Kalama Rede

  • Zitat von @mkha' aus dem Thread (Beitrag Nr. 43):


    Bevölkerungsexplosion


    Zitat

    Aus welchem Grund den Kalamern diese Rede gehalten wurde, erklärt Dir ein Theravadin gewiss glaubhafter, als ein "Tibeter"



    Das würde mich interessieren! Was war denn der Grund?

  • Lucky Luke

    Hat den Titel des Themas von „Kalama Ree´“ zu „Kalama Rede“ geändert.
  • Kann man ja nachlesen: A.III. 66 Der Grund war der Zweifel der Kalamer.


    Zitat


    »Es kommen da, o Herr, einige Asketen und Brahmanen nach Kesaputta; die lassen bloß ihren eigenen Glauben leuchten und glänzen, den Glauben anderer aber beschimpfen, schmähen, verachten und verwerfen sie. Wieder andere Asketen und Brahmanen kommen nach Kesaputta, und auch diese lassen bloß ihren eigenen Glauben leuchten und glänzen, und den Glauben anderer beschimpfen, schmähen, verachten und verwerfen sie. Da sind wir denn, o Herr, im Unklaren, sind im Zweifel, wer wohl von diesen Asketen und Brahmanen Wahres, und wer Falsches lehrt.«


    Die Antwort des Buddha:


    Zitat

    Geht, Kālāmer, nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters! Wenn ihr aber, Kālāmer, selber erkennt: 'Diese Dinge sind unheilsam, sind verwerflich, werden von Verständigen getadelt, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Unheil und Leiden', dann o Kālāmer, möget ihr sie aufgeben.

    • Offizieller Beitrag

    Genau.


    Der Punkt ist der, das Buddha hier eben ganz konkret die Frage beantworte: "Wenn verschiedene Meister verschiedenes erzählen, wem kann ich trauen?"


    Während aber viele Leute hören im Kalama-Sutra ein Echo der Aufklärung, in allen möglichen Dingen Autoritäten und Schriften zu misstrauen und für sich selber zu denken. Buddha wird ihnen zum Proto-Kant und der Buddhismus zur "Religion der Vernunft". Im kalam Sutra hören sie ein Echo Kants:

    Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Muth dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.


    Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Theil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung frei gesprochen (naturaliter majorennes), dennoch gerne Zeitlebens unmündig bleiben; und warum es Anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt der für mich die Diät beurtheilt, u. s. w. so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. Ich habe nicht nöthig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen. Daß der bei weitem größte Theil der Menschen (darunter das ganze schöne Geschlecht) den Schritt zur Mündigkeit, außer dem daß er beschwerlich ist, auch für sehr gefährlich halte: dafür sorgen schon jene Vormünder, die die Oberaufsicht über sie gütigst auf sich genommen haben.

    Wobei Buddha ja gerade nicht der Vernunft das Wort redet. Er sagt ja "Geht ... nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen". Es ist geht nicht um Vernunft, sondern darum dass man die Sachen in der persönlichen Praxis erprobt.


    Wobei es schon einen Zusammenhang zwischen Mündigkeit im Bezug auf die eigenen Spiritualität und dem mündigen individuum in der Gesellschaft gibt: Kant wäre ohne die Reformation wohl nicht denkbar gewesen. Nur gleichsetzten sollte man das nicht.