Die Rolle des Glaubens im Buddhismus

  • (Dies hatte ich vor mehreren Jahren einmal geschrieben. Im Großen und Ganzen passt es noch, aber manches Detail ist Schnee von gestern.)


    Im Buddhismus gehört das Konzept von saddha zum Kernholz der Lehre. Saddha ist elementarer Bestandteil im buddhadhamma und bietet einem den ersten Schritt in die Lehre des Erwachten. Im Deutschen wird saddha meistens mit Vertrauen, aber manchmal auch mit Glauben übersetzt. Auch wenn diese Übersetzungen nicht die vollständige Bedeutung abdecken können, muss man ja irgendwo starten. Buddhaghosa schreibt im Visuddhimagga wie folgt über das Vertrauen:

    Zitat

    „Als ‚Vertrauen‘ (saddha) gilt das, auf Grund dessen man vertraut, oder das, was selber vertraut, oder einfach die bloße Tatsache des Vertrauens. Das Merkmal des Vertrauens besteht darin, daß man auf etwas Vertrauen setzt – oder dazu Zuversicht hat. Sein Wesen besteht darin, daß es läuternd wirkt wie der das Wasser klärende Edelstein, oder daß es vorwärtsdrängt wie bei einer Flutüberkreuzung. Seine Äußerung besteht in Ungetrübtheit oder Hingebung, seine Grundlage in vertrauenerweckenden Anlässen oder in den Gliedern des Stromeintritts, wie Hören des Guten Gesetzes, edlem Umgang, weisem Aufmerken und befolgen der Lehre. Als eine Hand (,die Heilsames ergreift‘), als Reichtum und als Samen (,der gute Früchte hervorbringt‘) hat man das Vertrauen zu betrachten“ (Nyanatiloka 1997, S. 534).


    Die Bedeutung von saddha für den Eintritt in die Lehre findet sich gleich am Anfang von Buddhas Lehrtätigkeit, direkt im Anschluss an seine Erleuchtung. Im Mahavagga des Vinayapitaka wird folgendes Gespräch des Buddha mit dem Brahma Sahampati übermittelt: „Geöffnet sind denen die Türen zur Todlosigkeit, welche hören, schenket Vertrauen“ (Trätow 2000, S. 11). Hier beschreibt der Buddha einen gerichteten Wirkungszusammenhang: wer die Lehre hört, daraufhin Vertrauen/Glauben in die Lehre fasst, dem werden durch die folgende Praxis die Türen zur Todlosigkeit aufgetan. Wer nach dem Hören der Lehre keinen Glauben fasst, der wird eben auch nicht in die Lehre eintreten wollen. Dies wird ja so trefflich in Buddhas Begegnung mit dem Asketen Upaka deutlich:


    Zitat


    „Da sah der Asket Upaka den Erhabenen, der auf dem Weg zwischen Gaya und dem Bodhi Baum war. Ihn sehend sagte er dem Erhabenen folgendes: „Bruder, deine Erscheinung ist klar, rein und hell ist deine Hautfarbe. Unter wem bist du in die Asketenschaft gegangen, oder wer ist dein Lehrer, oder wessen Lehre bekennst du?“

    Nachdem dieses gesagt wurde, sprach der Erhabene den Asketen Upaka mit diesen Versen an: „Ich bin der Allesüberwinder, der Allwissende, an allen Dingen nicht anhaftend... Als dies gesagt wurde, schüttelte der Asket Upaka den Kopf, sagte: „Es könnte sein“, nahm einen Seitenweg und ging fort“ (Trätow 2000, S. 11).


    Weiter wird im Mahavagga beschrieben, was mit einem vertrauenslosen Auszubildenden geschehen soll: „Der Auszubildende, ihr Mönche, der mit fünf Eigenschaften behaftet ist, soll entlassen werden: Wer nicht viel Zuneigung zum Unterweiser hat, wer nicht viel Vertrauen hat, wer nicht viel Ehrfurcht hat, wer keinen Respekt hat, wer keine Fortentwicklung hat. Mit diesen fünf Eigenschaften, ihr Mönche, soll ein Auszubildender entlassen werden“ (Trätow 2000, S. 34-35). Dieser Auszubildende wird aufgrund seines fehlenden Vertrauens entlassen und ihm folgerichtig auch die höhere Ordination upasampada verwehrt.

    Der Ehrwürdige Nagasena nennt auf die Frage des Milinda folgende charakteristischen Merkmale für Vertrauen: die Läuterung und das Vorwärtsstreben. Das Aufsteigen des Vertrauens bringt die geistigen Hemmungen (nivarana) zum Schwinden und der ungehemmte Geist wird klar, lauter und ungetrübt – dies ist die Läuterung. Wenn der sich Übende hört und sieht wie seine Brüder den Eintritt in die Heiligkeit erreichen, so spornt ihn das an, ihnen nachzufolgen – dies ist das Vorwärtsstreben (Milindapanha, zit. nach: Nyanatiloka 1998, S. 59-60).


    So weit ist deutlich geworden, dass Vertrauen sowohl den Eintritt als auch den Fortschritt in der Lehre ermöglicht. Der Buddha hat seine Anhänger mit folgenden Worten in seine Gemeinschaft aufgenommen: ehi passiko – komm und sieh! Auch hier findet sich wieder ein gerichteter Wirkungszusammenhang: erst wer kommt und in die Lehre eintritt, der wird als Ergebnis sehen. Der Buddha hat in seinen Lehrreden mehrmals aufgezeigt, wie Vertrauen den Fortschritt in der Lehre ermöglicht – und erst mit Fortschritt kann man selber sehen.

    Zitat

    „Vertrauen ist das Saatkorn und Askese ist der Regen“ (Sutta-nipata, zit. nach Nyanaponika 1996, S. 46).


    „Wie mag man kreuzen diese Flut … Durch das Vertrauen kreuzt man diese Flut“ (Suttanipata, zit. nach Nyanaponika 1996, S. 65).


    „Ebenso auch, ihr Mönche, nehmen in der Nähe eines von Vertrauen erfüllten Familienoberhauptes die Hausbewohner an drei Dingen zu. An welchen dreien? Sie nehmen zu an Vertrauen, nehmen zu an Sittlichkeit, nehmen zu an Weisheit“ (Anguttara-nikaya, zit. nach Nyanatiloka 1993a, S. 140).


    „Diese fünf Fähigkeiten, ihr Mönche, gibt es. Welche fünf? Die Fähigkeit des Vertrauens, die Fähigkeit der Tatkraft, die Fähigkeit der Achtsamkeit, die Fähigkeit der Einigung, die Fähigkeit der Weisheit“ (Samyutta-nikaya, zit. nach: Hecker 1997f, S. 313).


    „Wer, ihr Mönche, diese fünf Fähigkeiten völlig vollendet hat, ist ein Heiliger. Sind sie schwächer, ist einer ein Nichtwiederkehrer; sind sie noch schwächer, ist einer ein Einmalwiederkehrer, noch schwächer ein Stromeingetretener, noch schwächer ein der Lehre Nachfolgender, noch schwächer ein aus Vertrauen Nachfolgender“ (Samyutta-nikaya, zit. nach: Hecker 1997f, S. 316-317).


    Im letzten Zitat aus dem Samyuttanikaya wird die Wichtigkeit der Entwicklung von Glauben beschrieben. Wie entwickelt sich Glauben im Buddhismus aber weiter? Durch ehi passiko. Der durch Vertrauen in die Lehre eingetretene Übungsbeflissene wird nach und nach die Richtigkeit des

    buddhadhamma anhand eigener Erfahrung verifizieren. Diese eigenen Erfahrungen – also die Entwicklung der Fähigkeit der Weisheit – wiederum stärken seinen Glauben, dass die nächsten Schritte auf Buddhas mittlerem Wege genauso eintreten werden, wie die vorangehenden, die er selbst durch sein Wirken bestätigt hat. Hier zeigt sich jetzt der wechselseitige Wirkungszusammenhang zwischen Glauben und Weisheit. Woran ist die Fähigkeit des Vertrauens – also seine Frucht – zu erkennen? „An den vier Gliedern des Stromeintritts: daran ist die Fähigkeit des Vertrauens zu erkennen“ (Hecker 1997f, S. 314).


