Die Erfolglosigkeit des Zen

  • Und auch der threat-Eröffner Niemand hat hier eine Runde Kekse gestiftet und uns - jedenfalls mich - unterhalten. Danke.

    Biddeschöön!

    Keks ist Leere und Leere ist Keks :)

  • Was meint der Autor mit "chinesischen Ursprung" auf wen oder was genau bezieht er sich dort?

    Der Urspung liegt natürlich immer bei Buddha, und da der Einfachheit halber beim 4.Buddha Shakiamuni.


    Die chinesischen Ursprünge des Zen werden meistens im Chan verortet,auf alle Fälle kam der Buddhismus über China nach Japan.



    - Das Buch scheint mir ein bischen arg intelektuell zu sein. Das paßt schon nicht gut zum Buddhismus im Allgemeinen und zum Zen paßt es schon mal gar nicht.

    :buddha:   _()_

  • Leonie Danke für den Link. Das erspart das Lesen dieses Schmökers und der Rezensionsschreiber macht einen ganz kompetenten Eindruck. Ich hab mal zwei Zitate raus gepickt, falls jemand nicht die ganze Rezension lesen will:


    Zitat

    Er rätselt über eine Aussage der Mahayana-Philosophie, nach der die Welt der Objekte letztlich irreal ist, indem er fragt, wie es sich mit dem Greifen und Verzehren eines Apfels verhält, wenn dieser laut Mahayana-Philosophie nicht real, sondern lediglich vorgestellt, „phänomenalistisch“ sei. Wie konnten die Menschen bis heute überleben, wenn sie sich stets nur von „Schein-Äpfeln“, also „Schein-Nahrungsmitteln“ ernährt haben?


    Zitat

    Auch Binders Idee, die Mahayana-Philosophie impliziere irgendwie, Erleuchtete würden die Welt visuell anders wahrnehmen als gewöhnliche Menschen, zeugt von Unverständnis. Der Autor versucht mehrfach zu belegen, dass es sich bei der vom Mahayana-Buddhismus und insbesondere vom Zen festgestellten Verschleierung der Wirklichkeit durch das (begriffliche) Denken um reinen Unsinn handeln müsse, denn schließlich würden ja auch Tiere eine Welt der Objekte wahrnehmen.


    ich denk mir grad, dass 30 Jahre Zen-Praxis ja nicht heißen muss, dass er in dieser Zeit regelmäßig auf dem Kissen gesessen hat. Das kann ja auch alles mögliche bedeuten.

  • Bei mir hat sich eine Einsicht gezeigt das sämtliche Wahrnehmungen die ich in Worten denke nicht wirklich sind, sie sind sozusagen Namen und Ichlos da, aber von mir benannte, aus den Daseinsmerkmalen herausgenommene, vom mir gegen ihr so sein wie sie sind erzeugte Objekte. Ein sehen ist nur ein sehen, aber ein Objekt wenn ich ein Objekt sehen will und das lässt sich, bei mir jedenfalls, nicht vermeiden. Immer ist da sobald ich die Augen aufmache sehen Objekt und Einordnung des Gesehenen in den Kontext weiterer Gedanken. Da hilft mir auch Wissen nicht, denn das sind ja auch nur Objekte ohne Realität. Bei den Subjekten ist sowieso klar das das meine substantivierten Objekte sind also nur mein Gedachtes.


    Nur im Sitzen kann ich sehen was zu sehen ist ohne das da ein Begriffsobjekt zu sehen ist.

  • 30 Jahre Zen Praxis bringt ja auch nichts, kein Leid vermindern, wenn diese Praxis nicht an den Erscheinungen geprüft werden ob die Phänomene korrekt geglaubt werden. Phänomene, seien es Gedanken, Worte, Zeichen sind immer nie die Erscheinung die da ist. Kein Phänomen kann eine Erscheinung zum verschwinden bringen.

  • Genausogut kann einer fragen, was denn das langjährige Atmen gebracht hat. Es ist doch völlig erfolglos einzuatmen, auszuatmen, man kann das garniht für morgen speichern, wenn man mal atemlos sein könnte. Oder essen - ein völlig erfolgloses Tun - erst muss man was kochen, dann verschwindet es im Magen und dann im Klo - der ganze Kreislauf - sinnlos. Und so ist das auch mit Zen - ohne Sinn. Das alltägliche Tun - regelmäßig Fensterputzen und Bettwäsche waschen. Wo ist das Platz für Erleuchtung?

    Das Beispiel hinkt. Du kannst nicht Zen Praxis mit Essen und Atmen vergleichen. Die beiden letzteren sind für einen Menschen über-lebensnotwendig.

    Ich denke eben schon das sich der Großteil im tiefsten inneren von seiner Zen Praxis etwas erwartet.

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

  • Religöses Getue ist für einige noch Überlebens wichtiger als Essen und Trinken für den Stoffwechsel.

    Manche opfern sich für die Menschheit. Ach nee, falsche Religion.

    • Offizieller Beitrag

    Von Binder gibt es auch ein Buch zum Buddhismus.


    so etwas wie ein dogmatisches Zentrum, ein kleines Paket an Lehren, die die meisten buddhistische Richtungen teilen und die deshalb auch im Mittelpunkt meiner Darstellung und Kritik stehen. Das sind die Lehren von den Vier Edlen Wahrheiten, die sogenannten Drei Kennzeichen des Seins, das abhängige Entstehen, der Wiedergeburtskreislauf und die Behauptung, ihn verlassen und ins Nirvana eingehen zu können.

    Keine dieser Lehren ist meiner Ansicht nach haltbar, auch nicht die Leidenslehre, die noch viele Anhänger, welche nicht mehr an Wiedergeburt und Nirvana glauben, als zeitlose Wahrheit begreifen und im Buddhismus eine geniale Psychologie und Psychotherapie sehen.

    Es ist eine Fundamentalkritik und auch ein "säkularer Buddhismus" ist für ihn nicht möglich:


    Meiner Meinung nach kann es, wörtlich genommen, einen säkularen Buddhismus so wenig geben, wie ein säkulares Christentum oder einen säkularen Islam. Der Buddhismus war und ist eine Religion, eine Weltanschauung, die auf dem Glauben an eine transzendente Sphäre errichtet ist. Sie heißt im Buddhismus bekanntlich Nirvana. Sinn und Zweck der buddhistischen Lehre und Praxis ist es, mittels vollkommener Trieberlöschung (im Hinayana) oder Triebtranszendierung plus vollkommener Erkenntnis (im Mahayana) den Wiedergeburtskreislauf zu verlassen und ins Nirvana einzugehen. Ein säkularer Buddhismus muss diesen Kern weglassen, hat aber dann mit Buddhismus nichts mehr zu tun. Meditation und Achtsamkeit waren für Buddha kein Selbstzweck, sondern wurden um der endgültigen Erlösung willen praktiziert, und Meditation und Achtsamkeit machen keinen Buddhismus, es gibt sie auch anderswo.

  • Von Binder gibt es auch ein Buch zum Buddhismus.

    Na und?

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • Von Binder gibt es auch ein Buch zum Buddhismus.

    Von Rosamunde Pilcher gibt es auch das eine oder andere Buch. Bücher schreiben ist ja nicht verboten - auch wenn gefühlte 99,9% davon lediglich sinnlose Verschwendung von Zeit (der Autoren wie der Leser) und Papier sind. Letzteres zum Glück ein nachwachsender Rohstoff, sonst müsste man den Unfug glatt verbieten.


    Vor allem das zweite Zitat zeigt, dass Herr Binder zwar hinter Frau Pilcher in Sachen Fantasie nicht zurücksteht, aber keine Ahnung von Buddhismus hat.

    Zitat

    Der Buddhismus war und ist eine Religion, eine Weltanschauung, die auf dem Glauben an eine transzendente Sphäre errichtet ist. Sie heißt im Buddhismus bekanntlich Nirvana.

