Neue und unbekannte Dinge des Daseins

  • Zitat

    S. XV, 5

    Lange, ihr Mönche, dauert eine Weltperiode (kappa), und nicht leicht ist es, sie als soundsoviel Jahre oder Jahrhunderte oder Jahrtausende oder Jahrhunderttausende zu zählen. Nehmen wir an, es befinde sich da ein gewaltiger Felsenberg, eine Meile lang, eine Meile breit und eine Meile hoch, ohne Löcher und Höhlungen, ganz aus einem Stück. Diesen nun riebe jedesmal nach Verlauf eines Jahrhunderts ein Mann nur einmal mit einem seidenen Tüchlein. Da würde, ihr Mönche, jener gewaltige Felsenberg dennoch schneller vergehen als eine Weltperiode. So lange, ihr Mönche, dauert eine Weltperiode. Von solchen Weltperioden aber, ihr Mönche, habt ihr viele durchlaufen und durchwandert, viele hunderte, viele tausende, viele hunderttausende. Wie aber ist das möglich?

    Unausdenkbar, ihr Mönche, ist ein Anfang dieser Daseinsrunde, nicht zu entdecken ein Beginn der von Unwissenheit gehemmten und von Begehren gefesselten Wesen, die immer wieder den Samsāra durcheilen, den Samsāra durchwandern.

    Zur ersten Wahrheit 015-026


    Zitat

    S. XV, 14-19

    . . . Nicht leicht ist, ihr Mönche, irgendein Wesen zu finden, das nicht schon irgend einmal auf dieser langen Wanderung eure Mutter gewesen wäre, oder euer Vater oder Bruder oder Schwester oder Sohn oder Tochter. Und wie ist das möglich? Unausdenkbar, ihr Mönche, ist ein Anfang dieser Daseinsrunde, nicht zu entdecken ein Beginn der von Unwissenheit gehemmten und von Begehren gefesselten Wesen, die immer wieder den Samsāra durcheilen, den Samsāra durchwandern.

    Zur ersten Wahrheit 015-026


    Die Textpassagen stammen aus der gruppierten LehrSammlung Samyutta-Nikāya.




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  • Dinge die neu/unbekannt erscheinen, erscheinen zum einen neu und unbekannt vor dem Interesse an den Dingen. Über ein neues Auto in dem Sinne so sprechend: es wäre neu und würde sich von anderen Autos durch bestimmte Eigenschaften abgrenzen, spricht man mit Interesse an den Autos.


    Absolut gesehen ist da nichts neu. Wo keine Eigennaturen der Dinge sind, ist nur bedingter Unterschied zwischen den Dingen. Nicht ein absoluter.


    Ein spezifisches Interesse, was man mit der Wahrnehmung eines unbekannten Dings begründen kann, ist nicht einem neuen, nie gewesenen oder unbekannten Ding geschuldet. Sondern der Betrachtung.





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  • Wenn man sagt, man würde das nur seriös und buchhalterisch begreifen. Die Messung der verschiedenen Dinge. Und daraufhin die Bestimmung eines Dings als "neu" und nicht gewesen und verschieden von den anderen Dingen vornimmt, nimmt man diese Bestimmung vor, weil es wichtig erscheint, eine solche Bestimmung vorzunehmen.


    Wichtig erscheinen Bestimmungen bedingt.


    Für den einen ist es wichtig, den Unterschied zwischen einem SchweineKotellet und einem Schnitzel zu bestimmen. Dem ist es sicher auch wichtig, einen Unterschied im Geschmack zu einer neuen Fleischzubereitung von einem anderen, bisher unbekannten Tier zu bestimmen.


    Neue Dinge werden so definiert über die Wahrnehmung von Unterschieden. Inwieweit eine Wahrnehmung der durch Neigung bestimmten Unterschiede der Phänomene und Dinge angemessen oder nicht angemessen ist, darüber klärt die Lehre des Buddha auf.


    Man könnte philosophieren. Dass dadurch dass sich alles beständig wandeln würde, beständig neue Formen und Erscheinungen auftauchen würden. Nur wer ist der spekulative Beobachter dieser Betrachtung? Ein zeitlich unendliches Wesen, was bedingt bis zu diesem Zeitpunkt so eine Aussage seiner Erinnerung entnimmt? Absolut, neuartige Dinge in Aussicht zu stellen ist augenscheinlich eine unsichere Spekulation.


    Relativ (für einen Beobachter) gibt es die neuen Dinge. Diese Auffassung/Wahrnehmung ist aber bedingt durch die Betrachtung und Einschätzung, dass es das wert ist, Unterschiede zu benennen, und etwas als neuartig und damit verschieden von anderen zu deklarieren.




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  • Und das geschieht immer vor einem Begehren. Da kann man unterscheiden.


    a) Bedürfnis nach Unterscheidung in einem heilsamen Sinn. zB: Dieses Ding ist nicht mein. Oder: diese (neue, so von mir zum ersten Mal ausgeführte Handlung) ist richtiger als eine andere. Oder: diese neue, bisher noch nicht gehörte Lehre ist richtiger als eine andere.


    b) Bedürfnis nach Unterscheidung, die weder als heilsam noch als unheilsam zu klassifizieren ist.


    c) Bedürfnis nach unheilsamer Unterscheidung. zB: Diese neue Sache bereitet mehr Sinnesgenuss als eine andere Sache.


    Vielleicht kann man sagen: Je mehr man den physischen Objekten unerkannt (anhaftenswerte) Eigennatur zugesteht, desto unheilsamer wird Unterscheidung und damit auch Einteilung in "neue Dinge" vorgenommen.





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