Gleichmut

  • Im Laufe der Praxis merke ich wie die Qualität von "Gleichmut" immer wichtiger wird. Also sich nicht "den einen nah und den anderen fern" zu fühlen. Das Ego macht trotzdem Unterschiede: Den Nachbarn X meide ich lieber, mit dem Dharmafreund Y fühle ich mich mehr verbunden wie mit dem Dharmafreund Z. Gleichmut (nicht zu verwechseln mit Gleichgültigkeit) beinhaltet für mich auch die anderen 3 Qualitäten der 4 Unermesslichen. Ebenso die 6 Paramitas. All inklusive im Gleichmut :) Ratnasambhava verkörpert als Teil der 5 Buddhafamilien die Qualität von Gleichmut. Die Qualitäten von ihm werde ich mir mal näher anschauen.

  • Im Laufe der Praxis merke ich wie die Qualität von "Gleichmut" immer wichtiger wird. Also sich nicht "den einen nah und den anderen fern" zu fühlen.

    Das geht mir genauso. Und diese Erfahrung des Gleichmuts gibt mir Frieden.

    Außerdem sehe ich durch den Gleichmut besser über den Tellerrand. Eigentlich erfahre ich immer mehr die Berechtigung aller möglicher Aussagen. Auch wenn ich sie nicht unbedingt teile, so verstehe ich doch das Warum.


    Und dieses Warum zeigt mir auch, wieviel Leid ich mir hätte in all den jungen, widersprenstigen Jahren meines Lebens ersparen können. Aber das gehört eben zum Wachsen dazu. Gerade aber aus dieser eigenen Erfahrung verstehe ich auch, warum es nicht möglich ist, das an andere weiterzugeben - außer durch Gleichmut und Wohlwollen.

    Außerdem fühle ich mich so allen verbunden und muss nicht mehr kategorisieren. Die Trennung ist aufgehoben.

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    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ich sehe es etwas anders. Gleichmut bedeutet für mich, dass ich keine Anhaftungen an Nahestehende und keine Anfeindungen gegenüber Fernstehenden habe. Das ist ein Zustand, denn wir durch Geistesschulung hervorbringen müssen, wenn wir ihn noch nicht entwickelt haben. Normalerweise wird dies nicht der Fall sein und deshalb müssen wir Gleichmut entwickeln, der ja nichts mit Gleichgültigkeit zu tun hat wie Sherab richtigerweise ja auch schreibt. Bei Gleichmut geht es darum, dass wir allen Lebewesen gegenüber die Einstellung entwickeln, dass sie und wir selber gleichwertig sind.


    Gleichmut ist für mich die Grundlage auf der die Unermesslichkeiten und die Paramitas entwickelt werden können. Sie ist die Grundlage, aber beinhaltet nicht die Unermesslichkeiten und Paramitas.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Wir entwickeln allen Lebewesen gegenüber liebende Güte, Mitgefühl und Mitfreude wenn wir die Qualität des Gleichmuts verwirklicht haben. Von daher beinhaltet Gleichmut auch die anderen Qualitäten.


    Bei Freigebigkeit, Ethik, Geduld, Tatkraft, Meditation und Weisheit ist es ähnlich.


    Gerade Weisheit und Gleichmut sind sich sehr ähnlich. In der Metta Meditation praktizieren wir Liebende Güte und Mitgefühl u.s.w. zunächst für unsere "Freunde", dann für "neutrale Personen", dann für unsere "Feinde" etc. Freude am Heilsamen (Tatkraft) ist nur dann wirkliche Freude wenn sie alle Personen einschließen u.s.w. Ich finde man kann schon sagen dass Gleichmut diese Qualitäten beinhalten. Eine Grundlage wäre für mich die Motivation, also zum Beispiel Bodhicitta.

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  • Vielleicht ist das bei verschiedenen Menschen einfach verschieden?

    Wenn ich persönlich im Liebende-Güte-Zustand bin, bekomme ich Gleichmut umsonst mitgeliefert.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Wenn Gleichmut die Grundlage für die Schulung der Unermesslichkeiten ist, dann können die Unermesslichkeiten nicht im Gleichmut enthalten sein. Hätte man mit der Verwirklichung des Gleichmuts auch die Unermesslichkeiten verwirklicht, brauchte man sich nicht mehr in der Entwicklung der Unermesslichkeiten schulen.


    In der Grundlage der Schulung der Unermesslichkeiten können diese also noch nicht enthalten sein, da wir uns noch in der Schulung der Unermesslichkeiten schulen müssen, wenn wir Gleichmut entwickelt haben.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


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  • Wenn Gleichmut die Grundlage für die Schulung der Unermesslichkeiten ist, dann können die Unermesslichkeiten nicht im Gleichmut enthalten sein. Hätte man mit der Verwirklichung des Gleichmuts auch die Unermesslichkeiten verwirklicht, brauchte man sich nicht mehr in der Entwicklung der Unermesslichkeiten schulen.


    In der Grundlage der Schulung der Unermesslichkeiten können diese also noch nicht enthalten sein, da wir uns noch in der Schulung der Unermesslichkeiten schulen müssen, wenn wir Gleichmut entwickelt haben.


    Gruß Helmut

    Verstehe ich nicht :?

  • Wir entwickeln allen Lebewesen gegenüber liebende Güte, Mitgefühl und Mitfreude wenn wir die Qualität des Gleichmuts verwirklicht haben. Von daher beinhaltet Gleichmut auch die anderen Qualitäten.

    Dein Argument bedeutet ja, wenn ich Gleichmut verwirklicht habe, habe ich damit auch liebende Güte, Mitgefühl und Mitfreude verwirklicht.


    Das ist aber nicht der Fall, denn auf der Grundlage von Gleichmut müssen wir uns weiter schulen, um liebende Güte usw. entwickeln zu können. In der Grundlage der Übung, dem Gleichmut, kann das Resultat der Übung, die wir auf dieser Grundlage üben, noch nicht enthalten sein. Denn um liebende Güte, Mitgefühl und Mitfreude zu verwirklichen, praktizieren wir andere Schulungen als die Schulungen mit denen wir Gleichmut entwickeln.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


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  • Die Reihenfolge ist doch aber:


    1. Liebende Güte

    2. Mitgefühl

    3. Mitfreude und

    4. Gleichmut


    Ich habe gelernt, dass die Reihenfolge kein Zufall ist, wie zum Beispiel auch bei den 6 Paramitas.

    Wenn wir also Gleichmut verwirklicht haben bedeutet dies (nach der Logik der Reihenfolge) dass 1-3 in 4 enthalten sind. Und nicht, dass die letztgenannte Qualität die Grundlage ist. Das wäre Liebende Güte.

    Oder spielt die Reihenfolge hier keine Rolle?

  • Oder spielt die Reihenfolge hier keine Rolle?

    Selbst wenn, das wäre ja traurig, wenn man erst mal jahrelang Liebende Güte praktizieren müsste, ohne dabei Gleichmut zu entwickeln. Wie man verhindern sollte, Mitgefühl zu entwickeln, wenn man Liebende Güte praktiziert, verstehe ich auch noch nicht.


    Ist das denn Eure Erfahrung, dass man das überhaupt unabhängig sehen/entwickeln kann?


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Ich auch nicht. Warum so kompliziert?

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  • Doch, so sehe ich das auch. Gleichmut ist für mich die folge aller anderen 3 vorherigen.

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  • Liebende Güte und Mitgefühl sind eng miteinander verwandt. Eigentlich gibt es da gar keine Trennung denn "Freiheit von Leid" bedeutet automatisch auch "Glück".

  • Ist das denn Eure Erfahrung, dass man das überhaupt unabhängig sehen/entwickeln kann?

    Nein, eins fließt ins andere, so sehe ich das.

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  • Vielleicht gibt es auch eine Form von Gleichmut mit Trübung des Gemüts, die mit Gleichgültigkeit anderen Wesen gegenüber einhergehen kann?


    Aber Gleichmut ist ein guter Begleiter, gut ihn in der Meditation zu kultivieren. Er lässt einen Dinge wacher sehen und besser entscheiden, hebt einen ab von sonst eher blendenden geistigen Eigenschaften. Liebende Güte, Mitgefühl und Mitfreude sind vielleicht Emotionen, die den Gleichmut nicht schwächen, sondern erhalten bleiben lassen gewissermassen, als Gefühle, die den Geist nicht trüben?

  • Vielleicht gibt es auch eine Form von Gleichmut mit Trübung des Gemüts, die mit Gleichgültigkeit anderen Wesen gegenüber einhergehen kann?

    Glaube ich eher nicht, Gleichgültigkeit wird ein anderer Begriff sein der sich mit Gleichmut nicht vereinbaren lässt. Ich kenne nicht das Paliwort, aber upekkha (Gleichmut) ist es nicht.

  • Das Gerede von irgendwelchen Typen die bewiesen haben das sie nur vor sich hingrübeln ob sie nun Gleichmut, Gleichgültigkeit, Mitgefühl, Mitleid zeigen oder haben geht mir nicht mal auf die Nerven. Es macht mit nur klar wann ich die Hacken in den Teer haun muss damit weit von diesen Glaubenden weg komm. Die bringen nur Unfrieden in ihren Heilig- Erscheinen. Die Rosaroten Huldigungswolken verbergen nur das es nicht so ist wie sie glauben das es sein müsste.

  • Ich denke, die Reihenfolge in der die vier Unermesslichkeiten aufgezählt werden, hat nicht dieselbe Bedeutung wie bei den 6 Paramitas. Es gibt auch andere Reihenfolgen wie zum Beispiel:

    1. Unermesslicher Gleichmut
    2. Unermesslich Liebe
    3. Unermessliches Mitgefühl
    4. Unermessliche Freude.

    Wenn der Gleichmut das Resultat des Übens von liebender Güte, Mitgefühl und Mitfreude wäre, würde dies ja bedeuten, man kann Mitgefühl mit einem Geist entwickeln, der von Anhaftung an Nahestehende und Abneigung gegen Fernstehende geprägt ist. Mitgefühl ist der Wunsch, dass alle Lebewesen frei sein mögen von Leid und dessen Ursachen. In einem Geist in dem Abneigung gegenüber Fernstehenden vorhanden ist,, kann dieses Mitgefühl gar nicht entstehen, denn aufgrund der Abneigung würde man ja Lebewesen von seinem Mitgefühl ausschließen.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


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  • Ich erkenne die (Shamtha) Meditation übrigends als starkes Mittel, Gleichmut auszubilden und zu festigen. Mit dem Geist bei dem Atem zu sein, scheint diesen quasi automatisch mit Gleichmut zu färben und bereits vorhandenen zu stärken. Dann die Gedanken und Gefühle einen nicht mehr aus dem Ruhezustand bringen zu lassen kann ihn scheinbar noch weiter ausbauen.


    Vielleicht ist es auch so, dass vorhandener Gleichmut ja eine unterdrückung bestimmter Neigungen bedeutet, die sonst den anderen Qualitäten wie Mitgefühl im Wege wären? So also durch den Gleichmut Platz gemacht wird für die heilsameren Gefühle...


    Ach und Noreply Klar kann es manchmal ein bisschen schräg sein, über solche Eigenschaften mit voller Begeisterung zu reden. Aber sieh es bitte auch so, dass Menschen, deren Psyche noch nicht so gut ausgebildet ist und die diese stärken wollen, dafür die nötigen Techniken brauchen. Und diese auch mit Begrifflichkeiten bewusst machen und beurteilen können müssen, damit sie richtig funktionieren. Diese Techniken zu diskutieren ist ein gutes Mittel, sie in sich zu festigen und sie mit anderen Menschen zu allseitigem Nutzen teilen zu können.

  • "Gleichmut" erkläre ich, wenn ich gefragt werden (wurde ich hier zwar nicht aber ich antworte dennoch mal :P) wie folgt:


    Gleichmut bezeichnet den Mut etwas (erst einmal) als gleich hinzunehmen.


    Als Beispiel könnte man z.B. sagen, dass hier im Thread etwas steht mit dem ich so absolut gar nicht über einstimme und bei dem ich das ultimative Gefühl habe falsch verstanden zu werden. Der Beitrag stimmt also nicht mit meinem Verständnis überein und ist damit "Ungleich". Jetzt könnte ich den Drang verspüren dagegen etwas zu schreiben, denn sonst könnten ja andere denken das würde stimmen was da steht und würde ein schlechtes Licht auf mich werfen.


    Dieser Drang käme also von einer Sorge oder gar Angst. Das "mutige" wäre hier, dass ich trotz dieser Sorge oder Angst es dennoch als "gleich" hinnehme. Nicht weil es mir egal ist was dort steht, sondern weil ich mir dessen bewusst bin woher diese Sorge / Angst kommt - vom Ego / der Stimme in mir - aber keine reale Gefahr ist die mich bedroht. Ist dieser Drang überwunden kann ich bei Bedarf differenziert und ruhig an die Sache herangehen, ohne im Affekt dem Ego (oder was auch immer) nachzugeben.


    Ich weiß tatsächlich nicht in wie weit sich das mit den klassischen buddhistischen Definitionen von Gleichmut deckt; sollte ich mal nachlesen.

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  • Das "mutige" wäre hier, dass ich trotz dieser Sorge oder Angst es dennoch als "gleich" hinnehme. Nicht weil es mir egal ist was dort steht, sondern weil ich mir dessen bewusst bin woher diese Sorge / Angst kommt - vom Ego / der Stimme in mir - aber keine reale Gefahr ist die mich bedroht. Ist dieser Drang überwunden kann ich bei Bedarf differenziert und ruhig an die Sache herangehen, ohne im Affekt dem Ego (oder was auch immer) nachzugeben.

    Für mich ist Gleichmut fühlbar als gleichwertig/gleichberechtigt. Der Mut besteht für mich darin, das von anderen Geschriebene oder Gesagte erstmal "auf der Zunge zergehen zu lassen", ohne sofort dagegenzuschießen. Auch das Verteidigen fällt dadurch für mich weg. Also, wenn ich gleichmütig bin, bin ich auch gleichzeitig sorgen- und angstfrei, denn es ist mir inzwischen nicht mehr wichtig, was andere von mir denken (in Grenzen). Auf jeden Fall habe ich keine Angst, falsch verstanden zu werden. Der Gleichmut, den ich fühle, entspricht der Freiheit zu sein. Und dieses für andere Menschen mitzufühlen/zuzulassen, ist ein Ergebnis davon.


    Mein Vater sagte früher immer: Ich bin so frei .../ oder in Bezug auf andere: sei unbesorgt.

    Das denke ich oft, weil Viele das Bedürfnis haben, sich zu verteidigen oder rechtfertigen.

    Gleichmut ist warm und präsent und völlig zugewandt.

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