Wie sehr muss man im Buddhismus glauben?

  • Aus meiner (Außen)-Sicht bleibt aber die Frage: Ist dieser Prozeß der Gewißwerdung nicht doch der eines Glaubens, eines Anvertrauens an Lehrer und Lehre, ist er wirklich einer des Wissens (Gibt es so was wie letzgültiges Wissen überhaupt?)? Und das wird dann mit Erfahrungen (die aber oft durch die Beschäftigung mit verschiedenen Vorstellungen geschehen) untermauert. (So hab ich so den Eindruck, das Buddhisten keine Marienvisionen haben, aber durchaus Erfahrungen, manchmal auch Visionen, die sie als Wiedergeburtserfahrung deuten, während das bei Katholiken eher umgekehrt ist).

    In den Worten der Lassie Singers : Jeder ist in seiner eigenen Welt, aber meine ist die richtige.

  • Aus meiner (Außen)-Sicht bleibt aber die Frage: Ist dieser Prozeß der Gewißwerdung nicht doch der eines Glaubens, eines Anvertrauens an Lehrer und Lehre, ist er wirklich einer des Wissens (Gibt es so was wie letzgültiges Wissen überhaupt?)? Und das wird dann mit Erfahrungen (die aber oft durch die Beschäftigung mit verschiedenen Vorstellungen geschehen) untermauert. (So hab ich so den Eindruck, das Buddhisten keine Marienvisionen haben, aber durchaus Erfahrungen, manchmal auch Visionen, die sie als Wiedergeburtserfahrung deuten, während das bei Katholiken eher umgekehrt ist).

    In den Worten der Lassie Singers : Jeder ist in seiner eigenen Welt, aber meine ist die richtige.

    Das Problem des letztgültigen Wissens ist das es eben genau das ist das weder durch Gedanken-machen noch durch Worte noch durch Taten erscheinen kann. Tun ohne Tun ist auch das zu tun was jetzt nötig ist und auch ohne letztgültiges Wissen im, mit Vertrauen das ich das Erleben irgendwie in meine Welt einbauen kann, in dem Wissen das es immer nur meine Welt ist, die genau durch nicht letztgültiges Wissen kommunizieren können eben meine Welt bleibt. Letztgültiges Wissen ist Wissen das nicht angezweifelt werden kann, weder vom Buddha noch von irgendeinem anderen fühlenden Wesen. Das gibt es weder bei Dao noch bei Nibbana oder bei Nirvana, denn das ist das Letztgültige.


    Vorsicht!!! Das ist das Letztgültige, niemals Wissen.

  • Aus meiner (Außen)-Sicht bleibt aber die Frage: Ist dieser Prozeß der Gewißwerdung nicht doch der eines Glaubens, eines Anvertrauens an Lehrer und Lehre, ist er wirklich einer des Wissens (Gibt es so was wie letzgültiges Wissen überhaupt?)?

    Lieber Daoist,


    eine sehr interessante Frage und womöglich gäbe es zahlreiche Antworten darauf. Wer sollte es wagen können, eine allgemeingültige Antwort zu behaupten? Ich nicht.

    1. Man kann Zweifel wegnehmen und an dessen freigewordene Stelle Glauben setzen. (implizierenden Verneinung)

    2. Man kann Zweifel wegnehmen und an dessen freigewordene Stelle Gewissheit setzen. (implizierenden Verneinung)

    3. Man kann Zweifel wegnehmen und an dessen freigewordene Stelle nichts setzen. (nicht-implizierenden Verneinung)


    Mir gefällt am besten Option 3. Jedoch fragt man sich dann vielleicht 'Was treibt dann aber die Praxis an, wenn nur Zweifel wegfällt, nichts aber an dessen Stelle tritt?'

    Darauf würde ich antworten: 'der Entschluss, der lange Zeit vorher getroffen würde.'

    'Da dieser aber auf das Ziel zeigt, bedarf es doch Handlungen, um dahin zu kommen und was ist dann die Basis dieser Handlungen, wenn es nicht der Glaube daran ist?'

    Darauf würde ich antworten: 'die Leerheit, die bleibt, wenn man den Zweifel wegnimmt, aber an dessen freigewordene Stelle nichts gesetzt wird.'

    Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass die Leerheit neben dem 'Loswerden des Zweifels', das zweite Merkmal des Stromeintritts definiert. Im Theravada etwas eingeschränkter, im Mahayana des mittleren Weges etwas umfassender.


    Option 2 fände ich in negativer Form, also als nicht-implizierenden Verneinung auch noch akzeptabel, weil das was 'Gewissheit' genannt wird durchaus auch als geläuterte Form des Entschlusses gedacht werden kann, so dass die Gewissheit gar nicht an die freigewordene Stelle des beseitigten Zweifels gesetzt werden muss.


    _()_

    Mein Motto: "Nur Materie ist real." Probier's mal aus :)

  • Aus meiner (Außen)-Sicht bleibt aber die Frage: Ist dieser Prozeß der Gewißwerdung nicht doch der eines Glaubens, eines Anvertrauens an Lehrer und Lehre, ist er wirklich einer des Wissens

    "Wissen" wüsste ich auch nicht, wie das umfassend gehen sollte. Vertrauen auf jeden Fall, Erkenntnis kommt in Teilaspekten noch hinzu (z.B. in Bezug auf Nicht-Ich).


    In den Worten der Lassie Singers : Jeder ist in seiner eigenen Welt, aber meine ist die richtige.

    Ja, das finde ich auch eine sehr buddhistische Aussage! "Jeder lebt in seiner eigenen Welt", eine andere gibt es nicht. "Meine ist die richtige" ist die Verblendung.

    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Zugleich aber ist das rückhaltlose Überzeugtsein von der Richtigkeit der eigenen Position und der Falschheit anderer Positionen (und Wege) ein Merkmal, das Fanatiker aller Himmelsrichtungen vereint. Und vor dieser Art der Zweifelsfreiheit sollte man sich hüten.

    Ja wir reden hier aber nicht von den falschen Propheten des Klimawandels und

    politischen Fanatikern und Abzocker durch Weltuntergangfantasien, sondern nur

    vom Zweifel hinsichtlich der grundlegenden Dinge in der Buddhalehre insbesondere

    der Vergänglichkeit, Anatta, Dukkha, achtfacher Pfad usw.

  • Ich hab auch den Eindruck, daß wenn ich auf den Buddhismus als ganzes schaue, Karma und Wiedergeburt eine verschieden große Rolle spielt und die Sichtweisen darauf differieren. Weder im säkularen Buddhismus, noch im Zen, noch im Shinbuddhismus, noch bei TNH scheint er mir ne große Rolle zu spielen.
    Im Vajrayana hingegen hab ich den Eindruck, daß Karma und Reinkarnation fast persönlich gedacht werden.

  • Ja wir reden hier aber nicht von den falschen Propheten des Klimawandels und

    politischen Fanatikern und Abzocker durch Weltuntergangfantasien

    Wie rum meinst du das mit dem Klimawandel?

  • Wie rum meinst du das mit dem Klimawandel?

    Weil mich das an politische fanatische Rechthaber erinnert hat. Ein

    Phänomen mit dem auch im Mittelalter versucht wurde ( u.a.

    durch die Kirche aber nicht nur) die Menschen zu manipulieren.

    Im Hinbick auf die Überwindung des Zweifel in der Lehre

    des Buddha hat das aber nichts zu tun.

  • accinca: Glaubst du denn, dass es den Klimawandel gibt? Wenn du von falschen Propheten sprichst, klingt es nicht so.

  • Naja, die säkularen Buddhisten würden da Karma und Reinkarnation als kulturelles Beiwerk betrachten. Aber selbst dann brauch ich noch Glaube daran/Vertrauen darauf, das es so was wie Erwachen gibt, das es einen Weg dahin gibt. Das die Lebensfrage des Buddha: Wie entkomme ich dem Leiden, auch meine Lebensfrage ist. Auch das die Lehre von anatman stimmt, weil das widerspricht ja auch erstmal unserem Empfinden.

    Ich find, dass das ein sehr wichtiger Punkt ist. Wie gesagt, es ist nicht möglich, in einem Satz zu sagen, was säkulare Buddhisten genau sind, weil es keine einheitliche Gruppe ist. Oder was überhaupt Buddhisten sind ;)


    Aber trotzdem würd ich sagen, dass das der Unterschied ist zwischen säkularen Buddhisten und Leuten, die "nur" buddhistische Meditation betreiben: Erstere haben ein gewisses Vertrauen in Dinge wie den achtfachen Pfad, die drei Daseinsmerkmale und das Interesse am Erwachen. Jemand, der nur meditiert, um weniger gestresst zu sein, ist nicht unbedingt noch ein Buddhist.


    Ist natürlich immer schwierig. Im Zen, insb. im Soto-Zen, werden viele Leute sagen, vergiss Erleuchtung, im Mahayana werden viele sagen, die drei Daseinsmerkmale sind nicht so wichtig, etc. Dennoch würd ich sagen, zumindest einige dieser grundlegenden Dinge ins eigene Leben zu ingegrieren, macht einen zum Buddhisten (m/w).

  • Dann wäre das auch geklärt. :earth:

    :like: Obwohl es ja immer schon ein Wunschtraum von Menschen

    gewesen ist die Zukunft voraus zu sehen und für ihre Zwecke zu

    gebrauchen. Kann man ja verstehen und Weltuntergangszenarien

    waren da immer schon beliebt.

  • Naja, die säkularen Buddhisten würden da Karma und Reinkarnation als kulturelles Beiwerk betrachten. Aber selbst dann brauch ich noch Glaube daran/Vertrauen darauf, das es so was wie Erwachen gibt, das es einen Weg dahin gibt.

    Lieber Daoist,


    ich würde sagen säkulare Buddhisten sind Buddhisten, aber sie folgen nicht dem Buddha-Dharma. Deswegen werden sie auch niemals einen Pfad erlangen können.


    :rad:

    Mein Motto: "Nur Materie ist real." Probier's mal aus :)

  • Ich weiß das man das Klima durch Computermodelle

    niemals voraussagen kann.

    Dann wäre das auch geklärt. :earth:


    ich würde sagen säkulare Buddhisten sind Buddhisten, aber sie folgen nicht dem Buddha-Dharma. Deswegen werden sie auch niemals einen Pfad erlangen können.

    :lol: Dann wäre auch das geklärt.


    @Grashuepfer, kannst du deine Antwort mal vervielfältigen?

    Die kann man immer wieder gebrauchen :grinsen:

  • Glaube hin Glaube her am Ende bleibt davon nichts übrig.Glaub oder glaub nicht.Tu das was Dir gut tut

    EGO und Geist-/Herz sind nicht das Gleiche.😉


    Der Buddha spricht in Verbindung von Zweifeln die nur durch das Gegenteil Vertrauen auszulöschen sind in seinen Unterweisungen!

    Durch Läuterung des Herzens über und durch die geistige als auch praktizierende Umsetzung seiner Anweisungen.


    Fanatismus ist ein EGO Problem und hat damit wenig zu tun..

    ...zb ICH, mein SELBST brauche die Bestätigung und muss Andere retten, überzeugen usw..


    ..Die Weisen sagen; wenn wir skeptisch sind werden wir das, was wir hören, mit dem vergleichen, was wir kennen.Was wir kennen, ist aber nicht die absolute Wahrheit, und so gibt es auch keinen echten Vergleich....:rose:_()_

    Einmal editiert, zuletzt von Xyz ()

  • Es gibt in der Buddhalehre auch verschieden Arten von Zweifel (vicikicchā).

    Bei den 10 Fesseln (samyojana) kann sie nur durch Erkennen aufgehoben werden.

    Sie muß und kann auch nur einmal aufgehoben werden und ist dann für immer weg.

    Anders als der Zweifel bei den fünf Hemmungen (nīvarana). Die kann noch länger

    als Hindernis vorübergehend wieder kommen.

  • @Grashuepfer, kannst du deine Antwort mal vervielfältigen?

    Die kann man immer wieder gebrauchen :grinsen:

    Meine Antwort ist offiziell Open Source und darf ohne Erlaubnis des Rechteinhabers vervielfältigt werden.

  • Es gibt in der Buddhalehre auch verschieden Arten von Zweifel (vicikicchā).

    (...)

    Vielen Dank dafür! Intuitiv ist mir klar, dass es verschiedene Arten Zweifel gibt. Dass es eine Kategorisierung gibt, wusste ich nicht, schau ich mir an.

    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • In der Buddhalehre muß man vor allen Dingen glauben, das heilsames Tun und

    das Enthalten vom unheilsamen kein Unsinn ist. Gier, Haß und Verblendung zu überwinden sind.

    Kesakambalo. Glauben ist in der Lehre G. Buddhos nicht angebracht. Was man glauben kann, ist der Glaube an die Funktionalität seiner Lehre, die sich durch das Feststellen der eintretenden Bewusstseinsveränderungen entstehen. Das Ende ist die Auflösung des Bewusstseins. Diese Bewusstseinszustände werden in der Lehre 8 Freiungen genannt.

    Neumann, Karl -Eugen, Längere Sammlung des PK 8 Freiungen, Zürich - Wien, S. 260

  • In der Buddhalehre muß man vor allen Dingen glauben, das heilsames Tun und

    das Enthalten vom unheilsamen kein Unsinn ist. Gier, Haß und Verblendung zu überwinden sind.

    Kesakambalo. Glauben ist in der Lehre G. Buddhos nicht angebracht. Was man glauben kann, ist der Glaube an die Funktionalität seiner Lehre, die sich durch das Feststellen der eintretenden Bewusstseinsveränderungen entstehen

    Da will ich dir nicht widersprechen. Allerdings gibt es in der Lehre auch den Vertrauensergebenen. (saddhānusāri)