Meine Augeglichenheit oder die der Anderen?

  • Hallo,


    seit ca. einem halben Jahr praktiziere ich Zazen. Im Verlauf meiner bisherigen Praxis meine ich tatsächlich auch zu bemerken, dass eine grössere Gelassenheit und Entspanntheit Einzug in meinen Alltag gehalten hat.

    Dabei führt eine Sache bei mir zu Irritation; Ich neige von Hause aus zu schnippischen Bemerkungen, gehe keiner Grundsatzdiskussion aus dem Weg und nehme auch gerne konträre Standpunkte ein, nicht unbedingt aus einer tatsächlichen Überzeugung heraus, sondern weil mich die Diskussion interessiert und es ganz allgemein zu meinem Amüsemang beiträgt. Ich kann also eine ziemliche Nervensäge sein und das ist mir auch völlig klar. Diese provokative Antiverhalten war in meiner Jugend stark ausgeprägt, hat sich im Laufe der Jahre aber "rausgewachsen", da ich festgestellt habe das mein Leben sowohl im privaten als auch beruflichen insgesamt sozialverträglicher verläuft. Vermutlich hats auch damit zu tun das man einfach älter wird.

    Die Irritation besteht nun darian, dass seit ich Zazen praktiziere, ich an mir zu beobachte, dass meine Neigung zu Renitenz und Unverschämtheit zu neuer Höchstform auflaufen und ich mich dennoch insgesamt pudelwohl fühle. Damit einher geht auch eine grössere Impulsivität, die ich vorher stärker mäßigen konnte. Jetzt stellt sich mir die Frage ob die Zunahme meiner Gelassenheit und damit vermutlich auch Souveränität einen Beitrag zur Entnervung meines Umfelds führt und ob das im Sinne einer Meditationspraxis ist.

    Normalerweise liest man ja das Meditation ein Beitrag zur Verbesserung des täglich Miteinanders leistet.

    Bei meiner Suche habe ich nichts zu solchen Effekten durch Meditation gefunden, weder allgemein noch speziell zu Zazen.

    Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Kriegt das mit fortschreitender Praxis vll nochmal einen anderen Drive?

  • void

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Hallo bingo bongo

    Wie kommt man denn auf diesen Namen :grinsen:

    Erstmal ein herzliches Willkommen bei uns!

    Die Irritation besteht nun darian, dass seit ich Zazen praktiziere, ich an mir zu beobachte, dass meine Neigung zu Renitenz und Unverschämtheit zu neuer Höchstform auflaufen und ich mich dennoch insgesamt pudelwohl fühle. Damit einher geht auch eine grössere Impulsivität, die ich vorher stärker mäßigen konnte.

    In der Meditation wird man sich ja auch der augenblicklichen Gefühle, Gedanken oder Körperempfindungen bewußt und manchmal kommt auch längst Vergessenes oder Verdrängtes zu Tage. Es geht darum, alles wahrzunehmen, (ohne es zu bewerten, zu verstärken oder abzuschwächen), manchmal ist es auch nur ein Aushalten, um es dann loszulassen und wieder zur Atmung zurückzukehren. Aber das muss man ja erstmal können ... Da hilft nichts als üben, üben und wieder üben.


    Ich kenne dich zu wenig, um verbindlich irgendeinen Rat geben zu können. Aber eine Idee habe ich trotzdem.

    Vielleicht nimmst du während der Meditation diese alten Geschichten wieder wahr, aber das mit dem Aushalten ohne es zu bewerten und dem Loslassen klappt noch nicht. Und dann schaffst du es irgendwie nicht anders, als diese Verhaltensweise im Alltag wieder auszuleben. Zumal du ja Spaß daran hast und nur für die anderen es nervig ist.


    Eine Möglichkeit besteht darin, mal außerhalb der Meditation ganz ehrlich darüber nachzudenken, wem genau und wie viel du mit dieser Verhaltensweise geschadet hast. Das Ganze hat ja 2 Seiten: Spaß für dich und Frust für die anderen. Und dann schaue auch auf die Vorteile, die daraus entstehen, wenn du es nicht mehr machst. Je ehrlicher du das schaffst, desto leichter wird es wahrscheinlich für dich, dich in diesem Punkt zu ändern. (So oder so ähnlich mache auch ich es, wenn ich mir irgendwas abgewöhnen will, ich schaue auf die Folgen und bekomme dadurch etwas mehr Anschubkraft darin, mich zu ändern.)


