden an. Babys werden bereits auf Drogen gesetzt, weil schreiende Kinder kein Geld einbringen. Auch das würde ich nicht unterstützen. Es gibt Hilfsorganisationen an die man Spenden kann, in Nepal war ich in einem Waisenhaus und habe lieber dort etwas gegeben. Kinder werden entführt und verstümmelt und sind in einem Teufelskreis gefangen aus dem sie ihr Leben lang nicht mehr herauskommen. Und wir Westler unterstützen unwissentlich dieses System. Dafür zu lügen finde ich nicht halb so schlimm wie es zu unterstützen. Das ist natürlich trotzdem jedem selbst überlassen und nur meine subjektive Meinung.


    In Nepal hat mir eine verzweifelte Mutter ihr Baby zum Verkauf angeboten. Es war eine der traurigsten Situationen die ich je erlebt habe. Mir tat die Frau unendlich leid, aber helfen konnte ich ihr nicht.


    Um wirklich zu helfen sollte man das System nicht unterstützen und sich bewusst machen, dass man mit jeder Rupie verhindert, dass die Regierung etwas gegen diese Armut tut.


    Geld habe ich in Nepal bettelnden Sadhus gegeben, die an den heiligen Stellen leben und ihr Leben in Askese verbringen.

    Einmal editiert, zuletzt von Nyinje ☼ ()

  • schweben in sonstigen Sphären.....

    soo...:doubt:...tut "man" das ?

    Nun lieber Samten, es gibt Architekten die bauen Luftschlösser, von außen schön anzusehen, von allen Seiten für die Zeit eines Fingerschnipses ins Rampenlicht gerückt, doch sie sind aufgrund des verwendeten Baumaterials wie Illusionen und Luft dem zeitigen Verfall preisgegeben.


    Dann gibt es Architekten die sehr gründlich den Boden ebnen um darauf ein stabiles Fundament zu errichten. Um dann darauf ein stabiles Gerüst zu erstellen, was schließlich in einem stabilen Haus endet, weil die Säulen tragfähig sind und so das Dach nicht einstürzen kann. Aufgrund dieser gründlichen Vorbereitung dauer das mitunter wesentlich länger, Das Baumaterial ist ein anderes. Viel schwerer zu beschaffen. Daran verlieren die Schnelllebigen schnell die Lust und Muse. Sie ziehen weiter zu dem was schnell verfügbar ist und schnellen Ruhm verschafft.


    Hab einen schönen Tag lieber Samten :)

  • Das Ulmer Nest :)


    Zitat

    Das Ulmer Nest ist der Versuch einer Ergänzung zum bestehenden Erfrierungsschutz in der Stadt Ulm. Es ist eine Notzuflucht in Form einer Schlafkapsel, die obdachlose Menschen in besonders kalten Nächten vor lebensbedrohlichen Temperaturen, Wind und Nässe schützt.

    Insbesondere sollen hier diejenigen aufgefangen werden, denen es aus einer Vielzahl an Gründen nicht möglich ist, die bestehenden Maßnahmen wie Sammelunterkünfte oder Übernachtungsheime zu nutzen. Das Ulmer Nest bietet für diese durch alle Raster gefallenen Menschen als Notfallinstrument in letzter Instanz einen niederschwelligen Schutz für Leib und Leben und gilt als Alternative zu einer ungeschützten Übernachtung im Freien.

    Die Erprobung des Konzepts des Ulmer Nest bietet eine Vielzahl an Chancen sowohl für die Betroffenen, wie auch für die Stadt Ulm.

    Es kann hier in einem bundesweit einmaligen Projekt evaluiert werden, ob das Ulmer Nest als Maßnahme zum Erfrierungsschutz geeignet ist. Die Stadt Ulm tritt hier in einer beachtenswerten Vorbildfunktion als Vorreiter und Ideengeber auf - sowohl in Bezug auf die technischen Aspekte, wie der Nutzung des stadtweiten LoraWans zur Digitalisierung der Abläufe rund um das Ulmer Nest, als auch in den Bestrebungen Antworten auf die Herausforderungen des modernen städtischen Zusammenlebens zu finden.

    Sollten sich die Ulmer Nester als geeignetes Mittel zum Erfrierungsschutz, insbesondere für diejenigen Menschen, die bestehende Maßnahmen aus unterschiedlichsten Gründen ablehnen (siehe Absatz Ausgangslage), bewahrheiten, kann die Lösung überregional präsentiert und eingesetzt werden. Andernfalls konnte eine wichtige Frage der städtischen sozialen Verantwortung untersucht und begründet beantwortet werden.

    In beiden Fällen werden durch die Evaluation wichtige Erkenntnisse über die Auswirkungen mobiler Notfall-Schlafkapseln zum Erfrierungsschutz auf die Betroffenen, aber auch die Umgebung und Anwohner gewonnen. Diese Erkenntnisse können auch allgemein auf den Einsatz öffentlichkeitswirksamer Maßnahmen zum Thema Obdachlosigkeit und Erfrierungsschutz und deren Auswirkungen auf die städtische Gesellschaft abgeleitet und in weiteren Überlegungen und Bestrebungen eingesetzt werden.


    Ulmer Nest