Leben ist Leiden

  • Liebe Bosale!


    Die Vier edlen Wahrheiten interpretiere ich so: Das Leben ist Leiden. Akzeptiere das einfach immer und überall. - Wenn man das wahrhaft umsetzt, ist das Leiden einfach fort. Ansonsten kann ich das natürlich auch wortwörtlich akzeptieren:


    Die vier edlen Wahrheiten sind:

    • Wahrheit vom Leiden: Das Leben im Daseinskreislauf ist letztlich leidvoll. Dies ist zu durchschauen. (Dukkha Sacca)
    • Wahrheit von der Ursache des Leidens: Die Ursachen des Leidens sind Gier, Haß und Verblendung. Sie sind zu überwinden. (Samudaya Sacca)
    • Wahrheit von der Aufhebung des Leidens: Erlöschen die Ursachen, erlischt das Leiden. Dies ist zu verwirklichen. (Nirodha Sacca)
    • Wahrheit von dem Weg zur Aufhebung des Leidens: Zum Erlöschen des Leidens führt ein Weg, der Edle Achtfache Pfad. Er ist zu gehen. (Magga Sacca)


    Auf bald.

    Dae Kyong

  • Wenn man das wahrhaft umsetzt, ist das Leiden einfach fort.


    Naja, "einfach fort" ist das Leiden dann nicht. Leidvolle Situationen sind unvermeidbar, ob sie mich oder andere Menschen betreffen. Einsicht hilft uns jedoch, damit entsprechend umzugehen.

  • Die Vier edlen Wahrheiten interpretiere ich so: Das Leben ist Leiden.

    :?

    Was für eine aufbauende Interpretation; die wirklich motivierend für alle Mitleser ist, die sich für den Buddhismus interessieren.:silent:

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Es geht nicht um Motivieren zur heilen Welt, wir sind hier nicht bei Eduscho wo das Kuschlige zum Kauf animiert.

    Wer die vier edlen Wahrheiten des Buddhismus nicht wahr haben will ist im Buddhismus falsch.

    Das Leben ist Leiden. (Punkt) Das ist die bedeutende Erkenntnis von Buddha nach vielen Jahren Suche.

    Wem das nicht bewusst ist, der hat in selbstständiger Lebensbewältigung auf dieser Erde keine Chance.

  • ich seh das so:

    Man kann Leid nicht umgehen.

    Leben ist leidvoll, aber nicht ausschließlich. Leben ist ein Gesamtpaket, bei dem der Versuch der Rosinenpickerei das Leid nur vergrößert.

    Freiheit vom Leid bedeutet nicht, dass es kein Leid mehr gibt, sondern dass man seinen Frieden mit dessen Existenz macht. Es ist ja auch nicht permanent, sondern vergänglich, aber während es da ist ist es nunmal da.

  • Zitat

    … kurz : die Daseinsgruppen, an denen angehaftet wird, sind Leiden


    Dies ist mehr als nur " Leben ist Leiden"

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Also das Leiden am Leiden.

    Am mir Leidigen. Körperlicher Schmerz, geistiger Schmerz, schmerzliche Gefühle und Empfindungen und Gedanken.

    Das Zitat stammt aus dem PK.

    Bei manchen Sachen muss man damit vorsichtig sein. Zen legt viel Wert auf die Tatsache der

    Non- Inhärenz der Erscheinungen.

  • Man sollte kontemplieren, was Leiden ( dukkha ) ist …

    Die Erste Edle Wahrheit bedeutet nicht " Alles ist Leiden " und auch nicht " ich leide " … sondern einfach " Da ist Leiden ".

    Von körperlichem Schmerz bis zum geistigen Schmerz … von brennendem Hass über nagende Begierde bis hin zu leichter Gereiztheit.

    Leider wird dukkha normal als "Leiden" übersetzt, was aber dem Begriff dukkha nicht gerecht wird.


    Und kaum jemand hat wirklich dukkha untersucht, sich dukkha gestellt. Meist ist die normale Reaktion :

    Zitat

    Ich leide und will das Leiden loswerden. Deswegen meditiere ich und besuche retreats oder gehe zu sesshins.. Und wehe, das Leiden verschwindet nicht, dann taugt die Lehre nix.

    Wer dukkha so versteht, wird niemals den Weg zur Vernichtung von dukkha, welcher in der Vierten Edlen Wahrheit umrissen wird, verstehen oder betreten können.

    Die Erste Edle Wahrheit ist keine absolute Aussage, schon wegen dem Aufzeigen des "Ausweges" kann sie nicht absolut sein.

    Nur Eins ist absolut :

    Zitat

    Alles, an dem man anhaftet aus Gier, Hass oder Verblendung, ist dukkha.


    Und mehr als das Verstehen der Vier Edlen Wahrheiten mit ihren 12 Aussagen ist nicht nötig, um dukkha zu vernichten.

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Ich glaube "Leiden" ist eine etwas zu dramatische Übersetzung für "dukkha". "Unzufriedenheit" trifft es eher. Ist ja nicht so dass Otto Normalverbraucher ständig unfassbare Höllenqualen durchlebt, sondern eher dieses nagende Gefühl verspürt, dass nichts und niemand ihn wirklich glücklich macht.


    Außerdem erweckt der etwas platte Slogan "Leben ist Leiden" bei Außenstehenden und am Buddhismus Interessierten schnell den Eindruck, es handle sich um eine nihilistische Lehre. Dann könnte man nämlich zurecht die Frage stellen, wieso man sich nicht einfach eine Kugel durch den Kopf jagt. (Jaja, ich weiß, Wiedergeburt und so. ;))

  • also ich geh in retreat um nicht selbst zu realisieren. da steh ich drauf. ich hab nicht den anspruch leiden zu vernichten. er hat schon recht, wenn er von der annahme leidhaftiger erfahrung spricht, aber es gibt da ja sowieso keinen weg drumherum. es ist nur nicht so, das leid(dukkha) dann man eben "weg" wäre. dann ja auch tanha, mögen und nicht mögen, begehren und aversion. man wird weiteres hören.

  • also ich geh in retreat um nicht selbst zu realisieren. da steh ich drauf. ich hab nicht den anspruch leiden zu vernichten. er hat schon recht, wenn er von der annahme leidhaftiger erfahrung spricht, aber es gibt da ja sowieso keinen weg drumherum. es ist nur nicht so, das leid(dukkha) dann man eben "weg" wäre. dann ja auch tanha, mögen und nicht mögen, begehren und aversion. man wird weiteres hören.

    es gibt einen Ausdruck dafür …. Zweifel und Sinnesgier


    und Buddha sagte, er lehre nur Eins - dukkha und die Vernichtung von dukkha …


    Natürlich gibt es einen Weg, das Anhaften an Erfahrungen, die im Endeffekt zu dukkha führen, zu verhindern.

    und tanha ist ein Punkt vor upadana ( Anhaften ) und damit vor dukkha. Wenn man tanha vermeidet, vernichtet man dukkha.

    Nur ist es eben so, das man entweder "handeln" kann, nachdem vedana ( Gefühl ) entstanden ist oder vorher.

    Ist vedana über tanha erst zu upadana geworden, führt leider kein Weg mehr um dukkha herum.


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Vielleicht günstiger für Weltmenschen, doch letztendlich falsch.

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Ist vedana über tanha erst zu upadana geworden, führt leider kein Weg mehr um dukkha herum.

    Könntest Du mir bitte mal den Satz übersetzen (in Buddhas Sinn); scheint ja bedeutend zu sein.

    Ich könnte zwar jetzt google bemühen, jedoch sind die Begriffs-Übersetzungen manchmal sehr unterschiedlich.


    Vielen Dank.


    Liebe Grüße von Schneelöwin

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Er steht Gefühlen kritisch gegenüber.

  • Vielleicht günstiger für Weltmenschen, doch letztendlich falsch.

    Wieso?

    Wenn es so wäre und es keinen "Ausweg" aus der Leidhaftigkeit gäbe, wieso dann die Dritte und Vierte Edle Wahrheit ? WIeso die Lehre des Buddha überhaupt ?

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Das Zusammentreffen der "inneren" und "äusseren" Sinnesbereiche ( Beispiel Aug - Sinn und Aug - Bewusstsein, Ohr - SInn und Hör Bewusstsein ) wird phassa ( Kontakt ) genannt. ( aus der khandha - Lehre )

    Daraus entstehen die Gefühle ( vedana ) aus welchen wiederum tanha, das Begehren entsteht.

    ( entstehen = bedingt, d.h. ohne Kontakt kein Gefühl und ohne Gefühl kein Begehren )

    tanha, also Begehren ist die Wurzel von upadana, ( Anhangen/Anhaften ), Begehren bedingt Anhaften - woraus dann wiederum bedingt alles andere wie Werden, Geburt usw. und im Endeffekt die ganze Masse an dukkha entsteht. ( nachzulesen im PK )

    ( Weswegen auch in der Ersten Edlen Wahrheit besonders auf die Daseingruppen ( khandha ), an denen angehaftet wird, hingewiesen wird. [das wird leider meist überlesen ])


    Dies Alles ist das Gesetz der bedingten Entstehung ( das vor vedana noch anderes kommt ist in diesem Zusammenhang ( dem Vorwärtsgehen ) relativ unwichtig ), vermischt mit der khadha-Lehre, also den Daseinsgruppen, welche die verschiedenen Arten von phassa ( Kontakt ) erklären.

    Es ist leider so, das es nach dem Entstehen von upadana ( Anhangen/Anhaften ) keine Chance mehr gibt, dukkha zu verhindern.

    Nur vor upadana ist man in der Lage, durch Aufmerksamkeit diese "Reihe" zu unterbrechen.

    Relativ leicht ist es, den Weg von Begehren zu Anhaften zu blockieren, schwerer, doch mehr Erfolg versprechend, schon vor Begehren, beim Auftreten des Kontaktes Gefühl und damit den Übergang vom Gefühl zu Begehren zu verhindern.

    Wieso leicht ? Weil es mehr Zeit braucht, Begehren in Anhaften zu verwandeln. Doch zwischen Kontakt und dem Auftreten von Gefühl ist oft weniger als ein Wimpernschlag. Also bedeutet es eine scharfe Aufmerksamkeit, ein blitzartiges Reagieren, dies zu erkennen und zu beeinflussen.

    Beispiel :

    Du siehst ein Bild. Blitzartig ist in Dir auch das Gefühl " WOW ". Auch noch relativ schnell kommt das " Würd ich gern haben ". Doch bis dieses " Würd ich gern haben " sich in Dir zu einem Anhaften ( sich ständig danach Sehnen ) verfestigt hat, braucht es schon ein bisschen länger

    ( man vertausche " ein Bild" mit "ein Wesen des sexuell interessanten Geschlechts gleicher Art ", dann wird es noch deutlicher )


    Aka Onyx 9

    Ja, ich stehe vedana kritisch gegenüber, ich sehe in ihnen die Wurzel zu dukkha im Gesetz der bedingten Entstehung. Nur vedana, tanha und upadana sind "beeinflussbar", oder willst Du phassa ( Kontakt ) verhindern, indem Du blind, taub usw. wirst ? Wobei Du dann nur die äusseren Sinnesbereiche "blockiert" hast, doch was ist mit dem entsprechenden Sinnes - Bewusstsein ? Oh, interessantes Kontemplationsobjekt …


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
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    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Danke für Deine Rückinfo. Wie wahr, wie wahr bzw. jetzt ist es gut nachvollziehbar.


    Relativ leicht ist es, den Weg von Begehren zu Anhaften zu blockieren,

    :?zwischen Begehren und anhaften sehe ich jetzt aber nicht so einen großen Unterschied

    schwerer, doch mehr Erfolg versprechend, schon vor Begehren, beim Auftreten des Kontaktes Gefühl und damit den Übergang vom Gefühl zu Begehren zu verhindern.

    :grinsen: tja und wie verhindern?


    Du siehst ein Bild. Blitzartig ist in Dir auch das Gefühl " WOW ". Auch noch relativ schnell kommt das " Würd ich gern haben ". Doch bis dieses " Würd ich gern haben " sich in Dir zu einem Anhaften ( sich ständig danach Sehnen ) verfestigt hat, braucht es schon ein bisschen länger

    ( man vertausche " ein Bild" mit "ein Wesen des sexuell interessanten Geschlechts gleicher Art ", dann wird es noch deutlicher )


    Hatten wir gerade neulich als Thema mit zwei weiteren Frauen.

    Meine eine Bekannte ist fest der Meinung man kann ein verlieben NIcht lenken.

    Die zweite Bekannte meinte, sie würde es von vornherein so lenken,dass das Gefühl nicht überhand nimmt und die Begegnung neutral bleibt.

    Und ich nehme schon von vornherein reiß aus, wenn ich diese Möglichkeit von weitem wittere, so dass es nicht zu stande kommt.


    Interessant wäre jetzt natürlich, wie man wo einhakt (Beim Kontakt Aug- Sinn- und Hörbewusstsein), damit keine entsprechende Gefühlsreaktion stattfindet. Das ist mir aber auch ein Rätsel. :|


    Naja brauchst auch nicht zu antworten, sind hier ja nicht im Verhaltensforum für Menschen die sich nicht verlieben möchten:D

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Schneelöwin

    Was Du machst ist eine Art von Hass ( Ablehnung ist auch nur Hass )


    Erreichen kann man es durch Aufmerksamkeit ( Thema EInspitzigkeit des Geistes )

    Der Geist muss erkennen und schneller reagieren als das Gefühl entsteht.

    Wie ich sagte, schwer, braucht Jahre der Übung.


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    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Och nö, ich hasse diese Menschen bestimmt nicht; ich habe nur noch keine andere Wahl, diese Gefühle ansonsten zu unterbinden;)


    . . . und das nun noch Jahre üben, da gibt es bestimmt noch einen "Trick" den Geist bzw. das aufkeimende Gefühl anders/schneller zu unterbinden. . . leider habe ich versäumt, bei der anderen Bekannten, die es angeblich gut lenken kann, nachzuhaken, wie genau sie das tut.

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Der Geist muss erkennen und schneller reagieren als das Gefühl entsteht.

    Das dürfte meiner Meinung nach biologisch kaum möglich sein. Aber das sind dann wohl siddhis...:grinsen:


    Allerdings gibt es zweifellos Menschen, die von ihren Gefühlen so abgespalten sind, dass sie das glauben.