    Jetzt stellt sich mir die Frage ob die Zunahme meiner Gelassenheit und damit vermutlich auch Souveränität einen Beitrag zur Entnervung meines Umfelds führt

    Ich glaube, daß die Auswirkungen bei allen etwas anders sind. Bei mir hat sich eine erhöhte Konzentrationsfähigkeit eingestellt, die mein Leben durchaus etwas leichter machte. Aber veränderte Verhaltensweisen habe ich eigentlich nur durch das Üben des "achtfachen Pfades" erreicht. Das mag bei anderen aber durchaus anders sein.


    ob das im Sinne einer Meditationspraxis ist

    So wie ich das Zazen kennengelernt habe, hat man dort eigentlich gar keine Ziele und wird sich nur des Augenblicks gewahr. Aber manche Zenmeister mischen auch die Meditationsmethoden etwas, um es dem Anfänger etwas zu erleichtern, in einen meditativen Zustand zu kommen. Es gibt unglaublich viele buddhistische Meditationsformen.


    Hast du in erreichbarer Nähe eine Zengruppe, vielleicht auch einen guten Zenlehrer?


    _()_

    User19823

  • wieso "praktizierst" Du die Zazen ?


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Ich neige von Hause aus zu schnippischen Bemerkungen, gehe keiner Grundsatzdiskussion aus dem Weg und nehme auch gerne konträre Standpunkte ein, nicht unbedingt aus einer tatsächlichen Überzeugung heraus, sondern weil mich die Diskussion interessiert und es ganz allgemein zu meinem Amüsemang beiträgt. Ich kann also eine ziemliche Nervensäge sein und das ist mir auch völlig klar.

    das ist mir sympathisch.

    wenn wir beide uns treffen würden, hätten wir wahrscheinlich einen mordsspaß miteinander.
    vielleicht ist es nur wichtig zu lernen, in welcher situation und bei welchen leuten das klappt ohne porzellan zu zerschlagen, es sogar hilfreich sein könnte.

    ich sehe darin nämlich sehr positive eigenschaften: die suche nach der wahrheit, die freude am nachdenken und erwägen, ehrlichkeit, analysefähigkeit, debattierfähigkeit, …
    warum solltest du das abschaffen? ist das nicht ein teil deiner persönlichkeit?
    ich verstehe dies ganze buddh. übung nicht als ablehnung der eigenschaften, sondern eher als optimierungsprogramm. also das was da ist zum nutzen aller anwenden zu lernen und das verborgene erblühen zu lassen.


    vielleicht trauen sich diese rohdiamanten wieder ans licht, um den letzten schliff zu erhalten?

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Die neue Ruhe die unser Geist im Trainingsalltag auf einmal erlebt wird (zur ersten) Befriedigung.

    Zur ersten inneren Befriedigung.Ohne eine Zutun von Außen.


    Das gibt erst einmal SELBST-/....vertrauen.

    Doch es bleibt nicht. ….

  • Hallo,



    Dabei führt eine Sache bei mir zu Irritation; Ich neige von Hause aus zu schnippischen Bemerkungen, gehe keiner Grundsatzdiskussion aus dem Weg und nehme auch gerne konträre Standpunkte ein, nicht unbedingt aus einer tatsächlichen Überzeugung heraus, sondern weil mich die Diskussion interessiert und es ganz allgemein zu meinem Amüsemang beiträgt. Ich kann also eine ziemliche Nervensäge sein und das ist mir auch völlig klar. Diese provokative Antiverhalten war in meiner Jugend stark ausgeprägt, hat sich im Laufe der Jahre aber "rausgewachsen", da ich festgestellt habe das mein Leben sowohl im privaten als auch beruflichen insgesamt sozialverträglicher verläuft. Vermutlich hats auch damit zu tun das man einfach älter wird.

    Die Irritation besteht nun darian, dass seit ich Zazen praktiziere, ich an mir zu beobachte, dass meine Neigung zu Renitenz und Unverschämtheit zu neuer Höchstform auflaufen und ich mich dennoch insgesamt pudelwohl fühle. Damit einher geht auch eine grössere Impulsivität, die ich vorher stärker mäßigen konnte.

    also ,wenn du dies einem Psychiater schildern würdest,käme der vielleicht zu einer Diagnose,nämlich schizoaffektiv.

    Spass an der Diskussion ist ja gut,lernen auch junge Novizen in den tibetischen klöstern,da geht es jedoch meistens dann um die buddhistische Lehre.

    Kurzum,wenn es dir Spass macht andere zu ärgern und du immer eine antihaltung einnimmst ist die Meditation:"metta bhavana" sehr gut, kommt allerdings aus dem theravada.

    LG

  • also ,wenn du dies einem Psychiater schildern würdest,käme der vielleicht zu einer Diagnose,nämlich schizoaffektiv.

    ah, dann bist Du also ein Psychater, der aus ein paar knappen Sätzen in einem Internetforum gleich eine Diagnose stellen kann. Hut ab!

    Ich würde, wenn ich ebenso vorschnell urteilen wollte an dieser Stelle "akute, unreflektierte Überheblichkeit" diagnostizieren, aber tu ich ja nicht.

  • ah, dann bist Du also ein Psychater, der aus ein paar knappen Sätzen in einem Internetforum gleich eine Diagnose stellen kann. Hut ab!

    Ich würde, wenn ich ebenso vorschnell urteilen wollte an dieser Stelle "akute, unreflektierte Überheblichkeit" diagnostizieren, aber tu ich ja nicht.

    Tja das zeichnet eben einen Menschenkenner aus.Du kommst direkt mit Unterstellungen,also das beste Beispiel für Sektiererei und Mißgunst.

    Ebenso bin ich kein Psychiater, kenne mich aber mit psychischen Störungen aus.

    Und reflektiert bin ich auch.

    In diesem Sinne

  • Ich neige von Hause aus zu schnippischen Bemerkungen, gehe keiner Grundsatzdiskussion aus dem Weg und nehme auch gerne konträre Standpunkte ein, nicht unbedingt aus einer tatsächlichen Überzeugung heraus, sondern weil mich die Diskussion interessiert und es ganz allgemein zu meinem Amüsemang beiträgt. Ich kann also eine ziemliche Nervensäge sein und das ist mir auch völlig klar.

    das ist mir sympathisch.

    wenn wir beide uns treffen würden, hätten wir wahrscheinlich einen mordsspaß miteinander.
    vielleicht ist es nur wichtig zu lernen, in welcher situation und bei welchen leuten das klappt ohne porzellan zu zerschlagen, es sogar hilfreich sein könnte.

    ich sehe darin nämlich sehr positive eigenschaften: die suche nach der wahrheit, die freude am nachdenken und erwägen, ehrlichkeit, analysefähigkeit, debattierfähigkeit, …
    warum solltest du das abschaffen? ist das nicht ein teil deiner persönlichkeit?
    ich verstehe dies ganze buddh. übung nicht als ablehnung der eigenschaften, sondern eher als optimierungsprogramm. also das was da ist zum nutzen aller anwenden zu lernen und das verborgene erblühen zu lassen.


    vielleicht trauen sich diese rohdiamanten wieder ans licht, um den letzten schliff zu erhalten?

    Auch mir ist das sehr sympathisch und vor allem bekannt. Allerdings bin ich inzwischen mehr da "herausgewachsen". Und jetzt sehe ich die damalige Zeit, in der es mir so erging wie Dir Bingo Bongo, eher als eine Egoinflation. Ich fühlte mich ziemlich stark und unbesiegbar. Diskussionen machten mir unheimlich viel Spaß. Andererseits entwickelte ich jedoch auch immer mehr die Fähigkeit, mich zu entschuldigen, wenn ich Unrecht hatte, dies auch einzusehen. Ich brauchte mich einfach nicht mehr zu verstecken. Ich hatte keine Angst mehr, ein fehlerhafter Mensch zu sein. Darin sehe ich eine große Chance, denn ich hatte das Gefühl, endlich ICHSELBST zu werden. Allerdings um dieses große ICHSELBST irgendwann wieder zu verabschieden. Aber wie ein guter Lehrer sagte: "Nur ein gesundes Ego kann auch Befreiung erlangen".


    Also, wahrscheinlich schließt sich bei Dir der Kreis und Du kommst DIRSELBST immer näher.

    Alles Gute für Dich

    Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Hallo, also für mich klingt das befremdlich, wenn so ein Verhalten mit der Praxis einer Meditation zu tun haben soll. Ich sehe da keinen Zusammenhang mit der Meditation sondern mit der Persönlichkeit.


    Freude an Diskussionen? Ja, wenn man meint, dass man dadurch Freude gewinnt, kann ich noch in irgendeiner Form nachvollziehen, obwohl es in Diskussionen oft um Recht haben geht und für mich persönlich ist das total unwichtig. Weil was habe ich von Recht haben bzw. wer definiert, was Recht ist oder gar die Wahrheit.


    Andere indirekt damit zu verärgern oder sogar Freude daran zu haben ist für mich komplett unverständlich und nicht nachvollziehbar. Das sehe ich auch nicht mit Gleichmut sondern sehe darin eher schon bewusste Bösartigkeit.


    Wenn ich regelmäßig meditiere oder auch unregelmäßig ist das Resultat eher immer, dass ich das Gefühl habe, das Ruhe in mein "Herz" eingekehrt und ich ganz anders in die Gesellschaft rausgehe und weil ich wo anders über ein gutes Leben geschrieben habe, das gehört für mich dazu anderen dienlich zu sein und zu helfen, aber nicht sie zu verärgern, das geht gar nicht. Mich macht die Meditation zu einem besseren Menschen und davon profitiere nicht nur ich sondern "die ganze Welt" dann.


    Wobei der Beitrag ist "alt" und der Beitragsstarter liest vermutlich gar nicht mehr mit, aber mir war es trotzdem wichtig meine Sicht dazu zu sagen, weil es genau ein wunder Punkt bei mir ist, nämlich ein Verhalten anderer Menschen, mit dem ich z.B. gar nicht zurecht komme. LG Son

    Einmal editiert, zuletzt von Son ()