Liebe Interessierte,
durch den Newsletter bin ich auf o. a. Kursankündigung aufmerksam geworden und habe mich angemeldet. Der Kursus wird von Lama Kelzang Wangdi geführt.
Schaut mal hier:
Ich finde die Idee, einen solchen Kursus durchzuführen, sehr ungewöhnlich und es hat mich sehr neugierig gemacht. Warum ich mich daran beteiligen werde, hat folgenden Hintergrund:
ein guter Bekannter von mir betätigt sich als Ehrenamtlicher in unserer Stadt. Zu seinen Aufgaben gehört es auch, jungen Flüchtlingen im "Männercafé" einen Treffpunkt zu bieten und sie zu betreuen. Da die Flüchtlinge meistens einen muslimischen Hintergrund haben und gerne Wissenslücken füllen möchten, kamen alle gemeinsam auf die Idee, mal einen öffentlichen Abend zu veranstalten, an dem sich die verschiedenen Religionen durch eine(n) Vortragende(n) vorstellen (die Ankündigung dieser Veranstaltung stand auch in der Zeitung). So kam mein Bekannter auf die Idee, mich anzusprechen und zu bitten, den buddhistischen Teil vorzutragen, da er sich daran erinnerte, dass ich Buddhistin bin. Ich war sehr perplex über diese Ansprache, denn ich bin zwar Buddhistin, aber deshalb kann ich doch nicht automatisch einen Vortrag darüber halten! - Und wo soll ich anfangen, wenn meine Zuhörer null Ahnung haben? Ich hätte voraussichtlich nur 20 Minuten Redezeit gehabt. Wie kann man Nicht-Buddhisten in 20 Minuten die Essenz des Buddhismus klarmachen? Dazu muss man schließlich die Leute wenigstens ein bisschen kennen, was ihnen so durch den Kopf geht. Viele Muslime haben ein völlig falsches Bild vom Buddhismus, denn sie denken, dass im Buddhismus Götter angebetet werden. Schließlich sehen sie ja überall bei den Buddhisten Buddhastatuen verschiedenster Art herumstehen! Und Bildnisse sind für Moslems ein Problem. Man muss auch bedenken, dass etliche von ihnen nicht so sehr gebildet sind, sie kommen aus Dörfern und sie haben, außer der Kriegserfahrung, mutmaßlich nicht so die Möglichkeit, sich täglich ihren Horizont zu erweitern, vielleicht wollen sie das auch nicht. Bestenfalls glauben sie noch, dass zumindest der Buddha angebetet wird, und er etwa so eine ähnliche Stellung hat wie Mohammed im Islam ("Prophetenstatus", wobei man gleichzeitig auch überlegen muss, wie sie einen Propheten definieren, denn das weicht ab von der Vorstellung eines Erleuchteten). Also, je mehr ich darüber nachdachte, desto problematischer kam mir die ganze Sache vor, und ich dachte mir: wo soll ich anfangen, wo soll ich enden, wenn ich nur 20 Minuten Redezeit habe?!
Schließlich antwortete ich meinem Bekannten, dass ich das Angebot ablehne, ich würde aber sehr gerne als Zuschauerin der Veranstaltung beiwohnen.
Die Veranstaltung lief dann folgendermaßen ab: Zuerst sprach der Imam der Ahmadiya-Gemeinde. Da der Pastor i. R. sich verspätete, musste der Imam länger reden, so lange, bis der Pastor eintraf. Das fing also schon mal mit ungünstigen Schwerpunkten an. Aus dem jüdischen Bereich kam leider niemand, denn der Rabbi war, weil genau an diesem Tag ein Holocaust-Gedenktag war, unabkömmlich. Aus dem hinduistischen Bereich kam auch niemand, obwohl ich eine tamilische Bekannte habe und sie um Hilfe bat. Nur jemand von den Freien Humanisten aus dem südlichen Hamburg ließ sich noch zu einem Vortrag bewegen, leider war es (aus meiner Sicht) inhaltlich zu allgemein und ich hatte den Eindruck, dass es die Moslems perplex gemacht hatte, sie aber aus Höflichkeit schwiegen. Leider waren auch fast keine deutschen Zuhörer gekommen; die wenigen Deutschen, die gekommen waren, waren männlich. Außer mir war nur noch eine einzige Frau anwesend, das war ein muslimisches Ehepaar, der Mann ein Professor, tätig an der Hamburger Uni, die Frau eine vielfach aktive Ehrenamtliche in unserer Stadt, die auch oft in der Presse genannt wird. Man ging dazu über, sie dazu zu bewegen, den Arabisch-Dolmetscher zu unterstützen, was sie lebhaft und gern tat. Außerdem war gleichzeitig noch ein Farsi-Dolmetscher anwesend, der wiederum vom Arabischen ins Farsi übersetzte. Also alles sehr umständlich. Wenn man zwei Mal um die Ecke übersetzen muss, gehen ja auch Inhalte verloren oder verzerren sich.
Zusammengefasst kann ich sagen: mein Eindruck war, dass die Veranstaltung misslungen war. Das liegt jetzt bald zwei Jahre zurück.
Zwar bin ich mir nicht sicher, ob ich nach Besuch des o. a. genannten Kurses besser präpariert bin, den Buddhismus zu repräsentieren, wenn man mich fragt, aber schon allein der Titel begeistert mich. Das ist mal was Anderes, nicht Alltägliches, unter den buddhistischen Kursen.
Auch wenn ich im Zweifel bin, woran es aus des Lamas Sicht auf muslimischer Seite im Verständnis hapert. Ich werde ihm meine Geschichte erzählen, wenn er jeden Einzelnen fragt, warum er/sie zu diesem Kursus gekommen ist.
Ansonsten lasse ich mich überraschen. Vielleicht finden einige unter Euch dieses Thema auch sehr spannend, darum entschloss ich mich, es hier mal vorzustellen.
Liebe Grüße von Amdap