Gedanken durcheinander nach Meditation

  • Hallo zusammen.


    Ich bin über Google auf dieses Forum gestoßen und wollte mich gerne austauschen.


    Seit gut zwei Monaten meditiere ich täglich. Und es macht mir grundsätzlich Spaß und ich kann seit einiger Zeit meine Gedanken viel besser zuordnen und beobachten.


    Ich glaube aber auch einige Nebenwirkungen zu beobachten. Teilweise schießen mir hin und wieder total kranke Gedanken durch den Kopf, die mich teilweise fast schon panisch werden lassen. Z.B reagiere ich sehr empfindlich auf Gewalt im

    TV, weil sich ungewollt Bilder in mir abspielen.


    Dass der Mensch hin und wieder verzerrte und unnormale Gedanken hat, ist ja bekannt und erwiesen, allerdings kannte ich das bis dato nicht oder evtl nur unbewusst.


    Dringe ich mit der Meditation in unbekannte Gedankenwelten? Ist das eine bekannte Nebenwirkung?


    Wäre es sinnvoll weiter zu praktizieren oder es vielleicht sein zu lassen?


    Hat jemand Erfahrungen damit?


    Viele Grüße

  • void

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Keine Ahnung, welche Meditation du praktizierst.

    Denn "Meditation" allein ist auf mehr als 1000 Praktiken anwendbar.


    Mein Tip : Mach es nie allein und ohne menschliche Anleitung.


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Ich glaube aber auch einige Nebenwirkungen zu beobachten. Teilweise schießen mir hin und wieder total kranke Gedanken durch den Kopf, die mich teilweise fast schon panisch werden lassen. Z.B reagiere ich sehr empfindlich auf Gewalt im

    TV, weil sich ungewollt Bilder in mir abspielen.

    Das sind keine "Nebenwirkungen" sondern natürliche Folgen.

    Da kann man mal kennen lernen was in seinen Geist so ab geht.

    Und dann fängt die Arbeit an sich selber ja erst an und man merkt

    auch welchen Einflüssen man sich nicht weiter aussetzen sollte.

  • Vielen Dank accinca. Ich bin auch wirklich dankbar über diese Erkenntnisse, wenn auch negativ überrascht. Wenn mich diese negativen gedanken überrollen fühlt sich das tatsächlich wie ein „überrollen“ an.


    Wie genau arbeitet man daran? Gedanken auch wirklich nur als solche identifizieren, damit sie die ihre Stärke verlieren?

  • Vielen Dank accinca. Ich bin auch wirklich dankbar über diese Erkenntnisse, wenn auch negativ überrascht. Wenn mich diese negativen gedanken überrollen fühlt sich das tatsächlich wie ein „überrollen“ an.


    Wie genau arbeitet man daran? Gedanken auch wirklich nur als solche identifizieren, damit sie die ihre Stärke verlieren?

    Dich denke, das ist eine Lebenslange Aufgabe. Manchmal kann man sich mehr distanzieren, manchmal weniger. Einfach betrachten ohne zu urteilen. Wenn du deine negativen Gedanken beurteilst, gewinnen sie an Kraft.

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

  • Wie genau arbeitet man daran? Gedanken auch wirklich nur als solche identifizieren, damit sie die ihre Stärke verlieren?

    Setze dich heilsamen Einflüssen aus entziehe dich unheilsamen Einflüssen.

    Lese z.B. die Lehrreden des Buddha.

  • Wenn du deine negativen Gedanken beurteilst, gewinnen sie an Kraft.


    Wenn ich jetzt einen unheilsamen Gedanken als unheilsam erkenne und beurteile, und versuche mir einzuprägen, dass eben genau dieser Gedanke, diese Gedankenart nicht nützlich ist, mit bestimmten unheilsamen Gefühlen und Wünschen verbunden ist - inwiefern stärke ich damit solche Gedanken?




    :earth:

  • Hallo. Wichtig ist die Gedanken nicht zu beurteilen. In dem man sie nicht beurteilt als gut oder schlecht und ausführt, sondern einfach nur labelt als "Denken" während der Meditation, ohne sich in den Inhalt zu verstricken, ist es möglich sich davon zu distanzieren.


    Er sucht doch nach einem Weg sich nicht mehr von den "kranken Gedanken" beeinflussen zu lassen. Ich zeige ihm einen, den ich selbst erfahren habe.

    Gedanken sind eben nur Gedanken. Das ist nicht die Person Dangis , die eigentlich nicht zu finden ist ;).

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

  • Eine interessante Frage.

    Hallo. Wichtig ist die Gedanken nicht zu beurteilen. In dem man sie nicht beurteilt als gut oder schlecht und ausführt, sondern einfach nur labelt als "Denken" während der Meditation, ohne sich in den Inhalt zu verstricken, ist es möglich sich davon zu distanzieren.

    Das kommt aber darauf an um was für Gedanken es sich handelt.

    Solange es sich um heilsame oder unheilsame Gedanken handelt

    sind diese sehr wohl in rechter Weise zu beurteilen.

