Studieren und buddhistische praxis

  • Hallo ihr Lieben,

    haette eine Frage. Zurzeit studeire ich, aber ich wuerde so gerne auch buddhistische uebungen machen. Nur das Studium nimmt viel Zeit in Anspruch und die Pausen die ich mache benutze ich meisten um zu schlafen.

    Hat jemand Ratschlaege wie ich studieren und eine praxis haben kann?


    Danke und liebe Gruesse,

    Manuel

  • Nyinje ☼

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Hallo buddhismseeker,

    ich bin selbst (noch) Student und arbeite nebenher um mir mein Studium und Leben zu finanzieren. Das Problem, dass mir (gefühlt) manchmal die Zeit fehlt habe ich auch öfter. Letztlich habe ich aber gemerkt, dass regelmäßigkeiten da ziemlich helfen. Feste Zeiten zum Sitzen, oder auch zum lesen, helfen und man kann gezielter seinen Alltag entsprechend planen. Letztlich muss man ja auch nicht jeden Tag mehrere Stunden auf dem Sitzkissen oder lesend verbringen, viel wichtiger ist, meiner Meinung nach, dass man sich regelmäßig damit beschäftigt - wenn auch dafür in kleineren Portionen.


    Vielleicht findest du bei dir in der Nähe ja sogar eine Zengruppe zu der du einmal in der Woche gehen könntest - auf diese Art habe ich auch angefangen meine Praxis weiter zu vertiefen.


    Ansonsten gilt noch zu sagen: wenn man sich anfängt regelmäßig damit zu beschäftigen, dann stellt sich mit der Zeit auch ein Lerneffekt ein. Das was man aus der Praxis lernt wird immer mehr Teil des Alltags, ganz ohne dass man es als "Praxis" klassifiziert. Achtsamkeit oder auch das wahrnehmen von Gedanken/Gefühlen sind dafür ein häufig gewähltes Beispiel, da sich dort (oftmals) besonders schnell erste "Erfolge" bemerkbar machen.

    _()_

  • Ich weiss nicht mehr, welche buddhistische Lehrerin das gesagt hat, aber auf so eine Frage hat sie geantwortet, sie wisse nicht, wie man die vielen Anforderungen des Alltags bewältigen könne, ohne zu meditieren. Die Geistesruhe, die sich mit der Zeit einstellt, läßt einen auch im Alltag effektiver werden. Die Berge an Arbeit sehen gar nicht mehr so groß aus. So meinte sie das wohl.

    Das was man aus der Praxis lernt wird immer mehr Teil des Alltags, ganz ohne dass man es als "Praxis" klassifiziert. Achtsamkeit oder auch das wahrnehmen von Gedanken/Gefühlen sind dafür ein häufig gewähltes Beispiel, da sich dort (oftmals) besonders schnell erste "Erfolge" bemerkbar machen.

    Das wäre der zweite Punkt, den ich auch aus dem Blickwinkel des tibetischen Buddhismus ergänzt hätte: Man kann den ganzen Tag zur Praxis machen. Dann reichen auch kurze formelle Meditationen, die einen damit wieder in die Spur bringen. Und wenn man mal mehr Zeit hat, kann man mehr meditieren. Oder vielleicht mal ein Retreat machen, statt in Urlaub zu fahren. (Oder beides miteinander verbinden)

  • Atmen musst Du sowieso, deshalb kannst Du Deine Aufmerksamkeit auf den Atem legen.

    Tauchen Gefühle und Gedanken auf, dann nimmst Du sie wahr und kehrst wieder zum Atem zurück.

    Bevor du in der Früh aus dem Bett springst, kannst Du 3 bis 4 Mal achtsam Atmen.


    Deinen Tee oder Kaffee kannst du achtsam zu dir nehmen.


    Nimm die Wärme der Tasse wahr.

    Nimm den Geruch wahr.

    Nimm deine Gefühle wahr.

    Nimm die Unbeständigkeit der Dinge wahr.

    Alles ist ständig in Bewegung.


