Gerader Rücken

  • Hallo,


    derzeit meditiere ich als Anfänger auf einem Meditationskissen mit halbem Lotussitz. Nach etwa 15 Minuten kommen erste leichte Schmerzen im Rücken. Manchmal befürchte ich dass ich nicht ganz gerade sitze. Selbst ist das ja schwer zu kontrollieren. Gibt es da Krücken oder Tricks?


    Danke!

  • void

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • In einer Gruppe meditieren und die eigene Position korrigieren lassen oder besser in Seiza oder burmesisch sitzen - der halbe Lotus führt oft zum Hängen nach der Seite und wird meiner Meinung nach nur deshalb angewandt, weil man glaubt, der Lotus-Sitz habe irgendwelche geheimen Kräfte, und wenn man ihn nicht beherrscht, müsse man sich über den halben unbedingt hocharbeiten.


    Sitze so, dass Du spürst, dass Dein Rücken gerade ist - besser auf einem Stuhl als in einer schiefen Lotus-Position. Wichtig ist der Rücken, nicht die Beine.

  • Du kannst dich vor einen Spiegel setzen oder die Scheibe einer Terrassentür.

    Und wenn du dir vorstellst, dass an deinem Brustkorb ein Faden befestigt ist, der diesen im Winkel von 45 Grad nach oben zieht, dann fallen deine Schultern automatisch nach hinten unten.

    Und den Nacken strecken. Das erreichst du, indem du das Kinn leicht anziehst und dn Scheitel nach oben steckst.

    Ansonsten sind leichte Rückenschmerzen zu Anfang normal. Schließlich bist du es nicht gewohnt, so zu sitzen. Da müssen sich erst Muskeln ausbilden. :)

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • Jemand gab mir mal den Tipp, mir vorzustellen,

    ich würde an den Haaren nach oben gezogen,

    ... dann säße ich auf jeden Fall gerade. :)

    Wenn Du es etwas mystischer/romantischer möchtest, kannst Du Dir auch eine goldenen Faden an an Deinem Hinterkopf vorstellen. ;) funktioniert beides ganz gut.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Warum is es eigentlich so unabdingbar das der Rücken komplett frei ist, also ohne Lehne?

    ich muss ehrlich sagen ich stütze immer meinen unteren Lendenwirbelbereich, der Rest ist frei.

  • Selbst ist das ja schwer zu kontrollieren.

    Genau. Deswegen ist es vor allem in der Lernphase ratsam, gelegentlich die Sitzhaltung durch eine/n erfahrene/n Lehrer/in kontrollieren und korrigieren zu lassen. Ein Spiegel kann das nicht wirklich ersetzen - damit hast Du keine 3D-Rundumansicht :). Das sollte gehen auch ohne dass man da gleich Zuflucht nimmt. Und es muss auch nicht in einer buddhistischen Gruppe sein; das Sitzen kann man auch bei qualifizierten Yoga-Lehrer/innen lernen.

    Nach etwa 15 Minuten kommen erste leichte Schmerzen im Rücken.

    Das ist bei Ungeübten normal. Mit der Übung kommt auch die Fähigkeit, ohne Anstrengung mit aufgerichteter Wirbelsäule zu sitzen. Dabei die Schulterblätter nach hinten zu nehmen und nach unten sinken zu lassen. Vor allem Schmerzen im oberen Rückenbereich sind meistens auf im Laufe der Jahre erworbene Fehlhaltungen (v. a. Rundrücken) zurückzuführen. Nicht zuletzt durch die Schmerzen lernt man allmählich, dies zu korrigieren. Dabei spielt auch die Stütz- und Haltemuskulatur eine Rolle - die ist bei langjährigen couch-potatoes degeneriert und muss erst mal wieder trainiert werden.


    Ich hatte das Problem mit den Rückenschmerzen über 10 Jahre lang - auch, wenn es dann irgendwann erst am dritten oder vierten Tag eines Retreats mit mehren Stunden Sitzen am Tag auftrat. Ich habe allerdings auch eine Skoliose (angeborene Rückgratverkrümmung); normalerweise ist man da schon etwas schneller durch. Also keine Panik ;).

    Manchmal befürchte ich dass ich nicht ganz gerade sitze.

    Beim halben Lotos ist eine etwas schiefe Beckenhaltung kaum zu vermeiden. Und - the hipbone's connected to the backbone ... Das lässt sich auch mit dem Sitzkissen nicht wirklich ausgleichen. Meines Erachtens sollte man halben Lotos nur vorübergehend sitzen, wenn man den vollen erlernen will - und dann auch öfters die Seiten wechseln. Das Problem ist beim sog. Burmesensitz etwas geringer, aber nicht wirklich behoben.


    Voller Lotus ist optimal wegen des tiefliegenden Schwerpunktes, man ist da am besten 'geerdet'. Aber wichtiger als das ist ein aufgerichteter Rücken, der einen freien Atem- und Energiefluss zulässt - und ein symmetrisch ausgerichtetes Becken. Das geht auch mit anderen Sitzweisen, eben auf Kosten eines höhergelegenen Schwerpunkts und damit etwas geringerer Stabilität.


    Das sieht vielleicht nicht jeder so, aber nach meiner Meinung ist der sog. Fersensitz (seiza, vajrasana) die bessere Alternative zum halben Lotos, wenn man es nicht schafft, sich über den halben Lotos den ganzen zu erarbeiten. Dabei zusätzlich eines der handelsüblichen Bänkchen als Sitzhilfe zu benutzen, ist keine Schande - eine halbe oder dreiviertel Stunde kann man auch ohne auskommen, aber ohne Sitzhilfe ein ganzes Meditationsretreat durchzustehen ist etwas anderes.


    Wenn das wiederum nicht klappt, weil man Knieprobleme hat, gibt es als Alternative noch den Stuhl. Besser Hocker, Rückenlehne ist überflüssig oder (wenn man sie benutzt) kontraproduktiv. Die Höhe muss dabei zur Beinlänge passen; die Unterschenkel sollen bei aufgesetzten Fußsohlen senkrecht ausgerichtet sein. Auf die Sitzfläche gehört ein Keilkissen für eine natürliche leichte Kippung des Beckens nach vorne.


    Dieses 'Kippen' wird von Anfängern (vor allem auf dem Sitzkissen) häufig falsch ausgeführt, sie gehen dabei in ein Hohlkreuz was natürlich zu Problemen im Lendenwirbelwirbelbereich führt. Kippachse ist das Kreuzbein.


    Vorsorglicher Hinweis: jeder Körper ist anders, was die Nützlichkeit allgemeiner Ratschläge (im Gegensatz zur direkten Beratung durch einen erfahrenen Sitzer, der Dich sitzen sieht) doch etwas relativiert. Also zwinge Dir nicht irgendetwas auf, nur weil das angeblich so sein muss. Gehe achtsam mit Deinem Körper um. Das ist nicht nur eine klassische buddhistische Meditationsübung (kayanussati), Du merkst dabei auch, was Deinem Körper gut tut und was nicht.


    _()_

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Hm - ich hate noch nie Schmerzen im Rücken dabei. Aber in anderen Fällen. Das Problem lag daran, dass meine unteren Rückenmuskeln zu schwach ausgebildet waren, das war in einer Phase, in der ich wenig Sport gemacht hab. Übungen zur Kräftigung des unteren Rückens haben bei mir das Problem behoben.