Zweifel an der eigenen Linie

  • Hallo liebe Freunde :)


    Heute melde ich mich mal mit einer sehr persönlichen Angelegenheit bei euch.


    Schon längere Zeit merke ich, wie in meiner buddhistischen Gruppe einige Leute am Lama und am Dharma zweifeln und damit persönlich häufiger mal Probleme haben.


    Seit einiger Zeit kann ich dies nun auch schon bei mir beobachten und habe zudem meine Zuneigung zum Dalai Lama und den Gelugpas wiederentdeckt, was mir früher auch schon mal so ging.


    Kann mir da jemand von euch einen Tipp geben, wie ich da genau weiter verfahren soll?

    Verlassen möchte ich ja meine Gruppe nach all den Jahren auch nicht unbedingt..


    Danke schon mal für eure Hilfe _()_


    Liebe Grüße


    Niklas :rad:

  • Obwohl ich von Ole Nydal 1992 begeistert war und danach seine Gruppe in Hamburg mehrmals aufsuchte, kamen mir doch Zweifel. Es ging mir wie bei Osho. Den ich zwar nicht persönlich kannte, aber Anhänger von ihm.


    Sobald ich merkte, dass ich an einem Lehrer oder einer Gruppe anhaftete, habe ich mich davon gelöst. Denn ich war immer daran interessiert, die Wahrheit zu finden und nicht eine neue Liebe, zumindest auf diesem Gebiet. ;)


    Ich glaube, Deine Zweifel sind berechtigt.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ich halte Zweifel für etwas sehr Konstruktives, wenn sie dazu dienen, tiefer nachzudenken und den Sachen auf den Grund zu gehen. Daher finde ich Zweifel wichtig. Sie helfen, von blindem Vertrauen zu begründetem Vertrauen zu gelangen. Oder sie helfen auch, auf dem Teppich zu bleiben und den gesunden Menschenverstand nicht aufzugeben.


    Nur Sekten fordern, dass man keine Zweifel haben darf. ;)

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Jetzt weiß ich nicht was für dich deine 'Linie' ist, lieber Niklas96. Für mich sind 'meine Linie' diejenigen, die mich lehren, ohne viel Gedöns Samsara zumindest temporär zu verlassen und das können demzufolge keine Weltlinge sein, die mir was von dieser Welt erzählen.


    _()_

    Mein Motto: "Nur Materie ist real." Probier's mal aus :)

  • Hallo Niklas96, eigentlich wurde hier bereits alles geschrieben, trotzdem gebe ich noch ganz ungefragt meinen Senf dazu. Lies Bücher und sieh dir andere Lehrer an. Das ist mein Rat. Nichts hindert dich daran andere Gruppen zu besuchen. Geh auf YouTube, besonders wenn du Englisch kannst wirst du dort eine Fülle an Belehrungen finden. Und vor allem lies Literatur von anderen Lehrern. Dem Dalai Lama zb.

    Letztendlich ist es nicht eine Sangha die ich suche, das wurde mir irgendwann klar. Bei dir muss das nicht so sein. Wenn du dich wohlfühlst und denkst es reicht für dich und du kommst dort der Befreiung näher, dann bleib unbedingt.

    Wenn du aber merkst, dass du die Mittel die dir dort zur Hand gegeben werden nicht in den Alltag bringen kannst solltest du dir genau überlegen was du willst und wie du es am besten erreichen kannst. Überleg genau, wo der Zweifel seinen Nährboden hat und warum du ihn hast. Dann kannst du dir auch im klaren sein, ob er berechtigt ist oder nicht.

  • Hier auch noch mein Senf.
    Schau dich ruhig um. Ein Nyingma-Lama, james Low, meinte einmal, für Leute mit offenen Geist ist es gut, wenn sie Belehrungen verschiedener Richtungen hören. Auch die Rime-Bewegung sieht das meines Wissens so. James Lows Lama meinte sogar einmal, wenn es nur wenige Praktizierende aus verschiedenen Vajrayana-Richtungen gäbe, soll man gemeinsam praktizieren (auch Drikung Chetsang sagte mal ähnliches).

    Aber sicher ist es auch gut zu bedenken, daß Karma Kagyü nicht nur Ole ist. Es gibt ja auch die Sharmapa-Bodhi-Path-Zentren (die sogar meinten:, "Lehrer, die regelmäßig reisen, sind vielleicht nicht die besten Meditationslehrer". ;) ) Es gibt auch die Zentren des einen anderen Karmapas (Urgyen Trinle Dorje). (Der dritte hat glaub ich keine Zentren in Deutschland).
    Auch gibt es auch noch andere Kagyü-Linien, Drikung Kagyü und Drukpa Kagyü. Vor Jahren kam sogar das Oberhaupt der Drikung Kagyü ab und zu nach Deutschland, Drikung Chetsang. Wenn man ihn mal erleben kann, sollte man es tun (nur meine Sicht).
    Außerdem gibt es neben den Gelugs auch noch die Nyingmapas und Sakyas in Deutschland und Österreich. Ich glaube irgendwo gab es auch von den Jonangpas (die man in Tibet ja fast vernichtet hatte) ein Zentrum, weiß aber nicht mehr genau. (Und in Hamburg gibt es sogar ne Shingon-Gruppe, hab ich jetzt mal gelesen, daß ist japanisches Vajrayana).
    Aber ich bin da nicht mehr auf dem aktuellem Stand.

    Vielleicht spricht dich ja etwas an, was du noch gar nicht so auf dem Schirm hast. Der Tip von Nyinje mit den youtubevideos find ich gut. (Da bin ich letztens auch mal wieder bei James Low hängen geblieben.)
    Aber gegen Gelug ist sicher auch nix einzuwenden. (Hm, aber es gab da auch ne Abspaltung von der NKT um Dechen Losang Chöma, die ich seltsam fand (selbst die DBU lehnte sie ab). Da sie wie die NKT gegen den Dalai Lama eingestellt sind, wär das sicher eher nix für dich, vermute ich mal.)

    Des weiteren empfehle ich immer wieder, sich auch wenigstens einen Überblick über die anderen buddh. Schulen zu verschaffen. (Nach Möglichkeit auch mal über Theravada und Zen hinaus).

    Vielleicht sind die Empfehlungen von der Bodhi Path-Seite, was man bei einem Lehrer beachten soll, gar nicht so schlecht, daher verlinke ich sie mal. Vier Wege, einen authentischen buddhistischen Lehrer zu finden

    2 Mal editiert, zuletzt von Daoist ()


  • Auch gibt es auch noch andere Kagyü-Linien, Drikung Kagyü und Drukpa Kagyü. Vor Jahren kam sogar das Oberhaupt der Drikung Kagyü ab und zu nach Deutschland, Drikung Chetsang. Wenn man ihn mal erleben kann, sollte man es tun (nur meine Sicht).

    Um mal jenseits meines beschränkten Tellerrands zu gehen:

    Meine liebe Frau ist auch bei den Drikungs, die hier um die Ecke ein Zentrum haben. Nach allem, was ich als Aussenstehender so mitbekomme, sind die erfrischend skandalfrei und (blödes Wort) nett. (Und ich glaube, dass meine bessere Hälfte ein untrügliches Gespür für religiösen Bullshit hat...)

  • Nach allem, was ich als Aussenstehender so mitbekomme, sind die erfrischend skandalfrei und (blödes Wort) nett.

    Kann ich bestätigen. Es gibt verschiedene gut organisierte Drikung Zentren, z.b. in Aachen, München und Hamburg. In Schneverdingen gibt es ein Retreat-Zentrum (Milarepa Retreat Zentrum), in dem auch häufiger größere Veranstaltungen stattfinden.


    Und ja, die sind sehr nett. :grinsen:

  • Seit 1992 lehrt er zumindest im Auftrage seines Lehrers (S.H. C.R. Lama), fungiert bei Khordong auch als Lehrer. Nebenher hat er einen Doktorgrad der Nyingma Research Society, die mit dem Central Institute of Tibetan Higher Studies assoziiert ist. Würdest du da nen Unterschied machen zwischen Lehrer und Lama? Ich kenn mich da nicht so aus. (Wenn jemand gut ist, braucht es nebenbei auch keinen Titel)

    https://www.khordong.de/de/james-low

  • Seit 1992 lehrt er zumindest im Auftrage seines Lehrers (S.H. C.R. Lama), fungiert bei Khordong auch als Lehrer. Nebenher hat er einen Doktorgrad der Nyingma Research Society, die mit dem Central Institute of Tibetan Higher Studies assoziiert ist. Würdest du da nen Unterschied machen zwischen Lehrer und Lama? Ich kenn mich da nicht so aus. (Wenn jemand gut ist, braucht es nebenbei auch keinen Titel)

    https://www.khordong.de/de/james-low

    Mag alles sein, trotzdem ist er kein Lama ;)

    :vajra: 200px-Mani_mantra.svg.png :vajra:

  • Schon längere Zeit merke ich, wie in meiner buddhistischen Gruppe einige Leute am Lama und am Dharma zweifeln und damit persönlich häufiger mal Probleme haben.


    Seit einiger Zeit kann ich dies nun auch schon bei mir beobachten und habe zudem meine Zuneigung zum Dalai Lama und den Gelugpas wiederentdeckt, was mir früher auch schon mal so ging.


    Kann mir da jemand von euch einen Tipp geben, wie ich da genau weiter verfahren soll?

    Verlassen möchte ich ja meine Gruppe nach all den Jahren auch nicht unbedingt..

    Der Zweifel ist - jedenfalls im Zen - ein sehr wichtige Sache und wenn es einen da erwischt, dann muss man sich erst einmal weiter zweifeln. Es ist ja eine Frage, die der Verstand stellt - und da jeder von uns Verstand hat, wird er dann auch vom Zweifel berührt, vor allem wenn das in einem kommunikativen Feld ist. Das ist ja ansteckend, sofern man nicht bereits immun ist.

    Nun hängt das mit den Erwartungen und Enttäuschungen zusammen und da sollte man dann auch ansetzen und diese genau betrachten. Und das hat nicht nur was mit dem Lehrer oder Lama zu tun, sondern auch die Gruppe erfüllt Erwartungen und kann enttäuschen. Alles worauf man sich stützt - löst sich auf und zeigt die Unzulänglichkeit.

    Und das macht auch nicht vor der Lehre, dem Dharma halt, denn es betrifft unser Verständnis davon. Und daher ist Zweifel eben auch positiv und eine Einladung sich noch tiefer in den Dharma einzulassen.

    :zen:

  • Hallo Niklas96 ,


    ohne Zweifel wären wir zweifelsohne schon erleuchtet.;) ( und mit Zweifel sind wir halt noch auf dem Weg)


    Ich war gerade bei einem Kurs mit Manfred Segers über die Übertragungslinie der Kagyü Tradition.

    Das war auf der einen Seite sehr inspirierend, auf der anderen Seite ist es aber auch immer eine ziemliche Achterbahnfahrt.


    Tilopa als Türsteher einer Dame für käufliche Liebe, Marpa , Milarepa und Gampopa,und dann die mittlerweile siebzehn Karmapas, von denen jeder mehr als nur eine nicht ganz einfach verdauliche Geschichte im Gepäck hat, das ist sicher mehr als ich in diesem Leben noch ganz verarbeiten kann.


    Trotzdem fühle ich mich gut aufgehoben in der Karma Kagyü Linie.Aber ich gebe zu,ein bischen überfordert fühle ich mich schon auch immer mal wieder.


    Das Gute ist aber, das man Karmapa ja entweder als voll erleuchteten Buddha sehen kann, oder halt als Bodhisattva,was ja auch schon nicht gerade wenig ist.

    Und wenn man sich erstmal als Teil der großen Bodhisattvafamilie sieht, ist die Entscheidung zu welcher LInie man sich am stärksten zugehörig fühlt erstmal zweitrangig.


    _()_ :rad: :vajra: Phönix