    Ich war manchmal ziemlich erstaunt, wie ich gewisse Dinge automatisch erledigt hatte, wo doch unzählige kleine Schritte notwendig waren.

    In der Früh war ich manchmal müde, weil ich unter anderem die Gebote nicht richtig praktiziert hatte.(Alkohol usw)

    Da war manchmal Ablehnung.


    Das Bett war warm und ich wollte nicht aufstehen.

    Da ist zum Beispiel auch der Wunsch zur Bewegung, die Bewegung usw.

    Das alles passiert in weniger als einer Sekunde.

    Das Gehirn arbeitet unvorstellbar schnell.


    Ich fand das immer faszinierend.

    Der Wunsch zur Bewegung, das heben der Füße, der Befehl zum vorwärts bewegen. Der Befehl zum senken. Die Gefühle wenn die Sohle den Boden berührt. Diese ständige Unbeständigkeit. Wo sind die Gefühle der Müdigkeit, der Bewegung und Berührung.


    Oder wenn man dringend auf die Toilette muss, und danach wenn es erledigt ist. Dieser ständige Wechsel im Körper.

    Später wird man hungrig.

    Das riechen, schmecken, die Begierde... unglaublich was sich da abspielt.

    Man isst was man begehrt, und fühlt sich danach wohl.


    Ist satt-sein Glück, oder nur eine kurze Abwesenheit von Leiden?


    Man geht zum Bus, Auto, U-Bahn.

    Was da alles entsteht und vergeht.

    Wunsch zum Gehen, heben, senken, abstellen, und dazwischen passieren in unvorstellbarer Geschwindigkeit verschiedene mentale Eindrücke.


    Brauche ich Musik, social media auf dem Weg zur Arbeit oder Uni?

    Von was möchte ich mich ablenken?


    Atmen und den Atem wahrnehmen, wenn ich gehe, gehe ich.

    Egal was ich tue, ich tue es mit Achtsamkeit.

    Auf manche Arbeitskollegen freue ich mich. Da entstehen Gefühle. Warum entstehen Gefühle?

    Der Chef ist vielleicht nicht so nett heute, wie reagiere ich darauf?


    Wie entstehen die Gefühle, Zu und Abneigung? Wer steuert das ganze?


    Diese Untersuchung kostet Energie.

    Wenn ich müde werde, kehre ich zurück zum Atem.


    Ist der Atem immer gleich lang?


    Die Kassiererin flirtet mit mir, was entsteht da an Gefühlen?

    Wo sind die anderen Gefühle hin?


    Die Ampel steht seit einer gefühlten Ewigkeit auf Rot. Ich habe es eilig. Was entsteht da in mir. Ungeduld, Abneigung, Sorge?

    Warum nicht einfach zum atmen zurück. Ich atme ein, und lächle, ich atme aus, und lasse los.

    Ist Warten manchmal nicht auch ein nicht akzeptieren der aktuellen Situation?

    Fühlt man sich da wohl?


    Was passiert wenn ich achtsam atme und lächle?

    Dann wartet man nicht mehr, sondern verweilt friedlich im Moment.


    Sitzen, stehen, gehen, greifen usw, da passiert unglaublich viel.


    Wie kann ich den Alltag gestalten, damit ich Zeit habe für die Praxis?


    Muss ich bis 23 Uhr den Fernseher, computer laufen lassen?

    Muss ich die Nachrichten auf dem tablet lesen, während ich meine erste Tasse Kaffee trinke?


    Wie kann ich mein Leben heilsamer leben.

    Muss ich in die Kneipe mit den kumpels?

    Muss ich 3 mal pro Woche ins Fitnessstudio, weil ich mich unter der Woche gehen lasse?


    Reicht es nicht aus, wenn ich nur ein bis zwei Mal am Tag die Nachrichten und Mails lese.


    Im Wartezimmer, im Bus kann ich achtsam atmen. Ich muss keine Zeitung lesen oder im Internet surfen.


    Ein Vipassanakurs wäre eine tolle Sache. Das wird manchmal auf Spendenbasis angeboten und dauert 7 bis 10 Tage.

    Da lernt man die Grundlagen.



    Alles Gute für Dich!

    Einmal editiert, zuletzt von Martin_1980 ()

  • wer behauptet, er hätte nicht 30 Minuten am Tag um zu meditieren der spricht wahrscheinlich nicht die Wahrheit.

    Ansonsten ist die Praxis des Buddhismus sehr gut integrierbar und praktizierbar in den Alltag zb die Paramita

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

  • wer behauptet, er hätte nicht 30 Minuten am Tag um zu meditieren der spricht wahrscheinlich nicht die Wahrheit.

    Ansonsten ist die Praxis des Buddhismus sehr gut integrierbar und praktizierbar in den Alltag zb die Paramita

    Ich erkenne die Botschaft in deinen Worten, aber vor 15 Jahren hätte ich nicht viel anfangen können mit dem Beitrag.

    Vielleicht kannst Du konkrete Beispiele geben?

    Wie kann man jemanden helfen, der noch nicht so viel Erfahrung hat wie Du?


    Alles Gute für Dich!

  • Dein Alltag besteht also nur aus Studieren und Schlafen? Also ich hatte während meiner Studienzeit so viel Zeit wie nie, die ich insbesondere auch dafür genutzt habe, mich in die großen Philosophien und Religionen einzulesen. Aber ich habe auch nichts Richtiges studiert, nur Geisteswissenschaften. ^^


    Von mir und den meisten Anderen kenne ich es eher so, dass die Zeit knapp wird, sobald man vom Studium zum Vollzeitjob gewechselt ist. Bei Vielen kommen früher oder später auch noch familiäre Verpflichtungen oder Ähnliches hinzu. Will sagen: Wenn du im Studium keine Zeit hast in den Buddhismus einzutauchen, wann dann? :?

  • Als Haushälter/Laie im Alltag kannst du die Paramita wie etwa Freigebigkeit (nicht nur materiell, sondern auch den anderen deine Präsenz, dein Gehör, oder einfach ein Lächeln zu schenken)...die ethischen Richtlinien einzuhalten, Sila, ist ebenso in allen täglichen Aspekten eine grosse Herausforderung aber auch eine wichtige Übung. Was ist eine Praxis in diesem Sinne wert, welche sich isoliert, fernab des Lebens mit den anderen Menschen und Wesen abspielt? Und da kommt die Tugenhaftigkeit der Geduld und Güte mit ins Spiel...aber auch das "sich bemühen" um den Weg zu praktizieren, Meditation und Weisheit durch die Übung sind ebenso durch die Ablenkungen, Verpflichtungen und Bedingungen des Alltagslebens Aspekte, welche in jeden Tag erblühen und den Pfad jeden Moment komplettieren können

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

  • Hallo Manuel,


    lass Dich mal nicht kirre machen, so ungewöhnlich finde ich es nicht, dass man erst das erst mal aufbauen muss. Meistens, wenn die erste Euphorie verflogen ist.


    Dein

    ich wuerde so gerne auch buddhistische uebungen machen.

    klingt aber schon sehr schlaff in meinen Ohren. Willst Du, oder würdest Du gerne?


    Auf das "wann und wie" hast Du ja schon geantwortet:

    Pausen die ich mache benutze ich meisten um zu schlafen.

    also weniger schlafen.


    Struktur hilft natürlich, wie bei allen regelmäßigen Tätigkeiten. Gleicher Ort, gleiche Zeit, gleiche Dauer. Ich habe, wie die meisten Menschen, unter der Woche viel weniger Zeit als am Wochenende, sitze aber unter der Woche verlässlicher, weil ich da mehr Struktur habe.


    Wenn Du aus dem "würde ich gerne" ein "werde" gemacht hast, dann ist der erste Schritt schon mal geschafft. Nicht umsonst heißt ein Teil des Achtfachen Pfades "Rechte Entschlossenheit". Ich denke, das würde da nicht stehen, wenn es trivial wäre, immer zu praktizieren. Phasen, in denen das Praktizieren schwer fällt, kommen immer wieder. Besser, man gewöhnt sich gleich daran, dann trotzdem dran zu bleiben. Wenn Du keine Zeit oder keine Lust hast, mach es einfach trotzdem. So wie Zähneputzen.


