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  1. Buddhaland Forum
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Geheime Überlieferung

  • xxx
  • 13. September 2019 um 20:08
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  • xiaojinlong
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    • 15. September 2019 um 12:37
    • #26

    Wenn ich mich mit einem Physiker unterhalte, dann wird mir dieser Physiker die Dinge einfach erklären, und bei vielen Dingen noch nicht ganz so in die Tiefe gehen. Ähnlich gehen ja viele buddhistische Lehrer vor. Wenn jemand neues dazu kommt, dann erklärt man erstmal den Anfang und nicht das Ende bis in jedes Detail. Und genauso wählen wir ja hier in Abhängigkeit des (erwarteten) Verständnis und Wissen des Gegenüber unsere Worte.

    Die genaue Wortwahl zwischen zwei Gesprächspartnern bleibt für dritte dabei häufig "geheim", das ist aber nichts schlimmes, sondern ist einfach die Natur eines solchen Vorgehens.

    _()_

    小金龍

  • kilaya
    Gast
    • 15. September 2019 um 12:43
    • #27
    Bakram:

    Meine Hauptkritik richtet sich auf die Tatsache, dass sich gewisse Schulen darauf berufen, das Dhammarad nach ableben des Buddharad mehrmals gedreht zu haben oder das dies Buddha gar selber tat.

    Das ist nicht logisch. Buddha ist bekanntlich am Ende seines Lebens vollkommen und für immer verlöscht und ein neuer Buddha ist meines Wissens noch nicht aufgetaucht.

    Also wurde das Dhammrad nicht von einem Buddha, sondern von gewöhnlichen Menschen gedreht. Das war imho nicht legitim und verschmutzte die ursprüngliche Lehre.

    Wer sich auf Buddha beruft muss akzeptieren, dass Buddha seine Lehre in etwa so gelehrt hat, wie sie im Palikanon überliefert wurde.

    Der Palikanon wurde nicht von Buddha gegengelesen, denn er wurde einige Jahrhundert nach seinem Verlöschen niedergeschrieben. Deshalb sind im Palikanon Einträge zu finden, welche offensichtlich nicht vollständig mit seiner Lehre im Einklang zu bringen sind und Interpretation bedürfen.

    Da steckt halt eine metaphysische Sichtweise dahinter, die als Lehre im PK nicht vorgesehen ist. Also was das mehrfache Drehen des Rades angeht. Für weite Teile des real existierenden Buddhismus ist diese Lehre aber sehr grundlegend, auch wenn ich persönlich denke, dass man darauf verzichten kann, um die buddhistischen Strömungen zu legitimieren. Dennoch würde ich darum bitte, diese Ansicht / Meinung immer mit einer gewissen Kontextbezogenheit zu vertreten, wie Du es in diesem längeren Post ausführlich erklärt hast.

    Hier steht einfach die Definition des Wortes "Buddha" im Raum. Im Nicht-Mahayana ist relativ klar, dass es nur den einen Buddha gibt, als vollständig erleuchteter Buddha mit allen Qualitäten und Merkmalen. Im Mahayana sieht man das anders: jeder Bodhisattva kann irgendwann ein vollständiger Buddha werden, ohne deswegen lehren zu müssen oder das Dharmarad für ein Zeitalter neu drehen zu müssen.

    Aus Sicht der Trikaya-Lehre über die Körper des Buddha kann auch gesagt werden, dass der Buddha sowohl vollständig verloschen ist, als auch das Dharmarad mehrfach gedreht haben kann. Das muss man nicht akzeptieren, aber man kann es zumindest als Teil der Mahayana-Lehre respektieren oder tolerieren.

  • kilaya
    Gast
    • 15. September 2019 um 16:02
    • #28

    Insofern denke ich dass der Knackpunkt hier die Definition des Wortes "Buddha" ist. Ich vermute, dass wenn man davon ausgeht, dass es nur einen "richtigen" Buddha gibt, es auch nur jeweils einen Bodhisattva geben kann, der auf dem Weg zu eben diesem Buddhasein ist. Muss hier vllt. auch der Begriff "Bodhisattva" unterschiedlich bewertet werden?

  • Alephant
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    • 15. September 2019 um 16:21
    • #29
    Rudolf:

    was unter "geheim" hier zu verstehen ist, hat Kilaya schon ausreichend erklärt.

    Selbst im Palikanon ist es klar, dass der Buddha den Hausleuten nicht den Inhalt des MN 10 Satipatthana Sutta gelehrt hat. Und MN 121 hat er nur an Ananda gerichtet.

    Im Palikanon kann man sehr gut sehen, dass der Buddha differenziert je nach Hörerschaft. So gbt es Unterschiede, was er den Hausleuten erklärt und was er den Mönchen erklärt oder denen, die nach Befreiung streben.

    Es ist also schon im Palikanon klar, dass der Buddha nicht alles allen gelehrt hat.

    Man muss das nicht "Geheimniskrämerei" nennen, sondern kann auch "geschickte Mittel" dazu sagen.

    Das wird so oft gesagt, dass unterschiedliche Höhrer von Buddha unterschiedliches zu bekommen hören bekommen haben, und das stimmt ja auch. Dem Anlass gemäss wird das gesagt oder das. Ich sehe aber nicht, dass sich Widersprechendes gelehrt wurde. Oder dass damit versteckt umgegangen wurde, dass dem einen dies gesagt wurde, und dem anderen ein anderer Vortrag gegeben wurde.

