Das Ego-Dilemma

  • Guten Abend,


    Nachdem in letzter Zeit ja häufig das (teilweise massive) ethische Fehlverhalten von bekannten buddhistischen Lehrern bekannt wurde, drängt sich die Frage auf, wie es Leute im Buddhismus so "weit" bringen konnten, ohne die grundlegenden Tugendregeln verinnerlicht zu haben.


    Hierzu ein Gedanke: Wohl alle buddhistischen Schulen würden zustimmen, dass der Kern des Buddhismus die Lehre vom "Nicht-Selbst" ist, also die Abwesenheit von einem unveränderlichen oder gar ewigen Wesenskern. Daraus leitet sich die Maxime der Abkehr von Gier, Egoismus und Selbstsucht ab. Nun ist aber zumindest im Westen eher das Gegenteil gefordert, wenn man sich auf dem Markt der Religionen durchsetzen und es "zu etwas bringen" will: Selbstvermarktung, Selbstbehauptung und auch eine gewisse Ellbogenmentalität. Ist es da nicht naheliegend, dass es eher solche Leute zu Prominenz bringen und eine Karriere auf dem Buddhismus aufbauen, denen es in Wahrheit nicht um den Dharma, sondern um gänzlich andere Dinge geht, während möglicherweise Lehrer, die den Dharma zutiefst verinnerlicht haben, zum Teil völlig unbeachtet bleiben?


    Ich will damit keinesfalls sagen, dass alle prominenten und medial präsenten Lehrer per se fragwürdig sind. Aber der Anteil an "schwarzen Schafen" unter ihnen scheint doch bedenklich groß zu sein. Ist das möglicherweise diesem nicht aufzulösenden Ego-Dilemma geschuldet?


    Beste Grüße


    :rad:

  • Umgekehrt kann ich das jedenfalls bestätigen: für stille Lehrer ist es recht schwierig, mehr Schüler zu finden, und so auch ein finanziell stabiles "Lehrprogramm" aufzubauen.


    Größe alleine ist natürlich kein Selbstzweck, aber so geht auch viel buddhistisches Potential verloren. Wie man da raus kommt, weiß ich auch nicht.


    Liebe Grüße, Aravind.

  • Viele merken es wohl auch irgendwann, dass sie einer spirituellen Rampensau aufgesessen sind und suchen sich danach einen tiefgründigeren Lehrer. Wer auf die Show reinfällt ist vielleicht auch noch nicht bereit für einen "ehrlichen" Lehrer, weil das Spektakel ja nicht nur gefunden, sondern auch gesucht wurde. Ist ja immer auch ein Stück weit die Verantwortung des Suchenden, nichts unhinterfragt zu lassen. Negative Beispiele können ja durchaus zu positiven Lerneffekten führen.

    Die Anzahl der Schüler, die ein Lehrer hat sagt meiner Ansicht nach jedenfalls überhaupt nichts aus.

  • Hierzu ein Gedanke: Wohl alle buddhistischen Schulen würden zustimmen, dass der Kern des Buddhismus die Lehre vom "Nicht-Selbst" ist, also die Abwesenheit von einem unveränderlichen oder gar ewigen Wesenskern.

    Daraus leitet sich die Maxime der Abkehr von Gier, Egoismus und Selbstsucht ab.


    Hierzu eine vielleicht nicht unwichtige Randbemerkung. Unveränderlichkeit ist gleichbedeutend mit Ewigkeit. Ich würde als "echte" zweite Abwesenheit die Abwesenheit eines veränderlichen Ichs nennen, was so gedacht verhindern könnte, dass man die Menschen um sich herum absolut selbstlos wahrnehmen könnte.



    Ein schöner Gruss



    :moon:

    Einmal editiert, zuletzt von Alephant ()

  • Geben wir dem Größenwahn dieser Lehrer nicht auch Vorschub, indem wir sie zu viel anhimmeln und zu sehr auf einen Podest stellen? Und uns auch selbst damit ein wenig schmücken, einen so berühmten Lehrer zu haben?


    Nun ist aber zumindest im Westen eher das Gegenteil gefordert, wenn man sich auf dem Markt der Religionen durchsetzen und es "zu etwas bringen" will: Selbstvermarktung, Selbstbehauptung und auch eine gewisse Ellbogenmentalität

    Das gilt aber nur, wenn man der Größte sein will, bzw. der eigene Marktwert wichtig ist.


    Lehrer, die den Dharma zutiefst verinnerlicht haben, zum Teil völlig unbeachtet bleiben?

    Ein gutes Gegenbeispiel ist für mich Thich Nhat Hanh. Er leitet eine große Sangha und doch lebt er nach wie vor wie ein bescheidener Mönch. Ich erkenne das schon daran, daß er für seine Vorträge keinen "Thron" braucht.


    Ein anderer Aspekt ist das frühere Erziehungssystem der heutige Lamas.

    Hier ist ein Artikel über die Missstände in der tibetischen Tulku Erziehung:

    UNGEKÜRZTE FASSUNG: Es ist höchste Zeit für eine radikale Veränderung der Erziehung unserer Tulkus

    Ich denke, daß die Erziehung so oder so ähnlich auch in anderen asiatischen Ländern aussieht. Wie sollen sie da fast ohne unsere soziale Kontrolle in Europa klar kommen?

  • Ist das möglicherweise diesem nicht aufzulösenden Ego-Dilemma geschuldet?

    Der buddhistische Weg lehrt uns doch, dass es möglich ist, das "Ego Dilemma" aufzulösen. :?

    • Offizieller Beitrag

    Nun ist aber zumindest im Westen eher das Gegenteil gefordert, wenn man sich auf dem Markt der Religionen durchsetzen und es "zu etwas bringen" will: Selbstvermarktung, Selbstbehauptung und auch eine gewisse Ellbogenmentalität. Ist es da nicht naheliegend, dass es eher solche Leute zu Prominenz bringen und eine Karriere auf dem Buddhismus aufbauen, denen es in Wahrheit nicht um den Dharma, sondern um gänzlich andere Dinge geht, während möglicherweise Lehrer, die den Dharma zutiefst verinnerlicht haben, zum Teil völlig unbeachtet bleiben?

    Das hat nicht so sehr mit dem Westen zu tun, sondern mit der ökonomischen Basis buddhitischer Strukturen. Und da gab es ja in der Geschichte vielfältige Modelle: In Thailand gibt es das Wat, das von einer Gemeinde unterstützt wird. In Japan lebte man teilweise als Feudalherr von den eigenen Länderein. Dan gab es aber Tempel, die bestimmte Geschäfttsfelder dominierenten so lebte der Enrykuji teilweise davon, dass er Geldverleiher und Sakehandel monoploisierte, was auch sehr große Probleme gab. Und teilweise war es so, dass Tempel davon lebten immer reiche Gönner zu finden: Da musste man dann auf Fundraising-Tour gehen und sich verkaufen und gegen die Konkurrenz durchsetzten. Und dann gab es natürlich Zeiten, wo der Buddismus vom Staat finanziert und sehr staatsnah war. In Japan gehörte es da dann teilweise zu den Aufgaben, die Gläubigen zu bespitzeln und Berichte zu schreiben. Alle diese Modelle (Feudalherr, Staatnähe, Industriemonopol, Fundraising) haben Probleme und ich finde eigentlich so die Wat Idee am reizvollsten, wo das Kloster eng mit einer Gemeinde verbunden ist.

  • wie es Leute im Buddhismus so "weit" bringen konnten, ohne die grundlegenden Tugendregeln verinnerlicht zu haben.

    Hallo,

    vielleicht indem es genug "Anhänger" gibt, welche die grundlegenden Tugenden genauso wenig verinnerlicht haben. Und es denen entweder deshalb nicht auffällt, oder sie ihr Ego und andere Beeinflussungen auf solche "Lehrer" abfahren lässt.

    Wie heißt es so schön...gleich und gleich gesellt sich gerne.

    Liebe Grüße, Jin. :tee:

  • korruption und geld bringen diese leute so weit. ich denke man kann so einen "rinpoche" titel heute schon irgendwo kaufen. bei der tulku nummer geht es genau so nur noch ums geld.


    eigtl. waren diese titel mal dazu gedacht spirituell weit entwickelte leute zu kennzeichnen. dies konnten natürlich nur andere weit entwickelte leute wahrnehmen und einschätzen.


    so wie ich das wahrnehme scheint dieses kontrollsystem der tibeter nicht mehr zu funktionieren. es werden irgendwelche leute als rinpoche geehrt, die noch lange nicht so weit sind. und wenn man dann in eine solche rolle kommt, wo man permanent auf einen thron gestellt wird, explodiert das ego und die eigenen dämonen. das würde bei warscheinlich fast jedem von uns hier nicht anders aussehen.


    diese guru nummer ist höchst gefährlich, wenn man nicht dafür bereit ist. die kontrollinstanzen sind aber defekt. warscheinlich gibt es auch nicht mehr viele tibeter, die überhaupt die spirituelle stufe eines rinpoches erreichen und andere korrekt einschätzen können. d.h. die spirituellen linien sind evtl. auch schon eingebrochen..

    für mich sieht das von außen so aus, als ob der tibetische buddhismus gerade implodiert.

    immerhin entspricht das den prophezeiungen für die tibeter von padmasambhava.


    eine andere idee ist, dass das in tibet und deren buddhistischen schulen schon viel länger so ist, aber es sich uns erst jetzt wirklich offenbart.

  • da widersprech ich. ich persönlich habe noch nix negatives (tadelnswertes) mit tulku oder rinpoche oder mönchen, nonnen erlebt, aber ich kenn da auch nur einen kleinen ausschnitt. beschwerden in einem grösseren ausmass aber höre ich auch nicht.

    wie das in asien ist oder in den tempeln davon habe ich keine ahnung. für mich handelt sich daher erstmal um Einzelfälle. und dies aus bestimmten schulen heraus.


    wir reden hier nur von leuten die uns hier in Europa auffällig werden, nehme ich an.

    • Offizieller Beitrag

    Es ist wichtig, da die Strukturen zu betrachten. Und das ist es doch, so dass das Tibet in das die Chinesen einmarschierten, einer vormoderne Welt war, in der Religion und Politik, Magie und Macht durchdrungen waren. Wenn man diesen enormen Kontrast sieht, dann sieht man doch auch, was für eine Herkulesaufgabe es war, dies Kluft zu überwinden und den tibetischen Buddhismus in die moderne Welt zu hieven.


    In Tibet war der monastische Buddhismus sehr traditionalistisch und hierarchisch und stark mit Macht und Politik verbunden. Aber es war ja dann vielleicht eher dieses "spiessige" Element, dass dafür gesorgt hat, das alles seine Ordung hatte. Das es klar war, wer wann welchen Titel führen kann, und wer sich an welche Regeln zu halten hat und was die Tradition so vorschreibt.


    Indem man den Buddhismus in den Westen übertrug, hat man da natürlich viel an alten , verkrusteten, vormdernen Strukturen aufgegeben aber mit ihnen sicher auch viele traditionelle Kontrollstrukturen veloren. In den freieren Gesellschaften des Westens gibt ja wieder ganz andere Strukturen und Versuchungen. Und so gibt es dann natürlich auch viele Situationen, wo die Kulturen ungut aufeinandertraffen. Wo sich z.B ein hierarchisches, tibetischen Denken mit dem romantischen Strömungen der 68igern zu Personenkult und Missbrauchsstrukturen mischt. Man ist "Lost in Translation", hat sich aus den Vorgaben des alten tibets befreit, folgt aber noch nciht denen einer modernen, säluaren Welt.


