DIe Atmung beim Zazen

  • Mein erster Post hier :) Guten Morgen an alle!

    Bedingt durch eine Psychotherapie, praktiziere ich Meditation schon des längeren als einfache Atemübungen und ab und an mal Tratak aus dem Yoga. Hängen geblieben bin ich allerdings bei der Zen-Meditation, die in der Tat verbesserungswürdig ist bei mir. Ich habe Probleme, mich rein auf die Bauchatmung zu konzentrieren und bin besser dabei, mich auf die Atmung durch die Nasenlöcher zu konzentrieren und entfalte gute Wirkung dabei. Ist dies "zulässig"? Oder gibt es bei dieser Frage kein "zulässig"?


    Ich zähle auch nicht wie die meisten bis zehn, was gerade am Anfang empfohlen wird, weil es mich eher durcheinander bringt.


    Die Fragen eines Anfängers :) Bin für jede Hilfe dankbar!

  • Nyinje ☼

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • ich habe gelernt, sich nicht auf etwas wie die Bauchatmung oder Empfindungen der Nase zu konzentrieren. Du nutzt zwar die Bauchatmung, schenkst ihr aber keine wesentliche Bedeutung, ausser dass Du zu ihr zurueckkehrst, sobald Du merkst dass Du nicht mehr richtig atmest. Lass den Atem entspannt aber natürlich. Genauso wenig solltest Du Dich auf Haltung oder sonstwas konzentrieren.. aber die richtige Haltung einnehmen, wenn Du bemerkst, dass Du die korrekte Haltung verlässt.

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

  • Hallo kal,


    danke für Deine Antwort. Ich habe bisher zwei "Fähigkeiten" durch Zazen erlernen können:


    1. Das bewusste Wahrnehmen, wenn ich vom Atem abkehre und

    2. Die Atmung nur zu beobachten und nicht zu verändern, was mir allerdings sehr schwer fällt


    Also soll ich ganz normal atmen und nur zur Bauchdecke zurückkehren, wenn ich abkomme?

  • Ich praktiziere Shikantaza, wir konzentrieren uns nicht auf den Atem.

    Im Rinzai wird afaik mehr darauf geachtet.

    Auch konzentrieren wir uns nicht auf andere Teile..

    Ich habe letztens in meinem Blog über die "innere Haltung" geschrieben:

    [...]
    We dont have a certain focus. That does not mean that there is no focus sometimes on something but we dont cultivate it.

    Its rather that we sit and be aware of what happens. I like the analogy of the spacious sky where clouds and all kinds of conditions arise. We are this sky that contains all those clouds but we just dont identify with them. We can also use the analogy of a mirror. The mirror itself is empty, nothing to grasp. Yet there are reflections: it may be some dust or all kind of pictures…beautiful and ugly ones. The mirror doesnt care. It just reflects without opinions, preferences, prejudices. When we sit we are the mirror: we dont try to become empty or to cultivate a beautiful reflection but reflect everything that appears.

    Master dogen emphazised in his zazenshin-chapter that its not the point of our practice to get rid of thoughts or arisings but to be aware of them.

    We dont cling to those reflections nor try to push them away. Nevertheless it happens from time to time that we get lost in the reflections, we catch ourselves thinking or we try to manipulate our experiencing. If we become aware of it we just return to the sky beyond those clouds or return to the vast mirror.

    [...]

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

  • Dein Beitrag zeigt, wie erfahren Du bist. Das find ich toll, dass du mir das alles erklärst :)

    Ich hätte noch eine, für mich zumindest, sehr interessante Frage.


    Wie geht man bei der Meditation mit Ängsten um? Wenn Ängste hochkommen? So wie ich gelernt habe, ist es wichtig, Ängste anzunehmen, indem man in das Gefühl reinatmet. Doch so richtig hab ich das noch nicht hinbekommen.

  • sieh alles was aufsteigt, auch Ängste als Relfektionen des Spiegels, oder als Wolken die vorbeiziehen. Weder dran festklammern, sich damit beschäftigen, noch versuchen es loszuwerden. Sei Dir einfach dessen bewusst, was in Dir erscheint. Verliere Dich nicht darin und gebe dem keine Bedeutung.

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

  • ich kann Dir von Kosho Uchiyama - Das Leben meistern durch Zazen sehr empfehlen. Auch ein gutes Buch, bisher leider nur auf englisch: Shohaku Okumura - the Mountains and Waters Sutra

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

  • Herzlich Willkommwn ZazenBeginner89,


    Meines Wissens gibt es keine einheitliche Zennatmung; die Anweisung hierzu sind in den verschiedenen Schulen zu unterschiedlich. Es gibt aber vielleicht so etwas wie eine übergreifende Haltung zur Atemkontrolle im Zen.


    Ich habe mal irgendwo gelesen, dass man die korrekte Sitzhaltung im Zazen einnehmen sollte mit einer Haltung inetwa wie man sich in einen bequemen Sessel zurücksinken lässt. Ähnlich gilt dies auch für die Zenatmung. Die Art, wie wir atmen, spiegelt unwillkürlich unsern Geisteszustand wieder. Sind wir nervös und aufgeregt, wird auch unsere Atmung entsprechend flatterhaft, flach, stoßweise und unregelmäßig sein. In der Regel wird beim Zazen der Atem beruhigt indem (zum Beispiel durch die Ausrichtung auf das Koan) der Geist beruhigt wird.


    Es ist aber durchaus legitim, als eine Art Hilfsmittel im Zazen umgekehrt den Geist über die Ausrichtung auf den Atem zu beruhigen. Dies darf aber niemals in Form eines zwanghaften Forcierens geschehen, da ein solches Forcieren - selbst wenn es auf die Beruhigung des Atems gerichtet ist - zwangsläufig eine Beunruhigung des Geistes bedeutet, die sich wiederum in einem unruhigeren Atem widerspiegelt. Hier setzt meiner Auffassung nach das von dir angesprochene Problem an, dass eine Beobachtung des Atems oft schon eine Veränderung des Atems nach sich zieht. Willst du deinen Atem während der Zen Praxis in Richtung auf eine Zenatmung hin beeinflussen, sollte dies eher intuitiv als klar fokussiert geschehen. Das Einschwingen auf die Zenatmung beim Zazen ist daher eher ein Loslassen; ebenso wie das Aufgeben des zwanghaften Denkens während des Zazens ein Loslassen ist.


    _()_

    Tai

  • Ich habe Probleme, mich rein auf die Bauchatmung zu konzentrieren und bin besser dabei, mich auf die Atmung durch die Nasenlöcher zu konzentrieren und entfalte gute Wirkung dabei. Ist dies "zulässig"? Oder gibt es bei dieser Frage kein "zulässig"?

    Zuerst einmal mach es so, wie du kannst. Je nach Tradition wird es unterschiedlich gehandhabt.

    Hier findest du eine Anleitung aus einer (meiner) Rinzai Traditionslinie.


    Wie geht man bei der Meditation mit Ängsten um? Wenn Ängste hochkommen? So wie ich gelernt habe, ist es wichtig, Ängste anzunehmen, indem man in das Gefühl reinatmet. Doch so richtig hab ich das noch nicht hinbekommen.

    Lass dir Zeit, das wird schon. Ich habe auch einige Jahre Therapie hinter mich gebracht. Dass da beim Zazen alles Mögliche hochkommt, ist völlig normal. Am Anfang bleibt nur, es auszuhalten. Später kann man es sich ansehen. Dann kommt eine Zeit, da stört es nicht mehr und irgendwann ist es dann vorbei und es kehrt Ruhe ein.
    Außerdem kannst du ja alles, was da so hochkommt auch mit deinem Therapeuten besprechen, falls du noch in Therapie bist.

    Wenn nicht, empfehle ich dir, mit einem Lehrer zu üben. Dann hast du wenigstens einen Ansprechpartner aus Fleisch und Blut.

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)