Sich von Anhaftungen befreien

  • Vielen Dank dafür! Finde ich einen lesenswerten Text. Er kommt mir in weiten Teilen sehr un-zen-haft vor, aber da kenne ich mich nicht wirklich aus, und stört mich auch nicht.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • da wird halt Zen mit Psychologie gemischt. Als ich es gelesen habe, hatte ich den Eindruck, dass unterstellt wird, dass Zen alleine mit hoher Wahrscheiblichkeit zum "spiritual bypassing" führt und man diese "innere Friedenskonferenz" von Anfang an dazu packen muss, damit das nicht passiert.


    Ich glaube eher, dass es bei manchen Übenden eben fast zwangsläufig erstmal zum Bypassing kommt, egal welche Richtung man praktiziert, aber dass man in der Bypassing-Phase auch Kraft sammelt, um sich irgendwann den Kellerkindern stellen zu können. Viele fangen ja gerade deshalb mit dem Üben an, weil sie sonst an ihren Schattenseiten verzweifeln würden und sich mit dem Verstand lange daran wund gerieben haben. Sogar Verdrängen hat vielleicht manchmal seine Zeit. Zen für sich allein bietet aber ja schon das Handwerkszeug, um zu erkennen, wann es an der Zeit ist, die Verdrängung (vielleicht auch Schrittweise) hinter sich zu lassen.


    Diese Idee mit der "Friedenskonferenz" kann ja selber auch wieder zur Selbstoptimierungsfalle werden. Dann verdrängt man vielleicht nicht, aber meint alles zurecht biegen zu können.


    Gerade deshalb will Zen ja so wenig wie möglich in die Suppe werfen, weil alles scheinbar verstehbare auch misverstanden werden kann.

  • da wird halt Zen mit Psychologie gemischt. ...


    Gut, dass einmal das Thema angesprochen wird wie man Anhaftungen los wird, denn diese loszuwerden ist für die Entwicklung eines klaren Geistes enorm wichtig und für ein Beseitigen der geistigen Leiden. Ich finde den Text ähnlich wie Niemand eher allgemein und am Ende nicht so konkret.


    Ich habe zwei ganz große Anhaftungen gehabt. Die erste bin ich durch Analyse und Einsicht losgeworden, die zweite durch ein Erlebnis, das in mir große Freude auslöste.


    Bei der ersten Anhaftung habe ich sehr lange meine Gedanken betrachtet und überprüft, ob sie richtig sind. Manchmal war mir aufgrund eines wiedereingefallenen Erlebnisses völlig klar, dass ich mich täusche und das Objekt der Anhaftung gar nicht gut für mich ist. Dann kam mein Geist und wischte die Erkenntnis der Täuschung weg, damit ich wieder dieser Anhaftung frönen kann, weil mir da scheinbar etwas wichtiges entgangen ist. Und das tausende Male. Es war eine Analyse von verwickelten Einzelheiten über mehrere Jahre, die ohne einen klaren Geist schwer aus dem Ganzen herausgelöst und separat hätten betrachtet werden können. Die dieser Anhaftung zugrundeliegende Gier und Verzweiflung habe ich wohl durch Metta-Meditation abschwächen können und daraufhin konnte mein Geist die erkannten Täuschungen nicht mehr so einfach wegwischen. Mit der Zeit erkannte ich immer mehr Täuschungen und irgendwann konnte ich loslassen, denn bei so vielen Täuschungen, kann man an dem Anhaftungsobjekt selbst auch nichts mehr finden, was man haben will.


    Aufgrund dieser Erfahrung halte ich Beobachtung der Gedanken und deren Analyse für sehr wichtig um Täuschungen erkennen zu können. Runterarbeiten der Gier um loslassen zu können ist der weitere wichtige Schritt, damit der Geist nicht einfach alles wegwischt und sich wieder das greift was er haben möchte.


    Die andere schwere Anhaftung ging weg nachdem ich nach fast 20 Jahren im Ausland und einem Intermezzo von 10 Jahren noch anderswo wieder in meinen Heimatort zurückkam. In meinem Heimatort zurück kamen so viele schöne Erinnerungen von früher hoch. Ich hatte dort damals als Jugendlicher eine sehr sehr schöne Zeit. Ich hatte großes Glück liebe Menschen von damals wiederzutreffen. Das Wiederfinden der schönen Zeit von damals in meinem Heimatort nach vielen vielen psychisch anstrengenden Jahren im Ausland gab mir ein tiefes Gefühl der Freude und Dankbarkeit. Die guten Erinnerungen hatten eine große positive Kraft und es war alles noch da. Einige Menschen waren gestorben, aber vielen waren noch da. Ein eher zurückhaltender Mensch gewesen zu sein hat sehr beigetragen, dass man sich im Guten an mich erinnerte.


    Mir wurde klar, dass es das jetzt ist. Mehr als das brauche ich nicht. Diese zweite schwere Anhaftung brauche ich nicht mehr. Der freundliche Geist aus der Freude an die gute Zeit von damals und dass alles noch da ist, gibt mir Zufriedenheit und Freude. Aus dem Kontrast mit der wahren Freude meinen Heimatort und die Menschen von damals wiederzusehen habe ich die "Freude" aus der zweiten Anhaftung als unecht, kurzzeitig und nur leiderverschlimmern erkannt. Das konnte ich vorher nicht. Ich hatte nichts anderes. Man muss Dinge haben, an denen man echte Freude hat. Das ist enorm wichtig, sonst geht die Psyche auf den Zahnfleisch und findet in der Not als Ausweg nur Anhaftungen. Echte Freude bringen nie irgendwelche Dinge, die man haben kann. Es sind immer schöne Erlebnisse, die ein freundlicher Geist dankbar aufnimmt, und sei es einfach das Betrachten der Blume, die Buddha einmal in einer Lehrrede hochgehalten hat.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

    Einmal editiert, zuletzt von Anandasa ()

  • Man muss Dinge haben, an denen man echte Freude hat. Das ist enorm wichtig, sonst geht die Psyche auf den Zahnfleisch und findet in der Not als Ausweg nur Anhaftungen

    das seh ich auch so. Die Herausforderung bei spirituellen Menschen ist halt, diese Freude trotz oder sogar wegen der Vergänglichkeit wahr zu nehmen und nicht wieder zu versuchen, etwas Festes daraus zu zimmern.

    Ich dachte und denke auch immer wieder mal "wozu das alles, wo es doch eh nichts gibt, an das man sich halten kann". Da stehen dann Resignation gegen Anhaftung und Beides sind Extreme denen was fehlt. Wahrscheinlich ist Resignation eigentlich auch Anhaftung, aber schwerer als solche zu erkennen

    In der Resignation wird die Psyche lätschig und in der Anhaftung an Schönem wird sie hibbelig. Das kann dann zum Ping-Pong-Spiel werden. Bei der "echten Freude", wie Du schreibst ist es eher so eine "aktive Ruhe".

  • Wahrscheinlich ist Resignation eigentlich auch Anhaftung, (...)

    Aber sicher. Das ist IMHO in Reinform "Hass" aus den Edlen Wahrheiten ("solange die Situation so ist, kann ich nicht glücklich sein"),


    Meine Erfahrung: Eine permanente Liebende-Güte-Praxis kann sehr helfen, Freude ohne Anhaftung zu erleben. Wobei ich statt Freude eher Gleichmut und innerer Frieden sagen würde. Das ist schon ein anderes Erleben im Vergleich zu Freude, die sich aus externen Quellen speist. (Aber das hängt natürlich davon ab, was man selbst mit dem Begriff "Freude" verknüpft).


    Wahrscheinlich meinst Du etwas ähnliches mit "aktiver Ruhe".


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Zitat

    Wahrscheinlich ist Resignation eigentlich auch Anhaftung, (...)


    Im Zen wird oftmals zunächst die Akzeptanz eines Problems empfohlen.

    Wo ist hier der Unterschied Akzeptanz ====> Resignation?


    Liebe Grüße von Schneelöwin

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Wo ist hier der Unterschied Akzeptanz ====> Resignation?

    Ich denke, Resignation ist mit einem Gefühl des "Gescheitertseins" und Hoffnungslosigkeit verbunden, also eher ein "es hat ja eh keinen Zweck", wohingegen Akzeptanz den Raum öffnet. Da gibt es weder Scheitern, noch Erfolg. Die Akzeptanz zeigt ins Leben hinein und Resignation stiehlt sich hinaus. Akzeptanz geht durch das Problem hindurch und Resignation blendet es bloß aus.

  • das seh ich auch so. Die Herausforderung bei spirituellen Menschen ist halt, diese Freude trotz oder sogar wegen der Vergänglichkeit wahr zu nehmen und nicht wieder zu versuchen, etwas Festes daraus zu zimmern.

    Ich dachte und denke auch immer wieder mal "wozu das alles, wo es doch eh nichts gibt, an das man sich halten kann". Da stehen dann Resignation gegen Anhaftung und Beides sind Extreme denen was fehlt. Wahrscheinlich ist Resignation eigentlich auch Anhaftung, aber schwerer als solche zu erkennen

    In der Resignation wird die Psyche lätschig und in der Anhaftung an Schönem wird sie hibbelig. Das kann dann zum Ping-Pong-Spiel werden. Bei der "echten Freude", wie Du schreibst ist es eher so eine "aktive Ruhe".

    Die letzten 7 Jahre habe ich damit verbracht das "Feste" aus meinem Kopf wieder rauszubekommen, weil so ab 40 fängt es an ein Problem zu werden. Davor habe ich 30 Jahre damit verbracht das "Feste" schrittweise immer weiter aufzubauen. Irgendwann danach habe ich gemerkt, dass es nicht funktioniert. Aus Verzweiflung dann wie wild was "Festes" aufgebaut. Nicht logisch, aber psychisch die Folge, wenn man nicht Bescheid weiß. Wenn ich nicht mal zufällig auf ein buddhistisches Buch gestoßen wäre, wüsste ich nicht, in welchem Zustand ich jetzt im Kopf wäre und wieviele Jahre noch vergeudet worden wären ...


    Die Lehrrede von Buddha, in der er nur die Blume hochhält, habe ich nur so aufgeführt, weil ich eine bildhafte Beschreibung brauchte und dadurch auf eine Blume kam. Jetzt im Nachhinein würde ich sagen, dass diese Lehrrede mit der Blume wohl viel wichtiger ist als ich bisher gedacht habe. Das sollte ich weiter untersuchen ;-).


    Zitat

    Ich denke, Resignation ist mit einem Gefühl des "Gescheitertseins" und Hoffnungslosigkeit verbunden, also eher ein "es hat ja eh keinen Zweck", wohingegen Akzeptanz den Raum öffnet.


    "Es hat ja eh keinen Zweck" führt zu einem Gefühl der Ausweglosigkeit. Das ist oft der Anfang von Depressionen. Ich hatte auch dieses Gefühl der Ausweglosigkeit. Hatte dann später Glück gehabt und gemerkt, dass es nicht ausweglos ist und mein Glück noch gefunden. Hätte ich es sofort akzeptiert, hätte ich es nicht mehr geschafft. Vielleicht akzeptieren ohne aufzugeben.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • "Es hat ja eh keinen Zweck" führt zu einem Gefühl der Ausweglosigkeit. Das ist oft der Anfang von Depressionen. Ich hatte auch dieses Gefühl der Ausweglosigkeit. Hatte dann später Glück gehabt und gemerkt, dass es nicht ausweglos ist und mein Glück noch gefunden. Hätte ich es sofort akzeptiert, hätte ich es nicht mehr geschafft. Vielleicht akzeptieren ohne aufzugeben.

    Bin jetzt nicht mehr dieser Meinung ... :-). Hätte ich die Dinge akzeptiert, hätte ich wohl gar nicht die Gestaltung eines Rückstandes aufgebaut und damit auch gar keine Aversion entwickelt, die mir nur das Leben schwer gemacht hat und nur ständig weiter aufgebaut hat.


    Viele Gedanken zu analysieren hätte es trotzdem gegeben, denn was mir an falschen Sachen als Kind alles eingeredet worden ist, muss durch hinterfragen validiert und rausgeschmissen werden. Pubertät hat schon seinen Sinn.