    Aber es gibt doch eben auch so viele Beispiele, wo das Experiment geklappt hat und der tibetische Buddhsimus einen Platz in der modernen Welt gefunden hat. Mir fällt da natürlich der Dalai Lama ein, aber gibt es nicht viele Zentren wo ein ein "normaler tibetischer Buddhismus" ohne falsche Erwartungen und Kult gelehrt wird. Lernprozesse sind immer schmerzhaft und langwierig.

  • Arthur1788

    Ich glaube, es stimmt, dass Menschen die den Dharma verinnerlicht haben "stille" Wesen sind- unabhängig Lebendigkeit oder Charaktermerkmalen. (Gelebter) Dharma ist m. E. wie unscheinbar. Es ist ja auch nicht greifbar, nix be- greifbar, nix anfassbar. Vielleicht ist manchem Sucher da bloss gelangweilig oder er denkt sich ein Feshalten an blossen Konventionen? Mag was Besonderes, Interessantes, weit darüber hinaus. Exklusivität? Ich hab keine Ahnung warum Leute Lehrern hinterherlaufen, die so auffällig (in der Hinsicht wie von dir beschrieben) sind, und in blanker menschelnder Natura, und tue mich auch ein bisschen schwer, wenn dann schliesslich Klagen kommen über schwerwiegende Übergriffe.

  • Arthur1788

    Ich glaube, es stimmt, dass Menschen die den Dharma verinnerlicht haben "stille" Wesen sind- unabhängig Lebendigkeit oder Charaktermerkmalen. (Gelebter) Dharma ist m. E. wie unscheinbar. Es ist ja auch nicht greifbar, nix be- greifbar, nix anfassbar. Vielleicht ist manchem Sucher da bloss gelangweilig oder er denkt sich ein Feshalten an blossen Konventionen? Mag was Besonderes, Interessantes, weit darüber hinaus. Exklusivität? Ich hab keine Ahnung warum Leute Lehrern hinterherlaufen, die so auffällig (in der Hinsicht wie von dir beschrieben) sind, und in blanker menschelnder Natura, und tue mich auch ein bisschen schwer, wenn dann schliesslich Klagen kommen über schwerwiegende Übergriffe.

    Ich denke, als Neuling macht man sich wenig Gedanken was nun an unheilsamen Strukturen im Buddhismus sein könnten. Man sieht, das einem die Lehre hilft und ist erstmal begeistert. Erst mit der Zeit wird man dann Aufmerksam auf unheilsame Dinge, wenn man denn nicht schon zu viel Vertrauen gefasst hat und gewisse Aspekte einfach unbewusst Ausblendet.

    Desweiteren kann man durch gewisse Lehren jegliches Fehlverhalten rechtfertigen. Man kann dann nicht mehr unterscheiden, ob dies nun unheilsam war oder ein Teil der Lehre ist. Ich habe einmal auf Facebook die Kommentare zu Sogyal Rinpoche gelesen. Unzählige Leute stehen weiterhin unerschüttert hinter ihm. Die Schuld wird im "außen" gesucht.

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

  • Erst mit der Zeit wird man dann Aufmerksam auf unheilsame Dinge, wenn man denn nicht schon zu viel Vertrauen gefasst hat und gewisse Aspekte einfach unbewusst Ausblendet

    ja, das ist glaub ein wichtiger Punkt. Ich denke da spielt auch mit rein, dass man sich das "Schöne", das man entdeckt und für sich gewonnen hat nicht wieder nehmen lassen will. Man stünde dann vielleicht gefühlt in spiritueller Hinsicht wieder mit leeren Händen da. Da braucht es dann schon Vertrauen in etwas jenseits der Personen und Gemeinschaften, um dem Festhaltedrang zu widerstehen.

  • Erst mit der Zeit wird man dann Aufmerksam auf unheilsame Dinge, wenn man denn nicht schon zu viel Vertrauen gefasst hat und gewisse Aspekte einfach unbewusst Ausblendet

    ja, das ist glaub ein wichtiger Punkt. Ich denke da spielt auch mit rein, dass man sich das "Schöne", das man entdeckt und für sich gewonnen hat nicht wieder nehmen lassen will. Man stünde dann vielleicht gefühlt in spiritueller Hinsicht wieder mit leeren Händen da. Da braucht es dann schon Vertrauen in etwas jenseits der Personen und Gemeinschaften, um dem Festhaltedrang zu widerstehen.

    Ja, ich sehe auch nichts falsches darin das man sich etwas Hilfreiches nicht mehr nehmen lassen will.

    Das Problem entsteht eben dann, wenn man das Hilfreiche in einer Person findet die irgendwann unheilsam handelt. Und auf der anderen Seite ist es der einzige Anker den man hat.

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

  • Ist das möglicherweise diesem nicht aufzulösenden Ego-Dilemma geschuldet?


    Da wo gelehrt wird, sind Handlungen. Handlungen können achtsam oder weniger achtsam ausgeführt werden. Da wo man von vielen Menschen verehrt/gemocht wird, besteht die grössere Möglichkeit der Anhaftung an diese angenehmen Wahrnehmungen (Beachtung/Wertschätzung/...). Und damit die Gefahr der Korrumpierung durch die damit einhergehende Entstehung bestimmter Begehrungen.


    Ich nehme an, man kann es auch so einfach sagen: je weniger Verblendung/Begehrung/Hass, desto moralischer/moralisch weniger bedenkliches Lehren.


    Die Frage nach den richtigen Lehren und den richtigen Lehrern wird im PK immer wieder thematisiert. Es ist eine sehr wichtige Frage, welchen Lehren und damit auch welchen Sprechern dieser Lehren man folgen mag.




    :earth:

    Einmal editiert, zuletzt von Alephant ()

  • Hallo Arthur,


    Zitat

    Hierzu ein Gedanke: Wohl alle buddhistischen Schulen würden zustimmen, dass der Kern des Buddhismus die Lehre vom "Nicht-Selbst" ist, also die Abwesenheit von einem unveränderlichen oder gar ewigen Wesenskern. Daraus leitet sich die Maxime der Abkehr von Gier, Egoismus und Selbstsucht ab. Nun ist aber zumindest im Westen eher das Gegenteil gefordert, wenn man sich auf dem Markt der Religionen durchsetzen und es "zu etwas bringen" will: Selbstvermarktung, Selbstbehauptung und auch eine gewisse Ellbogenmentalität. Ist es da nicht naheliegend, dass es eher solche Leute zu Prominenz bringen und eine Karriere auf dem Buddhismus aufbauen, denen es in Wahrheit nicht um den Dharma, sondern um gänzlich andere Dinge geht, während möglicherweise Lehrer, die den Dharma zutiefst verinnerlicht haben, zum Teil völlig unbeachtet bleiben?


    Das hast du völlig richtig erkannt. Darum ist auch der Dalai Lama so hoch angesehen.


    Fakt ist, dass die buddhistische Philosophie, so wie sie IST, im Westen nicht gut ankommen würde - darum muss man sie verwässern und verfälschen, das hat jeder "gute" Guru bis jetzt so gemacht, von Osho, Praphupad, Papaji, Dalai Lama und wie sie alle heißen. Dies bedeutet allerdings nicht, dass diese Leute die Lehre nicht verstehen, denn meist verstehen sie sie sehr gut. Doch als Lehrer müssen sie Kompromisse eingehen, um eine Anhängerschaft zu gewinnen.


    Mit Anatta und den den wichtigen Stützpfeilern kommt man aber nicht weit, das will keiner hören, außer man verwässert es in einer Art von pantheistischem Allgeist, den man dann letzten Endes "sei". Oder man sagt den Leuten, dass sowieso "jeder den richtigen Weg geht" und das sich "alles auf Glück" zubewegt. Solche Phrasen muss man drauf haben, sonst bringt man es im Westen nicht weit. Ein bischen privater und emotionaler Missbrauch gehört auch dazu, um "menschlich" zu bleiben.

  • Fakt ist, dass die buddhistische Philosophie, so wie sie IST, im Westen nicht gut ankommen würde - darum muss man sie verwässern und verfälschen, das hat jeder "gute" Guru bis jetzt so gemacht, von Osho, Praphupad, Papaji, Dalai Lama und wie sie alle heißen.


    Das ist kein Fakt. Maximal ist Fakt, dass man so denken könnte, dass sowas "Fakt" wäre.


    Es ist vielleicht auch Fakt, dass da eine Entscheidung ist, Lehren wie man sie selber gelernt und/oder gelesen hat, oder wie sie der Buddha vorgetragen hat, so nicht vorzutragen. Eine Entscheidung ist das, dass bestimmte Aussagen besser so nicht gesagt werden.


    Fakt ist, dass dort wo moralisches Fehlverhalten ist, NichtWissen nicht überwunden wurde. Und es ist bestimmt auch Fakt, dass viele Menschen durch bestimmtes Verhalten abgeschreckt werden. Auch durch sogenannte "schwarze Schafe" unter den Menschen, die anderen etwas beibringen wollen.


    @IkkyuSan : wieviel Entstellung/Verwässerung einer Lehre muss man denn in Kauf nehmen, um den ganzen Planeten zu bekehren?


    Andere Fragen: wieviel "Verwässerung" muss man betreiben, damit alle Menschen etwas verstehen? Ist Verstehen durch verwässerten Wahrheitsgehalt möglich?


    Worum geht es im Buddhismus? Geht es darum, NichtWissen zu überwinden, oder darum: verwässerte Lehren zu verbreiten?




    :earth:

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  • Das ist kein Fakt. Maximal ist Fakt, dass man so denken könnte, dass sowas "Fakt" wäre.


    Dann stellt sich jedoch die Frage, warum man so viel abwegiges in buddh. Büchern liest, was mit der ursprünglichen Lehre nichts zu tun hat?




    wieviel Entstellung/Verwässerung einer Lehre muss man denn in Kauf nehmen, um den ganzen Planeten zu bekehren?


    Für mich persönlich - gar keine Verwässerung. Warum sollte man eine in sich perfekte Lehre verwässern?



    Andere Fragen: wieviel "Verwässerung" muss man betreiben, damit alle Menschen etwas verstehen? Ist Verstehen durch verwässerten Wahrheitsgehalt möglich?


    Man kann sicherlich die Verständnisebenen anpassen, bzw. die Lehren so weit vereinfachen, dass es jeder versteht. Das sogenannte "Bauernzen" hat so was gemacht. Doch das würde ich nicht "verwässern" nennen, sondern "vereinfachen", was auch völlig in Ordnung ist, wenn man die wichtigen Dinge nicht auslässt. Ich muss ja z.B kein eingefleischter Kenner der Madhyamaka Philosophie sein, um der Lehre Buddhas zu folgen bzw. sie zu verinnerlichen.


    Doch stellt sich dabei ja ein weiteres Problem: Verstehen ist ja nicht Gleichbedeutend mit Anwenden!


    Ich kann also theoretisch hingehen, und alles so vereinfachen oder verwässern, dass es "mein Publikum" versteht, aber das bringt ja überhaupt nichts, wenn da keine weitere Motivation vorliegt. So war es z.B. auch früher gar nicht verkehrt, einen neuen Zen Schüler auch mal ein, zwei Nächte bei Regen vor dem Kloster warten zu lassen. Als Lehrer allgemein sollte man sich nicht so sehr "dem Publikum" anpassen - ist meine Meinung.



    Worum geht es im Buddhismus? Geht es darum, NichtWissen zu überwinden, oder darum: verwässerte Lehren zu verbreiten?


    Das sollte sich jeder selbst fragen und auch für sich selbst beantworten. Ich denke einfach nur, dass viele "schwarze Schafe" sich darüber vollkommen bewusst sind, dass sie die Lehren verwässern, um etwa mehr Absatz mit Büchern zu machen.


    Der Punkt ist ja der: Ich kritisiere das nicht.


    Diese Lehrer machen einfach nur, was in Ihren Augen notwendig ist - sie denken betriebswirtschaftlich.

  • Fakt ist, dass die buddhistische Philosophie, so wie sie IST, im Westen nicht gut ankommen würde - darum muss man sie verwässern und verfälschen

    Mir klingt es so, als gingest du von einer reinen, unangreifbaren Lehre aus, die irgendwo in Asien existiert. Du sagst "perfekt". Und die dann denaturiert, "verwässert" wird. In meiner Sicht eine nicht unproblematische Idealisierung. Gelebter Buddhismus ist doch immer ein Kontinuum aus Theorie, Anpassungen an die regionale Kultur und Schwerpunktsetzungen durch einzelne Schulen, Zentren, Lehrer. Mal mit mehr Erfol, mal mit weniger.


    Wie "IST" denn die buddh. "Philosophie"? Worauf beziehst du dich?

  • Das ist kein Fakt. Maximal ist Fakt, dass man so denken könnte, dass sowas "Fakt" wäre.


    Dann stellt sich jedoch die Frage, warum man so viel abwegiges in buddh. Büchern liest, was mit der ursprünglichen Lehre nichts zu tun hat?


    Da finde ich mittlerweile bestimmtes, direkt erlebbares Verhalten einiger Lehrer, was von den Massen mitbekommen wird schlimmer. Um auf deine Frage einzugehen: Ja warum liest man in bestimmten (nicht nur "buddhistischen") Lehr- oder "Wissens"- Büchern richtiggehenden Unfug?


    Es ist da auch die Möglichkeit, Geld zu verdienen und nicht zuletzt spielen gerade im Fall "Tibet" politische Interessen eine grössere Rolle. Wie sonst kann man es erklären, dass gerade lehrende Menschen aus Tibet, von denen einige ja ganz offensichtlich Nibbana nicht erreicht haben, so überrepräsentiert im Westen sind?


    Als Lehrer allgemein sollte man sich nicht so sehr "dem Publikum" anpassen - ist meine Meinung.


    Ja eben. Es geht um das, was gelehrt werden soll. Und wenn die Anpassung so stark ist, dass anatta zB (dein Beispiel) ausgeklammert wird, dann ist das in meinen Augen keine Anpassung mehr. Es ist dann eine andere Lehre.


    Ich kann also theoretisch hingehen, und alles so vereinfachen oder verwässern, dass es "mein Publikum" versteht, aber das bringt ja überhaupt nichts, wenn da keine weitere Motivation vorliegt.


    Buddhistische Lehren zu verstehen, hat automatisch zur Folge, dass sich da Motivationen ändern. Ich glaube, dass da viele Lehrer und auch Bücherschreiber sind, die Nibbana nicht erreicht, NichtWissen nicht überwunden haben. Es aber selber glauben. Es gibt nämlich kein "EgoDilemma", wenn Ich-Illusion überwunden wurde.




    :earth:

  • Fakt ist, dass die buddhistische Philosophie, so wie sie IST, im Westen nicht gut ankommen würde - darum muss man sie verwässern und verfälschen

    Mir klingt es so, als gingest du von einer reinen, unangreifbaren Lehre aus, die irgendwo in Asien existiert. Du sagst "perfekt". Und die dann denaturiert, "verwässert" wird. In meiner Sicht eine nicht unproblematische Idealisierung. Gelebter Buddhismus ist doch immer ein Kontinuum aus Theorie, Anpassungen an die regionale Kultur und Schwerpunktsetzungen durch einzelne Schulen, Zentren, Lehrer. Mal mit mehr Erfol, mal mit weniger.


    Wie "IST" denn die buddh. "Philosophie"? Worauf beziehst du dich?


    Gelebte DharmaPraxis ist gelebte, auf einem richtigem Verständnis der Wirklichkeit ruhende Praxis. Und diese Wirklichkeit hat sich noch nie geändert und wird sich auch nie ändern. Auch wenn man das von Kultur zu Kultur oder Region zu Region zu Region und Zeit und anderer Zeit immer wieder geglaubt wird.




    :earth: