Ist das Zazen meditation oder mache ich etwas falsches?

  • Wieso nicht? Wenn's jemanden mit seinen psychischen Erkrankungen hilft ist das doch begrüßenswert.

    Diese Beitrag von mir, war eine Entgegnung auf einen Beitrag, der mittlerweile moderativ deaktiviert wurde.



    Mein Einwurf, dass Buddhismus keine Therapie zum Krankheiten heilen ist, ist pauschalisierend, daher kann ich gerne erklären, was ich genau meine.


    Buddhismus selbst sehe ich als eine heilsame Lehre. Dennoch sollte sich jemand, der unter eine Krankheit leidet, mit einem Arzt sprechen und sich nicht erst einmal an den Pali Kanon oder einen buddhistischen Lehrer wenden. Ich denke, dass buddhistische Übungen durchaus hilfreich sein können, wenn man z.B. unter Streß und Ängsten leidet, aber auch das nur bis zu einem gewissen Grad und man sollte im Falle einer Krankheit immer einen Arzt befragen.


    Man muss mit Aussagen a la "Buddhismus ist eine Therapie" daher sehr vorsichtig sein, da dies weder allgemein gültig ist, noch sich Krankheiten in der engeren Definition damit "heilen" lassen. Jemand mit einer Depression oder Psychose sollte sich an einen Arzt / Therapeuten wenden, aber nicht denken, wenn er einfach täglich drei Sutren rezitiert wird alles wieder gut - es kann im Einzelfall helfen, aber es ist keine Therapie.

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  • Das heilsame Potential von Meditation ist ja mittlerweile unbestritten - aber im Fall ernsterer Probleme wird das in vielen Fällen nur dann sein Potential entfalten können, wenn es zusätzlich zu einer fachlichen Behandlung stattfindet.

  • xiaojinlong Unterschiedliche Dinge helfen unterschiedlichen Menschen unterschiedlich gut. Bei manchen wirkt Psychotherapie außerordentlich gut, bei anderen kaum, dasselbe gilt für die Lehre und für vieles andere. Mir hat Psychotherapie die ersten Jahre viel geholfen und bin dann an Grenzen gestoßen. Seit ich mich mit der Lehre befasse kann ich mich auch in der Psychotherapie wieder mehr öffnen. Dass das eine heilsamer als das andere ist kann man pauschal nicht sagen.


    Ich stimme dir natürlich dabei zu dass es bei ernsthaften Erkrankungen einer fachlichen Behandlung bedarf.

  • Das ist also Meditation, Sutren täglich rezitieren? Das wusste ich nicht! Dann meditiere ich nicht, denn mein Heilsweg durch rumsitzen war jeden Gedanken vergehen zu lassen und dann alle Sinne öffnen ohne Gedanken über die Wahrnehmungen machen. Was mach ist dann? Ich hab es immer als äußerst lästig empfunden Sutra zu rezitieren, die hab ich immer wieder gelesen aber sicher nicht beim Sitzen. Ich kann auch nicht über Sutren nachdenken wenn ich sitze oder einen, noch schlimmer, Koan mit in das sitzen nehmen. Sitzen ist bei mir Hiersein üben immer wieder nur Hiersein üben üben üben. Meditieren ist mir ein Greul!

  • Buddhismus ist keine Therapie um Krankheiten zu heilen.

    Wieso nicht? Wenn's jemanden mit seinen psychischen Erkrankungen hilft ist das doch begrüßenswert.

    Es gibt tatsächlich Menschen, die sagen: "Nachdem ich mehrmals in meinem Leben halbwegs erfolglos die ein oder andere Form von Verhaltenstheraphie gemacht habe, hat letztlich meine buddhistische Praxis mir wirklich geholfen." Ich habe es aber auch erlebt, wie Leute mit psychischer Vorerkrankung, deren Zustand in den Wochen vorher noch halbwegs stabil war, unter der Beslastung eines Sesshins psychotische Schübe erlitten. Das war dann für alle Beteiligten recht belastend und besonders gut aufgefangen werden konnte es auch nicht.


    Zazen fordert eine schonungslose Offenheit - da kann, besonders bei Anfängern, schon einiges hochkommen. Budhistische Praxis bietet i.d.R. aber keinen therapeutischen Rahmen und die Rolle des Zenmeisters ist auch nicht die eines Therapeuten. I.d.R. wird sein/ihr Vorgehen darin bestehen, dir den Boden unter den Füßen wegzuziehen und dich auf dich selbst zurück zu stoßen. Für starke, entschlossene Menschen mag das genau der richtige Weg sein; Menschen mit psychischer Erkrankung (und auch andere) können damit aber schnell auch überfordert werden.