    Handelt es sich entgegen um einen relativ belanglosen Gedankenstrom

    in "KaffeekränzchenQualität" kann man eher versuchen sie zu bemerken

    und sich von ihnen abzuwenden.

    Aber das ging ja auch etwas am Thema vorbei. Hier war ja die Behauptung:

    "Wenn du deine negativen Gedanken beurteilst, gewinnen sie an Kraft."

    Das entspricht nicht der Lehre des Buddha in der dieser lehrte sich sie nicht

    zu ignorieren und zu verdrängen sondern die Nachteile solcher Gedanken zu

    vergegenwärtigen, zu bedenken und sich deswegen von ihnen abzuwenden.

    Und natürlich auch die Vorteile wenn solche Gedanken gar nicht mehr erscheinen.

    Der Prozeß der Purification läuft so ab, das man die Gedanken benutzt um

    unheilsame Dinge zu vertreiben. Erst wenn getan ist was Gedanken tun können

    und die unheilsamen Dinge vertrieben sind, dann kann das Denken zur rechten

    Ruhe kommen. Was anders ist es das Unheilsame nur zu verdrängen. Dann rumort

    es (ohne das man daran extra denken braucht) im Untergrund weiter vor sich hin

    und läßt sich auf lange Zeit doch nicht mehr unterdrücken.

  • Das Problem ist ein Schwieriges weil Du jetzt plötzlich Gedanken siehst die Du bisher konsumiert hast. Wie Du beim Essen dein Handy handhabst.

    Das Sitzen bringt Dich in die Wirklichkeit und dazu gehört nunmal auch das was Du nicht sehen, erkennen wolltest. Es zerstört die Filterblase. Wenn Du weiter damit machst kann es sein das Du erkennst das Du vorher nie wirklich gesehen hast. Sitzen stellt den Menschen her und nicht Dein Ego. Hörst Du auf wirst Du nach kurzer Zeit fast wieder der Alte sein, machst Du weiter wirst Du auch deine Schatten annehmen müssen. Bearbeiten, nicht immer an einer, Deiner, Seite hängen.

  • :like: :like: :like:


    Nur Mut! Mir scheint, Du machst es richtig.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Ich bin mir nicht sicher, ob ich dich richtig verstehe, aber ich möchte dazu folgendes sagen:


    Schon vor über 20 Jahren hatte ich mal für ca 3 Jahre keinen Fernseher. Damals habe ich noch nicht meditiert, doch ich konnte das alles, was da rauskam nicht mehr sehen. Für die Mitmenschen war das schwer zu verstehen, dass man ohne Fernseher überleben kann.

    Dann, als ich mit meinem Mann zusammenzog, hatten wir wieder mehrere TVs im Haus und jetzt seit dem letzten Ausmalen im Frühjahr, hab ich in meinem Zimmer den TV gar nicht mehr angeschlossen. Wenn ich zu meinem Mann ins Wohnzimmer gehe, muss er sofort den TV auf lautlos machen.

    Ich kann keine Tierquäler-Fotos auf FB sehen, sie verfolgen mich wochenlang.

    Ich bin NICHT jederzeit über Handy erreichbar und nicht auf Whatsapp und habe auf meinem Handy extra KEIN Internet. Ich habe bereits mind. eine Freundschaft (?) dadurch verloren.

    Mit Autofahren tu ich mich sehr schwer und fahre immer weniger, was natürlich die Freiheit einschränkt.


    Ich weiß jetzt nicht, ob du das gemeint hast mit Gewaltszenen im TV? Dass sie dich so treffen, als würdest du mitleiden?


    Ich meditiere noch nicht so lange, aber ich war immer ein hinterfragender und bewußter Mensch. Ich finde es völlig normal, dass man - wenn man sich dem Meditieren, der Achtsamkeit, der Bewußtheits-Entwicklung hingibt - nicht mehr unberührt bleibt von Gewaltszenen etc. Ich fände es eher komisch, wenn es anders wäre. Wenn ich an meiner Entwicklung arbeite und mir dann ohne mit der Wimper zu zucken, Gewalt anschauen könnte. DA käme mir eher der Gedanke, daß ich irgendetwas in meiner Arbeit an mir selbst falsch mache.


    Oder hab ich nicht verstanden, worum es geht?

  • Mir fallen zu diesem Thema 2 Bücher ein, die vielleicht etwas für dich sein könnten:

    "Loslassen, was uns festhält. Mit Achtsamkeit aus alten Mustern ausbrechen" von Martine Batchelor

    "Ohne Schlamm kein Lotos. die Kunst, Leid zu verwandeln" von Thich Nhat Hanh

    Beide Bücher geben Hilfestellungen darin, wie man während der Meditation mit schwierigen Gedanken und Gefühlen umgehen kann.


