Das sich spüren wollen ......

  • Hey Leute,


    ich schau schon immer das ich mich spüre . Jetzt hab ich vor längerem gelesen das die Gier nach dem sich spüren wollen negativ bewertet wird aus Buddhistischer Sicht.

    Was haltet Ihr davon habt Ihr Textstellen in dem das so geschrieben steht. Wäre es eine Form der Entsagung den Zustand auszuhalten und es zu unterlassen sich so zu verhalten das man sich spürt ?


    Viele Grüße

  • Was heisst "sich spüren"?

    okay ich dachte das wäre jedem ein Begriff. Hast du noch nicht die Erfahrung gemacht das du dich nicht spürst .Das bezieht sich denke ich auf das Leben das man im äußeren wie im inneren spürt .Es kann sogar patologisch sein es gibt leute die Spüren sich nur wenn sie sich selbst verletzen oder ihr leben auf Spiels setzen in Extremsportarten z.b.

  • Also sowas wie "sich lebendig fühlen"? :) Ich wüsste erstmal nichts, was dagegen spricht. Aber das mag auch wieder in den Traditionen verschieden gesehen werden...

  • Sich nicht mehr zu spüren, bedeutet, gefühlsmäßig keinen Boden mehr unter den Füßen zu haben und wie ein Blatt im Sturm herumzuwirbeln. Das kann nicht richtig sein, in keiner buddhistischen Richtung.


    Ich nehme mal an, daß man die Extreme vermeiden soll, also die extreme Selbstbeschauung sein lassen soll, kein Gefühlsrausch, aus dem man kaum noch hinauskommt, keine Egozentriertheit und Selbstbeweihräucherung, kein exzessives Bodybildung usw.


    Im Buddhismus gilt immer der mittlere Weg, also ein gesundes Maß an Selbstwahrnehmung gehört auch dazu.


    Das Problem mit den Begriffen ist, das sich die Bedeutung einzelner Begriffe über die Jahrhunderte geändert hat, dazu kommen die Unterschiede in den Kulturen und den verschiedenen Sprachen. Der gleiche Begriff kann gleiche, ähnliche und auch sehr unterschiedliche Bedeutungen haben. Da muß man einfach mit dem gesunden Menschenverstand rangehen und überlegen, was wohl gemeint sein kann.


    Kalt werden, sich nicht mehr mitzubekommen und dadurch den Boden unter den Füßen zu verlieren, kann nicht gemeint sein. Ein ständige Gier nach exzessiven Gefühlsräuschen kann sehr wohl als möglichst zu vermeiden angesehen werden.

  • Hast du noch nicht die Erfahrung gemacht das du dich nicht spürst .

    Wie spürst du denn das du dich nicht spürst?

    Gibt es einen Unterschied zwischen "spüren" und fühlen, empfinden?

    Der Buddha lehrte ja Achtsamkeit und Selbstbeobachtung aller

    aufkommenden Erscheinungen und dazu gehört natürlich alles

    was "gespürt" bzw. gefühlt, empfunden werden könnte.

    Aber es gibt ja auch manchmal extremer Mangel (Begehren) nach bestimmten Erleben.

    Tritt dabei lange genug eine Durststrecke ein erscheint das Leben öde und langweilig.

    Dann kann es sein, das alles was erlebt wird wie "nichts" erscheint gegen das was erwartet

    und erhofft wird und es wird geglaubt und behauptet "nichts" zu spüren.

    Solche Situationen können bis zur Verzweiflung gehen und Wut nach innen und nach außen

    kann entstehen. Dann erscheint es manchmal besser zu sein etwas leidhaftes zu tun nur um

    dieser Öde zu entfliehen.

    Besonders beliebt ist es auch dafür ein schuldiges Opfer zu finden. Sowas kann in extremen Fällen

    auch bis zum Selbstmord führen oder sich nach außen richten. Je nachdem was dem Geist sonst noch

    an Wissen mangelt.

  • Wie spürst du denn das du dich nicht spürst?

    Das sich nicht spüren ist kein schöner Zustand es ist ein ausbleiben von das Leben spüren eben ein nicht bei sich sein . Frägst du das nur so oder hast du diese Erfahrung tatsächlich auch noch nicht gemacht.

    Gibt es einen Unterschied zwischen "spüren" und fühlen, empfinden?

    Auf jeden Fall allerdings schwer zu Beschreiben mir fällt grad nur ein Beispiel ein . Z.b kann man das Gefühl haben eine mathematische Formel stimmt nicht oder man hat das Gefühl das jmd nicht die Wahrheit sagt . Das kann man bei Empfindungen so nicht sagen. Würde sich komisch anhören ich empfinde diese Mathematische Formel als falsch oder so . Wenn du es genauer wissen willst gib mir bescheid ich Glaub Schopenhauer hat das sehr gut von einander Getrennt.

  • du hättest den satz oder den absatz mal mitbringen sollen, wo von gier nach sich spüren, die rede ist. so ist schlecht einzuschätzen, was da nun mit gemeint sein soll.

  • Wäre es eine Form der Entsagung den Zustand auszuhalten und es zu unterlassen sich so zu verhalten das man sich spürt ?

    Kommt darauf an auf welche Weise man sich spüren will, durch rechtes oder durch unrechtes Verhalten.


    Man spürt sich, man fühlt sich gut im Befestigen von Gier, Hass und Verblendung, oder aber in deren Auflösung: Ich fühle mich gut weil ich viel besitze, Feinde besiegt habe, andere beherrschen kann, die Sinne uneingeschränkt genieße. Oder ich fühle mich gut weil ich viel gebe, gewaltlos und gütig bin, vergeben kann, maßvoll bin. Das Eine führt zu Dukkha, das Andere zur Befreiung davon.

  • Das sich nicht spüren ist kein schöner Zustand es ist ein ausbleiben von das Leben spüren eben ein nicht bei sich sein .

    Ja sagte ich ja ein Mangelgefühl. Oft auch z.T. hormonal bedingt.

  • Was heisst "sich spüren"?

    okay ich dachte das wäre jedem ein Begriff. Hast du noch nicht die Erfahrung gemacht das du dich nicht spürst .Das bezieht sich denke ich auf das Leben das man im äußeren wie im inneren spürt .Es kann sogar patologisch sein es gibt leute die Spüren sich nur wenn sie sich selbst verletzen oder ihr leben auf Spiels setzen in Extremsportarten z.b.

    Ich spüre etwas das ich berühre.

    Ich spüre etwas weil es mich berührt.

    In beiden Fällen ist es so das ich mich nicht spüre, ich berühre oder werde berührt, meine Sinne sind auf Grenzschutz gerichtet.

    Die Achtsamkeit ist auf das was Außen ist und das was Innen geschieht gerichtet.


    Wenn das Sein die Führung übernimmt wird das anders dann gibt es kein Außen oder Innen dann bin ich als Körper und Geist mit allem Körper und Geist verbunden. Da gibt es aber ein Innen das ganz genau auf meine Individualität als Individuum achtet, das ist nicht Ego sonder Ichbin das weder mein, noch Ich, noch man Selbst ist, aber genau weiß wo die Grenze dieses Individuum und jenes Individuum ist.


    Der Witz ist das auch dann kein Spüren von mich gibt. Darauf ist das gesamte Nervensystem nicht ausgerichtet. Das ist darauf aus was es berührt und von was er berührt wird und berechnet daraus Reaktionen auf die Umwelt. Nur haben wir dieses Immense Gehirn und das kann uns als Körper scheinbar berechnen uns ein Ego ermöglichen das sagen kann Das bin Ich, weil ich mich spüre.


    Aber das hat Buddha ja auch beschrieben. Indem er sagte was alles nicht Ich, nicht Mein, nicht man Selber ist. Was bleibt da denn allein für mich? Na mein fester Glaube das ich bin und das ich mich doch spüren muss, zu blöd das das das System Mensch, das Individuum, das überhaupt nicht interessiert. Das ist ganz auf Reaktion und Aktion mit der Umwelt ausgerichtet. Also bleibt nur das Gehirn das ein Ego erzeugen kann, ein Ichbin aber. Wenn ich glaube das ich mich spüren muss dann mach ich extreme Atemübungen oder stürze mich in Halsbrecherische Abenteuer. Weil ich ja so was tolles bin das über seine Grenzen, seine Haut hineingehen kann. Das streben nach dem ErkenneDichSelbstmalOrden ist auch sehr beliebt um zu versuchen sich selber zu spüren. Ist Dir schon aufgefallen das das sich selber spüren wollen ein extremes abgrenzen, abwenden vom nicht nur dasein ist?

  • Kaiman

    Ich hab mir beim ersten Lesen unter "sich nicht spüren" eine innere Distanziertheit vorgestellt, also dass man nicht an sich heran kommt, weil man z.B. von sich enttäuscht ist und sich infolgedessen mangels Mitgefühl für sich selbst von sich selbst abgewendet hat.

    Trifft es das ungefähr?

  • Man spürt sich, man fühlt sich gut im Befestigen von Gier, Hass und Verblendung, oder aber in deren Auflösung: Ich fühle mich gut weil ich viel besitze, Feinde besiegt habe, andere beherrschen kann, die Sinne uneingeschränkt genieße. Oder ich fühle mich gut weil ich viel gebe, gewaltlos und gütig bin, vergeben kann, maßvoll bin. Das Eine führt zu Dukkha, das Andere zur Befreiung davon.

    Leider imho nicht ganz richtig. Dieses "spüren" ist immer noch mit " Ich" und "Mein" verbunden. Die Erfüllung dieses Anhaftens führt zu dem Spüren von "gut sein".

    Und erst, wenn man auch ohne "sich gut zu fühlen" nur noch heilsames handeln kann, dann erst wird man dukkha vernichten können.

    Anders ausgedrückt - gutes wie schlechtes Kharma ist immer noch im Samsara … erst das handeln, um Kharma zu beenden führt in die Leerheit, zu sunnata.


    Prinzipiell zu "sich selbst spüren". Es ist diese Achtsamkeit, welches den Geist dazu bringt, zu spüren. Und es ist das Vermeiden von Anhaften, was dann den "richtigen" Weg zustande bringt. Keine leicht zu beantwortende Frage ohne Wissen.


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Doch ist leicht zu beantworten: Alles was ich als Ich spüre ist, weil ich von dem das nicht ich ist berührt und geformt werde. Ich konnte noch nichts finden das nicht durch das bedingte Entstehen in dem ich bin mir, dem Ichbin/Ego, als das ist mein, das ist mein Ich, das ist mein Selbst erschien. Es stellte sich meist als meine Illusion heraus. Bis in die tiefste Meditation ist das bedingte Enstehen da und sei es nur die Luft, beendet wird das ganze durch beenden des Atmens. Ich spüre mich nicht doch ich spüre das bedingte Entstehen.

  • Man muss ja nichts überstürzen und zuerst mal rechtes Verhalten, auch Sittlichkeit oder Tugend genannt, entwickeln. Ohne dem entfalttet sich Sammlung und Weisheit nicht so recht. Da ist man also erstmal bestrebt ein guter Mensch zu sein und auf dieser Grundlage weiter voranzuschreiten, sonst kommt man nicht plötzlich zur Beseitigung der Ich-Vorstellung. Jedenfalls wird das im Theravada nach der Pali Überlieferung so gesehen und es macht wirklich Sinn für mich.

  • tja, mukti , so unterscheiden sich Anschauungen, sogar innerhalb des Theravada …

    oder siehst du den achtfachen Pfad als eine Art "Stufenleiter" an ? … oopps .. sry … OT


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    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Keine buddhistische Antwort von mir.


    Für mich bedeutet "sich nicht spüren", dass da eine große Traurigkeit ist.

    Da ist ein Overload an Schmerz, so dass nichts mehr durchkommt. Ein emotionaler Erschöpfungszustand. Ich halte das für einen Überlebensmechanismus.

    Eigentlich ein dissoziativer Zustand.
    Dieser kann sich von alleine auflösen, wenn eine Ruhe einkehrt. Kann aber auch zu schweren Störungen führen. Kann dazu führen, dass sich alles unvermittelt in ungünstiger Weise Bahn bricht. Gutes literarisches Beispiel wird in "Der Fremde" geschildert, wo das zum Mord an einem zufälligen Passanten mündet.


    Wenn ich "mich spüre", dann kann das angenehm oder unangenehm sein, die ganze Palette der Emotionen und Gefühle.
    Ich finde es sehr wichtig, ja unabdingbar, dass dies so ist. Denn nur wenn das geschieht, kann ich wissen was mit mir los ist und optimal handeln.

    Achtsamkeitsübungen helfen dabei, kleinste Emotionen zu erkennen.
    Auf diese Weise kann man auch aus dem Zustand der Dissoziation langsam rauskommen.

    Dissoziationen hat irgendwie jeder von uns. Immer dann, wenn uns irgendwas triggert, und wir wissen gar nicht, warum uns das so außer Rand und Band geraten lässt. Den meiste Blödsinn auf der Welt machen wird genau aus dieser Unwissenheit heraus (unbuddhistisch gesprochen).

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Hallo Doris,

    ich empfinde das "sich spüren" genau anders.

    Wenn ich mich nicht spüre, dann reagiere ich nur auf Situationen, gleich einer silbernen Flipperkugel.

    Wenn ich mich spüre, dann habe ich den Kontakt zu mir, bin bewusst im Hier und Jetzt.

    Als sich vor mehr als 2 Jahren mein Leben drastisch veränderte, fühlte ich mich verloren, obgleich sich rational gesehen, meine Situation verbessert hatte. Es war, als ob mir eine Körperteil abgetrennt wurde. Die Meditationen waren mechanisch und leer.

    Es war eine Art Phantomschmerz, eine Trauer, da ich wußte, wie ich anders existieren konnte. Es hat eine Ewigkeit gedauert, bis ich ansatzweise wieder den Weg zu mir gefunden habe. Der Weg in ein Dasein, welches mir erlaubt, von einer Art Vogelperspektive das Geschehen zu betrachten, zu reagieren im Einklang mit mir selbst, ganz gleich, wie schwierig die Situation ist-


    edit...obwohl...ich habe soeben noch einmal Deinen Post gelesen, und ich nehme an, dass wir vielleicht doch das Gleiche meinen...:rad:

    Der Horizont existiert nur im Auge des Betrachters, nicht in der Wirklichkeit

    • Offizieller Beitrag

    Oben schreibt Fred123 als Beispiel für das sich spüren wollen Selbstverletzendes Verhalten:

    Zitat

    okay ich dachte das wäre jedem ein Begriff. Hast du noch nicht die Erfahrung gemacht das du dich nicht spürst .Das bezieht sich denke ich auf das Leben das man im äußeren wie im inneren spürt .Es kann sogar patologisch sein es gibt leute die Spüren sich nur wenn sie sich selbst verletzen oder ihr leben auf Spiels setzen in Extremsportarten


    Selbstverletzendes Verahlten zeigt, das da grob was nicht stimmt, und tritt im Umfeld von Depression, Traumata oder Trauer auf. Also in Stuationen, wo ein Mensch so Schlimmes - so viel Schmerz - in sich trägt, dass er sich von sich selber entfernt und entfremdet, bis er sich selber nicht mehr spürt.

  • tja, mukti , so unterscheiden sich Anschauungen, sogar innerhalb des Theravada …

    oder siehst du den achtfachen Pfad als eine Art "Stufenleiter" an ? … oopps .. sry … OT


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    Als eine allmähliche Ent-wicklung. Da spielt es auch eine Rolle zu unterscheiden, sich recht oder unrecht zu fühlen.

  • ch hab mir beim ersten Lesen unter "sich nicht spüren" eine innere Distanziertheit vorgestellt, also dass man nicht an sich heran kommt, weil man z.B. von sich enttäuscht ist und sich infolgedessen mangels Mitgefühl für sich selbst von sich selbst abgewendet hat.

    Trifft es das ungefähr?

    Ja ganz genau so könnte man es ausdrücken

  • Ich hab mir beim ersten Lesen unter "sich nicht spüren" eine innere Distanziertheit vorgestellt, also dass man nicht an sich heran kommt, weil man z.B. von sich enttäuscht ist und sich infolgedessen mangels Mitgefühl für sich selbst von sich selbst abgewendet hat.

    Trifft es das ungefähr?

    Ja ganz genau so könnte man es ausdrücken

    Vielleicht könnte dann diese Seite (Erklärung Metta - Meditation) für Dich hilfreich sein, Fred.


    Meditationsanleitung in 4 Schritten zu Liebe und Mitgefühl - Metta-Meditation

    https://www.tibet.de/zeitschrift/rezensionen/?tx_news_pi1%5bnews%5d=446&tx_news_pi1%5bcontroller%5d=news&tx_news_pi1%5baction%5d=detail&chash=c60785ca35c8af612da9a4cea1aee302


    Liebe Grüße von Schneelöwin

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti