Nagarjuna von Garfiled u. Westerhoff - inoffizielle Übersetzungen verfügbar?

  • Ich versuche mich seit einiger Zeit an Nagarjuna und habe mir einige Bücher dazu bestellt. Die mit Abstand besten und leserlichsten sind m.E. "The Fundamental Wisdom of the Middle Way" von Garfield und "Nagarjunas Madhayamaka" von Westerhoff. Leider gibt es diese nur auf Englisch und obwohl ich in Englisch recht gut bin, fällt mir das Lesen recht schwer.


    Da dies ja recht grundlegende Werke sind, habe ich die Hoffnung, dass sich schon mal jemand an einer inoffiziellen Übersetzung versucht hat.


    Wenn ja, würde mich das sehr interessieren und ich mich über eine PM freuen.

  • Vielen Dank euch Beiden. Die Bücher kannte ich schon, die waren nicht mein Ding. Das Projekt von Korfmacher kannte noch nicht, das geht genau in die Richtung, die ich Suche. Weiß jemand, ob das Projekt noch fortgeführt wird?


    Ich habe soeben noch Batchelors Buch bestellt, das hatte ich bisher irgendwie übersehen.

  • Das Projekt von Korfmacher kannte noch nicht, das geht genau in die Richtung, die ich Suche. Weiß jemand, ob das Projekt noch fortgeführt wird?

    Das weiß ich leider nicht..

  • Die mit Abstand besten und leserlichsten sind m.E. "The Fundamental Wisdom of the Middle Way" von Garfield

    Dir ist schon klar, dass Garfield nicht das Original übersetzt, sondern eine tibetische Version? Und dass sein Kommentar (worauf er selbst ausdrücklich hinweist) in der Interpretationstradition der tibetischen Gelug-Schule steht? Das Interesse von jemandem, der sich selbst einer Richtung "Dogen-Zen" zuordnet, ist da doch etwas überraschend.


    Dōgen selbst hat jedenfalls das Zhong Lun benutzt, also Kumārajīvas Übersetzung des Mādhyamikaśāstra, das wiederum ein Kommentar eines indischen Autors namens Piṅgala ist und komplett Nāgārjunas Mūlamadhyamakakārikā enthält. Es bildet zusammen mit dem Shier Men Lun (ebenfalls von Nāgārjuna, weder in Sanskrit noch Tibetisch überliefert) und Aryadeva / Kanadevas Bai Lun die 'drei Abhandlungen' (San Lun), die Grundlage der danach benannten San Lun Zong sind - des ostasiatischen Mādhyamāka, das sich schon etwas vom tibetischen unterscheidet. Jedenfalls - vom Zhong Lun gibt es eine sehr brauchbare deutsche Übersetzung von Max Walleser; Festus hat sie Dir verlinkt. Ich musste seinerzeit noch einen nicht unerheblichen Betrag an ein Antiquariat bezahlen, um da dran zu kommen ... Eine jüngere deutsche Übersetzung (mit chinesischem Originaltext) des Zhong Lun gibt es von Lutz Geldsetzer (Meiner 2010, ISBN 3787321373), die ich selbst allerdings nicht kenne.


    Was den originalen Sanskrittext angeht, so ist die ebenfalls bereits erwähnte kommentierte Übersetzung von Brosamer / Back absolut empfehlenswert - insbesondere frei von spezifischen Interpretationen bestimmter buddhistischer Schulen.


    Englische Übersetzungen gibt es zu Hauf. Herauszuheben sind da mE insbesondere die von Kenneth K. Inada und David Kalupahana (was zugegebenermaßen Geschmackssache ist). Von den jüngeren Übersetzungen wird insbesondere die 2013 erschienene von Mark Siderits und Shoryu Katsura sehr gelobt (ich selbst kenne sie nicht, Empfehlung daher mit Vorbehalt). Batchelors Übersetzung und die von Gudo Wafu Nishijima / Brad Warner sind mehr Interpretationen als Übersetzungen; akademischen Ansprüchen genügen sie jedenfalls nicht.


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  • Sudhana

    Besten Dank für deine ausführlichen Hinweise!!!


    Ja, das Garfield auf den tibetischen Quellen aufbaut (und wenn ich es richtig sehe Westerhoff auch), ist mir klar. Aber das geht schon in Ordnung, mich interessiert das grundlegende Gedankengebäude und dafür scheinen mir Garfield und Westerhoff am besten geeignet - nicht wegen derer Übersetzungen sonderen wegen ihrer gut geschriebenen Erläuterungen. Anders als deutsche Autoren bemühen sie sich sehr stark darum, sich - soweit das Thema es zu lässt - verständlich auszudrücken. Die Übersetzung von Weber-Brosamer & Back mag hervorragend sein, was die Kommentare angeht, sind sie in meinen Augen ein Musterbeispiel der deutsch-akademisch Unsitte von "verständlich schreiben ist unprofessionell". An meiner angelsächsischen Uni gab es für in Fachchinesisch geschriebene Hausarbeiten massiv Punktabzug...


    Was das Dogen-Zen angeht, so ist das zwar meine Linie, aber glücklicherweise bin ich in einer Sangha, in der statt Linientreue der Austausch unter Praktizierenden im Mittelpunkt steht. Wir haben z.B. einen Lehrer, der sich neben den Klassikern auch immer wieder auf Meister Eckehard bezieht :)

  • Sudhana

    Ich habe das Buch von Batchelor inzwischen erhalten und verstehe jetzt dein Urteil.


    Ich würde es als "Betrachtungen zu Nagarjuna" einordnen, es ist definitiv keine richtige Einführung in Nagajurnas Denken.


    Da steh ich nun ich armer Tropf, bin so schlau wie zuvor...

  • Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • Eine mE sehr les- und brauchbare "Einführung in Nagajurnas Denken" und obendrein nicht teuer ist:


    Ram Adhar Mall

    Nagarjunas Philosophie interkulturell gelesen

    Traugott Bautz 2006

    ISBN 3883092282


    Inhaltsverzeichnis und Vorwort hier:

    9783883092287.pdf


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