    Daß während der Meditation zwischendurch mal die verrücktesten Gedanken durch den Kopf schießen, finde ich ganz normal. Ich glaube, daß wir durch die vielen Ablenkungen im Alltag gar nicht so mitbekommen, welchen Mist wir uns manchmal zusammendenken. Und wenn wir anfangen zu meditieren, fällt es uns plötzlich auf. Ich finde das nichts, worum man sich Sorgen machen muss. Gerade wegen solcher Sachen finde ich es besonders am Anfang gut, sich Unterstützung von Meditationslehrern zu holen. Hast du an deinem Wohnort mal nachgeschaut, was es so gibt?


  • Ich finde die Erklärung richtig - aber auch gleichzeitig schwierig - und bei mir kommt die Befürchtung hoch, dass dieser Prozess ein Leben dauert, die unheilsamen Gedanken zu bearbeiten und wie kann man dann in dieser "Arbeit" noch gleichzeitig anatta praktizieren?

    Günstig wäre vielleicht den Zeitpunkt der Bearbeitung der Gedanken schon einmal selbst bestimmen zu können, um nicht in diesem ewigen (unheilsamen) Gedankenstrom zu verharren - denn sonst ist der Geist ja nicht viel anders als vor Beginn der Lehre.

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Günstig wäre vielleicht den Zeitpunkt der Bearbeitung der Gedanken schon einmal selbst bestimmen zu können, um nicht in diesem ewigen (unheilsamen) Gedankenstrom zu verharren - denn sonst ist der Geist ja nicht viel anders als vor Beginn der Lehre.

    Ich höre Deine Gedanken in ihren Ecken leise kichern. wegen Deines Wunsches. ;)


    Die Lösung hast Du ja indirekt schon genannt, und so war der Post von accinca IMHO auch gemeint: "Nur", weil der Gedankenstrom nicht aufhört, heißt das ja nicht, dass Du die ganze Zeit darin herumtreiben musst. Setz Dich ans Ufer und sieh zu!


    Liede Grüße, Aravind.

  • bei mir kommt die Befürchtung hoch, dass dieser Prozess ein Leben dauert, die unheilsamen Gedanken zu bearbeiten und wie kann man dann in dieser "Arbeit" noch gleichzeitig anatta praktizieren?

    Ich weiß jetzt nicht wie lange das dauert aber es dauert solange

    wie es unheilsame Gedanken und deren Ursachen gibt und d.h. es

    dauert viel länger wenn man sich nicht darum kümmert und anatta

    zu erkennen wird ja gerade von den unheilsamen Geistfaktoren verhindert.

    erst wenn die fünf Hindernisse bzw. Blockierungen (pañcanivarana)

    (zumindest Zeitweise) überwunden sind kann anatta erkannt werden.

  • Zusehen = Beobachten.

    Diese Strategie des Beobachtens ist mir ja auch bekannt.

    Ich hatte mich bei accincas Text allerdings gefragt wie man beobachtet und gleichzeitig dann bearbeitet:?

    Wenn ich nur beobachte verschwinden diese ja meist relativ schnell und man bearbeitet dann ja nichts.

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • wie kann man dann in dieser "Arbeit" noch gleichzeitig anatta praktizieren?


    Anatta ist ja ein Fakt, der besteht. Vollkommen egal, was praktiziert wird. AttaGlaube wird aber ebenso deutlicher, je weniger Anwesenheit von Geistbefleckungen ist. Und dafür tut man ja die heilsamen Dinge.



    :earth:

  • "Wer kann Dich ritzen wenn Du auf deinem Kissen sitzt?" mit diesen Worten hab ich meiner Nichte versucht zu helfen, sich selber zu helfen. Das mit dem Sitzen hat wohl nicht so geklappt, aber der Satz hat ihr geholfen ihre Denkerwelt aufzuräumen.

    "Wie willst Du nach deinen Gedanken, während der Meditation, handeln wenn Du still sitzt?"

  • Ich hatte mich bei accincas Text allerdings gefragt wie man beobachtet und gleichzeitig dann bearbeitet :?


    Die Art der Beobachtung ist gleichzeitig schon eine Art der "Bearbeitung". Wenn das Unheilsame nicht erkannt wird, kann es auch nicht entsprechend "bearbeitet" werden.



    :earth:

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  • Genau darum bestehe ich darauf das Beobachten in Betrachten zu wandeln. Beobachten ist auch eingreifen, Betrachten ist sehen alsob es mich nichts angeht. Die Extreme.

    Am Bett von Arnold wechsel ich immer wieder vom Beobachten in Betrachten, bleibe ich bei nur einem geht mein Mitgefühl verloren und ich werde Gefühlskalt oder Mitleidend.

  • Es geht aber etwas an. Das Verdrängen und nicht Annehmen ist in meinen Augen keine gute Sache. Wie es einen "angeht", wie stark und wie die Anhaftungsprozesse sind, kann man ja nur erkennen, wenn man sieht, auf welche Weise es einen berührt/angeht.


    Das Verb "beobachten" bezieht sich auf einen längeren Zeitraum der Betrachtung. Gedanken einfach distanziert beobachten (als wäre da keine Art der Anhaftung) ... so etwas geht nicht.




    :earth: