Guten Tag,
ich habe eine spezielle Frage zum Zen zu der ich eure Meinungen/Diskussion hören will.
Zen habe ich, wie die meisten in Deutschland über die Soto-Shu Linie von Kodo Sawaki kennen gelernt. Wenn ich mir so meine Erfahrungen in der Praxis (deutsche Gruppen) und Theorie (Internet, Bücher) angucke, schien mir der Zen im Verhältnis zu anderen Richtungen des Buddhismus recht "unbuddhistisch" und säkular. Damit meine ich, dass die buddhistische Begriffe wie Wiedergeburt, Karma, Boddhisattvas, transzendente Buddhas, Sutren etc. kaum eine oder gar keine Rolle spielen und der Schwerpunkt immer auf Zazen bzw. der alltäglichen Praxis liegt.
Das wurde für mich subjektiv auch immer wieder durch Lektüre von Kodo Sawaki, Shinryu Suzuki, Muho Nölke und anderen japanischen/deutschen Meistern bestätigt. Das was ich von Rinzai-Linien mitbekommen habe war, meinem Eindruck nach, auch nicht groß anders.
Vor kurzem dann bin auf die Fo Guang Shan und den taiwanesischen Chan gestoßen und habe zwei Bücher von Meister Hsing Yun gelesen. Hier wird der Chan ganz anders rüber gebracht. Themen wie Wiedergeburt oder Boddhisattvas sind omnipräsente Themen. Teilweise wird dem Leser sogar mit Wiedergeburt in Höllenwelten für verstoß gegen die Silas gedroht. Ich wäre von selbst nicht einmal darauf gekommen, dass es sich um Zen/Chan handelt. Zazen wird kaum bis gar nicht behandelt.
Im großen und ganzen bezieht sich der Chan-Buddhismus aus Taiwan scheinbar viel mehr auf die Mahayana Lehre und ist offensichtlich viel religiöser ausgeprägt als der japanische Zen.
So zumindest mein Eindruck.
Jetzt die Frage:
Ist der japanische Zen im Verhältnis zum chinesischen/taiwanesischen Chan tatsächlich viel säkularer oder ist der Zen in Japan ebenso religiös veranlagt wie andere Schulen und wird lediglich säkular angepasst an den Westler verkauft?
Gruß,
Xa Loi