  • Ja. Und dann sind bei einem Sesshin ja auch so viele Leute da, um die sich ein Lehrer kümmern muss. Wenn dann so intensive Episoden einstellen, muss man sich halt auch intensiv um die betroffene Person kümmern. Das ist ja in einem Sesshin auch einfach nicht vorgesehen / eingeplant. Auch wenn es natürlich immer mal wieder vorkommen kann.


    Anbei noch ein sehr schönes Video des von mir geschätzten Shinzen Young, in dem er buddhistische Achtsamkeitspraxis und Psychotherapie vergleicht. Sowohl hinsichtlich Gemeinsamkeiten, als auch Unterschieden, als auch der idealen Art, das zu kombinieren. Ist englisch und etwas nerdy, aber guter Stoff. (Wenn er sagt "mindfulness", dann meint er insbesondere Vipassana-Meditation).


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  • Tai Ich bin da ganz bei dir. Zu einem Sesshin würde ich jemanden mit psychischen Erkrankungen nicht ohne weiteres raten, aktuell auch nicht mir selbst. :grinsen: Allerdings beginnen die meisten Menschen wohl eher damit sich ein Buch zu kaufen und sich mal für fünf oder 10 Minuten hinzusetzen und nicht mit einem Sesshin, also viel "sanfter" und gemächlicher. :) Aber ja, darauf hatte ich bei meinen Kommentaren zuvor etwas vergessen.

  • Es ist relativ typisch für westliche Menschen, es wird schnell verneint was nicht sein soll anstatt das zu bejahen was möglich ist.

    Natürlich ist einem psychisch Betroffenen kein Sesshin zu empfehlen genauso wenig wie man einem Psychotiker eine Psychoanalyse

    empfehlen sollte. Aber davon spricht auch niemand, wie für einen Psychotiker eine Psychotherapie hilfreich sein kann,

    so kann auch die Lehre Buddhas hilfreich sein mit Zazen. Auch Buddha saß ganz allein und meditierte vor der Erleuchtung,

    für Zazen braucht man keine Gruppe, das kann man allein praktizieren mit genau der Tiefe die förderlich ist. Ein psychisch Betroffener

    braucht nicht das Erwachen anstreben, wenn er seelische Stabilität anstrebt ist es ausreichend um eine Lebensqualität zu erreichen.

    Wie gesagt, es geht nicht darum was alles nicht geht, es geht darum, dass man Buddha als ersten überlieferten Therapeuten

    bezeichnen kann und seine Lehre als eine Therapie um das Leid im Dasein zu lindern. Wie gesagt, das gilt für Buddhismus in Europa

    und somit Deutschland, in Asien hat der Buddhismus einen anderen Stellenwert. Zazen hat sich als die effektivste Methode unter den

    Meditationen entwickelt, ist natürlich stark selbst reflektierend und das ist für Welche die verdrängen wollen nichts.

  • Wenn ich allein Zazen mache hab ich hinterher keinen Austausch. Ich hab Zazen auch in der Gemeinschaft gemacht und danach gab es auch keine "Leichenrede". (Leichenrede beim Skat, das Gerede über ein gespieltes Spiel.) Auch hat das Zazen genau die angemessene Zeit und Tiefe die ich jetzt vertrage und ist nicht an Zeit- und Turegeln gebunden die ich einzuhalten habe um nicht aufzufallen.

    Was meine psychischen Probleme anging die erst richtig zum Tragen kamen als ich beim Bund war (1974 -78) War es fast unmöglich einen Neurologen, geschweige den einen Psychiater aufzusuchen ohne als bekloppt gebrandmarkt zu werden. Das ging also nicht und ich fand Meditation die ich selber mit den Übungen auf Zazen heruntergebrochen habe. Ich weiß das Zazen im finden eines eigenen Weges aus dem Düsteren die effektivste Methode ist. Denn da bin ich nur mit mir als Schwätzer konfrontiert, sitze mir gegenüber und der Schwätzer bleibt mir gegenüber und kann nicht in meinen Handlungen rumwühlen. Ich zwinge mich mich anzuhören, darum: "die ich jetzt vertrage".

  • Ich finde, liebeX sati-zen, dass du da gewagte Behauptungen machst.

    So hilfreich und heilsam die Buddhalehre sein kann- Buddha war kein Psychotherapeut. Es zu wiederholen macht diese Behauptung nicht weniger falsch.


    Und genauso wiederholst du die Behauptung, dass Zazen die effektivste Meditationsform sei. Zazen ist super! Wenns für dich ideal ist, prima. Es ist wenig hilfreich, zu sagen, dass Zazen effektiver ist als andere Techniken.

    2 Mal editiert, zuletzt von Grashuepfer ()