    Liebe Grüße und viel Erfolg,

    Aravind.

  • Hat jemand Ratschlaege wie ich studieren und eine praxis haben kann?


    Danke und liebe Gruesse,

    Manuel

    Meditation ist nur das Mittel sagen meine Lehrer.

    Was ist Dein Zweck?❤️


    ....Meditiere...JETZT..😉🙏

  • Hallo Manuel,


    das hört sich für mich so an, als ob Du ganz allein mit Dir selbst bist, also keine Freunde hast, nicht mal zur Entspannung und Gespräch 'rausgehst und Dich vollkommen zurückziehst, außer Du bist in der Uni oder musst für Deinen Lebensunterhalt einkaufen gehen.

    Sowas kann auf Dauer nicht gut gehen.


    Überlege doch einmal, wie Dein Tagesablauf so aussieht. Schreib' Dir das einfach tabellarisch auf, vielleicht hilft es Dir auch, es hier im Forum aufzulisten, damit es alle lesen können. Es ist manchmal gut zu wissen, dass es eine "Gegenkontrolle" gibt.


    Glaube mir, wenn Du Dir für kleine Entspannungsmomente Zeit nimmst und sie auch genießt, geht das Lernen leichter und intensiver und dann hast Du auf diesem Gebiet wieder Zeit eingespart.


    Triff Dich mit Kommilitonen und besprich mit ihnen den Lernstoff, diskutiere mit ihnen gemeinsam. Das macht nicht nur Dein Studium für Dich, sondern auch Dein ganzes Leben lebendig. Dann wird schließlich hinter allem, was Du tust, mehr Energie stecken und das Leben hat wieder einen Geschmack für Dich. Du spürst den Sinn dahinter, was Du tust und warum.


    Und dann wirst Du merken, dass es gar nicht mehr so wichtig ist, sich eine bestimmte Zeitspanne aufs Kissen zu setzen.

    Weißt Du, ich habe bis vor wenigen Jahren sehr umfangreiche Meditationsübungen gemacht, komplizierte Visualisationen undsoweiter. Habe mir morgens ca. eine Stunde dafür freigehalten. Ich weiß darüber so gut Bescheid, dass ich sogar dazu Ratschläge geben kann. Doch dann wurde mein Leben schwieriger und es ging nicht mehr. Gleichzeitig erkannte ich, dass diese umfangreichen Visualisationen gar nicht mehr so wichtig sind.

    Jetzt ist mein Tagesablauf wieder einfacher, aber ich kehre nicht zu meinen früheren Übungen zurück. sondern bin meistens tiefenentspannt und körperbewusst, und das macht für mich das Glück im Leben aus. Meditieren auf dem Kissen, das ist überflüssig geworden.


    Schau mal, ich habe zum Beispiel einen wunderschönen Schrein-Bereich in meiner Wohnung. Ich sitze da nicht mehr regelmäßig, aber wenn ich mich davor setze, lese ich irgend etwas, sogar die Tageszeitung. Ab und zu rede ich mit den Buddhas, beispielsweise über den Lesestoff. Aber ich sitze da nicht mehr, um - im engeren Sinne - zu meditieren.

    Solange wir etwas begehren, selbst wenn es nur die Möglichkeit ist, Zeit zu finden um auf dem Kissen zu meditieren, sind wir unzufrieden und wollen immer das, was wir gerade nicht haben. Haben wir es dann aber, dann sind wir wieder unzufrieden und wollen mehr.

    Gelingt es uns, der klassischen Atembetrachtung nachzugehen, wie es der Buddha vorgegeben hat, reicht es uns vielleicht bald nicht mehr und wir wollen ein Mantra. Haben wir dann das Mantra und üben damit, dann sind wir eventuell wieder unzufrieden und wollen das Mantra mit einer Farbe verbinden. Wir denken dann vielleicht, uuh, das kann gefährlich werden, da muss man wohl einen Lehrer fragen. Haben wir dann vermeintlich einen Lehrer gefunden, dann sagt der z. B.: verbinde das Mantra mit der Farbe Gelb. Wir üben also eifrig die Farbe Gelb in Verbindung mit dem Mantra, da fällt uns auf, dass das Gelb so verschwommen wirkt und nicht strahlt. Nun gibt der Lehrer Ratschläge, wie das Gelb strahlen kann, da auf einmal spürst Du ein Chakra, das sich mit den gelben Strahlen nicht gut verträgt. Wieder gehst Du zum Lehrer, denn es kann ja etwas nicht stimmen... (?)

    Nun rät der Lehrer vielleicht, sich eine liebevolle Gestalt dazu vorzustellen, in diesem Chakra. Auf einmal merkst Du, dass Du mit dem inneren Auge die Gestalt nicht voll erfasst, sondern auf ihr herumwanderst. Mal bist Du beim Kopf der Gestalt, dann wieder bei den Füßen, dann bei den Händen. Du denkst, es kann doch etwas nicht stimmen, ich bin so unruhig und wandere auf der Gestalt 'rauf und 'runter. Wieder gehst Du zum Lehrer und beklagst Dich, fragst ihn um Rat.

    Und so geht es weiter und weiter.

    Inzwischen mögen fünf Jahre vergangen sein, vielleicht auch zehn.

    Du denkst: eigentlich bin ich gar nicht vorangekommen. Du gehst also schon wieder zum Lehrer.... der wird etwas ungehalten.... Du ärgerst Dich, fühlst Dich verletzt, denkst: Das kann ja wohl kein authentischer Lehrer sein, der so grob mit mir umgeht. Dann suche ich mir eben einen anderen.


    Verstehst Du, was ich meine?!

    So lange Du nicht bei Dir selbst bist, nicht in Dir ruhst und immer etwas anderes begehrst, als was Du gerade hast, kannst Du nie zufrieden werden. Zufriedenheit ist aber die Basis für das ganze Leben.

    Lies mal da unten meinen Wahlspruch von Epiktet. Ich bin jetzt schon lange Forumsmitglied und habe ihn nie geändert. Er ist eine Lebensoffenbarung und darüber kann man tief meditieren. Ich sage tief, aber das geht in jeder Lebenssituation und wiederhole mich: die Meditation auf dem Kissen ist dafür nicht zwingend erforderlich. Wer es möchte, kann es gern machen, aber das ist Geschmackssache.


    Jetzt komme ich noch wieder auf den Anfang zurück und kann Dir nur raten:

    Gib Deinem Leben einen Rhythmus, gib ihm Struktur.

    Schlafe nicht immer zwischendurch, das ist ungesund und frisst Energie.

    Bist Du eine Lerche, mach' Dich nicht künstlich zur Eule; bist Du aber eine Eule, mach' Dich nicht künstlich zur Lerche.

    Die Struktur, die Du Deinem Leben gibst, sollte stimmig sein mit Deiner inneren Natur.

    Berate Dich eventuell mit Kommilitonen.

    Denke nie, dass Du gerade etwas versäumst. Das, was gerade präsent ist, ist auch genau jetzt das Wichtigste für Dich im Leben.

    Schöpfe es aus in seiner ganzen Tiefe. Selbst wenn es gerade Toilettenputzen ist.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Hallo ihr lieben,

    also vielen Dank fur die ausfuehrliche Antworten! Toll!!

    @xiaojinlong und @Martin1980 @mkha' das sind gute Anregungen. Zurziet studiere ich grafik Design und da wird mir empfohlen im Alltag meine Umgebung zu analisieren. z.B wo gibt es Licht und Schatten. Proportionen, und solche Sachen. Aber vielleicht ist es Sinnvoll nicht nur diese Sachen zu analisieren sondern auch die Achtsamkeit im Alltag zu ueben. Muss nochmal nachdenken wie es Sinn macht. Aber gute Idee auf jeden Fall.


    @ kilaya das mit dem Retreat ist eine gute Idee. Oder am Wochenende mal eine Stunde ueben.


    @Horin das mit der eine halbe Stunde taglich werde ich einfuhren. Also eine halbe Stunde taglich spirituelle Praxis kriege ich hin. Und das mit den Silas ist auch eine gute Idee. Zurzeit hoere ich viel Musik auf Youtube die ich nicht gekauft habe.Und andere Dinge im Internet. Ich versuche dadrauf zu verzichten.


    @Lucy hallo Lucy. Sehr aufmerkam! Mit der Corona Krise triff sich die Gruppe zeitweise nicht mehr. (Bin fest davon ausgegangen habe aber nicht gefragt :( .


    Also schonmal vielen Dank!!! Werde die Post nochmal lesen (zum 3ten Mal) Und dann etwas umsetzen denke ich. Amdap, dein Beitrag muss ich nochmal lesen, aber schonmal vielen Dank.


    Viele liebe Gruesse und nochmal vielen Dank!


    Manuel

  • @Horin das mit der eine halbe Stunde taglich werde ich einfuhren. Also eine halbe Stunde taglich spirituelle Praxis kriege ich hin. Und das mit den Silas ist auch eine gute Idee. Zurzeit hoere ich viel Musik auf Youtube die ich nicht gekauft habe.Und andere Dinge im Internet. Ich versuche dadrauf zu verzichten.

    Fang ruhig etwas kürzer am Anfang an, sonst kann es zur Tortur werden, zu einem gefühlten Zwang und man lässt es dann doch sein.

    Starte doch lieber am Anfang mit 10-15 Minuten und verlängere dann Stück für Stück, damit es sich nicht schlecht anfühlt.

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

  • Guten Morgen und herzlich Willkkommen Manuel,

    auch ich kann meinen "Vorschreibern" nur zustimmen.:like::heart:

    Sinnvoll nicht nur diese Sachen zu analisieren sondern auch die Achtsamkeit im Alltag zu ueben. Muss nochmal nachdenken wie es Sinn macht.

    Achtsamkeit ist einfach Achtsamkeit, ob Du nun zu Studienzwecken Deine Umgebung analysierst oder darauf achtest, wie Du durchs Leben (womöglich) rennst. Ich übte dies vor allem während der Fahrt zur Arbeit in der U-Bahn, Bus etc.

    Lesen, da genügte für mich morgens vor der Arbeit eine Seite spiritueller Literatur. Und ich war justiert.:)


    Durch die Achtsamkeitsmeditation - die ich so permanent wie möglich aufrecht erhalte - wird Vieles klar, was "wegfallen" kann. Gerade durch den damit erreichten Zustand habe ich meine Arbeit wie im Flug erledigt. Nichts strengte mich mehr an, kein Widerstand trat auf. Es sind die Widerstände - so meine Erfahrung, die das Leben schwer bis unerträglich machen.


    Hab ich keinen Widerstand z.B. gegen das Staubwischen, dann befinde ich mich in einer Art meditativem Zustand, ohne dass es mich irgendeine Mühe gekostet hätte. Das müssen Mönche im Kloster übrigens ja auch - wahrscheinlich aus demselben Grund: kein Widerstand. Oder wenn ja: warum hab ich den (da fängt die Reflexion des Gewahrwerdens statt).


    Ich will Dich nicht ärgern, aber glaubst Du, dass z.B. ein/e alleinerziehende/r Mutter/Vater, der/die einen Vollzeitjob hat, seine/ihre kleine Tochter morgens anziehen etc., zur Kita bringen muss, danach mit dem Rad zur Arbeit fährt, danach die Tochter wieder abholt, mit ihr einkaufen geht, nochmal auf den Spielplatz, dann Essen zubereitet und nach dem Spielen zum Einschlafen noch eine Geschichte am Bett vorliest, mehr Zeit hat als ein Student?


    Ich weiß, das ist gemein, aber das ist eine der Realitäten von vielen Buddhisten. Ohne meine meditative Ausrichtung hätte ich das kaum ausgehalten. So aber ist der Geist immer wieder erfrischt.


    Meine Erfahrung ist, man braucht auch weniger Schlaf. Ich vermute, die "geistige Betroffenheit" durch alle möglichen Sorgen, Ängste und äußeren Reize fällt weg. Der Geist bleibt entspannt - und vor allem viel leistungsfähiger.


    Ich wünsche Dir einen offenen, klaren Geist

    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Hallo Monikadie4. ,


    diese Erfahrung habe ich nicht gemacht, dass man durch regelmäßige Meditation (im engeren Sinne) weniger Schlaf braucht.

    Allerdings schlafe ich entspannter und bin hinterher erholter, seit mein Leben übersichtlicher geworden ist.

    Ich schrieb ja, dass ich zunächst, wegen schwieriger Lebensumstände, meine Sitzung auf dem Kissen aufgeben musste, dass ich es aber nicht wieder eingeführt habe, seit mein Leben wieder entspannter ist.

    Nach meiner Erfahrung sind die Lebensumstände viel mehr verantwortlich für geistige Ausrichtung,

    als dass geistige Ausrichtung die Qualität der Lebensumstände bestimmt.


    Das ist der Grund, warum ich nicht wieder zur Sitzung auf dem Kissen zurückgekehrt bin.

    Die allerbeste Lösung ist für mich, Achtsamkeit im Alltag zu betreiben. Es ist aber eine tiefere Achtsamkeit als nur die, auf alles zu achten und aufmerksam zu sein (z. B. damit man alles mitkriegt und keine Fehler macht, sich erinnert, wo man den Schlüssel oder die Brille hingelegt hat usw.). Diese tiefere Achtsamkeit ist vielmehr mit einer sehr starken Körperbewusstheit verbunden: während ich meinen Verrichtungen nachgehe, fühle ich die Umrisse meiner Beine und Füße, meiner Hände, den Haaransatz und wie das Blut in der Kopfhaut pulsiert.

    Manchmal gibt es besondere Ereignisse, die einem eine besondere Gelegenheit zum Üben geben. Vor ein paar Tagen beispielsweise, da musste ich zum Zahnarzt, der mir den rechten Oberkiefer betäuben musste. Als ich mich auf den Heimweg begab, war die Betäubung immer noch nicht geschwunden. Ich vertiefte mich in dieses Gefühl, ein sehr seltsames Gefühl: als ob dieser Oberkiefer-Bereich an meinem Schädel gar nicht vorhanden sei. So stellte ich mir an dieser Stelle ein schwarzes Loch vor, das mit seiner starken Kraft nach und nach alle weiteren Körperbereiche in sich einsog. So kann man z. B. lernen, wie es sich anfühlt ohne Körper zu sein. Dieses Einüben ist wichtig für einen Zeitbereich nach dem Sterben, damit man dann auch wirklich realisiert, dass man tot ist.

    Es ist eine erweiterte Achtsamkeit, undzwar so, wie der Buddha sie wirklich gemeint hat. Dann ist es nicht mehr so schwer, den nächsten Schritt zu gehen, nämlich während gewöhnlicher Handlungen zu beobachten, was in meinem Geist vor sich geht.


    Das Lesen spiritueller Lektüre, damit hast Du Recht, kann eine starke Wirkung haben, die nicht nur einen Gedankeneindruck hinterlässt und zur angeregten Diskussion aufmuntert,

    sondern auf ähnliche Weise wie übergeordnete Achtsamkeit - wie hier beschrieben - etwas viel Tieferes auslösen kann. Darum soll man das Lesen nicht unterschätzen. Es ist keineswegs geringer zu bewerten als die Übung auf dem Kissen. Es soll schon Menschen gegeben haben, die durch das Lesen eines einzigen Satzes zur Erleuchtung gekommen sind.

    Ich gehe sogar noch weiter und lese vor meinen Buddhastatuen die Tageszeitung, wie oben beschrieben.

    Und ich bin überzeugt, für meine Verhältnisse alles richtig zu machen, so, wie es mir zuträglich ist.

    Schließlich kennt man sich ja umso besser, je älter man ist - so sollte es zumindest normalerweise sein.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet