Geschichte: Vajrayana / Tantra im Theravada

  • Ich denke, dass es falsch ist Mahayana und Mahasangika gleichzusetzen und Sthavira mit Theravada. Aus mehreren Gründen. Als Beispiel:

    Nochmal problematischer ist bzw. war es Sarvāstivāda gleichzusetzen mit Theravada... Oder vielmehr das Abhidharmakosha der Servastivadin (Hinayana) mit dem Abbidhammapitaka (Theravada) gleichzusetzen. Was aber offensichtlich aus Unwissenheit geschah. Sarvāstivāda war halt ein weitverbreiteter Vertreter der Vinaya Linie im Norden und man differenzierte da wahrscheinlich nicht weiter, zw. dieser Linie und der Vinaya-Linie im Süden. Zumal ja auch räumlich der unmittelbare Kontakt im Laufe der Geschichte verloren gegangen ist.

  • Die Idee Thervada bestehe ebenso wie der tibetische Buddhismus aus yanas ist von daher zweifelhaft.


    So einfach ist es nicht. Dhammapala, ein Kommentator-Kollege von Buddhaghosa, beginnt seinen klassischen Kommentar zum kanonischen Cariyapitaka wie folgt:


    Zitat

    We now undertake a detailed explanation of the paramis for clansmen following the suttas who are zealously engaged in the practice for the vehicle to great enlightenment (mahabodhiyana), in order to improve their skillfulness in accumulating the requisites for enlightenment.


    Aus der Hüfte geschossen würde ich sagen, problematisch sind nicht die yana, sondern unterschiedliche vada (Doktrinen, wie in Thera-vada). Dhammapala macht im obigen Zitat klar, dass es um die Doktrin der sutta (nach dem Theravada meint dieser Begriff häufig Lehrreden und Abhidhamma) gilt. Von dieser einen Lehre und Praxis ist nicht abzuweichen. Aber man kann mit dieser Lehre und Praxis in ein Fahrzeug Richtung Heiliger, Einzelerwachter oder Vollerwachter einsteigen. Und umsteigen.

    • Offizieller Beitrag

    So einfach ist es nicht. Dhammapala, ein Kommentator-Kollege von Buddhaghosa, beginnt seinen klassischen Kommentar zum kanonischen Cariyapitaka wie folgt:


    Zitat

    We now undertake a detailed explanation of the paramis for clansmen following the suttas who are zealously engaged in the practice for the vehicle to great enlightenment (mahabodhiyana), in order to improve their skillfulness in accumulating the requisites for enlightenment.

    Vielen Dank. Ich verstehe das so, dass das wirklich nur als ein besondere - mit den Sutras kompatible - Praxis gesehen wurde - also kein anderes "vada".


    Aber kann man sich in einem Thervada Kontext Vajrayana Elemente vorstellen? Wie könnte man sich das vorstellen.


    Im Palikanon tritt ja der vajraschwingende Vajrapani als ein Yaksa ( Dämon ) auf der aber als "Schützer" Buddhas fungiert.


    It is said that whoever, even up to the third time of being asked, refuses to answer a reasonable question put by a Buddha, his head will split into pieces on the spot. It was Vajirapāni's duty to frighten such people by appearing before them in the sky, armed with a thunderbolt, which he was ready to hurl if necessary. He was visible only to the Buddha and the person in question.

    Two instances of this are given in the books - once in the case of Ambattha, (D.i.95; cf. the story in the Ayakūta Jātaka) and again in that of Saccaka Niganthaputta (M.i.231).

    Buddhaghosa says (DA.i.264; MA.i.457; cp. Dvy.130) that Vajirapāni is identical with Sakka, and proceeds to describe the fierce appearance assumed by him on these occasions. This arrangement was made in fulfillment of a promise made by Sakka, in the presence of Mahā Brahmā, when the Buddha was reluctant to preach the Dhamma (See Vin.i.5f), that if the Buddha would establish his rule of the Dhamma (Dhammacakka), Sakka would afford it the necessary protection.

    Mir kommen darin sehr viel tantrischen Elemente vorweggenommen vor. Für den Fragenden steht neben Buddha und ihn unterstützend mit Yajrapani etwas im Raum, was gleichzeit das Mitgefühl Buddhas ist für den Fragenden aber aggressiv und einschüchtern ist. Also dass was die Tibeter "zornig" nennen um es von wütend ( was mit Hass verbunden ist) abzugrenzen.


    Hier kommt im Palikanon ein Vajra-Aspekt vor. Und Vajrayana hat dann damit zu tun, dass sich eine yogische Praxis damit verbindet.


    Gab es denn innerhalb des Thervadas etwas, was man als Yogi bezeichnen könnte? Oder hat man sich scharf davon distanziert?

  • Gab es denn innerhalb des Thervadas etwas, was man als Yogi bezeichnen könnte? Oder hat man sich scharf davon distanziert?


    Ich habe in diesem Thread bisher davon abgesehen, mich zum Thema zu äußern. Einfach weil ich gleich in die Pause gehen. Mein Austausch mit kilaya war nur bezogen darauf, wie wir mit Texten umgehen und inwieweit der verlinkte Text Aussagen argumentativ und/oder mit Quellen belegt oder einfach nur Behauptungen aufstellt.


    Ich habe hier Tantrischer Theravada? und hier Tantrischer Theravada? die burmesischen weikza/weizza erwähnt. Die haben etwas von Yogi. Aber im Kontext des Theravada.

  • Wie wird eigentlich begründet, dass Vipassana verloren gegangen ist? Sowas geht doch nicht verloren und kann auch neu erlernt werden.

  • Wie wird eigentlich begründet, dass Vipassana verloren gegangen ist? Sowas geht doch nicht verloren und kann auch neu erlernt werden.

    Ich schätze gemeint ist, dass es offiziell in den dort vertretenen Lehren nicht enthalten ist bzw. nicht gelehrt wird. Je nachdem wie stark abgeschottet eine Gesellschaft zu der Zeit war, kann das bedeuten, dass es praktisch nicht mehr bekannt ist. Aber offenbar wurde es ja dennoch im Geheimen weiter praktiziert.

  • Angesichts dessen, dass der Pali-Kanon in Sri Lanka niedergeschrieben wurde finde ich es trotzdem seltsam, dass daraus einiges nicht gelehrt wird, oder gar heimlich praktiziert werden muss. Wer hatte denn Interesse daran, dass kein Vipassana mehr gelehrt werden soll? Was macht so ein Bikkhu in Sri Lanka überhaupt den ganzen Tag?