    Mit so einem hanebüchenen Quatsch disqualifiziert man sich für jede ernsthafte Diskussion.


    _()_

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Vorausgeschickt sei, dass ich die Bücher von Binder nicht kenne: Mag sein, dass sie Schrott sind. Auch lassen mich der 'Humanistische Pressedienst' als Interviewpartner und der Alibri-Verlag als Herausgeber zwar nicht automatisch an der Seriosität zweifeln, aber ich bin mir bewusst, dass die Bücher Binders vermutlich cum grano salis gelesen werden sollten.


    Lustig ist aber, wie hier anhand von Einzelsätzen, kurzen Textzitaten und einer Buchbesprechung 'Meinung gemacht' wird, eine Methode, für die man eigentlich jeden vom Acker lachen sollte. Dann noch ein paar Zweifel am Charakter (der Vorwurf, dass er sich mit den Büchern einen Teil seines Lebensunterhalts verdient, darf natürlich nicht fehlen - als ob er sich da von den Mandarinen des Zen unterscheiden würde...), der Verständnisfähigkeit, der Ernsthaftigkeit des Übens von Binder sähen und fertig ist die Kiste!


    Allerdings hört sich das für den Außenstehenden zunehmend nach dem Pfeifen im dunklen Wald an und ich möchte nicht darüber spekulieren, wo wir es hier im thread mit Lösungsversuchen einer kognitiven Dissonanz zu tun haben: Womöglich fürchtet der eine oder die andere ja insgeheim selbst, Jahre auf dem Kissen vertrödelt zu haben mit dem 'Glauben an eine transzendente Sphäre' - die Vorstellungen, die z.B. im thread 'Alles Rückgängig' gerade mal wieder durchschimmern, scheinen mir einen solchen Glauben sehr nahezulegen.

  • Also, grundsätzlich bin ich deiner Meinung, Useless . In dem konkreten Fall aber sind diese kurzen Einzelsätze und Zitate von Hrn. Binder so dermaßen aussagekräftig, dass ich daraus tatsächlich schließen würde, dass seine Kritik nicht ernstgenommen werden kann. Ich finds schade, denn gute Kritik an den Dingen, von denen man selber hängt , ist etwas sehr wertvolles. Und Buddhismus braucht kontroverse Kritik genauso dringend wie jedes andre menschliche Erzeugnis.

    Aber es sind einfach so viele Sätze, die erkennen lassen, dass völlig grundlegende Dinge nicht verstanden werden. Wenn jemand Aussagen wie "Ich erkenne durch Meditation, dass ich mit der Schöpfung eins bin" als größenwahnsinnig interpretiert werden, was soll das Ganze dann? In jedem banalen Esoterik-Sprüchebuch steht so etwas drin mittlerweile. Wer diese, einfachste aller mystischen Metaphern nicht als solche erkennt, sondern die Aussage wörtlich nimmt, der disqualifiziert sich halt selber.

    Und, was ist denn eigentlich eine Zen-Mandarine?

  • Das mit dem Größenwahn hat übrigens der Interviewer gesagt - aber Hr. Binder widersprach nicht. Ein weiteres Beispiel: seine Kritik an der Idee des säkularen Buddhismus. Ich gebe ihm insofern recht: wenn man an Karma, Wiedergeburten und die reinigenden Energien von Mantras glaubt, ist man durchaus auf religiösem Terrain. Es ist schwer, das als 'säkular' zu verkaufen.


    Aber, wenn man genauer hinschaut, kommt man halt auch wieder darauf, dass nicht besonders weit hinterfragt wird. Da wird letztlich mit westlichen Maßen gemessen. Diese Trennung zwischen Religion, Transzendenz, und diesseitiger Weltlichkeit ist in unserem Denken tief verwurzelt, und eine klare schwarz-weiß-Trennung ist Standard. Das wird auf den Buddhismus übertragen, obwohl es da gar nicht so viel Sinn macht. Aus diesem Grunde gibt es eben plausible Gründe dafür, denn Buddhismus als Religion zu sehen, UND welche, ihn als Philosophie zu sehen.


    Und nein, das ist keine Basis dafür, zu sagen, dass alles, was Herr Binder sagt, falsch ist. Er hat da sicher auch gute Gedanken. Aber es reicht mir als Basis, um zu sagen, dass seine Sachkenntnis und gedankliche Analyse nicht so weit gehen, dass sich die Lektüre seiner Bücher für mich persönlich lohnen würde. Ich finde, das geben die Zitate her, und das ist ja oft auch das Ziel einer Buchbesprechung.

    Einmal editiert, zuletzt von Grashuepfer ()

  • Mich interessiert der Herr Binder tatsächlich so gut wie nicht, wohl aber die aufgeworfene Frage: Ist das evt alles Unsinn, was "wir" hier machen. Und die anfängliche Diskussion hierüber fand ich für mich, als Nicht-Zennie, der immer wieder davon profitiert, sich andere Richtungen anzuschauen, sehr lehrreich.

    Vielen Dank für die vielen Hinweise und Antworten auf meine Fragen, btw!:heart:


    Liebe Grüße, Aravind.

  • Useless: jemand, der Nirvana für eine "transzendente Sphäre" hält oder dafür ausgibt, demonstriert damit unmissverständlich, dass er sich mit dem Thema, über das er da schreibt, nicht ernsthaft auseinandergesetzt hat. Nirvana ist eben nichts, das im Buddhismus als außerhalb des Bereichs möglicher Erfahrung liegend beschrieben ist, sondern im Gegenteil die konkrete Erfahrung Buddhas, die reproduzierbar ist, wenn man die von Buddha gelehrte Methode anwendet. Unabhängig davon, ob das "funktioniert" - das ist jedenfalls das genaue Gegenteil von Transzendenz und mit irgendeiner "Sphäre" hat das schon einmal gar nichts zu tun. Der in der mittelalterlichen Scholastik wurzelnde Begriff 'Transzendenz' ist bei einer interkulturellen (d.h. einen westlichen Begriffsapparat verwendenden) Interpretation des Buddhismus völlig fehl am Platz - er findet dort schlicht keine Entsprechung. Nicht im Abhidharma / Abhidhamma, nicht im Madhyamaka, nicht im Yogacara und auch nicht in der nicht-dualistischen Lehre der Buddhanatur.


    Das ist ein derartig grober Schnitzer, ein solch fundamentales Missverständnis, dass sich eine nähere Kenntnis von Herrn Binders Text erübrigt. Das kann man schlicht nicht ernst nehmen.


    _()_

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Es soll ja jeder seinen Glauben verteidigen, nur sollte er nicht glauben, dass jeder Andere den Selben hat.

    Jeder kann aus dem Buddhismus eine Religion machen, an die vier edlen Wahrheiten glauben und Buddha anbeten,

    nur sollte klar sein, dass andere Menschen die nach Buddhas Lehre leben keine Religion brauchen so wie

    Buddha aus seinen Erfahrungen keine Religion machen wollte sondern eine Lebenskunst.

  • Du machst es vor, Sati-Zen. Du machst aus "Zen ist keine Religion" eine Religion. Da verteidigst du deinen Glauben.

    Das ist wohl menschlich.:grinsen:

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • Mandarin Useless: jemand, der Nirvana für eine "transzendente Sphäre" hält oder dafür ausgibt, demonstriert damit unmissverständlich, dass er sich mit dem Thema, über das er da schreibt, nicht ernsthaft auseinandergesetzt hat. (...)


    Das ist ein derartig grober Schnitzer, ein solch fundamentales Missverständnis, dass sich eine nähere Kenntnis von Herrn Binders Text erübrigt. Das kann man schlicht nicht ernst nehmen.


    _()_

    Schon ein Blick in Google (Schlagworte 'Buddhismus' und 'Transzendenz' bzw. 'Buddhism' und 'transcendence') zeigt, dass es so einfach jetzt auch wieder nicht ist: Von Autoren und Praktizierenden aller Schulen wird der Begriff 'Transzendenz' immer wieder bemüht und auf Aspekte der Lehre angewandt. So schreibt z.B. Wikipedia (was natürlich jetzt nicht bedeutet, Wikipedia wäre hier das letzte Wort...):

    Zitat

    Der Buddhismus kennt transzendente Buddhas, die als Adibuddha (Urbuddha) bezeichnet werden. Transzendente Buddhas sind zeitlos und immer präsent. Sie gehören dem Dharmakaya, der Ebene der dualitätsfreien, gleichzeitig transzendenten und immanentenabsoluten Wahrheit und Wirklichkeit an, die das Wesen aller Buddhas ausmacht. Eine Analogie zum westlichen Konzept der Transzendenz bildet im Buddhismus das Nirwana, das den Gegensatz zu allem Gegebenen, zum Samsara bildet und in manchen Varianten des Buddhismus meditativ durch Loslassen von allen weltlichen Bindungen in höchster Kontemplation erreicht werden kann. In anderen Schulen ist es das Ungeborene oder Nichtexistente als Grenzbegriff, in das der Mensch nach seinem Tod eingeht. (siehe auch: Trikaya). Als Negation ist das Transzendente nicht mit einem positiv gefassten Ewigen und Umgreifenden (Jaspers) gleichzusetzen.


    Und Hellmuth Hecker weist in den Buddhistischen Monatsblättern darauf hin, dass man den Begriff 'Transzendenz' durchaus unterschiedlich verwenden kann.


    Selbstverständlich kann man den Begriff 'Transzendenz' so wie Du verwenden, alternativlos ist das aber nicht.


    Dieser kleine Einwurf geht allerdings etwas an meiner hauptsächlichen Kritik vorbei. Unter uns Pfarrerstöchtern: Kaum jemand außer Dir dürfte in diesem thread die Ablehnungshürde intellektuell so hoch gelegt haben wie Du...


    @Grashüpfer

    Mandarin, nicht Mandarine... :grinsen:

    Ironische Bezeichnung für einen Würdenträger.

    Einmal editiert, zuletzt von Useless ()

    • Offizieller Beitrag

    Schon ein Blick in Google (Schlagworte 'Buddhismus' und 'Transzendenz' bzw. 'Buddhism' und 'transcendence') zeigt, dass es so einfach jetzt auch wieder nicht ist: Von Autoren und Praktizierenden aller Schulen wird der Begriff 'Transzendenz' immer wieder bemüht und auf Aspekte der Lehre angewandt.

    Im westlichen Tranzendenzbegriff kommen viele verschiedene Arten des Übersteigens vor:

    • die Materie hin auf das Geistige
    • das Weltliche hin auf das Göttliche
    • das Natürliche hin auf das Übernatürliche
    • das Zeitgebundene hin auf das Ewige
    • der beschränkte menschliche Willen auf den Willen Gottes
    • (zurückgehend auf Plato) das Konkrete hin auf die abstrakte Welt der Ideen
    • das Subjektive hin auf das Objektive.

    Und Kant gibt es ja auch noch! Viele dieser Überschreitungen werden als zusammenhängend - als Varianten der gleichen Übersteigens - gedacht.


    Im buddhistischen Kontext wird zunächste einfach nur Samsara hin auf Nirvana überstiegen. Was mit den allermeisten der im westlichen Tranzendenzbegriff enthaltenden Differenzen überhaupt nicht zusammenpasst. Wobei es da schon auch Annäherungen gibt. Also z.B kann man ja einen Adibuddha wirklich als einen "abstrakteren Buddha" sehen. Aber die Ähnlichkeiten erlauben es nicht, den buddhitischen Transzendenzbegriff als eine Variante des westlichen Tranzendenzbegriffs anzusprechen.


    In den Interviews von Binder mit dem Humanistischen Pressedienst habe ich sehr das Gefühl, dass beide da eine gemeinsame Basis n einem unreflektierten ewestlchen Begriff von Tranzendenz haben, den sie auf den Buddhismus anwenden.

  • Schon ein Blick in Google (Schlagworte 'Buddhismus' und 'Transzendenz' bzw. 'Buddhism' und 'transcendence') zeigt, dass es so einfach jetzt auch wieder nicht ist

    Du argumentierst an der Sache vorbei. Ob der Begriff 'Transzendenz' im Kontext Buddhismus überhaupt Sinn macht, darüber kann man womöglich geteilter Meinung sein. Jedenfalls bedarf dann einer unmissverständlichen Klärung, was der Begtriff 'Transzendenz' in dem Kontext, in dem man ihn verwendet, überhaupt aussagen soll - Dr. Heckers Anmerkungen machen das recht deutlich. Es gibt jedenfalls in den klassischen buddhistischen Texten keinen Begriff (in Pali, Sanskrit oder Chinesisch), der diesem entspricht.


    Ganz konkret ging es hier jedoch um Binders Behauptung, der Begriff Nirvana bezeichne im Buddhismus eine "transzendente Sphäre". Das hat er sich schlicht aus den Fingern gesaugt.


    Man beschäftige sich - pars pro toto - mal ein wenig mit Buddhaghosas Visuddhi Magga Kap. XXIII.3 (Nirodhasamāpatti) und mit Nāgārjunas Mūlamadhyamakakārikā Abschnitt 22 (Tathāgataparīkṣā) und insbesondere Abschnitt 25 (Nirvānaparīkṣā). Beide jeweils im Theravada und im Mahāyāna allgemein anerkannte und unbestrittene Lehrautoritäten und allemal hilfreicher als Google und Wikipedia. Sich mit diesen Darlegungen auseinanderzusetzen ist unabdingbar, wenn man sich qualifiziert zum Begriff Nirvana äußern will. Insbesondere wenn man ihn kritisieren will und den Anspruch erhebt, dass eine solche Kritik ernst genommen wird. Dazu braucht man nicht einmal Pali oder Sanskrit zu lernen; beide Texte liegen in guten deutschen Übersetzungen vor. Dann erzählt man auch nicht solchen Unsinn wie Herr Binder, dem eine ernsthafte Beschäftigung mit der Materie anscheinend zu aufwendig und arbeitsintensiv war.

    _()_

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Ja. Genauso, wie man klar definieren sollte, was "säkular" und "religiös" bedeutet, bevor man diese Begriffe für eine Fundamentalkritik verwendet. Das sind auch sehr glitischige Begriffe, insbesondere, wenn man sie zugleich auf westliche und östliche Denksysteme anwendet.

    • Offizieller Beitrag

    Ja. Genauso, wie man klar definieren sollte, was "säkular" und "religiös" bedeutet, bevor man diese Begriffe für eine Fundamentalkritik verwendet. Das sind auch sehr glitischige Begriffe, insbesondere, wenn man sie zugleich auf westliche und östliche Denksysteme anwendet.

    Ja. der Begriff "religiös" ist sehr schwammig, weil Religion so viele Funktionen haben kann. Aber eine Funktion von Religion sticht heraus, nämlich die ganz archische Funktion von Religion, der Bewahrung und Legitimation der Gesellschaftsstruktur zu dienen. Eine Funktion, die nicht der Motivation Buddhas entsprach, aber immer wieder ein Motiv von Herrschenden und Mächtigen sein konnte, den Buddhismus zu fördern.


    Gerade bei den sprichwörtlichen "Stammesreligionen" war es ja, so dass die religiöse Ordnung die Ordnung des Kollektivs ist. Und schon das bringt ja einen gewissen "Tranzendenzbegriff" mit sich, weil die kollketive Ordnung ja dem Zugriff des einzelnen Mitglied enthoben sein sollte und da niemand ein 11. und 12 Gebot nach Gusto auf die Steintafel kritzeln sollte. Dies wird erreicht, indem die kollektive Ordnung mit dem - die alltägliche Erfahrungswelt übersteiegenden Übernatürlichen und Göttlichen assoziiert wird - mit Blitz und Donner, Heiligenschein und Wundern. Auch bei den alten Staaten war es ja so, dass die Götter und das Göttliche eng mit der Machtordnung verbunden war. Und diese Funktion von Religion als Repräsentant der Macht, die alles am Laufen hält, zieht ja bestimmte Formen nach sich: Götter - die als Herrscher Angehörigen der jeweiligen Oberschicht ähndeln, Rituale und Gepräge um Macht und Erhabenheit zu transportieren, die Ordnung zu erhalten und die Menschen in sie einzufügen. Die meisten Religionskritiker dachte eigentlich NUR an diese Funktion von Religion und die anderen waren ihnen eher egal.


    An den Stellen, wo der Buddhismus der Macht nahe war, geriet er immer in die Gefahr durch die Erfüllung dieser Funktion deformiert zu werden und die Tranzendenz der Macht zu verköpern. Während er dann, wenn sich an den Rändern der Machtodnung aufhielt, eher seinen eigentlichen Aufgaben nachgehen konnte. Oft war es auch so ein Arrangement: Die Mönche führten bestimmte Rituale für das Wohl des Staates aus, damit sie die Ressourcen hatten, Menschen den Weg zur Befreiung zu weisen.


    Dabei tritt die scheinbar paradoxe Situation auf, das nämlich dort, wo der Buddhismus seiner eigentlichen Aufgabe nachgeht, und er andere Aufgaben von sich weist, er vielleicht nicht so besodners "religiös" wirkt. Beispielsweise wenn Bodhidharma mit seinem "offenen Weite nichts von heilig" den chinesischen Kaiser verwirrt. Er aber dort, wo er weltliche Aufgaben übernimmt und den Bedürfnissen von Menschen und Staaten nachkommt und rituell auftrumpft, er eher dem gängigen Bild von Religion entspricht.


    Ich glaube auch, das viele nicht verstehen, dass der Begriff "Säkularisierung" hauptsächlich die Trennung von religiösen und weltlichen Aufgaben bedeutet. Was natürlich bedeutet das Religion religöser wird d.h. sich seinen ursprünglichen Aufgaben widmet.

  • Jeder kann ja an transzendente Erfahrungen glauben und das ausleben aber ist es dafür nötig eine Religion zu bemühen

    die Gesetzmäßigkeiten für alle festlegt damit es ein unumstößliches Regelwerk gibt? Das ist nicht notwendig und nur für

    labile Menschen von Nutzen. An Buddhas vier edlen Wahrheiten und den achtfachen Pfad glauben und dies ganz

    praktisch im Alltag des Lebens anwenden reicht völlig aus, warum aus dem Buddhismus eine Religion machen?

    Besonders hier in der westlichen Welt mit dem Christentum ist was Religion angeht genug vorhanden, von den islamischen

    Emigranten ganz abgesehen, warum noch eine Religion dazu tun? Weil das Aufgefangen sein so bequem ist?

    Ich sehe die Lebenskunst des Buddhismus als eine Herausforderung bei jeder Gelegenheit die Entscheidung durch

    das Befragen des Selbst herbeizuführen auch auf die Gefahr einen Fehler zu machen um ihn vor den Mitmenschen

    korrigieren zu können. Das ist die Größe und die Fähigkeit die ich von Buddha gelernt habe als Vorbild. Es liegt mir weit

    entfernt daraus eine Religion zu machen damit ich mich als Hirte aufschwingen kann um den Schäfchen beizubringen

    wie sie zu gehorchen haben. Ich weiß, es kommt in vielen Religionen vor, auch in den Bereichen wo der Buddhismus

    als Religion gelebt wird und wo die Menschen Wert darauf legen religiös zu sein. Buddha, so wie es überliefert ist aus den

    verschiedenen Biografien, vor allen denen des Zen-Buddhismus, war nicht religiös, zumindest nicht mit seiner eigenen Lehre.