Koans im Selbststudium

  • Deshalb finde ich

    das Selbststudium der Koans, auf das eigene Leben bezogen, für effektiver, als durch Anleitung eines Meisters. Seine Erfahrungen mit den

    Koans kommunizieren mit den Mitmenschen oder einem Meister kann man dann immer noch. Wichtig ist den eigenen inneren Prozess

    anstoßen durch den Versuch über die erste Hürde selbstständig zu kommen.

    (Hervorhebung von mir)

    Diese Aussage überrascht mich nun doch sehr.

    Du verstehst dich in deiner Arbeit (wie würdest du sie benennen? Psychologisches Coaching?), von der du hier des Öfteren berichtet hast, doch auch als Lehrer?


    Wie passt das zusammen?

    Der/die KoananfängerIn fährt besser ohne Lehrer/Meister, der „Unglückliche“ braucht dagegen den Lehrer/dich?

    Beide „Probleme“ (Koan und Unglücklichsein) stehen doch im selben Kontext - dem Leben.

  • Genau, ein gesunder Suchender findet den zu ihm passenden Weg am besten selbst, wohingegen ein Kranker, einer der vom gesunden Weg

    abgewichen ist, Begleitung braucht auf den unwegsamen Irrungen. Um Lehrer geht es bei erwachsenen Menschen nur wenn sie die Schulbank

    drücken und etwas lernen wollen was sie vorgekaut bekommen, die Kunst des Lebens jedoch lernt man am besten mit sich, man selbst ist der

    beste Lehrer für einen. Man ist auch der beste Heiler für sich aber irgendetwas muss ich ja auch machen und so beschäftige ich mich mit

    anderen Menschen, vor allem mit welchen in Krisen, sie danken es mir manchmal, das ist sehr schön. Ein Anfänger sein würde ich nicht als

    Krise bezeichnen, sondern eher als jemanden der einen besonderen Zauber erlebt, einen, den ein Routinier schön lange nicht mehr erlebt.

  • So ist eben auch das Selbststudium der Koans vor allem ein Abenteuer mit sich selbst ohne, dass Mama oder Papa über die Schulter schauen.

    Lieber sati-zen ,

    dass Du von Lehrer/Schüler-Beziehung immer gleich zu Mama und Papa kommst, scheint mir ein wichtiges Thema von Dir zu sein.

    Sehr spannend.


    Hast Du noch keine erwachsene Lehrer/Schüler-Beziehung erlebt?


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    PS: das meine ich allgemein. Von Koanarbeit habe ich keine Ahnung.

  • Spock

    Danke für Deine Kritik, die ich allerdings nicht annehmen kann.


    Ich schrieb von meiner gemachten Erfahrung in der Vergangenheit.


    Leonies Aussage habe ich -meiner Ansicht nach- auch nicht in Frage gestellt - ich stimme ihr in allen Punkten zu.


    Also alles gut :hug:

  • Ich hatte den thread außer der Eingangsfrage und den ersten zwei, drei Antworten nicht mehr weiterverfolgt und wollte gerade zwei Buchvorschläge posten, von denen ich dachte, dass sie vielleicht hilfreich sein könnten. Nicht gerade 'Koans im Selbststudium', aber was, das meiner Meinung nach dem Nahe kommt, was man ohne Lehrer tun kann.


    Vorher wollte ich den thread nochmal kurz überfliegen: Vielleicht war ja jemand vorher schon auf die Idee gekommen?


    Und was musste ich zu meinem Amusement feststellen?


    Eine Ausgangsfrage (1) und bisher 131 Diskussionsbeiträge, ohne dass sich die thread-Erstellerin noch ein einziges Mal zu Wort gemeldet hätte.


    Neulich stieß ich auf folgende Definition:


    Zitat

    Eine Echokammer ist eine metaphorische Beschreibung einer Situation, in der Überzeugungen durch Kommunikation und Wiederholung innerhalb eines geschlossenen Systems vertieft oder gefestigt werden.

  • Und was musste ich zu meinem Amusement feststellen?


    Eine Ausgangsfrage (1) und bisher 131 Diskussionsbeiträge, ohne dass sich die thread-Erstellerin noch ein einziges Mal zu Wort gemeldet hätte.

    Axel, schön, dass dir das auch aufgefallen ist.


    Frage in die Runde: Ist das hier im Forum eigentlich mal einigermaßen selbstkritisch ;) beleuchtet worden, welche Gründe es haben könnte, wenn sich „Neulinge“ nach einem oder ein paar Posts wieder in die „Stille“ verabschieden?

    Wenn ja, hätte da bitte jemand den Link zum entsprechenden Thread?

  • Nicht gerade 'Koans im Selbststudium', aber was, das meiner Meinung nach dem Nahe kommt, was man ohne Lehrer tun kann.

    Vielleicht hätten wir hier - in dieser Forenkammer - vorab klären sollen, was unter Selbststudium zu verstehen ist.


    Ich verstehe da zweierlei - Studium ohne Anleitung durch einen anderen - also so was wie das Projekt der Aufklärung - sich seines eigenen Verstandes ohne die Anleitung eines anderen zu bedienen - wie das Kant mal in seiner Schrift "Was ist Aufklärung?" beschrieben hatte.

    Oder wie im Genjokoan

    Zitat

    Den Buddha-Weg erforschen heisst sich selbst erforschen/ studieren. Sich selbst erforschen/ studieren heisst sich selbst vergessen. Sich selbst vergessen, bedeutet von allen Dharmas verwirklicht zu sein. Von allen Dharmas verwirklicht zu sein bedeutet, den eigenen Körper-Geist wie den Körper-Geist der anderen abfallen zu lassen.


    Natürlich ist bei der Thread-Eröffnerin wohl gemeint, Studium ohne Anleitung bzw. sich seines eigenen Verstandes ohne Anleitung eines anderen zu bedienen - d.h. die Urteilskraft zu bemühen.

    Das funktioniert aber mit Koan nicht, da sie eine Schranke für den Verstand bilden. Und diese Schranke kann der Verstand nicht durchdringen. Im übrigen auch nicht mit Hilfe eines anderen.

    Und wie ich die Beiträge so lese, sind wir noch immer bei diesem Punkt - Studium ohne Anleitung eines anderen, also eines "Meisters" oder "Verständigen" wie das im Kalamer-Sutra auch heißt. Wo wir wieder beim Verstand wären - aber hier ist eben das Verstehen gemeint, was nicht mit dem Denken, sondern mit dem Erfahren zu tun hat.


    Auch das Lesen von Büchern und Kommentaren zum Thema ist Studium mit Anleitung - und wie das so ist, das Lesen der Sutren und Shastren hilft bei Koan nicht weiter. Wenn also im Zen von Studium die Rede ist, dann ist eher das gemeint, was Dogen sagte oder was auch bei Bodhidharmas zwei Zugängen zur Praxis gemeint ist.

    Zitat

    Es gibt viele Arten, den Pfad zu betreten, doch zusammengefaßt gibt es nur zwei. Die eine ist‘Zugang durch Erkenntnis’ und der andere ‘Zugang durch Praxis’. Mit ‘Zugang durch Erkenntnis’ meinen wir die Verwirklichung des Geistes des Buddhismus mit Hilfe der Belehrung durch die Schriften. Dadurch kommen wir zu einem tiefen Glauben an die Wahre Natur, die in allen empfindungsfähigen Wesen gleich ist. Der Grund, warum sich dies nicht offen zeigt, ist die Überdeckung durch äußere Objekte und falsche Gedanken. Wenn jemand, das Falsche aufgebend und das Wahre ergreifend, mit ungeteiltem Denken Pi-Kuan praktiziert, wird er finden, daß es weder ein ‘Selbst’ noch ein ‘Anderes’ gibt, daß Gewöhnliche und Würdige die selbe Essenz teilen, und er wird an diesem Glauben festhalten und sich niemals davon lossagen. Dann ist er kein Sklave von Worten, denn er ist in unausgesprochener Übereinstimmung mit der Erkenntnis selbst, frei von begrifflicher Unterscheidung; er ist voll heiterer Gelassenheit und frei von zwanghaftem Handeln. Dies wird ‘Zugang durch Erkenntnis’ genannt. Mit dem ‘Zugang durch Praxis’ sind die vier Handlungen gemeint, die alle anderen Handlungen einschließen. Welches sind diese Vier? Erstens, zu wissen, wie man Hass vergilt. Zweitens, dem Karma gehorchen. Drittens, nichts begehren und viertens, in Einklang mit dem Dharma sein.

    bodai_daruma.pdf

    Und was musste ich zu meinem Amusement feststellen?

    Es freut mich, dass es dich vergnügt. So soll es ja sein.

    :zen:

  • Wenn ihr mich fragt,jeder der ein Bohei macht um Koan,auch unter dem umgekehrten Vorzeichen eines Still und Heimlich,und auch der Geheimnisskrämerei,tut Unrecht.

    Von den Leuten,die keine Erfahrung haben,aber ihr Selbstwertgefühl an ein bisschen Aufmerksamkeit opfern,spreche ich gar nicht.Was erstere betrifft,frage ich mich,ob sie verstehen,was es bedeutet,wenn es heisst:'Güte vergelten' oder 'Unrecht vergelten'.Ich komm drauf weil Dogen von 'Hass vergelten' spricht.