Selbstlosigkeit über den Weg des Bodhisattva oder Selbstverlust durch Regression?

  • Hallo liebe Forengemeinde,

    dies ist mein erster Eintrag hier auf dem Forum und ich entschuldige mich bereits im ersten Satz über die länge und ggf. den für einige sicher befremdlichen Inhalt.

    Bitte zeigt Mitgefühl für meine nun ausführlich dargelegte Problematik mit der ich mich bereits mein ganzes Leben durchschlage.


    Wie der Titel bereits suggeriert, befinde ich mich an einem Scheideweg meiner spirituellen Entwicklung.

    Welchen Weg ich über mein selbst gewähltes Ziel zur Selbstlosigkeit (klingt paradox ich weiß :erleichtert:) wählen soll.


    Tatsächlich hatte ich den Wunsch nach Selbstlosigkeit bereits als kleines Kind, ich vermute stark mit dem Aufkommen meines Ichs kam auch schon mein Wunsch nach der Aufhebung dieses Erkenntnisphänomens, wodurch sich eine Person als unabhängig und abgetrennt von der Umwelt wahrnimmt.


    Ich erinnere mich das ich bereits als kleines Kind unter Schlafstörungen litt, die durch ständiges Grübeln über das ich herrührten. Vielleicht war es aber auch anders herum.


    Fakt ist nachdem die Gedult meiner Eltern zur Neige ging, blieb mir bald nichts anderes mehr übrig als still im Bett zu liegen, auch wenn ich nicht schlafen konnte.

    Unruhe während der Nacht wurde nicht geduldet und bestraft und so verbrachte ich die Nächte um über mein Ich zu grübeln, ohne je eine Antwort auf diese Frage zu erhalten,

    mit den Jahren sogar in dem denken das darauf keine Antwort je zu finden sei. Trotzdem konnte ich nicht aufhören auch wenn ich dachte es sei zwecklos.


    Mit steigendem Alter und dementsprechend auch Bewusstwerdung meiner Selbst als Person kamen leider auch die Probleme die mich tief verunsicherten und quälten.


    Sei es die Trennung der Mutter und der beginn der Erkenntnis eines Wettbewerbes schon während des Kindergartens, anfangs um Aufmerksamkeit, hinterher noch schlimmer

    im Bereich der Schule, insbesondere im Aufkommen der Schulnoten.


    Ich empfand mich früh als Versager im dauernden Vergleich mit anderen, der durch den Wettbewerb zustande kam. Ausserdem festigte der Vergleich meine festigkeit der Illusion

    einer individuellen Persönlichkeit.


    Ich entwickelte früh Fantasien einer Rückkehr in Bewusstseinszustände vor meiner Ich Bewusttwerdung, für welche ich mich schämte und welche ich auch für mich behielt.

    Mir war klar das es nicht normal sein kann sich wieder zurück zu wünschen während doch scheinbar alle schnellst möglich erwachsen werden wollten.

    Ich möchte dieses Thema nicht genauer erläutern, doch meine Ansichten waren schon damals sehr extrem, so extrem das ich sie schon damals verbergen musste.

    Noch etwas mehr was mich von den anderen unterschied und ein Problem das ich alleine mit mir herum zu tragen hatte, konnte ich doch sonst bei Problemen auf die Hilfe

    meiner Eltern vertrauen bzw. hoffen.


    Diese rückwährtsgewandte Tendenz hatte bereits früh Samen gesetzt und ist im laufe meines Lebens zu einem großen Baum herangereift, der viele Aspekte meiner Persönlichkeit beschattet.


    In meiner Jugend kam ich zum ersten mal mit dem Buddhismus in Kontakt, welcher dahingehend für mich anziehend war, das er ein Ich bzw. ein Selbst in einem Wesen nicht nur

    als Ursache von Leid sondern auch als Illusion entlarvt. Diese Erkenntnis eines illusionären Ichs schien wie die Antwort auf die Frage zu sein die mich Nachts vor dem schlafen abhielt.

    Ich sage schien weil sich mein Verständnis über diese Erkenntnis bei mir zuerst nur intellektuell vollzog.

    Aufgrund dessen verschwand mein Interesse am Buddhismus bald in der Jugend und wurde über eine Selbstfindungsodysee, die typisch für die Pubertät ist, ersetzt.

    Über Umwege an verschiedene politische Systeme und Philosophien und Drogenexperimenten versuchte ich mein Selbst zu finden, bzw. ein Selbst zu konstruieren.


    Durch eine glückliche verkettung von Bedingungen erfuhr ich vor ein paar Jahren etwas, was mein Interesse wieder auf den Buddhismus lenkte.


    Obwohl nur halbherzig mit dem meditieren angefangen, erfur ich in einem gnädigen Moment etwas davon, was ich zuerst nur intellektuel verstand. Ich fühlte die Einheit der Welt mit mir, aber und das erstaunte mich, im Sinne einer Leerheit.

    Die Wand auf der ich meditierte war wie ich und ich war die Wand, in dem Sinne das wir beide leer waren. Schwer zu erklären, muss man erlebt haben...

    Diese Erfahrung war derart Intensiv, das ich zuerst dachte ich hätte eine Psychose entwickelt. Zumindest waren die ersten Stunden nach dieser Erfahrung sehr heftig für mich und ich habe Erlebnisse und Erkenntnisse gemacht welches mein bisher sehr materialistisches Weltbild auf den Kopf gestellt haben. Man kann sagen es führte zu einem Paradigmenwechsel meiner Ansichten und ich beschäftigte mich aufeinmal mit Religion und Mystik, für welches ich bis dato kein Verständnis hatte, ja sogar Verachtung übrig hatte.


    Nach anfänglichen Interesse über Brahmanismus entdeckte ich auf einmal den Buddhismus wieder für mich.

    Insbesondere die leerheit , shunyata , im Buddhismus viel mir nun ins Auge, hatte ich doch auch leerheit gefühlt.

    Mit der Zeit beschäftigte ich mich immer mehr mit dem Buddhismus und wurde recht bald überzeugt vom Dharma.

    Ich wurde religiös.


    Aber auch in der Beschäftigung mit dem Buddhismus machte ich eine große Entwicklung durch.

    Anfangs schien der Buddhismus ein weg zu sein um aus Samsara zu entkommen, ich glaubte ich könne Nirvana erreichen und meine Existenz würde verlöschen.


    Mit der Praxis erkannte ich für mich irgendwann das es nichts zu befreien gibt, da es ja niemanden gibt den man befreien könnte. Jedenfalls keine einzelne Person, da der Glaube bzw. Nicht-Glaube an ein Selbst allmählich erfahrene Wahrheit für mich wurde.


    An ein Nirvana im Sinne von Verlöschen konnte ich nicht mehr glauben, auch ein Aufgehen in Leerheit konnte mich nicht überzeugen, schließlich heisst es nicht umsonst im Her-Sutra: Leere ist Form, Form ist Leere, folglich gibt es laut meinem bisherigen verständnis der Wahrheit keine Leere die ausserhalb von Formen liegt.

    In der Form findet sich die Leere und nicht irgendwie dahinter, so jedenfalls meine erfahrung.


    Ich bin an einem Punkt im Verständnis der buddhistischen Lehre gelangt, in dem ich einen Zustand jenseits von existenz, im sinne von etwas macht Erfahrungen, zweifle. Soll heissen das ich an einer kontinuierlichen reinkarnation im Sinne einer wiederverkörperung überzeugt bin, die niemals endet.

    Formen vergehen, doch die formlose Substanz, der leere Geist, welcher in den Formen entalten ist, findet alsbald eine neue Form nachdem die alte vergangen ist.

    Im Grunde genommen ist sogar das eine lineare Auffassung welche mich auch nicht mehr überzeugt, aber im Grunde möchte ich ohne auszuholen nur auf eins zurück kommen:


    Es gibt keine Erlösung im Sinne einer vernichtung des Geistes nach dem Tode bzw. im Nirwana.

    Selbst leblose Objekte entalten Geist und dementsprechend Bewusstsein. Sei es nur in Form eines Formbewusstseins. Ich glaube zum Beispiel das mein Computer jden tastenschlag fühlt. Ich glaube ein Gegenstand fühlt Bewegung und Berührung wie meine Haut es tut, allerdings ohne höhere Empfindungen wie Schmerz zu emfinden sollte ich meinen Computer

    jetzt mit einem Hammer in seine Einzelteile zerlegen ;)


    Wollte ich den Buddhismus zuerst um Erlösung für mich selbst zu erlangen, entdeckte ich auch nach begreifen seiner unmöglichkeit für mich, den Bodhisattva-Weg.


    Will ich mich selbst verlieren, dann funktioniert das nur über selbstloses Handeln. Ich integriere selbstloseres Handeln bereits in mein Leben und mein Leben wandelt sich tatsächlich zum besseren, was ich mir kausal nicht erklären kann. Ist auch egal weil die bereits erworbenenen Früchte dieses lebenswandels genug Vertrauen in mir gestärkt haben, das selbstloses Handeln nicht nur erfüllend sondern auch gesund und das Leben reicher macht :)

    Warnung Selbstloses Handeln heisst wirklich ohne gegenleistung zu erwarten, handelt man altruistisch um eigentlich sein Ego zu schmeicheln, geht das ganze fatal schief.

    Wie gesagt, hört sich erstmal verrückt an, aber wenn du gibst, ohne eine gegenleistung zu verlangen, wird dein Leben reicher :D

    Hab vertrauen und Gedult und solltest du das erste mal die Früchte ernten wird aus dem Vertrauen bald gewissheit.


    So positiv mein Leben durch diesen Wandel bisher verlaufen ist, so ist es immer noch leidvoll, sei es das selbst das größte Glücksgefühl mangelhaft und unzureichend erscheint.

    Von der Vergänglichkeit ganz zu schweigen, ich werde älter und geliebte Menschen werden gehen.


    Ich versuche das Leid natürlich zu akzeptieren, doch genau wie ein kleiner rest Ego in meinem Geist, werde ich ihn trotz besseren Wissens nie vollständig überwinden.


    So kommt es hin und wieder vor das ich meine selbstlosen Ideale hinterfrage und ich wiederin regressive Fluchttendenzen zurückfalle.


    Anfangs hielt ich diese Tendenzen für anhaftungen die ich nur zu überwinden bräuchte, leichter gesagt als getan, pflege ich diesen Samen ja bereits seid meiner frühesten Kindheit.


    Ich dachte ich würde an einer unmöglichen Existenzweise anhaften, doch vor kurzer Zeit hatte ich wieder ein prägendes Erlebnis.


    In einer sehr intensiven Rauscherfahrung hatte ich eine Art Nahtoderlebnis. Ich weiß Drogen vernebeln den Geist und bisher trotz eines sehr intensiven Drogenkonsum jedweder coleur , konnten mir Drogen nie eine Wahrheit vermitteln.


    Um die Wahrheit zu erfahren muss der Geist klar gemacht werden, jedwede verunreinigung im Geist sollte vermieden werden.

    Für mich persönlich haben Drogenerfahrungen aber zumindest klar gemacht das auch ein nüchterner aber unerleuchteter Geist einem Rausch ähnelt, was ein Anstoss für meine

    spirituelle Suche geworden ist, Deswegen will ich für mich persönlich Drogen nicht verteufeln.

    Ich möchte noch erwähnen das ich in meinem Leben das Glück hatte keine Sucht zu entwickeln und keine Schädigungen davongetragen zu haben.

    Rauschgifte sind vorallem Gifte und Gifte will man nicht in seinem Geist ;)


    Diese Erfahrung war denoch prägend aufgrund seines Nahtodcharakters. Weswegen ich sie jetzt schildere: BItte nehmt keine Drogen, wenn ihr ernsthaft die Wahrheit erfahren wollt,

    so findet die Wahrheit euch schon. Besser ihr informiert euch über die Dharmas und meditiert, handelt gut, bewertet nicht mehr (auch nicht euch selbst!) und behandelt Umwelt und Lebewesen mit Mitgefühl. Durch all das habe ich in kurzer Zeit soviele Fortschritte gemacht, die jahrelanger Drogenkonsum und studium an schlauen Büchern nicht ansatzweise gegeben haben. Im Gegenteil, haben sie mein Ego sogar gestärkt und mich zeitweise als etwas besseres fühlen lassen.

    Ganz ehrlich Drogen und vorallem der Glaube an sich selbst sind die schlimmsten Feinde der Befreiung.


    Durch dieses Erlebnis kam ich in einen Zustand reinen fühlens und sehens. Ich war mir währendessen überhaupt nicht klar das sich mein bewusstseinszustand grundlegend verändert hatte.

    Es war da kein denken, nur ein fliessen, das fühlen von bewegung. Teilweise spürte ich wie ich mich aufteilte, sprich auseinanderfloss, aber ohne zu berurteilen ob es sich gut oder schlecht anfühlt. Wie gesagt da war kein denken, aber denoch konnte ich wahrnehmen.

    Es war wie eine Form primitivsten Bewusstseins, eine Erfahrung die mich lehrte das man nicht unbedingt 5 Sinne und ein Gehirn braucht um bewusstsein zu erfahren.

    Nein selbst ein lebloses Objekt wie ein Stein hat noch Bewusstsein, Bewusstsein über Form, kann berührung spüren und Bewegung wahrnehmen. Davon bin ich fest überzeugt.


    Obwohl ich wie bereits erwähnt habe in diesem Zustand keine Lust empfand, so empfand ich auch kein Leid, nur das Gewahrsein von Bewegung und Form ohne einen Gedanken.

    Als ich wieder zu mir kam, ich wieder anfing zu denken und zu urteilen, da fürchtete ich mich erst vor der Erfahrung welche ich gemacht hatte.

    Schon bald allerdings konnte ich der Erfahrung auch was abgewinnen.

    Ich recherchierte im Internet und fand bald etwas über die Sinnestore (Auge, Nase, Zunge, Körperoberfläche, Ohren) und das sowohl injj den Menschen Welten als auch in den niederen wie den Tier welten oder den Höllen allem gemeinsam ist das sie 5 Sinne und Geist als 6. Sinn als eine existenzgrundlage aufweisen. Daher seien sie besonders leidvoll.

    Laut dieser Quelle heben sich die Himmelwelten gerade davon ab das weniger Sinneswahrnehmungen zur verfügung stehen, wodurch diese Existensweisen angenehmer sind.

    Ich habe darüber meditiert und teile für mich auch diese Ansicht.


    Aufeinmal erschien mir die Regression nun nicht mehr so unmöglich. Rückzug schien mir nicht mehr so verwerflich.

    Hatte ich bereits die erkenntnis für mich gewonnen, das nur selbstloses Handeln die Eelösung bringen kann, so schien die Regression wieder eine alternative zu werden.


    Vielleicht muss man kein Bodhisattva werden um völlige Befreiung in einem langen aber ehrvollen Weg zu erlangen, vielleicht existiert das persönliche Nirwana doch, die individuelle Befreiung in dem Sinne das der Geist einfach z.B. als Stein inkarniert. Weniger Sinneswahrnehmungen, weniger Leidwahrnehmung.


    Für mich ist immer noch der selbstlose Weg, der Bodhisattva-Weg, der bevorzugte Weg zur Befreiung.

    Gerade weil mir die Umwelt und Mitwesen sehr am Herzen liegen und da ich glaube das man den Wesen am besten durch das Erwachen helfen kann.

    Manchmal allerdings verzweifle ich an den leidvollen erfahrungen und ich möchte am liebsten das Rad verlassen, oder zumindest, da es mir nicht vollkommen möglich scheint, die Wahrnehmung über das Samsara verringern, so das mir Leid nicht mehr ganz so bewusst wird.

    Natürlich kenne ich keinen Weg um eine Wiedergeburt als Stein zu erreichen, es ist mir mehr eine Gewissensfrage, oder besser philosophische Frage der ich mich gerade stelle.


    Erschien mir der selbstlose Weg des Bodhisattva eine Zeit lang alternativlos für die Befreiung, so scheint mir die individuelle Befreiungslehre wieder möglich.

    Dadurch auch der Konflikt im verfolgen meines spirituellen Weges.

    Vielleicht ist meine ganze Erkenntnis totaler Schwachsinn und überhaupt nicht mit der Wahrheit verinbar, möglich das ich an etwas anhafte was sich tief in mir vergraben hat und dessen entfernung ich noch nicht in der Lage bin. Vielleicht mag auch einer missverstehen was ich geschrieben habe, Ich habe bestimmt nicht immer die korrekten Wörter verwendet. Ohnehin sollte man eine Wahrheit die jenseits der Konzepte erfahren wird nicht mit Wörten zu beschreiben versuchen.

    Das Absolute, formlose zu beschreiben ist reduktionismus in Form von Wörtern.


    Ich entschuldige mich auch für die langen Sätze und teilweise bizarr anmutende Sichtweise die ich vermittelt habe.

    Solche Gedanken sind verzerrt und erscheinen wider der Natur und des Menschen. Das ist mir bewusst. Daher habe ich sie auch einem anonymen Forum zur Verfügung gestellt.

    Während des Prozesses des Schreibens habe ich meine Gedanken zur Form gebracht, wodurch mir auch neue Sichtweisen eröffnet wurden.

    Dafür bedanke ich mich bei diesem Forum für die Möglichkeit dazu.

    Bitte versteht das meine Intention wirklich konstruktiv geprägt war und ich niemanden meinen seelischen Müll aufladen wollte.


    Um das ganze Zusammenzufassen: Ist die möglichkeit einer individuellen Befreiung gar einer selbstlosen ewigen Bodhisattva Methode nicht eventuell vorzuziehen.

    Sie erscheint zwar egoistisch im Vergleich zum Bodhisattva Weg, oder verhindere ich mit dem Bodhisattva-Weg eventuell meine einzige Chance auf Befreiung .

    Ist befreiung nur individuell möglich?

    Wenn sie individuell möglich ist, ist sie dann auch nur von bestimmter Dauer, so wie eine Wiedergeburt in den Götterbereichen von denen manche Buddhisten sprechen?

    Aufgrund der Vergänglichkeit ist selbst eine angenehme Existenzweise leidvoll.

    Sollte man nicht da doch ein leidvolles Leben als Mensch vorziehen, mit der möglichkeit einer Erleuchtung, die bei anderen Wesen ein Feuer entflammen kann selbst erleuchtet zu werden?


    Vielen Dank













    Um

  • void

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Substanzlos

    Hat den Titel des Themas von „Selbstlosigkeit über den Weg des Bodhisattva oder selbst verlieren durch regression?“ zu „Selbstlosigkeit über den Weg des Bodhisattva oder Selbstverlust durch Regression?“ geändert.
  • Ist befreiung nur individuell möglich?


    Zitat

    »Das Leiden gibt es, doch kein Leidender ist da. Die Taten gibt es, doch kein Täter findet sich. Erlösung gibt es, doch nicht den erlösten Mann.Den Pfad gibt es, doch keinen Wandrer sieht man da.«

    anattā


    Was heisst: "Ist Befreiung immer nur individuell möglich? Wie soll es sonst möglich sein? Kollektivistisch?


    Man kann nicht jemanden dabei helfen, ein guter Apfelbaumzüchter zu werden, wenn man selber kein guter super Apfelbaumzüchter ist. Man kann nicht selber ein guter ApfelbaumZüchter werden, wenn man anderen versucht beizubringen, wie man ein Apfelbaumzüchter wird.


    Man muss es schon selber iwie machen, mit dem Verstehen und dem Erkennen und dem Verwirklichen. Andere können das nicht für einen erledigen. Und man kann es auch nicht für andere erledigen.


    Das Bewusstsein und die Gefühle und das Begehren und das Nichtwissen, um das es im Buddhismus geht, das ist nicht in den anderen Leuten, sondern spielt sich direkt vor der eigenen Nase ab. Nur darum geht es.*


    Ich hoffe die Worte gehen nicht einfach so durch dich durch, so wie es dein Nick suggerieren könnte.



    Willkommen im Forum.




    :earth:


    *wenn man über die anderen spricht und denkt (mit ihnen umgeht), dann tut man das in Abhängigkeit des Vorherrschenden Bewusstseins (und Gefühls und Begehrens) beim Interagieren mit den anderen. Man ist achtsam in Bezug auf die Wahrnehmung, das Bewusstsein, die Gefühle und das Begehren. Die Welt (wie man sie sich denkt) bildet sich hierin für den Einzelnen ab.

    Einmal editiert, zuletzt von Alephant ()

  • Hallo und herzlich willkommen :)


    Das Problem was ich sehe ist, dass es hier (mal wieder) ein Verständnis- Problem bezüglich des Bodhisattva- Ideals gibt.

    Simpel ausgedrückt:

    Ein Boddhisattva "schiebt" nicht die Erleuchtung auf um anderen zu helfen selbst Erleuchtung zu erlangen, denn das würde ja nicht funktionien.

    Ein Mensch, der aufgrund von Boddhicitta den Wunsch entwickelt, Erleuchtung zu erlangen, um dadurch allen Wesen nützlich zu sein und sie dabei unterstützen zu können sich selbst aus dem Leid zu befreien, nenn man Boddhisattva.


    Und ja, ein Leben als Mensch ist den anderen Daseinsbereichen immer vorzuziehen, heißt ja nicht umsonst "kostbare menschliche Existenz" ;)


    LG


    Dawa

    :vajra: 200px-Mani_mantra.svg.png :vajra:

  • Puh - soviel habe ich hier noch nie gelesen, aber erstmal herzlich Willkommen und vielen Dank für Dein Vertrauen, Substanzlos,



    Will ich mich selbst verlieren, dann funktioniert das nur über selbstloses Handeln. Ich integriere selbstloseres Handeln bereits in mein Leben und mein Leben wandelt sich tatsächlich zum besseren, was ich mir kausal nicht erklären kann. Ist auch egal weil die bereits erworbenenen Früchte dieses lebenswandels genug Vertrauen in mir gestärkt haben, das selbstloses Handeln nicht nur erfüllend sondern auch gesund und das Leben reicher macht :)

    Ja, das sehe ich auch so.

    So positiv mein Leben durch diesen Wandel bisher verlaufen ist, so ist es immer noch leidvoll, sei es das selbst das größte Glücksgefühl mangelhaft und unzureichend erscheint.

    Von der Vergänglichkeit ganz zu schweigen, ich werde älter und geliebte Menschen werden gehen.

    Das Leid selbst wird ja auch nicht abgeschafft, sondern Dein Umgang damit verändert sich. Weder hängst Du dann am Glücksgefühl noch leidest Du unter der Vergänglichkeit. Du akzeptierst das alles einfach - und zwar jetzt und jetzt und jetzt, ohne darüber weiter nachzusinnen. Auch ist das Erkennen dieser Tatsachen und seiner Ursachen ja eines der vier Edlen Wahrheiten. Nun musst Du nur noch erkennen, dass es einen Weg daraus gibt und diesen auch gehen.


    So wie Pops bereits oben schreibt, verstehst Du vermutlich den Weg des Bodhisattva "falsch". Ich fühle mich dem Theravada zugehörig und für mich gibt es zunächst einmal nur die individuelle Befreiung. Die gab es übrigens für den Buddha ja auch "nur". Der Buddha hat sich sogar zunächst geweigert, seine umfangreiche EIN-SICHT weiterzugeben, weil er wusste, dass sie schwer zu vermitteln und zu verstehen ist.


    Ich glaube, Du bist auf dem richtigen Weg. Ich finde Deine Aussagen schon ziemlich durchdacht und klar, allein Dir fehlt vielleicht die Hingabe und das Aufgeben Deines Ehrgeizes, endlich aus Samsara befreit zu sein. Möglicherweise, ich weiß es ja nicht. Das Experimentieren mit Drogen habe ich auch mitgemacht, weil ich hoffte, dann schneller an die "Wahrheit" zu kommen. Ja, und spirituelle Erfahrungen haben dieselbe Wirkung, können auch gefährlich sein, schaden aber dem Körper nicht.


    Ich wünsche Dir Frieden und Loslassenkönnen vom Wollen.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Du suchst " ein Ziel " und dies erscheint mir ( Danke für die Offenheit Deiner Darlegung ) ein Herangehen an das Dharma zu sein, welches Dich

    niemals zufrieden stellen wird.

    Jeder von uns hat irgend einen Grund gehabt, mit dem Studium des Dharma zu beginnen.

    Oft hat es am Anfang zum "Ziel" irgendwelches Leiden im Leben zu beenden. Doch imho ist die wahre Selbstlosigkeit mit der wahren Ziellosigkeit verbunden.


    Sehen wir doch, was du erreichen möchtest …

    Du möchtest ein neues Ich erzeugen, welches dieses von Dir empfundene Leid nicht mehr hat,

    Verstehst Du den Irrweg ?


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Vielen Dank für eure Antworten,


    Das mit dem Irrweg klingt einleuchtend, auch das mit meinem Missverständnis gegenüber dem Bodhisattva-Weg.

    Ich kann die Welt nicht befreien, die Einsicht zur Befreiung muss wohl jeder für sich entdecken.

    Bei mir ist es so das ich immer mehr den Geschmack an die sinnlichen Eindrücke verliere.

    Es scheint mir als wäre ich ein Sklave meiner Sinne gewesen, so konnte ich die Wirklichkeit nur subjektiv, verfälscht wahrnehmen.

    Diese Selbstbezogenheit erscheint mir immer mehr wie ein Wahn, eine Art Geisteskrankheit, oder halt Verblendung.


    Wenn ich diese Welt allerdings betrachte, so wird hier diese Selbstbezogenheit allerdings gefördert bzw. als normal, natürlich gesehen.

    Der Wettbewerbsgedanke fördert meiner Meinung sogar Egozentrisches denken und wird sogar in den Wissenschaften durch die Evolution legitimiert.

    Auch wenn ich mich nie damit anfreunden konnte, aus der Verblendung, überhaupt der Erkenntnis das da eine Verblendung ist, hilft mir nur der Dharma.

    Das ich zum Dharma fand, ist nur günstigen Bedingungen zu verdanken, überhaupt meine Existenz als Mensch, und die Umstände.

    Ich habe genau so viele Probleme das ich mich mit dem Dharma beschäftigen kann.

    Hätte ich weniger Probleme, dann würde ich wahrscheinlich keinen Ausweg suchen.

    Hätte ich zu viele Probleme, würde ich wohl keinen Ausweg erkennen.

    Das ich soviel Glück hatte macht mich zutiefst traurig, das andere nicht so viel Glück haben... :(


    Manchmal da fürchte ich sogar, das dieses Glück ziemlich fragil ist, das und sei es erst in einem anderen Leben, Bedingungen bestehen, die mich wieder tiefer in den Strudel der Verblendung ziehen...


  • Guten Morgen Substanzlos,

    ja, es ist ein großes Glück und - wie ich finde - auch ein gutes Zeichen, dass Du den Dharma "gefunden" hast.

    Deshalb sei nicht so pessimistisch, was das nächste Leben anbelangt. Furcht ist kein guter Berater. Tu einfach, was zu tun ist, ohne große Erwartungen. Die Antworten liegen auf dem Weg.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ich kann die Welt nicht befreien,

    Und doch ist genau dies in den Gelübden eines Bodhisattva enthalten. Lügen wir dann ?

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Und doch ist genau dies in den Gelübden eines Bodhisattva enthalten. Lügen wir dann ?

    Es geht doch immer um die Motivation, was dann dabei rumkommt is ne ganz andere Geschichte ;)

    *lacht … Das gerade Du antwortest ist merkwürdig … eher war es als Provokation an Neulinge gedacht …

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Es geht doch immer um die Motivation, was dann dabei rumkommt is ne ganz andere Geschichte ;)

    *lacht … Das gerade Du antwortest ist merkwürdig … eher war es als Provokation an Neulinge gedacht …

    Aye, manchmal steh ich einfach auf dem Schlauch

    :erleichtert:

    :vajra: 200px-Mani_mantra.svg.png :vajra:

  • Hallo Substanzlos, Ich hab diesen riesigen Beitrag nicht ganz gelesen.

    Ich komme gleich mit dem anderen Extremweg. Ich kam mir als Kind auch merkwürdig vor. Ich verstand nicht warum mich Menschen Helmut nannten, wo ich doch wusste das ich nicht Helmut sein kann. Ich wusste das ich nicht Helmut bin ohne zu wissen was ich bin. Aber Helmut war ich nicht. also nahm ich den Glauben der Anderen an und baute ihren Helmut immer im Unglauben das das nicht ich bin.

    Darum hab ich deinen Beitrag nicht zu Ende gelesen, denn du kannst nur schreiben was mir auch geschehen ist.


    Ich habe also nie versucht Helmut zu sein da war was gegen. Also blieb und bleibt Helmut die Person, das Ich und Ego das zu meinem Leben gehört aber nie mir gehören wird wie auch mein Leben nie mein Leben sein wird. Substanzlos muss befreit werden von Substanz, damit er sein Los erkennen kann kein Los gehabt zu haben oder je eines zu haben.


    Zitat

    Manchmal da fürchte ich sogar, das dieses Glück ziemlich fragil ist, das und sei es erst in einem anderen Leben, Bedingungen bestehen, die mich wieder tiefer in den Strudel der Verblendung ziehen...

    Welches Glück? wenn Substanzlos an das Los des Glücks glaubt dann ist die Substanz wirklich sehr fragil.

  • Um das ganze Zusammenzufassen: Ist die möglichkeit einer individuellen Befreiung gar einer selbstlosen ewigen Bodhisattva Methode nicht eventuell vorzuziehen.

    Sie erscheint zwar egoistisch im Vergleich zum Bodhisattva Weg, oder verhindere ich mit dem Bodhisattva-Weg eventuell meine einzige Chance auf Befreiung .

    Ist befreiung nur individuell möglich?

    Das ist ja die alte Frage von Theravada vs. Mahayana.


    Mir scheint, dass du sehr, sehr viel darüber nachdenkst, ja, dir darüber den Kopf zerbrichst. Womöglich wäre es eine Option, zu versuchen, aus dem Nachdenken etwas auszusteigen, die Befreiung Befreiung sein zu lassen und die Bodhisattvas Bodhisattvas. Und statt dessen eine direkte Erfahrung anzustreben. Ich behaupte: Jenseits der Worte ist da kein Widerspruch mehr, alles was bleibt, ist ein Pfad und der jeweils nächste Schritt, der zu gehen ist.

  • Beim wiederholten scheitern der Versuche, sein Ich mit immer ausgefuchsteren Tricks zu befreien oder zu beruhigen hat man die Chance zu erkennen, dass es da nichts substantielles gibt was befreit oder beruhigt werden könnte oder müsste. Wenn es so weit ist gibt es auch keinen substantiellen Unterschied mehr zwischen den beiden Optionen.

  • Zitat

    Um das ganze Zusammenzufassen:1!. Ist die möglichkeit einer individuellen Befreiung gar einer selbstlosen ewigen Bodhisattva Methode nicht eventuell vorzuziehen.

    2. Sie erscheint zwar egoistisch im Vergleich zum Bodhisattva Weg, oder verhindere ich mit dem Bodhisattva-Weg eventuell meine einzige Chance auf Befreiung .

    3. Ist befreiung nur individuell möglich?


    4. Wenn sie individuell möglich ist, ist sie dann auch nur von bestimmter Dauer, so wie eine Wiedergeburt in den Götterbereichen von denen manche Buddhisten sprechen?

    5. Aufgrund der Vergänglichkeit ist selbst eine angenehme Existenzweise leidvoll.

    6. Sollte man nicht da doch ein leidvolles Leben als Mensch vorziehen, mit der möglichkeit einer Erleuchtung, die bei anderen Wesen ein Feuer entflammen kann selbst erleuchtet zu werden?

    1. Es gibt da keine Wahl weil beides zum gleichen Erfog, Befreiung, führt. Einer Wahl folgen ist nur so lange von Nöten wie sie hilfreich und befriedend ist.

    2. Die individuelle Befreiung behindert nur so lange wie sie Individuell, persönlich ist. Der Bodhisattva-Weg behindernt nur so lange wie er gleichmachend, unpersönlich ist.

    3. Befreiung ist das werden von bedingt entstehende, unbeständige, ego-lose Individualtität. Befreiung ist nicht die Befreiung von Individualität sondern von der beständigen Persönlichkeit.

    4. Sie ist nur individuell möglich, soweit ich das bisher erfahren habe ist sie unbeständig und vergänglich. Buddha sagt das es eine Befreiung gibt die durch einhalten seiner Lehre fast beständig in diesem Leben erreichbar ist. Zerfällt dieses, unbeständige Individuelle Leben, führt das Einhalten seiner Lehre zu keiner Wiedergeburt mehr ganz gleich welchen Bereich die Menschen erkennen können.

    5. Ja, und zwar deswegen weil Du an der Vergänglichkeit hängen bleibst, weil Du an angenehme Existenz hängen bleibst.

    6. Nein, Du solltest dich an die Lehre des Buddha halten. Die Lehre des Buddha führt zum Erkennen von Handlungen ob sie, vor der Ausführung, Hilfreich oder nicht hilfreich sind. Falls die Handlung zu schnell ausgeführt worden ist kannst Du schneller handeln um doch noch Dukkha zu vermindern, verhindern kannst Du es nicht. Bei gleichmäßiger Übung der Lehre Buddha kann es Dir geschehen das Du kein Dukkha mehr erzeugst um dich dann um Befreiung kümmern zu können.

  • Ich habe mittlerweile viel nachgedacht und bin mittlerweile an einen Punkt gelangt an dem ich meine Ängste überwunden habe.

    Ich war früher areligiös, totaler Nihilist, glaubte an gar nichts.

    Den Tod sah ich als Erlösung, Suizid als Alternative des leidigen Lebens, bis mir eine Ahnung kam das ich es mir eventuell zu leicht mache.

    Der Glaube an Wiedergeburt kam mir, die Angst dem Leiden nicht nach diesem Leben entkommen zu können.

    Die Angst vor Dukkha war ein Initialgrund warum ich anfing mich mit dem Buddhismus zu beschäftigen.

    Mit dem Buddhismus kamen auch Erkenntnisse.

    Ich erkannte das ich alleine für mein Leid verantwortlich bin, dass gar das ich nur eine Illusion ist...

    Mit den Erkenntnissen verschwanden auch mein Leiden.

    Die größte Angst jedoch, die ich nun empfand, war die Angst durch Ignoranz wieder Leid zu verursachen.

    Ich kann nicht mehr verurteilen, ich kann nicht mehr lügen, ich kann keinem Lebewesen mehr Leid zufügen.

    In diesem Leben ist mir diese Leichtigkeit entschwunden.

    Der edle achtfache Pfad ist meine Maxime geworden in diesem Leben.

    Egal was mir in diesem Leben geschehen sollte, ich bin überzeugt davon nicht mehr von dieser Maxime abweichen zu können.

    Plötzlich bekam der Gedanke an Reinkarnation eine andere fürchterliche Bedeutung für mich.

    Die größte Sorge die ich empfand war die, dass ich in einem anderen Leben alle Erkenntnisse vergessen würde, dass ich wieder urteilen könnte, dass das Ego wieder herrschender Bezugspunkt meines Lebens werden könnte, dass ich wieder in den Wahn fallen könnte...


    War der Buddhismus für mich anfangs nur als Philosophie interessant, so habe ich nun zu seiner Religion gefunden.

    Ich bin sehr dankbar dafür.

    Ich habe das große Glück, den Geschmack von Nirwana bereits zu Lebzeiten kosten zu können, erfahren.

    Vielleicht ist dies das höchste was ich in allen Leben erfahren kann.

    Allein für diese Erkenntnis ertrage ich nun alles was kommen mag.

    Ich glaube nun sogar das mich nichts mehr vom Weg ablenken kann, egal in welchem Leben.

    Das ist der Glauben den ich gefunden habe


    und ich bin so dankbar das ich endlich glauben kann :D