    Geheim heisst geheim. Und Geheimnisse haben nur Leute, die was zu verstecken haben. Geschicktes, angemessenes Sprechen ist das Gegenteil von Geheimniskrämerei. Es entspricht dem ernstgemeinten Versuch, offenzulegen.

    Einmal editiert, zuletzt von Alephant (15. September 2019 um 16:28)

  • Alephant
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    • 15. September 2019 um 16:30
    • #30
    Spock:

    Alephant , das klingt sehr missverständlich und/oder provokativ. Kannst du begründen warum du das so sagst, dh. warum es in deinen Augen falsch ist das so zu sagen und wie es für dich richtiger wäre?

    Das kann ich. Ich suche noch nach einem einfachen und offensichtlichen begrifflichen Zugang. Und möchte das auch nachliefern. Denn ist eine happige Aussage auch von mir.

  • kilaya
    Gast
    • 15. September 2019 um 16:52
    • #31
    Vedana:

    Geheim heisst geheim. Und Geheimnisse haben nur Leute, die was zu verstecken haben. Geschicktes, angemessenes Sprechen ist das Gegenteil von Geheimniskrämerei. Es entspricht dem ernstgemeinten Versuch, offenzulegen.

    Geheim heisst eben nicht geheim. Warum dieser Begriff in vielen Übersetzungen gewählt wurde, muss hinterfragt werden. Man muss bei jedem Begriff auch immer mit bewerten, wie man ihn interpretiert oder wie er im eigenen Verständnis überlagert ist. So wie mit "schwarzer Magie". Im Westen wäre das klar Schadmagie. Im Bön steht die Farbe schwarz für schützende Aktivität - die Farben haben andere Zuweisungen und der Begriff "Magie" ist nur eine sehr unpräzise und missverständliche Übersetzung.

    Was es im Tantra zu verstecken gibt, habe ich erklärt. Der eigentliche Buddhadharma ist da genauso offen dargelegt, wie überall auch, und da gibt es auch keine "Geheimniskrämerei" drum. Bei vielen Sachen, die potentiell missverständlich sind, wird auch davon ausgegangen, dass man sie offen schreiben oder sagen kann, und sie sich selbst schützen. Dass sie also erst dann im Bewusstsein voll ankommen, wenn dieses reif dafür ist, die Information nicht falsch zu verwenden.

    Wirklich zurückgehalten werden v.a. Informationen zu bestimmten Methoden, wenn diese Methoden z.B. ohne Anleitung zu schädlichen Ergebnissen führen könnten. Wer mit Tummo-Energie arbeitet, kann sein Energiesystem übel durcheinander bringen. Nun wird zwar Tummo als Methode benutzt, um hilfreich auf dem buddhistischen Weg zu sein, ist aber nicht essentieller Bestandteil des Buddhadharma. Und deswegen gibt es auch keinen Widerspruch zu irgendwelchem Aussagen im PK dazu, nichts zurückgehalten zu haben und alles offen dargelegt zu haben.

  • Rudolf
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    • 15. September 2019 um 19:15
    • #32

    Dann kann man ja gut glauben, dass die Mahayanasutren auch vom Buddha sind, jedenfalls im Kern, oder jedenfalls was da inhaltlich gesagt wird.

    Denn die beiden wesentlichen Unterschiede Mahayana zu Theravada sind:

    1. Im Mahayana wird der Weg eines Bodhisattvas (zur Buddhaschaft) ausführlich beschrieben, so dass jeder, der Vertrauen hat, den Weg auch mit dieser Anleitung praktizieren kann

    2. Im Mahayana wird viel ausführlicher die Leerheit aller Phänomene gelehrt und auf hundert verschiedenen Weisen. Das werden auch die zugeben, die es so sehen, dass schon im Palikanon die Leerheit der Phänomene (in der gleichen Bedeutung) vom Buddha gelehrt wurde.

    Ein Problem gibt es nur, wenn ein Theravada-Anhänger Buddhas Lehre im Palikanon so versteht, dass der Buddha gelehrt hätte, nur die Person sei leer von einem "Selbst" im Sinne einer Eigenexistenz, die übrigen Phänomene seien aber nicht leer von einer Eigenexistenz, oder zumindest die kleinsten Teilchen eines Dings seien nicht leer von Eigenexistenz.

    Man kann auch akzeptieren, dass der Buddha die Leerheit aller Phänome nicht allen Mönchen gelehrt hat, wenn er sah, dass diese gar nicht den Bodhisattvaweg gehen wollten. Denn wenn man "nur" Nirvana erreichen will, genügt es die Selbstlosigkeit der Person zu realisieren, nach dem Palikanon jedenfalls.

    :rainbow:

  • xxx
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    • 15. September 2019 um 22:27
    • #33
    Losang Lhamo:

    xxx

    Zitat

    ... Was Buddha angeblich im geheimen lehrte kann jeder behaupten. Ich nenne dies Gerüchte verbreiten. ...

    Was Du hier machst, könnte man auch Dogmatismus nennen. Bei allen Wissenschaften und allen Entdeckungen der Menschheit gibt es Weiterentwicklung.

    Eine zweite und dritte Drehung des Rades abzulehnen, ist als wenn Mediziner sich nur auf Paracelsus berufen würden, weil der einer der ersten Ärzte war, und alle anderen folgenden Wissenschaftler als Scharlatane abtun würden.

    Es wäre zum Lachen, wenn es nicht so dumm wäre.


    kilaya:
    Bakram:

    Meine Hauptkritik richtet sich auf die Tatsache, dass sich gewisse Schulen darauf berufen, das Dhammarad nach ableben des Buddharad mehrmals gedreht zu haben oder das dies Buddha gar selber tat.

    Das ist nicht logisch. Buddha ist bekanntlich am Ende seines Lebens vollkommen und für immer verlöscht und ein neuer Buddha ist meines Wissens noch nicht aufgetaucht.

    Also wurde das Dhammrad nicht von einem Buddha, sondern von gewöhnlichen Menschen gedreht. Das war imho nicht legitim und verschmutzte die ursprüngliche Lehre.

    Wer sich auf Buddha beruft muss akzeptieren, dass Buddha seine Lehre in etwa so gelehrt hat, wie sie im Palikanon überliefert wurde.

    Der Palikanon wurde nicht von Buddha gegengelesen, denn er wurde einige Jahrhundert nach seinem Verlöschen niedergeschrieben. Deshalb sind im Palikanon Einträge zu finden, welche offensichtlich nicht vollständig mit seiner Lehre im Einklang zu bringen sind und Interpretation bedürfen.

    Da steckt halt eine metaphysische Sichtweise dahinter, die als Lehre im PK nicht vorgesehen ist. Also was das mehrfache Drehen des Rades angeht. Für weite Teile des real existierenden Buddhismus ist diese Lehre aber sehr grundlegend, auch wenn ich persönlich denke, dass man darauf verzichten kann, um die buddhistischen Strömungen zu legitimieren. Dennoch würde ich darum bitte, diese Ansicht / Meinung immer mit einer gewissen Kontextbezogenheit zu vertreten, wie Du es in diesem längeren Post ausführlich erklärt hast.

    Hier steht einfach die Definition des Wortes "Buddha" im Raum. Im Nicht-Mahayana ist relativ klar, dass es nur den einen Buddha gibt, als vollständig erleuchteter Buddha mit allen Qualitäten und Merkmalen. Im Mahayana sieht man das anders: jeder Bodhisattva kann irgendwann ein vollständiger Buddha werden, ohne deswegen lehren zu müssen oder das Dharmarad für ein Zeitalter neu drehen zu müssen.

    Aus Sicht der Trikaya-Lehre über die Körper des Buddha kann auch gesagt werden, dass der Buddha sowohl vollständig verloschen ist, als auch das Dharmarad mehrfach gedreht haben kann. Das muss man nicht akzeptieren, aber man kann es zumindest als Teil der Mahayana-Lehre respektieren oder tolerieren.

    Alles anzeigen

    Das habe ich ja auch extra mehrfach so formuliert.

    Alle Schulen sind buddhistisch, betreiben Buddhismus, da sie sich auf die eine oder andere Weise auf Buddha beziehen. Sie alle haben ihre Eigenheiten, ihre eigene Entwicklung durchgemacht, ihre eignen Anhänger. Ich kann da keine buddhistische Religion als " einzig richtige" ausmachen oder als solche bezeichnen.

    Ich suche nicht Buddhismus, ich suche Buddhadhamma. Das ist ein grosser Unterschied:

    Buddhismus, welcher Schule auch immer ist Religion. Religion führt zu Identifikation, Anhaften, etc.

    Buddhadhamma hingegen, damit meine ich die Lehre, der Vortrag des historischen Buddha Shakyamuni ist "nur" eine Anleitung.

    Ich suche die Anleitung, die Lehre nicht die Religion. Religion bewirkt Identifikation, Anhaftung, Dukkha.

    Die Anleitung hingegen führt zur Befreiung.

    Die Anleitung ist mittlerweile jedoch schwer zu finden. sie wurde im Lauf der Jahre mit allerlei Firlefanz überdeckt.

    Ich denke nicht, dass Budhadhamma ein Geheimnis für eingeweihte ist oder sein sollte, Ich denke Buddhadhamma ist eher ein Geschenk. Es zu suchen sich lohnt, es zu finden jedem gegönnt sein sollte.

    Allerdings muss jeder selber suchen, selber finden, selber anwenden. Das nimmt einem kein Meister, kein Guru, kein was auch immer ab.

    Gleichberechtigte Dhammafreundinnen und -freunde erweisen sich dabei oft als nützlichere Wegbegleiter als hochdekorierte Identifikationsfiguren.

  • Alephant
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    • 16. September 2019 um 01:59
    • #34
    Vedana:
    Spock:

    Alephant , das klingt sehr missverständlich und/oder provokativ. Kannst du begründen warum du das so sagst, dh. warum es in deinen Augen falsch ist das so zu sagen und wie es für dich richtiger wäre?

    Das kann ich. Ich suche noch nach einem einfachen und offensichtlichen begrifflichen Zugang. Und möchte das auch nachliefern. Denn ist eine happige Aussage auch von mir.

    Der Beobachtungsfehler, dem die Aussage: "Ein Atomkern ist leer von sich selbst" unterliegt (so schrieb es Rudolf) äussert sich auch in buddhismusfremden Überlegungen und man kann eigentlich vielfach auf diesen Fehler aufmerksam machen. Ob so eine Erklärung angenommen wird, da bin ich grundsätzlich pessimistisch. In meinen Augen ist es dasselbe Problem wie mit der Aussage: "Bei Kant sind die Dinge Erscheinungen", oder auch ohne Kant: "die Dinge sind nur Erscheinungen". Aber das nur am Rande bemerkt.

    Angenommen es ist mit der Aussage "Ein Atomkern ist leer von sich selbst" ein Teil der geistkonstuierten und abgebildeten "Realität" gemeint. Heisst dann die Aussage, dass die Vorstellung oder auch der Sinneseindruck "Atomkern" (in dem Fall eigentlich der Sinneseindruck über die Abbildung einer Maschine ElektronenMikroskop vielleicht, die so wie sie konstruiert ist, bedingt abbildet) leer von sich selbst, also keine Vorstellung, oder auch kein Sinneseindruck ist?

    Im anderen Fall, wenn mit der Aussage ein angenommenes wirkliches Ding gemeint ist. Ausserhalb also der gesetzhaften, also strukturhaften, also bedingt vielfältigen geistigen Abbildungen (eine Sache worüber man mit Buddha nicht reden kann, und mit Kant nur in einem sehr vorsichtigen Sinne). Dann verneint man eine Identität, die man gar nicht wissen kann.

    3 Mal editiert, zuletzt von Alephant (16. September 2019 um 02:21)

  • Lirum Larum
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    Buddh. Richtung
    Ich protestiere gegen den mangelnden Respekt vor den unterschiedlichen Traditionen.
    • 16. September 2019 um 08:44
    • #35

    Ich weiß gar nicht, wozu diese Diskussion überhaupt notwendig ist, und bin daher nun draußen.

    _()_

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Rudolf
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    • 16. September 2019 um 08:52
    • #36
    Bakram:

    Buddhismus, welcher Schule auch immer ist Religion. Religion führt zu Identifikation, Anhaften, etc.

    Buddhadhamma hingegen, damit meine ich die Lehre, der Vortrag des historischen Buddha Shakyamuni ist "nur" eine Anleitung.

    Schule, Religion, Vortrag, Anleitung ...... das sind doch nur Worte, wirklich nur Worte.

    Worte sind abkürzende, abstrahierte Stellvertreter (damit man sich verständigen kann, auch wenn die so bezeichneten Dinge gerade nicht gegenwärtig sind.

    Es kommt darauf an, was tatsächlich, inhaltlich diese Worte bedeuten im wirklichen Leben.

    Wenn jemand Vertrauen (ich meine nicht das Wort, sondern tatsächlich Vertrauen) hat in einem Lama als Vorbild, was auch immer der lehrt und vom Buddha erzählt, ob er einer "Schule" angehört oder nicht, wenn man das gut findet und das praktizieren will so gut man kann: warum soll man das nicht Religion nennen? Sondern z.B. nur Anleitung? Und warum entsteht im ersten Fall Anhaftung und im zweiten Fall nicht?

    :rainbow:

  • Rudolf
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    • 16. September 2019 um 09:00
    • #37
    Vedana:

    Angenommen es ist mit der Aussage "Ein Atomkern ist leer von sich selbst" ein Teil der geistkonstuierten und abgebildeten "Realität" gemeint.

    Nein, damit ist gemeint, dass in einem Atomkern kein Atom zu finden ist. So wie in einem Ich kein ich zu finden ist, wenn man es analytisch sucht. Und auch mit einem Elektronen-Mikroskop oder Teilchenbeschleuniger oder was auch immer wirst du keinen Atomkern finden.

    Das gilt für alle Dinge.

    Thích Nhất Hạnh, glaube ich, hat es mal allgemein formuliert: "Ein Ding besteht aus lauter Sachen, die nicht dieses Ding sind."

    In der Madhyamika-Philosophie wird alles relatvie Bestehen und alles abhängige Entstehen als abhängige Benennung gedeutet.

    :rainbow:

  • void
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    • 16. September 2019 um 10:43
    • Offizieller Beitrag
    • #38

    Wenn man etwas einfach und prägnant didaktisceh struktuireren will, kommt es dabei zu Verzerrungen. Um eine "neue Idee" vorzustellen, macht es didaktisch Sinn, diese von einem wesenverwandten Alten abzuheben. So präsentierten frühe Christen das Christentum als eine Religion der Nächstenliebe und grenzte es von den buchtabengläubigen und lieblosen "Pharisäern und Schriftgelehrten" ab. Wenn man genau hinauschaut, sieht man jedoch, dass das ganz falsch ist( schließlich war ja Jesus selbst Phrisäaer= Rabbi und das "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" kommt von Hillel) Aber didktisch läßt sich so viel transprotieren. Ebenso sah man es - um die Werte der Aufklärung dazustellen - als opportun, diese vom finteres Mitterlalter abzugrenzen. Noch immer gibt es viele Menschen, die die Hexenverfolgung im Mittelalter verorten und denken, dass man damals glaubte die Erde sein flach.

    Auch wenn man buddhitische Inhalte vorstellt, neigt man zu solchen schmematischen Vorstellungen. Das dreimalige Drehen des Rades der Lehre ist ein sehr schönes poetisches Bild um prägnant und didaktisch die Inhalte des Buddhismus einzuteilen. Aber so wie die frühchristliche Geschichte einen extremen Spalt konstruiert, der christliches von vor-christlichem trennt, betont auch so eine didaktische Präsentation die Unterschiede. Bodhisattvaideal und Mitgefühl im Mahayana werden betont, indem man sich dazu kotrastierend einen "Hinayana" vorgestellt. der einseitig mit dem Ideal der Entsagung identifiziert wird.

    So lange solche didaktischen Aufzeilungen dazu dienen, den Buddhismus nach grudntehmen zu strukturieren passt das natürlich eingermaßen. Aber wehe jemand versucht, den im Ramen dieser Didaktik vorgestellten verarmten "Hinayana" mit dem Paliknaon gleichzusetzte. So jemand würde ja z.B denken, dass es im Paikanon nur um Entsagung ginge und das Mitgefühl für andere keine Rolle spielt. Oder eben auch, dass die Idee von Leerheit da sehr eingeschränkt ist.

    • Nächster offizieller Beitrag
  • void
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    • 16. September 2019 um 13:22
    • Offizieller Beitrag
    • #39
    Vedana:
    Rudolf:

    Die Leerheit aller Phänomen (auch ein Wagen, ein Baum, auch ein Atomkern usw. ist leer von sich selbst) hat der Buddha "im Geheimen" gelehrt,

    So etwas würde ich wohl eher auch nur im Geheimen lehren. Und auch den Leuten sagen, es bloss nicht weiterzusagen, dass ich so etwas lehre. Aber vielleicht ist das ja bei deinem Buddha so, dass der sich nicht schämen kann. Ist auch bei dem Buddha den ich mir vorstelle so, allerdings war der von NichtWissen befreit. Also der hat oft genug schon Dinge gesagt für die er sich im Nachhinein geschämt hat und hat eben die Möglichkeit für solches Sagen und damit auch eine mögliche Wirkung (das Schamgefühl) ausgelöscht.

    Das was Rudolf hier anspricht wird beispielsweise hier ausgeführt:

    Tibetisches Zentrum:

    Die Prasangika-Madhyamikas mit ihren Hauptvertretern Candrakirti und Shantideva lehnen etwas inhärent Existentes ab. Sie ziehen zur Untermauerung ihrer Ansicht einen Vergleich heran, den der Buddha in einem Sutra gab: Ein Wagen existiert nur als bloße Benennung auf der Grundlage oder in Abhängigkeit von seinen Teilen. Es gibt keinen auffindbaren Faktor "Wagen", den man innerhalb seiner Teile, also auf der Seite des Objekts, ausfindig machen könnte. Der Wagen ist nicht irgendeins der Teile, nicht die Summe der Teile, und er existiert auch nicht getrennt von den Teilen. Man kann also keinen Wagen ausfindig machen, der inhärent existiert, der eine eigene Existenz besitzt. Der Wagen existiert nur in Abhängigkeit, als Benennung abhängig von den Teilen. Das gleiche gilt für die Person, die nur als Begriff existiert, der i

    Letzenlich beduetet das, dass "Wagen" einfach einen Benneung ist. Ein (realer) Wagen ist frei von dem Konzept "Wagen". Und ich gehe davon aus, dass das keine seltsame geheime Lehre ist, sondern dass das im Palikanon genauso lgeehrt wird..

    Für uns ist Vorstellung das Worte Benennungen sind banal , aber in indien gab es ja sehr viele Philsophen, Ideen von "Wesen" und Urbildern hatte. Im Westen glaubte Plato mit seiner Ideenlehre ja noch an "Wagen" Urbilder, von denen die konkreten Dinge Realisierungen sind.

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  • Rudolf
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    • 16. September 2019 um 13:28
    • #40
    void:

    Auch wenn man buddhitische Inhalte vorstellt, neigt man zu solchen schmematischen Vorstellungen

    Warum "schematische" Vorstellungen? Welches Schema könnte man benutzen, wenn man Palikanon- und Mahayansutren vergleicht?

    Es ist ja nicht nur die ausführliche Darstellung der Leerheit aller Phänomene, die im Palikanon fehlt, sondern auch die Zufluchtnahme der Mönche und Hausleute in dieser Form: "Möge ich ein Buddha werden zum Wohle aller Wesen" und die Bereitschaft, obwohl man bald mit den Mitteln der TheravadaTradition Nirvana erreichen könnte, drei Äonen zahlloser Zeitalter auf dem Bodhisattvapfad zu üben, fehlt im Palikanon.

    Das ist nun mal ein deutlicher Unterschied.

    Das soll keine Herabsetzung der Theravadapraxis sein, denn die ist ja großartig und etwas Seltenes und Kostbares, aber Unterschiede sind nun mal da und man mag es ja auch so sehen, dass die Theravadapraxis die bessere, realistischere für einen selbst ist. Der Buddha hat es ja jedenfalls diesen Mönchen so gelehrt, die die Palikanonsutten überliefert haben.

    Übrigens gibt es auch zwischen Judentum und Christentum mehr Unterschiede als du erwähnt hast. "Gott ist die Liebe" kommt im Alten Testament nicht vor, Und Jehovah ist im neuen Testament kein Kriegsgott mehr.

    Ob das kleine oder große Unterschiede sind, muss natürlich jeder selbst beurteilen.

    :rainbow:

  • Rudolf
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    • 16. September 2019 um 13:34
    • #41
    void:

    Letzenlich beduetet das, dass "Wagen" einfach einen Benneung ist. Ein (realer) Wagen ist frei von dem Konzept "Wagen". Und ich gehe davon aus, dass das keine seltsame geheime Lehre ist, sondern dass das im Palikanon genauso lgeehrt wird..

    ... dass das im Palikanon genauso gelehrt wird ...... offenbar haben das einige Theravadapraktizierende, die ich in den letzten 20 jahren gelegentlich kennengelernt habe, aber noch nicht entdeckt im Palikanon. Es ist ja auch ziemlich versteckt, oder?

    :rainbow:

  • Rudolf
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    • 16. September 2019 um 13:55
    • #42
    Spock:

    aber der Begriff des "bedingten Entstehen" wird (so viel ich weiss) immer im Kontext der bud. Psychologie verwendet und erklärt die Leidentstehung, wozu zB. auch Gefühle gehören. Ich kenne keine bud. Tradition, die diesen Begriff anders verwendet ausser vllt sinnbildlich, zB. das Beispiel mit dem Wagen.

    Ich verstehe das so, dass der Buddha die "Zwölf Glieder des Bedingten Entstehens" immer nur im Kontext der Psychologie verwendet hat. Aber der Begriff des bedingten Entstehens allgemein hat er auch für andere Produkte verwendet. Oder entsteht ein Wagen etwa nicht aus Ursachen und Bedingungen?

    :rainbow:

  • Helmut
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    • 16. September 2019 um 14:35
    • #43
    void:

    Das was Rudolf hier anspricht wird beispielsweise hier ausgeführt:

    Tibetisches Zentrum:

    Die Prasangika-Madhyamikas mit ihren Hauptvertretern Candrakirti und Shantideva lehnen etwas inhärent Existentes ab. Sie ziehen zur Untermauerung ihrer Ansicht einen Vergleich heran, den der Buddha in einem Sutra gab: Ein Wagen existiert nur als bloße Benennung auf der Grundlage oder in Abhängigkeit von seinen Teilen. Es gibt keinen auffindbaren Faktor "Wagen", den man innerhalb seiner Teile, also auf der Seite des Objekts, ausfindig machen könnte. Der Wagen ist nicht irgendeins der Teile, nicht die Summe der Teile, und er existiert auch nicht getrennt von den Teilen. Man kann also keinen Wagen ausfindig machen, der inhärent existiert, der eine eigene Existenz besitzt. Der Wagen existiert nur in Abhängigkeit, als Benennung abhängig von den Teilen. Das gleiche gilt für die Person, die nur als Begriff existiert, der i

    Letzenlich beduetet das, dass "Wagen" einfach einen Benneung ist. Ein (realer) Wagen ist frei von dem Konzept "Wagen". Und ich gehe davon aus, dass das keine seltsame geheime Lehre ist, sondern dass das im Palikanon genauso lgeehrt wird..

    Candrakirti benutzt im Weisheitskapitel des Madhyamakavatara den Wagen als Beispiel / Analogie um aufzuzeigen, dass die Phänomene leer sind von inhärenter Existenz, leer sind von einem sie bestimmenden Eigenwesen.

    Die Prasangika-Madhyamikas, eine der beiden Schulen des Madhyamaka, begründen dies mit drei Ebenen des abhängigen Bestehens:

    1. Die Phänomene sind leer von inhärenter Existenz, weil sie in Abhängigkeit von Ursachen und Bedingen entstanden sind.
    2. Die Phänomene sind leer von inhärenter Existenz, weil sie in Abhängigkeit verschiedener Teile bestehen.
    3. Die Phänomene sind leer von inhärenter Existenz, weil sie in Abhängigkeit von Benennungen bestehen.

    Letzteres bedeutet u.a., dass ein Phänomen wie ein Wagen oder ein Auto für uns nur existiert, wenn wir einen Begriff, ein Konzept von Wagen oder Auto haben. Es bedeutet aber auch, dass man nicht einfach beliebig nach Lust und Laune benennen kann. Jede Benennung hat ihre jeweilige Benennungsgrundlage, die in der Gesellschaft als solche bekannt und akzeptiert ist.

    Gruß Helmut

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  • void
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    • 16. September 2019 um 14:43
    • Offizieller Beitrag
    • #44
    Rudolf:
    void:

    Letzenlich beduetet das, dass "Wagen" einfach einen Benneung ist. Ein (realer) Wagen ist frei von dem Konzept "Wagen". Und ich gehe davon aus, dass das keine seltsame geheime Lehre ist, sondern dass das im Palikanon genauso lgeehrt wird..

    ... dass das im Palikanon genauso gelehrt wird ...... offenbar haben das einige Theravadapraktizierende, die ich in den letzten 20 jahren gelegentlich kennengelernt habe, aber noch nicht entdeckt im Palikanon. Es ist ja auch ziemlich versteckt, oder?

    Vermuttlich weil Buddha sich nciht für philsophische Augestaltung interessiert. Aber implizit sehe ich das, was Helmut sagt, schon vorhanden: Die ganze Idee von Samsara geht davon aus, dass die Welt die wir wahrnehmen eine Täuschung ist. Die zwölfgliedrige Kette des Bedingten Entstehens zeigt nicht nur, wie Schritt für Schritt über Kontakt hin zu Empfindung und Gefühl sich ein Ich-Konzept ausbildet. Gleichzeitig mit der Illusion des "Subjekts" bildet sich auf der anderen Seite der Dualität die Illusion eines festen Sinnes-Objekts heraus. Beides ist eng miteinander verbunden. Es ist mein sexuelles Begehren, dass ein "begehrendes ich" und die "beehrenswerte Frau" hervorbringt. Objekte des Begehrens und der Abneinung sind Produkte der Wahrnehmung. Die ganze Idee von khandhas macht nur dann Sinn, wenn es dahinter keine "festen realen Objekt" gibt.

    Für mich gibt es einen Buddhismus und der geht auf Buddha Shakyamuni zurück. Weil dieser -wie im Gleichnis vom Pfeil geschildert - sehr mit konkreten Fragen beschäftifte war, blieben Systemtisierung und Philsophie späteren Generationen überlassen. Dabei wurde aber vor allem das vorhandene Material systematisiert und es entstand ein philosophisch geonrdeter abstrakter Buddhismus mit abstrakteren Buddha-Repräsentationen wie Avalokiteshvara. ( was man symbolisch als eine Überlieferung von Buddha Shakyamuni an Bodhisattvas ausgestalten kann) So sehe ich beispielweise in Nagaarjuna jemand, der sich bemühte, der Lehre des Buddhas gerecht zu werden. So wie man bei der Verfilmung eines Buches versucht, den Inhalt komprimierter und eleganter auf den Punkt zu bringen ( und nur im ungüstigen Fall einer "gescheiterten Adaption" verfälscht und verkitscht) Die Idee eines "trügerischen Buddhas" der Nachts ausgewählten Schülern geheime Lehren unterbreitet, die denen des Tages widerprechen, stehe ich äußerst skeptisch gegenüber.

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  • Helmut
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    • 16. September 2019 um 14:53
    • #45
    Spock:
    Rudolf:

    Ich verstehe das so, dass der Buddha die "Zwölf Glieder des Bedingten Entstehens" immer nur im Kontext der Psychologie verwendet hat. Aber der Begriff des bedingten Entstehens allgemein hat er auch für andere Produkte verwendet. Oder entsteht ein Wagen etwa nicht aus Ursachen und Bedingungen?

    Ich weiss nicht was du mit "andere Produkte" meinst. Ursache und Bedingungen beziehen sich ebenfalls auf subjektive Erscheinungen, wenn diese Begriffe innerhalb des bud. Karmakonzepts verwendet werden. Die Wörter selbst kann man natürlich auch alltagssprachlich verwenden, zB. für physikalische Kausalitäten oder Wahrscheinlichkeiten oder ähnliches, aber dann gibt es in meinen Augen praktische Probleme, wenn man das mit dieser Bedeutung wieder in das bud. Konzept zurücküberträgt. Wie soll man dann als Laie zB. "Körper und Geist abfallen" verstehen, wenn die Lesart eine westlich physikalische ist? (Um nur ein beliebiges Beispiel zu nennen)

    Das abhängige Bestehen (Pratiyasamutpada) bezieht sich ja auf alle Phänomene, wäre somit der Oberbegriff.

    Die abhängig existierenden Phänomene selber kann man wiederum in Subjekte und Objekte unterteilen. Die Objekte sind die vielfältigen Wahrnehmungsobjekte unserer äußeren Welt; die Subjekte sind die verschiedenen Bewusstseinsarten, die die äußeren Objekte wahrnehmen, erfassen.

    Die Zwölf Glieder des abhängigen Bestehens sind m.E. eine besondere Form des abhängigen Bestehens, die beschreibt wie wir immer wieder unfreiwillig in den Daseinskreislauf hinein geraten und wie wir uns aber auch aus ihm befreien können.

    Auch das Karmakonzept ist m.E. eine besondere Form des abhängigen Bestehens, denn es beschreibt den Zusammenhang zwischen unseren Handlungen und unserem Erleben; also den Zusammenhang zwischen unseren unheilsamen Handlungen und unserer Erfahrung von Leid und den Zusammenhang zwischen unseren heilsamen Handlungen und unserer Erfahrung von Glück.

    Gruß Helmut

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  • Helmut
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    • 16. September 2019 um 15:29
    • #46
    Spock:

    Phänomene sind erst welche, wenn sie wahrgenommen werden. Ansonsten kann man nicht von einem "Phänomen" sprechen.

    Ja, Wahrnehmungsobjekte und Wahrnehmung existieren in gegenseitiger Abhängigkeit.

    Spock:

    Wie erklärst du die 12 Glieder ohne den Bezug zu willentlichen Handlungen (Karma) wenn das zweite Glied sankhara ist?

    Mir ging es in meinem Beitrag eigentlich nur um eine Strukturierung der Begrifflichkeiten. Es ging mir nicht darum zu erklären was die Zwölf Glieder im einzelnen sind und was ihr Wesen ist.

    Natürlich liegt den Zwölf Gliedern die Unwissenheit und die durch sie motivierten gedanklichen, sprachlichen und körperlichen Taten zugrunde,

    Gruß Helmut

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  • Helmut
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    • 16. September 2019 um 15:45
    • #47
    Spock:
    Helmut:

    Mir ging es in meinem Beitrag eigentlich nur um eine Strukturierung der Begrifflichkeiten. Es ging mir nicht darum zu erklären was die Zwölf Glieder im einzelnen sind und was ihr Wesen ist.

    Meinst du den Erklärstil? Also dass Karmageschichten auch mal sehr ausgeschmückt sein können (zB. von kotessenden Hungergeistern) und der 12er Nexus eben nicht?

    Ich hatte aufgrund verschiedener Beiträge in diesem Thread den Eindruck, dass bezüglich des abhängigen Bestehens begriffliche Unklarheiten gegeben waren. Die habe ich versucht zu klären mittels des logischen Mittels der Beziehung von Allgemeines - Besonderes. Es ging mir um Begriffsklärung. Es ging mir nicht um eine Darstellung was die Zwölf Glieder und Karma sind und auch nicht darum wie beides dargestellt wird.

    Gruß Helmut

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  • Rudolf
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    • 16. September 2019 um 15:56
    • #48
    void:

    Vermuttlich weil Buddha sich nciht für philsophische Augestaltung interessiert.

    "Philosophische Ausgestaltungen" wie Helmut sie andeutet muss man auch nicht folgen.

    Der Buddha erklärt aber im Palikanon mehrmals sehr ausführlich wie man ein Ich unter den Aggregaten nicht finden kann, indem er mit seinen Mönchen alle fünf Aggregate durchgeht und fragt: "Ist dies mein Ich? Nein, denn der Körper, die Empfindungen usw sind unbeständig, entstehen und vergehen" Dies ist schon eine ziemlich gründliche Analyse und wenn man dann auch noch drüber meditiert, ist das eine ausführliche, ins Herz, ins Innere gehende Lehre.

    Diese Art der Analyse mit dieser Häufigkeit und Ausführlichkeit findet man in Bezug auf alle Phänomene nicht im Palikanon.

    Daher findet man in der Theravada-Tradition, in den Abhandlungen, die später den Palikanon zusammenfassen und interpretieren, von einigen Schulen abgesehen, nur die Selbstlosigkeit der Person. Als heute Bekanntester hat Nagarjuna ca. 500 Jahre nach dem Buddha versuchte seine Theravada-Kollegen darauf aufmerksam zu machen, dass alle Phänomene in gleicher Weise leer sind wie das Ich. Daher sein Werk "Grundverse zum mittleren Weg" (an Buddhisten gerichtet, siehe den Anfand des 24. Kapitels) in über 450 Vierzeilern.

    Das hätte er sich ja sparen können, wenn allen früheren Gelehrten im Buddhismus die nicht-Inhärente Bestehensweise aller Phänomenen klar gewesen wäre.

    Das wird in vielen modernen Büchern so beschrieben und wer meint, im Palikanon sei die Leerheit aller Phänomene so gelehrt worden wie im Mahayana, der sollte sich dringend (wenn er Energie hat und Irrtümer beseitigen will) mal mit Wikipedia in Verbindung setzen oder diesen Artikel umschreiben:

    Shunyata – Wikipedia

    Der Satz:[lz]

    Das Prädikat „leer“ bezieht sich im frühbuddhistischen Zusammenhang noch ausschließlich auf die Ichlosigkeit und nicht auf eine angenommene letztendliche Bestehensweise der Daseinsfaktoren (Sanskrit: dharmas, Pali: dhammas),[/lz]

    wäre ja dann unerträglich.

    :rainbow:

  • Alephant
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    • 16. September 2019 um 16:00
    • #49
    Rudolf:
    Vedana:

    Angenommen es ist mit der Aussage "Ein Atomkern ist leer von sich selbst" ein Teil der geistkonstuierten und abgebildeten "Realität" gemeint.

    Nein, damit ist gemeint, dass in einem Atomkern kein Atom zu finden ist. So wie in einem Ich kein ich zu finden ist, wenn man es analytisch sucht. Und auch mit einem Elektronen-Mikroskop oder Teilchenbeschleuniger oder was auch immer wirst du keinen Atomkern finden.

    Das gilt für alle Dinge.

    Thích Nhất Hạnh, glaube ich, hat es mal allgemein formuliert: "Ein Ding besteht aus lauter Sachen, die nicht dieses Ding sind."

    In der Madhyamika-Philosophie wird alles relatvie Bestehen und alles abhängige Entstehen als abhängige Benennung gedeutet.

    Ok ich verstehe. In einem Eimer ist kein Eimer zu finden. Aber was ist mit einem kleineren Eimer? Der würde da doch hineinpassen. Wenn du noch erklärst was ein Ich sein soll, in dem sich sogar noch etwas befinden kann, sich spezifisch aber kein Ich darin befindet, kommt vielleicht ein wenig Vernunft/Licht zum Vorschein.

    Und wenn du noch eine Liste postest, was nun alles Dinge sind und was nicht (es gibt ja auch Illusionen, also Dinge die gar nicht sind, und deswegen auch nicht leer sein können. Dazu gehört zB sowas, was andere auch als Seele bezeichnen), dann wird es vielleicht eine Aussage mit der man was anfangen kann.

    Mir geht es weniger um andere Lehren. Mehr darum klarzustellen, dass der Buddha keine Leerheit einer Person erstens gelehrt hat und zweitens auch weder geheim noch nicht geheim, dass Dinge leer von sich selbst wären.

  • Helmut
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    • 16. September 2019 um 16:20
    • #50
    Vedana:

    Ok ich verstehe. In einem Eimer ist kein Eimer zu finden. Aber was ist mit einem kleineren Eimer? Der würde da doch hineinpassen. Wenn du noch erklärst was ein Ich sein soll, in dem sich sogar noch etwas befinden kann, sich spezifisch aber kein Ich darin befindet, kommt vielleicht ein wenig Vernunft/Licht zum Vorschein.

    Hallo Vedana,

    du hast die Fragestellung nicht verstanden. Es geht nicht darum, um beim Beispiel vom Eimer zu bleiben, ob ein kleiner Eimer in einen großen Eimer passt, sondern darum ob ein Eimer ein Eigenwesen besitzt, das man im Eimer auffinden kann. Könnte man im Eimer ein Eigenwesen, das den Eimer zum Eimer macht, auffinden, dann würde ein Eimer nicht abhängig existieren.

    Vedana:

    Mehr darum klarzustellen, dass der Buddha keine Leerheit einer Person erstens gelehrt hat und zweitens auch weder geheim noch nicht geheim, dass Dinge leer von sich selbst wären.

    Das bedeutet ja, dass deiner Ansicht nach der Buddha bezüglich der Person atta gelehrt haben muss. Bezüglich der anderen Phänomene muss er deiner Ansicht nach dann ja deren beständige Existenz gelehrt haben.

    Gruß Helmut

    Gruß Helmut

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Ausgabe №. 133: „Rausch"

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