Ich bin durch Zufall über diesen Artikel gestolpert und fand ihn sehr interessant, auch wenn ich da nicht überall zustimme.
Was mir besonders aufgefallen ist:
Reduziert man Zen auf das Sitzen im Lotussitz und bläht dieses Sitzen nicht philosophisch-religiös auf, wie es Zen-Meister so gerne tun, dann ist Zen tatsächlich keine Religion mehr. Selbstverständlich gehören zu einem solch nüchternen Zen auch keine Niederwerfungen und das Lesen von unverständlichen Sutren. Beide Praktiken sind Menschen des 21. Jahrhunderts unwürdig. Mir kommen sie vor, als würde man damit das mittelalterliche feudale Japan nachspielen. Und in die Einfachheit des entsprechenden Weltbildes flüchten, in dem einem überirdische Wesen helfen, so wie der Feudalherr hilft, wenn man sich nur genug buckelt.
In meinem Buch erläutere ich die verschiedenen Ursachen für diese Erfahrung, was auch deutlich macht, warum religiöse Menschen eine „natürliche“ Neigung zum Pantheismus haben, zu dem Glauben, alles was existiert, sei Gott. Wichtig bei dieser „Erleuchtung“ ist auch der narzisstische Aspekt, der Größenwahnaspekt, der sich auch bei Zen-Meistern findet.
Ich halte beispielsweise die klassischen Meditationsanweisungen für unzureichend. Und ich halte den in Zen-Kreisen weit verbreiteten Glauben für völlig falsch, wichtig sei nur die korrekte Körperhaltung, dann wird alles gut, „unbewusst, natürlich, automatisch“. Einen weiteren Grund für die schwache therapeutische Wirkung sehe ich in der Unwissenheit des Zen über einen zentralen Aspekt der Meditation, ihren sozialpsychologischen Grund, von dem jeder Meditierende, zumindest unbewusst, motiviert wird.