    Um Anhaftungen zu vermeiden finde ich es hilfreich sich periodisch mehrmals am Tag zu unterbrechen. Ich habe z.B. an der Arbeit einen Alarm in Outlook, der periodisch hochgeht. Dann schaue ich auf eine selbst angefertige Collage mit Bildern aus meiner schönen Jugendzeit. Dadurch werde ich gedanklich zurückversetzt, ich habe wieder den geistigen Modus von früher im Kopf ohne die vielen später entwickelten Anhaftungen. Ich sehe vor dem geistigen Auge die Diskrepanz und was sich seit der letzten Unterbrechung wieder herangebildet hat, womit ich dann versuche wieder aufzuhören.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Einen habe ich noch: Es ist sehr wichtig zu wissen wie der Mechanismus funktioniert, der zu Anhaftungen führt. Wenn man das versteht, sieht man es viel früher kommen und bessere Chancen nicht darauf einzugehen. Ich hatte mal ein Erlebnis, das zu ständig weiterer Anhaftung führte. Damals wusste ich über die Lehre Buddhas schon ganz gut Bescheid und konnte das Entstehen sehr gut beobachten.


    An einem Sonntagsausfluig besichtigten wir ein Kloster. In der Klosterkirche war hinter dem Altar an der Wand ein übergroßes Jesus-Bild als Mosaik angebracht mit Jesus mit ausgebreiteten Armen statt am Kreuz wie meistens. Das Bild mit den ausgebreiteten Armen hat mich irgendwie berührt. Es erinnerte mich an die Christus-Statue in Rio de Janeiro, die auch weit ausgebreitete Arme hat. Im Internet sah ich mir Bilder von Rio an. Landschaftlich einfach traumhaft gelegen. Ich mochte schon immer Bossa Nova, der ursprünglich aus Rio stammt. Also hörte ich wieder Bossa Nova. Dadurch begann ich dann so wirklich zu träumen. Schließlich erinnerte ich mich an eine brasilianische Arbeitskollegin von früher und die Träume drehten sich eine Runde weiter.


    Im Gehirn bilden sich sozusagen regelrechte Autobahnen, auf denen die Neuronen runterrasen und die Anhaftung immer weiter aufbauen. Die Autobahnen werden breiter, die Neigung nimmt zu. Es wird immer schwerer aus der Anhaftung auszusteigen. Das Wissen durch diese Beobachtung um die Spirale, die sich immer weiter dreht, hilft mir jetzt sehr Anhaftungen früh zu erkennen und auszusteigen.


    Dieses Christus-Bild mit den ausgebreiteten Armen hat mich am Anfang sehr berührt. Denke, man muss hier auf die Gefühlswelt sehr aufpassen. Gefühle öffnen die Pforte zu den Gestaltungen und zu den Begierden. Wichtig sich an die positiven Emotionen zu halten wie Güte, Mitgefühl, Freundlichkeit, usw. Metta entwickelt dagegen das Herz.


    Anhaftungen geht auch ein Mangeldenken voraus. Es gibt ein Defizit. Etwas muss nachgeholt werden. Ich denke das Betrachten der Lotusblume, die Buddha in dieser Lehrrede hochhielt, mit einem Lächeln und der daraus folgenden Geisteshaltung ist das Beste, was man erreichen kann. "Danach" kümmert man sich um andere Menschen, Tiere, etc.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Anandasa Wenn Du jetzt noch die Khandha zum Angleich nimmst wird es interessant. 1. das Körperlich, irgendwie muss Du ja in die Kirche kommen. 2: die Wahrnehmung des Christus. 3: die Gefühle die sich mit anderen 4. Gestaltungen durch den 5. Bewusstseinssuchlauf zu anderen Erinnerungen durchschlängeln und dann kommt das Ich und ergreift die ach so schönen Träume und entwickelt, wenn man Pech hat, Anstrengungen zu unternehmen um die Anhaftung in Wirklichkeit zu wirken. Haut die Verwirklichung nicht hin ist man unglücklich, gelingt es ist man glücklich und beides verwehrt beim ersten Hauch der Erkenntnis von Anhaftung.

    Eine gute Nacht Dir und Träume die genau da hin gehören, in den Schlaf. Sind die Augen auf gehen alle Träume verloren.

  • Dann schaue ich auf eine selbst angefertige Collage mit Bildern aus meiner schönen Jugendzeit. Dadurch werde ich gedanklich zurückversetzt, ich habe wieder den geistigen Modus von früher im Kopf ohne die vielen später entwickelten Anhaftungen.

    Vielleicht ist es ja auch so, dass man sich nach jahrelangem Meditieren leichter und öfter an den Zustand auf dem Meditationskissen erinnern kann. So nach dem Motto "Wenn ich jetzt auf dem Kissen säße würde mich das viel weniger aufkratzen was ich im Moment erlebe" und irgendwann wird die Erinnerung dauerhaft und relativiert den aufwühlenden Einfluss des Erlebten während es geschieht. Das wäre dann halt kein gedankliches Zurückversetzen, sondern ein paralleles Zulassen von etwas, das wir abseits des Kissens sonst viel zu leicht komplett verschütten.

  • Einen habe ich noch: Es ist sehr wichtig zu wissen wie der Mechanismus funktioniert, der zu Anhaftungen führt. Wenn man das versteht, sieht man es viel früher kommen und bessere Chancen nicht darauf einzugehen. Ich hatte mal ein Erlebnis, das zu ständig weiterer Anhaftung führte. Damals wusste ich über die Lehre Buddhas schon ganz gut Bescheid und konnte das Entstehen sehr gut beobachten.


    An einem Sonntagsausfluig besichtigten wir ein Kloster. In der Klosterkirche war hinter dem Altar an der Wand ein übergroßes Jesus-Bild als Mosaik angebracht mit Jesus mit ausgebreiteten Armen statt am Kreuz wie meistens. Das Bild mit den ausgebreiteten Armen hat mich irgendwie berührt. Es erinnerte mich an die Christus-Statue in Rio de Janeiro, die auch weit ausgebreitete Arme hat. Im Internet sah ich mir Bilder von Rio an. Landschaftlich einfach traumhaft gelegen. Ich mochte schon immer Bossa Nova, der ursprünglich aus Rio stammt. Also hörte ich wieder Bossa Nova. Dadurch begann ich dann so wirklich zu träumen. Schließlich erinnerte ich mich an eine brasilianische Arbeitskollegin von früher und die Träume drehten sich eine Runde weiter.

    Das erinnert mich an NLP - neurolinguistisches Programmieren. Da wird Positives verknüpft, um aus einer negativen Denkweise herauszukommen.

    Es ist also nicht unbedingt unheilsam. Das zu beobachten und daraus sein Schlüsse zu ziehen, z.B. es geht mir jetzt gut, weil ich positiv denke, ist die nächste Hürde. Nämlich, es geht mir gut weil - und nicht es ist alles gut (ohne weil).


    Ich denke, es geht zu Beginn gar nicht ohne Anhaftung. Zuerst - je nach "Schädigung" - klammern wir uns an jedem Strohhalm fest, an unseren Überzeugungen, möglicherweise glauben wir etwas, letztlich klammern wir uns an Texten und möglichen Aussagen der Lehre, zum Schluss vielleicht können wir all das loslassen. Es ist verinnerlicht, es braucht keine Krampfanfälle mehr. Das Floß kann losgelassen werden. Wir können schwimmen bzw. alleine gehen. Die Angst fällt weg, etwas falsch zu machen. Was bleibt - einfach Schritt für Schritt tun oder lassen.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Wenn Du jetzt noch die Khandha zum Angleich nimmst wird es interessant. 1. das Körperlich, irgendwie muss Du ja in die Kirche kommen. 2: die Wahrnehmung des Christus. 3: die Gefühle die sich mit anderen 4. Gestaltungen durch den 5. Bewusstseinssuchlauf zu anderen Erinnerungen durchschlängeln

    Noreply: Danke für den HInweis auf die Skandhas. Das gibt mir den Zusammenhang zu Buddhas Lehre :-).


    Ellviral:

    und dann kommt das Ich und ergreift die ach so schönen Träume und entwickelt, wenn man Pech hat, Anstrengungen zu unternehmen um die Anhaftung in Wirklichkeit zu wirken. Haut die Verwirklichung nicht hin ist man unglücklich, gelingt es ist man glücklich und beides verwehrt beim ersten Hauch der Erkenntnis von Anhaftung.

    und wenn man Pech hat ... Genauso ist es. Mir kam damals schon der Gedanke einen Portugiesisch-Kurs zu nehmen wegen Bossa Nova und Rio. War nur ein Gedanke, aber ich hätte ihm erliegen können.


    Für mich ist statt ‚Akzeptanz‘ der Gedanke/ die Erfahrung näher, dass ‚ich‘ die Dinge nicht besitze, sie in Ruhe lasse. Dadurch entsteht eine Trennung von Problem und Person bzw. die Identifikation entfällt.

    Man besitzt die Dinge gar nicht. "Das bin ich nicht, das ist nicht mein selbst.". Das kenne ich zwar, habe es aber nie so wirklich angewandt. Das muss ich in Zukunft machen. Anhaftungen abwehren ist das Naheliegende und die normale Abwehrreaktion. Sich immer wieder zu sage, dass einem das nicht gehört, muss man sich immer wieder ins Bewusstsein holen, und ist daher wohl schwieriger. Aber das werde ich mir aufgreifen. Danke!


    So nach dem Motto "Wenn ich jetzt auf dem Kissen säße würde mich das viel weniger aufkratzen was ich im Moment erlebe" und irgendwann wird die Erinnerung dauerhaft und relativiert den aufwühlenden Einfluss des Erlebten während es geschieht.

    Niemand: Du meinst den Zustand während der Meditation versuchen nachher weiterzutragen und in diesem gedanklichen Zustand zu bleiben? Sobald ich morgens ins Büro komme schalte ich in einen anderen Modus (ohne es zu merken oder merke es viel zu spät). Sollte ich mal versuchen diesen Zustand bewusst zu halten :-).

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Zitat

    Niemand: So nach dem Motto "Wenn ich jetzt auf dem Kissen säße würde mich das viel weniger aufkratzen was ich im Moment erlebe" und irgendwann wird die Erinnerung dauerhaft und relativiert den aufwühlenden Einfluss des Erlebten während es geschieht.

    Du meinst den Zustand während der Meditation versuchen nachher weiterzutragen und in diesem gedanklichen Zustand zu bleiben? Sobald ich morgens ins Büro komme schalte ich in einen anderen Modus (ohne es zu merken oder merke es viel zu spät). Sollte ich mal versuchen diesen Zustand bewusst zu halten :-).

    Ja, das ist empfehlenswert. So habe ich die letzten Jahre im Büro (meistens) den Zustand aufrecht erhalten können. Der Erfolg dabei ist nicht nur die Fähigkeit, langsamer bzw. achtsamer auf eine Situation re-agieren zu können, es war mir dadurch sogar möglich, Situationen im voraus wahrzunehmen. Zum Beispiel stellte ich fest, dass ich mich (unbewusst) um eine bestimmte Arbeit kümmerte und sehr schnell alles erledigte, worauf hin ich dann sah, dass ganz andere Aufgaben plötzlich vonnöten waren, weil etwas Unerwartetes passiert war. Oder umgekehrt, ich trödelte vor mich hin und der Tag hatte seine "große Entspannung" parat. Ich konnte mich immer auf mein Gefühl verlassen. Ich denke, weil ich besser "zuhörte" (nach innen und außen), also die Intuition Raum gewann.


    Gelingen kann das m.E. nur, wenn die Meditation nicht das einzige ist, was Du praktizierst. Das wichtigste - aus meiner Erfahrung - ist die Achtsamkeit von Moment zu Moment, immer und immer wieder, so wie es im Zen heißt: "Immer wieder die Kuh aus dem Beet holen".

    _()_

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  • Niemand : Du meinst den Zustand während der Meditation versuchen nachher weiterzutragen und in diesem gedanklichen Zustand zu bleiben? Sobald ich morgens ins Büro komme schalte ich in einen anderen Modus (ohne es zu merken oder merke es viel zu spät). Sollte ich mal versuchen diesen Zustand bewusst zu halten :-).

    ich mein eher, immer zwischendurch mal 'leer' werden und ein Stück weit neu anfangen. Also zumindest beim Zen lässt man auf dem Kissen ja möglichst alles los, auch die positiven Gedanken und Gefühle. Da kann man ja auch im Alltag kurz innehalten und ein paar bewusste Atemzüge machen. Du machst das ja auch mit dem "Innehalten" (ich glaub Du hattest es auch so formuliert).

  • Ja, z.B. wenn das Telefon klingelt, bewusst innehalten und aufstehen zum Telefonieren.

    _()_

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  • Das ist wirklich eine tolle Erfahrung wenn das das erste Mal gelingt. Ich kann dann in Echtzeit betrachten wie Person erscheint und vergeht. Da ist dann auch keine Frage mehr was denn nun bleibt um irgendwo anzuhaften..

  • Zitat

    Khandro Rinpoche sagte einmal, dass westliches Publikum auf bestimmte Wörter wie auf Knopfdruck reagierte. Es mache Spaß, diese Wörter auszusprechen und die Reaktionen

    zu beobachten. Eines dieser Wörter sei "aufgeben" oder "nachgeben". Ein anderes "Verzicht". Jeder zucke zusammen, wenn sie sage: "Wir müssen Verzicht üben".

    Und jeder frage: "Auf was müssen wir denn verzichten? Was müssen wir aufgeben?" Und doch ist Verzicht eine zentrale Stufe auf dem Pfad. Verzicht muss nicht unbedingt bedeuten,

    sein Heim und seine Familie aufzugeben und in die Hauslosigkeit zu gehen, wie es der Buddha tat. Sein Zuhause hinter sich zu lassen ist nicht die einzige Form von Verzicht.

    Ich glaube, geistiger Verzicht ist auf vielerlei Art und Weise sehr viel schwieriger . Es ist nicht einfach, liebgewonnene (wenn auch wenig hilfreiche) Gedankenmuster aufzugeben

    und sich in der Gegenwart aufzuhalten, anstatt sich in Erinnerungen, Erwartungen, Phantasien und cleveren Spekulationen zu ergehen. All dies ist sehr schwierig aufzugeben.

    Selbst Leute, die scheinbar sehr einfach leben, haben ein oft sehr luxuriös eingerichtetes Innenleben. Ich spreche hier aus Erfahrung. Es ist schwierig, an rein gar nichts

    anzuhaften. Es ist besonders schwierig, die Anhaftung an das Bild dessen, das "Ich" bin, aufzugeben, es einfach fallen zu lassen.

    Wir müssen Schritt für Schritt lernen, wie man das tut. Genau darum geht es im Zazen. Man sitzt einfach nur. Der Körper bewegt sich nicht. Die Stimme drückt sich nicht aus.

    Und der Geist selbst lässt los und ist einfach nur präsent. Man darf hoffen, dass man währenddessen nicht irgendwelchen Phantasien nachhängt.

    Es ist zu hoffen, dass man in einem Zustand der Nacktheit und absoluter Einfachheit verweilt. Das ist der ultimative Verzicht.


    Ani Tenzin Palmo ("Weibliche Weisheit vom Dach der Welt" - Seite 48)

  • Und wenn man dann, wenn Gedankenstille geherrscht hat mit Gedankenspielen anfängt kommen einem die besten Lösungen wenn man nicht sofort danach greift und hektisch wird das jetzt zu tun. Dann hat das Hirn endlich Freiraum in dem es spielen kann ohne diese drängende Person.

  • Und wenn man dann, wenn Gedankenstille geherrscht hat mit Gedankenspielen anfängt kommen einem die besten Lösungen wenn man nicht sofort danach greift und hektisch wird das jetzt zu tun. Dann hat das Hirn endlich Freiraum in dem es spielen kann ohne diese drängende Person.

    bei den Gedankenspielen ist die Person doch da, nur eben nicht so drängend und machtgeil!?

    Ich sehs auch so, dass man sichs dann am besten nur anschaut und als Möglichkeit für morgen gleich wieder ruhen lässt.

    Oft sind die tollen Lösungen am nächsten Tag ja schon nicht mehr so toll und die, die übrig bleiben sind einen Versuch wert.

    Also - nicht an den schnellen Lösungen anhaften, um beim Thema des Threads zu bleiben.

  • Ich halte meine Gedanken die am Morgen so einfach mal da sind schriftlich fest. Nicht um anzuhaften sonder um dem Denken eine Möglickeit zu geben weiter zu erfinden. Nich darüber nachdenken wollen sondern weiter zuhörern was denn so mein Unbewusstes zu sagen hat. Denn das nutzt die Zeit der Gedankenfreiheit weil es nichts anderes zu tun hat als mit sich zu spielen.

  • Mir hilft dabei die Meditationserfahrung. Jedenfalls bilde ich mir ein, dass ich auch außerhalb der Meditation es manchmal im Alltag einfacher habe, Dinge ziehen zu lassen, wie ich es in der Meditation übe.