    So schließt sich auch der Anfang und das Ende von rechter Ansicht (samma-ditthi). Samma-ditthi gehört innerhalb des Achtpfads zu den Pfadgliedern der Weisheit panna. Weisheit ist jedoch eine Frucht und wird während und am Ende des Weges erworben. Für den Anfänger des Buddha kann dies jedoch noch kein erworbenes Wissen sein. Sondern es ist das anfängliche Vertrauen in die drei Juwelen. So wie es im

    Anguttaranikaya beschrieben ist:


    Zitat

    „Zu unerschütterlichem Vertrauen zum Erleuchteten sollte ihr sie anspornen, sie darin bestärken und festigen … zu unerschütterlichem Vertrauen zur Lehre sollt ihr sie anspornen, sie darin bestärken und festigen … zu unerschütterlichem Vertrauen zur Mönchsgemeinde sollt ihr sie anspornen, sie darin bestärken und festigen“ (Nyanatiloka 1993a, S. 193).


    Wer sich so in Vertrauen übt und gleichzeitig die Pfadglieder kultiviert, der wird die rechte Ansicht in Form von Wissen erwerben. So sind die charakteristischen Eigenschaften eines in den Stromeingetretenen (sotapannassa angani): das unerschütterliche Vertrauen zum Erleuchteten, das unerschütterliche Vertrauen zur Lehre, das unerschütterliche Vertrauen zur Mönchsgemeinde und vollkommene Sittlichkeit. Wie wurde das anfängliche Vertrauen in die drei Juwelen zu einem unerschütterlichen Vertrauen? Durch die Überwindung des Zweifels (vicikiccha) als Frucht des

    sotapanna.


    Als dritter wichtiger Punkt sollte jetzt deutlich geworden sein, dass Glauben und Weisheit sich gegenseitig bedingen und hochschaukeln. Wenn sich Glauben und Weisheit bedingen, dann wird auch deutlich, dass Glauben im Buddhismus kein blinder Glaube ist. So forderte der Buddha, der ja Gegenstand des Glaubens ist, die Übungsbeflissenen in der 47. Lehrrede des Majjhimanikaya dazu auf, sein Wesen und Wirken zu untersuchen. Sollten sie es selbst untersucht und abgewogen haben, so gilt ihr Vertrauen als unerschütterlich und zu Letzt als selbst erkannt.

  • Vertrauen spielt sicherlich eine wichtige Rolle - im Grunde immer dann, wenn wir etwas von anderen Menschen lernen. Schließlich können wir nur einen kleinen Teil aus eigener Erfahrung herleiten und müssen deshalb anderen Menschen glauben. Das betrifft bereits ganz triviale Dinge wie die Lektüre der Tageszeitung.


    Der Glaube und das Vertrauen sollten aber nicht "blind" sein, sondern kritisch. Mit dem kritischen Vertrauen meine ich jetzt keineswegs permanentes Zweifeln. Sondern die Bereitschaft, Zeugnisse aller Art - seien es nun irgendwelche Nachrichten oder auch religiöse Überlieferungen - kritisch zu prüfen, falls es dafür gute Gründe gibt.

    Die Prüfung ist dabei üblicherweise keine individuelle Aufgabe, sondern eine Gemeinschaftsarbeit. Beispielsweise hat sich in der Geschichte des Christentums unter dem Einfluss der Aufklärung die historisch-kritische Methode etabliert:

    https://de.wikipedia.org/wiki/historisch-kritische_methode


    Bezogen auf den Buddhismus bedeutet das für mich, dass ich der buddhistischen Überlieferung zunächst einmal einen hohen Vertrauensvorschuss gebe, aber nicht allen Textstellen im Pali-Kanon gleichermaßen vertraue. Es gibt auch eine Reihe von Textstellen, denen ich aus guten Gründen nicht vertraue.


    Die Bereitschaft, kritische Prüfung in Erwägung zu ziehen, unterscheidet meines Erachtens einen aufgeklärten Zugang zu den Texten von einem religiös-dogmatischen.


    Ich möchte das an einem Beispiel erläutern. Ein angesehener und auch von mir geschätzter Theravada-Lehrer meinte einmal sinngemäß: "Immer wenn mein eigenes Denken in Widerspruch gerät zu einer Textstelle des Kanons, hat stets der Kanon recht. Ich weiß es bloß noch nicht."

    Genau das halte ich für einen religiös-dogmatischen Zugang, also für blinden Glauben, den ich so nicht teilen kann und auch nicht für vorbildlich halte.

  • Für mich spielt Glaube oder von mir aus auch Vertrauen eine grundlegende Rolle.

    Mir gefällt da diese Definition aus Himmelsbaum's Antwort :Glauben: (gefühlsmäßige) nicht von Beweisen, Fakten o. Ä. bestimmte Gewissheit, Überzeugung.

    Das war und ist meine Art, meinen Weg zu gehen. Ich bin ein reiner Bauchmensch. Ich schaue mir eine Sache an, und wenn sie mir zusagt, probiere ich es aus. Ich hinterfrage nicht. Ich marschiere los, achte darauf, wie es sich anfühlt, verändere ggf. Das Hinterfragen, die Theorie kommt für mich viel später.

    Das heißt dann erst einmal, dass ich überprüfe, ob mein Verhalten, meine Erfahrungen, mit meinen Vorstellungen über z.B. Theorien im Buddhismus übereinstimmen. Und dann erst, wenn es mir wichtig ist, hinterfrage ich weiter.

    Ich lasse fast alles einfach geschehen und beobachte, was es mit mir macht. Damit bin ich bisher sehr gut gefahren. Dieses "geschehen lassen können" kommt aus dem Glauben, dass wirklich alles, was mir geschieht, in gewisser Weise zu mir gehört und einen Sinn macht. Auch wenn ich diesen Sinn nicht immer gleich erkennen kann. Ich nenne das "Vertrauen in den Dharma" Es gibt keinen Grund für dieses Vertrauen. Es ist einfach da.

    Und mit den Jahren ist es immer stärker geworden. Und gleichzeitig sind Fragen wie, "Wer bin ich und was mach ich hier?" immer mehr in den Hintergrund getreten und haben sich aufgelöst.

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • Glauben (etwas für wahr halten) tun die Menschen die ganze Zeit alles mögliche, ohne spezifisch darein zu vertrauen. Sie setzen da einfach Dinge unerkannt/bedingt erkannt voraus.


    Die Begriffe Glauben und Vertrauen haben eine sehr verschiedene Bedeutungsgeschichte und verschiedene Verknüpfungen zu weiteren Begriffen.


    Deswegen gefällt mir die Gleichsetzung der Begriffe Vertrauen und Glaube nicht. Auch wenn der Versuch unternommen wurde, die Bedeutung des Vorhandenseins und der Entwicklung einer Art "inneren Haltung" gegenüber der Lehre und ihrer Gültigkeit herauszuschälen.


    Vertrauen, das ist eine Haltung. Man hat das gegenüber jemanden oder kann das gegenüber jdn entwickeln. Man kann treu/zuverlässig handeln. Man kann einander trauen, weil man wahr und ehrlich miteinander spricht. Der Eintrag im Etymologischen Wörterbuch ist mir gerade zu umfangreich, um ihn abzutippen, aber Vertrauen - das ist aus meiner Sicht das richtigere deutsche Wort hier.


    Glaube/Unwissenheit, das ist ja die Ausgangslage des Weltlings.


    Vertrauen tut man einem Gefühl. Glauben tut man an eine Vorstellung.





    :earth:

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  • Das war und ist meine Art, meinen Weg zu gehen. Ich bin ein reiner Bauchmensch. Ich schaue mir eine Sache an, und wenn sie mir zusagt, probiere ich es aus. Ich hinterfrage nicht. Ich marschiere los, achte darauf, wie es sich anfühlt, verändere ggf. Das Hinterfragen, die Theorie kommt für mich viel später.

    ...

    Lieber Festus,

    auch Dir vielen Dank für Deine Ausführungen. Denn erst jetzt ist mir klar, dass ich eigentlich ein glaubender Mensch bin, denn ich mache es genau so wie Du. :erleichtert:

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Bei "gläubigen Menschen" besteht oft das Bedürfnis, ein Glaubenssystem vollständig anzunehmen, jeden Zweifel zu eliminieren und bereits die bloße Möglichkeit zu leugnen, dass etwas an der Lehre bzw. den heiligen Texten falsch oder auch nur problematisch sein könnte.


    Diese Tendenz ist gut erklärbar: als Verringerung oder Vermeidung von "kognitiver Dissonanz".

    https://de.wikipedia.org/wiki/kognitive_dissonanz


    Es geht dabei also vor allem darum, ein Bedürfnis nach einem umfassenden, in sich geschlossenen und vor jeder Kritik geschützten Weltbild zu erfüllen. Denn das gibt ein gutes Gefühl.


    Ich halte es für völlig legitim, wenn Menschen, bei denen dieses Bedürfnis besonders stark ausgeprägt ist, dieses Bedürfnis auch befriedigen. Unter der Voraussetzung, dass sie es nicht auch anderen Menschen aufzwingen oder versuchen, andere zu indoktrinieren, was ja in der Geschichte der Religionen oft vorgekommen ist.


    Meiner Meinung nach gibt es eine bessere Möglichkeit, und zwar Offenheit für Kritik, das Aushalten von kognitiven Dissonanzen, ohne sich vorschnell festzulegen in Fragen, die unklar sind oder sich nicht leicht beantworten lassen.

    (Dazu gehören u.a. Fragen nach "Wiedergeburt" und Karma.)


    Eine solche Offenheit für Kritik ist vereinbar damit, der Überlieferung zunächst einen Vertrauensvorschuss zu geben und nicht voreilig Elemente der Tradition zu verwerfen, bloß weil sie nicht im Einklang stehen mit den bisherigen eigenen Annahmen.

    Ich plädiere also nicht für permanentes Zweifeln, was ja ein Hindernis darstellt, sondern für einen kritischen Glauben, ein kritisches Vertrauen - und eben die Offenheit für Kritik.

  • Bei "gläubigen Menschen" besteht oft das Bedürfnis, ein Glaubenssystem vollständig anzunehmen, jeden Zweifel zu eliminieren und bereits die bloße Möglichkeit zu leugnen, dass etwas an der Lehre bzw. den heiligen Texten falsch oder auch nur problematisch sein könnte......

    Eine von vielen Theorien zum Thema Glaube. Man kann sie teilen oder auch nicht.

    Sie gilt auch für Menschen, die Glauben ablehnen. Sie nehmen ihr System des Ablehnens von Glauben vollständig an und machen eine Religion daraus. Und dann gilt da auch,

    Es geht dabei also vor allem darum, ein Bedürfnis nach einem umfassenden, in sich geschlossenen und vor jeder Kritik geschützten Weltbildes zu erfüllen. Denn das gibt ein gutes Gefühl.



    Ich bin da eher der Praktiker; wenns hilft, dann hilft's. Was andere von mir oder meiner Art meinen Weg und oder Leben zu gestalten halten, ist mir reichlich egal.:) Da gönne ich wirklich jedem von ganzem Herzen seine Meinung.

    Aus diesem Grund kann ich auch das Weltbild des Ablehnens von Glauben gut akzeptieren. Ich teile es nur nicht.:grinsen:

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    (Obaku)

  • Eigentlich ist mir Deine Antwort zu platt und deshalb wollte ich grad weniger posten :rofl:. Aber das wäre ja ein Vor-Urteil. Also Frage: warum weniger posten? Den Zusammenhang verstehe ich nicht.

    _()_

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    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ja klar, was ich sagte gilt selbstverständlich auch für diejenigen, die dogmatisch beispielsweise einem materialistischen Weltbild anhängen und es gegen jede Kritik immunisieren. Auch das ist dann ein geschlossenes System, das keine kognitive Dissonanzen mehr zulassen möchte.


    Offenheit für Kritik erlaubt dagegen ein kritisches Vertrauen. Es ist kein "Ablehnen des Glaubens", allenfalls ein Ablehnen blinden Glaubens.


    Und ja! - wie gesagt: Jeder soll sein Leben praktisch so gestalten können, wie es ihm beliebt, sofern er auch anderen dieses Recht einräumt.

    (Wenn ich Dich zuvor richtig verstanden habe, probierst Du etwas praktisch aus und prüfst hinterher, ob es für Dich funktioniert. Das ist möglicherweise genau das, was ich meine mit "Offenheit für Kritik". Denn wenn es nicht "funktioniert", veränderst Du ja etwas, statt es beizubehalten, weil es zu einem bestimmten Weltbild gehört.

  • Frage: Die, die den "Glauben" im Buddhismus so sehr hervorheben, sehen ihn wohl tendenziell eher als Religion und weniger als Philosophie?

    Für mich ist es wichtig zu wissen, dass es im Buddhismus immer ein "weil" gibt und kein "basta", keinen Punkt ohne eine logische Erklärung. Auch sollten wir als Praktizierende immer selbst durch eigene Erfahrungen prüfen ob das im Buddhismus gesetzte Vertrauen gerechtfertigt ist.

  • Für mich ist es wichtig zu wissen, dass es im Buddhismus immer ein "weil" gibt und kein "basta", keinen Punkt ohne eine logische Erklärung

    Es ist immer ein schönes Gefühl, den eigenen Geist befriedigt und bestätigt zu sehen. :grinsen::grinsen:



    Für mich ist es wichtig, den "Buddhismus " zu leben und mich von Benennungen wie Religion oder Philosophie zu lösen.

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    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
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  • Für mich ist es wichtig, den "Buddhismus " zu leben und mich von Benennungen wie Religion oder Philosophie zu lösen.

    Das "was für mich wichtig war" , bezog sich ausschließlich auf diesen Thread.

    "Glaube" ist für mich nun mal tendenziell eher mit Religion verbunden, als mit Philosophie.

  • "Glaube" ist für mich nun mal tendenziell eher mit Religion verbunden, als mit Philosophie.

    Philosophie ist für mich reine Glaubenssache. Innerhalb eines bestimmten philosophischen Systems hat sie ihre Gültigkeit, außerhalb nicht.

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
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  • "Glaube" ist für mich nun mal tendenziell eher mit Religion verbunden, als mit Philosophie.

    Diese Themen "Glaube" und "Vertrauen" werden natürlich auch in der Philosophie diskutiert, in den letzten Jahrzehnten übrigens zunehmend positiv akzentuiert:

    Beispielsweise in der sozialen Erkenntnistheorie, dem Umgang mit "Zeugnissen anderer" (testimony) und dem "principle of charity".


    Kurz gesagt: Es wird mittlerweile überwiegend so gesehen, dass beim Erwerb von Wissen, beim Verstehen und beim Umgang miteinander "Glauben" und Vertrauen eine wichtige Rolle spielen.

    Der entscheidende Unterschied zu dogmatisch-religiösen Glaubenssystemen besteht in der Offenheit für Kritik, Korrektur und Weiterentwicklung.

  • Eigentlich ist mir Deine Antwort zu platt und deshalb wollte ich grad weniger posten :rofl: . Aber das wäre ja ein Vor-Urteil. Also Frage: warum weniger posten? Den Zusammenhang verstehe ich nicht.

    _()_


    Na wenn du eigentlich ein glaubender Mensch bist, wie du schreibst. Dann wäre es ja empfehlenswert, nichts zu schreiben.





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  • Eigentlich ist mir Deine Antwort zu platt und deshalb wollte ich grad weniger posten :rofl: . Aber das wäre ja ein Vor-Urteil. Also Frage: warum weniger posten? Den Zusammenhang verstehe ich nicht.

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    Na wenn du eigentlich ein glaubender Mensch bist, wie du schreibst. Dann wäre es ja empfehlenswert, nichts zu schreiben.

    Willst du damit zum Ausdruck bringen, dass diejenigen Menschen, die sich auch für einen gläubigen Menschen halten, auf Buddhaland nichts sagen dürfen, weil sie hier Fehl am Platze sind?


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Es gibt intolerante, eifernde Gläubige.

    Es gibt intolerante, eifernde Ungläubige.

    Es gibt tolerante, freundliche Gläubige.

    Es gibt tolerante, freundliche Ungläubige.


    Ganz gleich, wie man zum Thema "Glauben" steht, es sollte möglich sein, die eigene Meinung frei und ohne Anfeindungen sagen zu können.

  • Den Ausdruck "Ungläubige" finde ich in diesem Zusammenhang allerdings eher...:?...unglücklich.

  • :) Als jemand, der dogmatisch-religiösen Glauben kritisiert, ist der Ausdruck von mir natürlich nicht abwertend gemeint.


    Aber okay, "Nicht-Gläubige" wäre eindeutiger und besser.

  • Da Du offenbar die obige Auseinandersetzung mit dem Wort "Glauben" nicht verstanden hast, empfehle ich Dir, richtig lesen zu lernen, z.B. indem Du anders betonst oder innerlich weiter wirst. Es geht hierbei nicht um einen blinden Gottes-Buddha-Lehre-Glauben oder sonstwas; aber das schreibe ich nur, weil ich leider befürchten muss, dass ich Dich überschätzt habe. Schade. Mir hatten Deine Beiträge oftmals gut gefallen, jetzt hab ich das Vertrauen verloren, denn ich glaube, dass ich mich in Dir geirrt habe. Jetzt habe ich Zweifel an Deiner Ernsthaftigkeit und Deinem Respekt.

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    Ayya Khema

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  • :) Als jemand, der dogmatisch-religiösen Glauben kritisiert, ist der Ausdruck von mir natürlich nicht abwertend gemeint.


    Aber okay, "Nicht-Gläubige" wäre eindeutiger und besser.

    Wer sind denn deiner Ansicht nach die Nicht-Gläubigen?


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.


  • Das kommt jeweils auf die Perspektive an: Es gibt Menschen, die sich selbst bewusst als "Ungläubige" oder "Nicht-Gläubige" definieren, indem sie sich mit einer religionskritischen Weltanschauung identifizieren. (Ich meine das jetzt ganz neutral, ohne eigene Bewertung.)


    Und dann gibt es natürlich auch die Polemik bestimmter Anhänger einer (zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort) vorherrschenden Religion gegenüber allen anderen, die als "Ungläubige" bezeichnet werden.


    Mir ging es hier lediglich um den Hinweis darauf, dass es sowohl in der Gruppe derer, die sich selbst als "gläubig" identifizieren als auch bei denjenigen, die entweder sich selbst als nicht-gläubig identifizieren (oder von anderen so klassifiziert werden) sowohl tolerante als auch intolerante Menschen gibt.


    Wir sollten die Einschätzung eines Menschen aufgrund seiner Gläubigkeit oder Nicht-Gläubigkeit also nicht überbewerten. Das ist mein Punkt.

  • Na wenn du eigentlich ein glaubender Mensch bist, wie du schreibst. Dann wäre es ja empfehlenswert, nichts zu schreiben.

    Willst du damit zum Ausdruck bringen, dass diejenigen Menschen, die sich auch für einen gläubigen Menschen halten, auf Buddhaland nichts sagen dürfen, weil sie hier Fehl am Platze sind?


    Gruß Helmut


    Ich will damit sagen, dass es in der Lehre des Buddha darum geht, nicht zu glauben, sondern zu erkennen und zu verstehen. Hätte ich nicht den Eindruck, dass ich etwas verstehe (und nicht lediglich glaube, also etwas für wahr halte, also eine Meinung davon nur habe), würde ich nichts hier schreiben.





    :earth: