Der Begriff "Dharma"

  • Im Glossar von Gampopas "kostbarer Schmuck der Befreiung" (also nicht von Gampopa selbst) auf Seite 273/274 gibt es diverse Beschreibungen, wie der Dharma Begriff gemeint sein könnte:


    Zitat

    Der Sanskrit Begriff Dharma hat viele verschiedene Konnotationen. Meistens wird er in seiner Bedeutung als "edle Lehre" (saddharma) benutzt: Die wahre Lehre, die alles Leid und alle Schleier auflöst. In dieser Bedeutung ist Dharma fast synonym geworden mit den Lehren Buddhas. Zugleich steht der Dharma hier auch für alle Schriften der Überlieferung. Häufig wird dieser Begriff auch als Wirklichkeit oder Warheit benutzt. Wenn "wir zum Dharma Zuflucht nehmen" so bezieht sich das nicht nur auf die Lehre, sondern auch auf die Wahrheit selbst, die hinter den Worten steht. "Den Dharma zu praktizieren" bedeutet, den Weg zu gehen, der durch Erkenntnis der Wahrheit von Leid befreit. Wenn es heißt, den Dharma zu verwirklichen, so ist damit Nirvana, die Erkenntnis der Natur aller Dinge gemeint. Wenn wir hingegen lesen"Die Natur aller Dharmas erkennen", dann steht dies für das Erkennen all der Phänomene, die unser Bewusstsein erfasst, oder in weiterem Sinne für alle Dinge mit ihren verschiedenen Merkmalen und Attributen.

    Weniger benutzte Bedeutungen sind: Dharma als Regel, Recht oder Gesetz (wenn z.B. gesagt wird: "gegen den Dharma verstoßen"), Dharma als Verdienste oder Tugend (wenn z.B. von Dharmakraft einer Person gesprochen wird), manchmal sind es auch die Qualitäten einer Person, Dharma als Lebensdauer und zugleich Lebensaufgabe (wenn es z.B. heißt: "Mein Dharma für dieses Leben ist..."), Dharma als religiöse Tradition oder Anschauung unter anderen. Manchmal kann es auch gesellschaftliche Pflicht oder Sitte bedeuten.


    Ich finde es immer ganz interessant, sich klar zu machen, in welchen verschiedenen Kontexten (innerhalb des buddhistischen Systems) ein und der selbe Begriff verwendet werden kann, eventuell gibt es für den Pali Begriff (Dhamma) ja auch darüber hinaus gehende Bedeutungen.

  • Dharma – Wikipedia


    Wenn ich sehr genau schreibe ,verwende ich deshalb auch ganz gerne den Begriff Buddha Dharma.


    Dharma hat gegenüber dem Begriff "Buddhismus" oder "buddhistischen Lehre" aber den Vorteil das er weniger sperrig ist.

    Leider ist er aber halt auch ein wenig ungenauer.


    Aber ganz egal welchen Begriff wir nun verwenden, wir sollten immer ein wenig daran denken, das wir dabei vom Finger sprechen der auf den Mond zeigt, aber nicht vom Mond selber.


    :moon:

  • Aber ganz egal welchen Begriff wir nun verwenden, wir sollten immer ein wenig daran denken, das wir dabei vom Finger sprechen der auf den Mond zeigt, aber nicht vom Mond selber.

    Wobei es, selbst wenn es Begriffe gibt, keineswegs sicher ist,

    ob es überhaupt einen Mond gibt auf den sie weisen, wie sie vorgeben.

    Deswegen gibt es ja auch die Lehrergründung als rechtes Erwachungsglied (sambojjhango)

    Die Übung in Vipassanā, in Durchdringung oberflächlicher Betrachtung. (pariyañāna)

  • Das vermeiden irreführender Ansichten ist auch ein ganz zentraler Wunsch im Vajrajana.


    Ich habe mich deshalb auch schon immer gerne mit Ideologie Kritik beschäftigt.


    _()_

    • Offizieller Beitrag

    Das vermeiden irreführender Ansichten ist auch ein ganz zentraler Wunsch im Vajrajana.


    Ich habe mich deshalb auch schon immer gerne mit Ideologie Kritik beschäftigt.

    Ideologiektitik ist insbesondere, gegenüber der hinduistische Lesung von Dharma sehr notwendig. Dort bedeutet Dharma nicht einfach nur Lehre, sondern eine Daseinsordnung, in die der einzelne sich einfügen muss:


    Zitat

    Im Hinduismus ist Dharma einer der zentralen Begriffe und ist abgeleitet von der Wurzel 'Dhr' (halten). Dharma, die hinduistische Ethik, bestimmt das Leben eines Hindu in vielfältiger Art und Weise. Persönliche Gewohnheiten, soziale und familiäre Bindungen, Fasten und Feste, religiöse Rituale, Gerechtigkeit und Moral, oft sogar die Regeln der persönlichen Hygiene und Essenzubereitung werden durch den Dharma bestimmt. .. Dem Dharma zufolge ist jedes Wesen des Universums an den Pflichten zu erkennen, die es erfüllen muss. Elefanten haben andere Pflichten als Pferde, Bäume eine andere Funktion als Gräser, Menschen wiederum andere Aufgaben als Blumen, Bienen oder Bären.


    Insbersondere ist das Dharma dann natürlich mit der Kastenordnung verbunden, die damit als Teil eine natürlichen Seinsordnung gilt: Es ist die Pflicht des Bauern zu schuften, die Pflicht des Kriegers zu töten und die Pflicht des Unebrührbaren niedere Arbeiten zu tun.


    Gerade weil Buddha ja das Kastensystem nicht geschätzt hat, ist es wichtig den "Buddhadharma" nicht mit der hinduistischen Idee von Dharma als "Seinsordung" zu vermischen.


    Wobei ich das Gefül habe, dass der hinduistische Begriff schon hineienwirkt, und auch im buddhitischen Texten Dharma nicht einfach "Buddhas Lehre" bedeutet, sondern in Richtung Weltordnung geht.

  • Wollte Buddha mit der Verwendung des Wortes Dhamma darauf hinweisen das dieses Dhamma, das als Seinsordnung angenommen wird, genauestes auf die zehn Fesseln überprüft werden muss?

    • Offizieller Beitrag

    Wollte Buddha mit der Verwendung des Wortes Dhamma darauf hinweisen das dieses Dhamma, das als Seinsordnung angenommen wird, genauestes auf die zehn Fesseln überprüft werden muss?

    Das Wort " Dharma" kommt wohl vielleicht dem deutschen "Fundament" am nächsten. Und da meinte eben Buddha mit "Fundament" stets implizit das "Fundament der buddhitischen Lehre". Während eben andere mit dem Begriff "Fundament" das "Fudament der Gesellschaftsordnung" meinten. Es gab in Indien sogar Leute die an Atome glaubten, und dieses dann auch Dharmas nannte - also "Fundamentale Teilchen" des Universums.


    Von daher finde ich Phoenix Idee sehr gut, explizit von "Buddha Dharma" zu sprechen.

  • Es gab in Indien sogar Leute die an Atome glaubten, und dieses dann auch Dharmas nannte - also "Fundamentale Teilchen" des Universums.

    Wieso in Indien und hier nicht? Auch hier glaubt

    man an "Fundamentale Teilchen" die man nicht teilen

    kann wie z.B. das Elektron.

  • Wollte Buddha mit der Verwendung des Wortes Dhamma darauf hinweisen das dieses Dhamma, das als Seinsordnung angenommen wird, genauestes auf die zehn Fesseln überprüft werden muss?

    Das Wort " Dharma" kommt wohl vielleicht dem deutschen "Fundament" am nächsten. Und da meinte eben Buddha mit "Fundament" stets implizit das "Fundament der buddhitischen Lehre". Während eben andere mit dem Begriff "Fundament" das "Fudament der Gesellschaftsordnung" meinten. Es gab in Indien sogar Leute die an Atome glaubten, und dieses dann auch Dharmas nannte - also "Fundamentale Teilchen" des Universums.


    Von daher finde ich Phoenix Idee sehr gut, explizit von "Buddha Dharma" zu sprechen.

    Also mit dem Fundament des Buddha das Fundament der Gesellschaftsordnung untersuchen. Warum sollte Buddha sonst gelehrt haben, wenn nicht sein gefundenes Fundament mit dem Vorgefundenen, das er bis zu seinem Dharma als wirklich erkannten, zu untersuchen?

  • Eine solche Gesellschaftsordnung war ja früher über die ganze Welt verbreitet, bei uns gab es die Stände. Es war auch üblich Religion mit Politik zu verbinden. In Indien hat sich "Freiheit, Gleichheit Brüderlichkeit" noch nicht ganz durchgesetzt, wobei die Frage ist wie weit man damit bei uns gekommen ist, Z.B. beim Geldadel, zu dem ein Arbeiter höchstens als Dienstleister Zutritt hat.


    Jedenfalls bezieht sich "Dharma" im Hinduismus u.a. auf 4 weltliche Stände, die Varnas, und 4 geistliche Stände, die Ashramas. Das Ganze nennt sich dann Varnashrama Dharma. Die geistlichen Stände betreffen 4 Lebensabschnitte und Lebensziele: Brahmacari (zölibatäre Schüler), Grihasta (verheiratete Haushälter), Vanaprasta (Rückzug von der Welt), Sannyasin (Mönchsweihe).


    In politische Angelegenheiten hat sich der Buddha anscheinend kaum eingemischt, weshalb Buddha Dhamma damit wohl in keinem Zusammenhang steht. Überliefert sind nur Empfehlungen oder Regeln für den buddhistischen Laienstand und Reden für Bramahnen und Adelige, wobei es aber wie bei allen anderen auch um die Befreiung von Dukkha geht. Dazu qualifiziert nicht die Kastenzugehörigkeit, sondern Eignung und Absicht. Was übrigens nicht nur vom Buddha so gehandhabt wurde und bis heute gängige Praxis vieler hinduistischer Richtungen ist. Neu war damals, dass das im Zuge einer Ordensorganisation stattfand, ich glaube da gab es sonst nur noch die Jainas, die ebenfalls die Veden nicht anerkannten und ihr eigenes Dharma haben.