Was ist Nirwana?

  • Ich habe gelernt Nirwana ist das höchste Glück. Wenn man das Leid beendet. Und das Dharma erkennt. Damit kann ich was anfangen und richte mich auch danach. Und das die Erleuchtung das Erkennen der eigenen Buddha-Natur ist. Da hab ich ein positives Gefühl. Also kann mir etwas vorstellen. Aber die Nirwana als Shuntaya (Leerheit) da habe ich Probleme. Kann mir unter der Leerheit nichts vorstellen. Würde mich freuen wenn mir jemand mit einfachen Worten mich einiger Massen aufklären könnte, damit die Fragezeichen weggehen :)

  • Aber die Nirwana als Shuntaya (Leerheit) da habe ich Probleme. Kann mir unter der Leerheit nichts vorstellen.:)

    Leerheit wird in den verschiedenen buddhistischen Schulen / Philosophien unterschiedlich definiert. Im Kern geht es aber meines Erachtens immer darum etwas zu verneinen. Die Leerheit ist logisch gesehen eine reine Negation. Sie verneint eine aus sich heraus bestehende Eigenexistenz der Phänomene.


    Nirvana / Nibbana ist die Abwesenheit aller Leiden samt ihren Ursachen. In dem Sinne ist auch Nirvana eine Negation. Nirvana drückt aus was überwunden und beseitigt wurde durch die Übung der wahren Pfade (4.Edle Wahrheit).


    Beide gleichen sich darin, dass sie nichts bestätigen. Ich würde aber Nirvana und Leerheit nicht gleichsetzen, weil sie unterschiedliche Objekte verneinen.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Ich finde, du warst doch schon auf einem guten Weg, ich zitiere dich hier mal:


    Zitat

    Die Welt ist nichts mehr als eine mentale Konstruktion, somit nur Traum, nicht seiend. Nichtseiend ist aber auch der Träumer (Ich), denn ist die Welt nur Traum, dann ist auch der Träumer (Ich) nur geträumt. Mit dieser Auffassung vertritt der Vijñānavāda einen konsequenten Idealismus.

    Das steht in Wikipedia über Vijnanavada. Demnach ist in uns und außerhalb nur Illusion.

    ich war da nur etwas irritiert, da ich nicht wusste was Vijnanavada ist. Das ist die nur-Geist-Schule des Mahayana Buddhismus, sehe ich jetzt. Das ist doch gut, wenn du dazu einen Zugang hast.


    Ich kenne es so, dass man das immer wieder kontemplieren soll. Man wird dann auch sehr entspannt, was einen selbst betrifft und das, was einem so alles passiert...

  • Nirvana ist die Abwesenheit von Gier, Hass und Verblendung:

    Zitat

    Insofern man, Brahmane, diese restlose Erlöschung der Gier erfährt, die restlose Erlöschung des Hasses und der Verblendung erfährt, ist das Nibbana klar sichtbar, unmittelbar wirksam, einladend, zum Ziele führend, den Verständigen, jedem für sich, verständlich.«

    Anguttara Nikaya 3 (52-61)


    Shuntaya (Pali: suññatā) im Theravada:


    Zitat

    Wie es heißt (Vis. XXI): »Auge, Ohr, Nase, Zunge Körper, Geist . . . Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung, Geistesformationen, Bewußtsein sind leer von einer Persönlichkeit oder etwas einer Persönlichkeit Angehörendem, leer an etwas Unvergänglichem, Beständigem, Ewigem, dem Wechsel nicht Unterworfenem . . . ohne Kern, gehaltlos, leer an Unvergänglichkeitsgehalt; an Beständigkeitsgehalt, an Glücksgehalt, an Persönlichkeitsgehalt . . . Gleichwie eine Luftspiegelung ohne Kern ist, gehaltlos und leer, genau so auch sind Körperlichkeit, Gefühl usw. ohne Kern, gehaltlos und leer . . . weder ein Wesen, noch das Lebensprinzip, noch Mann, Kind oder Frau, noch Persönlichkeit, noch etwas einer Persönlichkeit Angehörendes, noch Ich, noch Mein, noch einem anderen angehörend, noch irgendwem angehörend.

    suññatā

  • Eine sehr schöne, aber auch komplexe Darstellung des achtfachen Pfades findet sich in Majjhima Nikaya 117, dem Mahacattarisaka Sutta - Die Großen Vierzig.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Achja, die Leere. Eines der am häufigsten mißverstandenen Begriffe im ganzen Buddhismus, vielleicht noch mehr als Karma. Was ich für ein Mißverständnis halte, ist die Ansicht, dass Lere bedeute, dass es die Sachen eigentlich gar nicht gibt. So ist es nicht - Leere heißt, dass es die Sachen nicht unbedingt gibt. Komisch, nicht? Das Problem ist, dass Leere in unserer Sprache ein bisschen negativ konnotiert ist. Leere ist Sinnlosigkeit, Haltlosigkeit, was gibt es negativeres als den Nihilismus? (Nihil = nichts). Und das soll Leere keinesfalls aussagen! Da gibt es lustige Geschichten von weisen LehrerInnen, die austrebenden Jungschülern, welche überzeugt verkünden, dass ja alles leer sei, mal ordentlich in die Nase kneifen und sagen "und? was ist damit?"


    Am hilfreichsten fand ich da den Hinweis, dass man den Originalbegriff auch mit "Himmel" oder "Grenzenlosigkeit" übersetzen kann. So hat Shunya dieses grenzenlose, freie, unergründliche des Himmels. Egal, wie groß und dunkel die Wolken aussehen, sie sind letztlich nur bedingte Erscheinungen, die Ursachen haben, die Konsequenzen verursachen, aber die doch nur Teil eines grenzenlosen, ständig im Wandel begriffenen Kontinuums sind.


    Aber, diese Überlegungen sind natürlich alle gut und auch wichtig. Aber sie sind letztlich Hilfskonstruktionen, die beim Erkennen der Daseinsmerkmale helfen sollen. Der Punkt ist nicht (nur), das Konzept zu verstehen. Der Punkt ist, das Konzept mit der Intuition zu erfassen. Ich denke, für die meisten von uns gibt es nicht den großen Knall, an dem man das alles plötzlich versteht. Aber über die Monate und Jahre tröpfelt langsam immer mal wieder ein wenig Klarheit daher... immer und immer wieder wird es ein wenig deutlicher.