Kampf und Praxis

  • Hallo,


    meine Trainer im Kampfsport waren/sind Buddhisten.


    Man hat uns auch im Kloster trainieren lassen und Gürtelprüfungen absolvieren


    Mittlerweile distanziere ich mich von Gewalt aber ich merke, dass diese Welt zwingend erfordert zu kämpfen


    Wie ist euer Verhältnis zum kämpfen, auch im Bezug zur Praxis


    Gruß Donner


    Nachtrag: Ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass der Kampfsport vor allem eine therapeutische WIrkung auf mich hatte


    Also Heilsam war.


    Go and Love Yourself_()_:like:

    Der Weg des Bogens, wer hält den Bogen?:dao:

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    blos weil alle verlangen daß man kämpfen soll heißt das noch lange nicht das man kämpfen muss. Manchmal kann man einen Kampf auch ausladen oder umgehen. Sowas aber nicht heißen soll das man nichts tut, sondern das man in Frieden bleibt und etwas macht was kein Kampf ist sondern eine Art Tanz bei dem man die Führung übernimmt ohne den Gegner zu zwingen. Und das ist fiel schwieriger als zu kämpfen aber dafür meistens kräftesparender._()_

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    blos weil alle verlangen daß man kämpfen soll heißt das noch lange nicht das man kämpfen muss. Manchmal kann man einen Kampf auch ausladen oder umgehen. Sowas aber nicht heißen soll das man nichts tut, sondern das man in Frieden bleibt und etwas macht was kein Kampf ist sondern eine Art Tanz bei dem man die Führung übernimmt ohne den Gegner zu zwingen. Und das ist fiel schwieriger als zu kämpfen aber dafür meistens kräftesparender._()_

    Alle verlangen das? Das ist ein Vorurteil. Das macht was mit einem Menschen, wenn er andere mit so einem Glaubenssatz begegnet. Ich empfehle, da noch mal genau hinzuschauen. _()_

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


    Viele Wege führen ins Nirvana.

    Deepa

  • Lass dir nicht einreden, dass so etwas zu können grundverkehrt wäre. Vor allem, wenn es dir gut tut! Körperbeherrschung ist etwas enorm heilsames. Denk an die Shaolin-Mönche, die auch trainiert haben, und durch ihre Disziplin die Kampfkunst auf höchstes Niveau bringen konnten. Eine trainierte Körperlichkeit kann von grossem Nutzen für die Gesundheit und auch den Geist sein. Wer sich körperlich konzentrieren kann, kann das auch geistig. Die Mönche hatten ausserdem durch ihr Training, auch ohne jemanden schlagen zu müssen, Frieden. Weil genug Räuber bescheid wussten, wie hart die schlagen können, und es deswegen gar nicht erst bei ihnen versucht haben.


    Unheilsam ist solch eine Kunst wahrscheinlich nur, wenn sie missbraucht wird! Ich glaube, man kann so eine Kunst aber auch einsetzen, um Schaden zu verhindern. Also, wenn du es ernst nehmen willst damit, anderen Menschen nicht unnötig schaden zu wollen, dann lerne auch dich zurückzuhalten. Ausser du merkst es ist wirklich nötig, deine Fähigkeiten anzuwenden. Mach dir vorher ganz klar, wo deine roten Linien sind. Plane keine konkrete Gewalt vorweg, sondern lerne nur Situationen erkennen, wo es nicht mehr anders geht. Lerne diese aber auch gut erkennen, damit du weisst, was möglich ist, und wann du dich besser zurückhältst. Du kannst auch zusätzlich Bemühungen anstellen, dass du lernst welche Techniken ernsthaften Schaden bei dem Gegner verursachen können, und mit welchen du ihn noch relativ schadlos an etwas hindern kannst. Oder wie du abschrecken kannst, noch bevor jemand ernsthaft verletzt würde. Und auch lernen, welche Techniken wirklich allerletztes Mittel sein sollten, oder welche am besten gar nicht eingesetzt werden sollten. Und auch, in welchen Situationen die Gewalt nur alles schlimmer machen würde.


    Ich bin einer von denen, die denken, dass man Gewalt besser vermeiden sollte. Für mich persönlich, um meinen Geist auf einem friedlichen Niveau halten zu können, weil ich weiss sonst kann es sich gegen mich wenden! Ich halte das auch so, dass ich lieber vorsichtig bin, wie ich mich gedanklich dazu orientiere, und versuche nicht zu viele Dinge zu tun, die mich zu Aggression verleiten könnten. Das ist mein persönlicher Weg, der bestimmten persönlichen Schwächen Rechnung trägt. Aber ich würde immer gerne, wenn ich die Möglichkeit dazu hätte, eine möglichst schadlose Kunst zum Umgang mit Gewalt lernen, auch durchaus eine körperliche. Einfach weil so eine Fähigkeit in einer Welt, in der es viel Gewalt gibt, von grossem Nutzen sein kann um sich und andere vor Gewalt schützen zu können. Ich respektiere auch jeden sehr dafür, der Kampfkunst auf hohem Niveau beherrscht, und sich Mühe gibt diese gewissenhaft einzusetzen und nicht zu missbrauchen.

  • Einer der grossen Schwertmeister Japan sagte: Der größte Sieg ist der, bei dem das Katana in der Scheide bleibt.

    Noch Fragen?


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    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Das Thema menschliche Aggression und Spiritualität läßt sic hleider nicht mit nur wenigen Worten umreißen.


    Bei Thema Selbtverteidigung habe ich aber die Grundhaltung, das sie für eine gesunde menschliche Entwicklung sehr förderlich ist,

    da sie die eher introvertierten Menschen mutiger macht und den "Draufgängern" ihre Grenzen aufzeigt.


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  • Kämpfen kann man so und so auslegen - und ebenso mannigfaltig umsetzen.


    Es gibt physische und psychische/emotionale Gewalt. Mag sein, dass Buddha das noch weiter differenziert.


    Jemand, der in sich gefestigt (nicht rigide) ist, kann freier wählen, wie er sich in diversen Situationen verhält, als jemand, der verängstigt ist - der reflexartig erstarrt, flüchtet oder angreift, wenn er mit *was auch immer* konfrontiert wird.

    Es gibt definitiv Situationen in denen ich auch physische Gewalt/schützende Macht anwenden würde, um mich oder andere zu schützen.


    Neben der physischen/emotionalen Zustand kommt es noch auf den physischen an.


    Wenn jemand noch (?) nicht in der Lage ist, seine Aggression, seine Wut mit Meditation, Kontemplation aufzulösen, kann es hilfreich sein, diese (z.B.) in einem entsprechenden Setting mittels Kampfsport zu kanalisieren.


    Ich denke gerade an die Aussage :

    „In der Wut verliert der Mensch seine Intelligenz.“

    Nach meiner Recherche stammt sie vom Dalai Lama


    Anschließend, wenn der Geist ruhig genug geworden ist, empfehle ich die Analyse: Was war der Auslöser? Wir habe ich ihn interpretiert, wie habe ich bewertet u.s.w.



    Ich denke gerade an eine Geschichte. In der geht es darum, dass jemand den Auftrag erhielt, die Feinde zu vernichten.


    Er tat es, indem er sie zu Freunden machte.

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


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    Deepa

    • Offizieller Beitrag
    1. Als Kampf wird eine Auseinandersetzung zweier oder mehrerer rivalisierender Parteien bezeichnet, deren Ziel es ist, einen Vorteil zu erreichen oder für das Gegenüber einen Nachteil herbeizuführen.
    2. Mit Kampf kann auch eine große Anstrengung gemeint sein, mit dem Ziel, sich selbst zu beherrschen, Widrigkeiten zu überwinden oder in einer Situation zu bestehen

    Die Kampfkünste gehen ja auf das Kriegertum zurück, und da ist klar, dass Punkt 2 - also die Diziplinierung - ein Mittel für Punkt 1 - also den Sieg über den Gegner ist.


    Im Bezug auf den Buddhismus muß man aber beides trennen:

    1. Punkt 1 - also andere zu besiegen und zu übervorteilen wird im Buddhismus als negativ gesehen, so wie Krieg, Konflikt und Gewalt insgesamt.
    2. Aber bei Punkt 2 gibt es natürlich eine Überscheidung. So wie ein Krieger lernen muß sich selber zurückzunehmen, sich zu disziplinieren, Wideriges zu ertragen. so ist auch im Buddhismus "Anstrengung" vornöten.

    Der Übergang von "Bujutsu" - der dreckigen Kriegkunst - zum "Budō" - dem Weg des Kriegers - vollzog sich ja deswegen, weil es in Japan seit der Tokugwawa Zeit ja gar keinen Krieg mehr gab, die Samurai als Krieger also nutzlos geworden waren und meist andere - z.B bürokratische - Aufgaben übernahmen. Um dennoch ihre Identität als Kriegerklasse zu wahren - mußten sie ohne einen Feind und selbst ohne Aussicht auf Krieg - das Kriegertum, Gefechtsbereitschaft und die Hingabe an ihren Herrn zum Selbstzweck machen. Von daher ergab sich eine nähe zum Buddhismus, wo ja ebenfalls Anstrengung, Geduld und Disziplin notwendig waren.


    Es gibt da interessanteParallelen zur Enstehung des Buddhismus: Nicht nur die Samurais wurden - nachdem in der Tokugawadiktatur der Krieg vorbei war- zu einer "arbeitslosen Kriegerkaste":


    Auch der Erhabene - Buddha Shakyamuni selbst - entstammte ja der Kriegerkaste (Kshatriya) eines kleinen, von einer Adelsversammlung von Krieger geführten Fürstentums. Und auch diese Krieger wurden - nachdem große Königtümer wie Kosala und Maghada die kleinen Fürstentümer (Mahājanapadas) geschluckt hatten "arbeitslos". Viele davon schlossen sich religiösen Bewegungen an. Nicht nur Buddha sondern auch Mahavira - der Gründer des Jainismus war Kshatriya . Er stammte aus dem Fürstentum Videha, das ebenfalls von Maghada geschluckt wurde. Von daher denke ich, dass sich sowohl in der buddhitischen Sangha als auch in des jain Sangha ganz viele Menschen fanden, die für ein Leben als Krieger erzogen worden waren, die aber ihre Disziplin und ihr Beharrungvermögen in den Dienst einer neuen, religiösen, friedbringenden Aufgabe gestellt hatten. Dass Buddha Shkaymuni war kein Ausreisser war merkt man auch daran, wie wie viele seiner Famileangehörigen ( sein Bruder Nanda, seine Cousins Ananda und Devadatta, sein Sohn Rahula, sein Vater) sich ebenfalls seiner Sangha anschlossen. Von Kriegern , die das eine armselige Fürstentum gegen seine Nachbar verteidigten, schwenkten sie dazu über, den zu einem Sieg über Dukkha zu eringen.

  • Also das mit dem Willen vom Sieg muss ja nicht zwingend so sein. Gerade unter der Hinsicht "Selbstverteidigung" geht es vielleicht manchmal nur um Schadensbegrenzung - durch Einsatz der Methoden bekommt dann etwa eine aggressive Person A einen moderaten Schaden, bevor sie einer wehrlosen Person B einen eventuell viel grösseren verursachen würde. Ich denke die meisten werden zustimmen, dass solch ein Ausgang günstiger ist, als wenn Person A gewähren gelassen worden wäre, auch wenn es natürlich besser wäre, niemand würde verletzt. Oder man kann verhindern, dass jemand mit Gewalt einen zu etwas zwingen könnte, damit einem selbst oder anderen Schaden zufügt. Das können sehr sehr schwierige Situationen sein, das zu entscheiden, falls man plötzlich vor ihnen steht - also die Möglichkeit, durch Einsatz des Gelernten dann Gewalt und Schäden bei Menschen verhindern zu können. Da geht es nicht unbedingt um einen "Sieg", sondern es kann auch einfach das Verhindern von weiterer Gewalt durch körperliche Methoden wichtig sein.


    Aber ich finde das ganz richtig mit dem Schwert das in der Scheide bleiben sollte. Die beste Gewalt ist die, die gar nicht erst passiert. Und selbst wenn man noch so fit ist, ist vielleicht oft besser, man lässt es meist doch lieber sein, um nicht noch alles schlimmer zu machen. Wenn man eine Kampfkunst kann, also der Körper in eine Waffe verwandelt werden kann, dann muss man auch lernen richtig damit umzugehen und das unter Kontrolle zu halten, das ist auch Verantwortung. Diese Waffe hat man immer bei sich, und sie ist nicht unbedingt vollkommen, sondern es kann immer auch daneben gehen. Und anderen Menschen eine Waffe unter die Nase zu halten, ist meist keine gute Idee.


    Ich denke, man kann Kampfkunst aber immer auch einfach nur so trainieren, selbst wenn man sie eigentlich nie einsetzen will, ausser es geht mal wirklich um Leben und Tod. Das denke ich ist durchaus eine gesunde Geisteshaltung, und das Training hat ja auch viele andere Vorteile, als dass man damit dann jemanden verletzen kann. Wer trainiert, ist auch gesündern, hat eine andere Ausstrahlung, sieht kräftiger aus, bewegt sich anders usw. Das kann einen auch durchaus schützen, auch wenn man sich geschworen hat, das nie auf einen Menschen zu richte.

  • Kampfsport ist schon ein gutes Training. Nach meiner Erfahrung setzt es aber zuviel Testosteron frei oder wie immer man diese Energien benennen möchte, für mich wirkte das nie harmonisierend. Harmonisierend wirkt für mich Yoga oder ähnliches, auch wenn ich es in der Zeit des Kampfsport-Trainings immer belächelt habe.


    Auch von mir ein Spruch aus dem Budo Universum:


    "Wer kämpft hat schon verloren"

  • So etwas wie z.B. Kung Fu lässt sich für mich nicht auf den Kampf reduzieren, sondern der Kampf - im Sinne einer körperlichen Auseinandersetzung - ist nur ein Aspekt der Kampfkunst. Den Begriff Kampfsport meide ich dabei nach wie vor, da es (für mich) eine Reduktion auf den Kampf als "sportliche" Tätigkeit ist.

    Formenlehre, Philosophie, Anatomie, Ausdauer, Dehnbarkeit, Kraft, Gemeinschaft, ... all das und viel mehr ist überhaupt die Vorausetzung für einen Kampf - und daher bestandteil einer Kampfkunst. Wir hatten Bodenkampf, Voll- und Halbkontakt trainiert und gekämpft, aber es war immer ein miteinander kein Gegeneinander. Man hat gekämpft und war danach zusammen rumgesessen und hat darüber reden und auch lachen können. Alleine um das zu können, nach einem Kampf reden und lachen, ist einiges an persönliche Entwicklung notwendig und das lässt sich auch in den Alltag übertragen.


    Nur, weil man nicht kämpfen sollte und nicht kämpfen will heißt das aber eben auch nicht, dass man nicht mal in eine Situation kommt in welcher entsprechendes Wissen / Können hilfreich sein wird. Und sei es nur, dass man besser in der Lage ist Situationen abzuschätzen und durch angemessenes Auftreten / Eingreifen mal bei einer Auseinandersetzung dritter schlimmeres Vermeiden kann. Das bedeutet aber nicht direkt kämpfend einzugreifen. Hilfe rufen, sowie Kämpfen aus dem weg zu gehen bzw. es gar nicht erst soweit kommen lassen ist und bleibt die beste Möglichkeit.


    Kampfkunst ohne eine geistige Praxis ist meiner Meinung nach nicht möglich. Die geistige Praxis kommt, wenn man sich dem ernsthaft widmet - egal ob man das dann Buddhismus, Zen, oder das fliegende Spagetthimonster nennt.

    _()_

  • Als ich entdeckt hatte, dass das Böse, das Leiden und der Wahnsinn den ich in den Nachrichten, in der Welt sah, auch in mir war, begann ich zu kämpfen.

    Meiner Meinung nach ist niemand nur böse, nur gut.

    Das Leiden der Welt hat mich fast völlig zerstört.

    Aber als ich die buddhistische Lehre kennengelernt hatte, wusste ich, dass es einen Weg in die Freiheit gab.

    Das Böse in der Welt konnte ich nicht besiegen, aber das Böse in mir konnte ich transformieren.

    Ich wurde zum kämpfer und mein Herz wurde zum Schlachtfeld.


    Die Welt ist für mich nur ein Geistesmoment der mich gerade beschäftigt.

    Ich kämpfe gegen die Unwissenheit, die dieses Leben bedingt hat.

    Ich habe den Feind immer außerhalb von mir gesucht und vermutet.

    Aber in Wirklichkeit entsteht Werden und Vergehen, Himmel und Hölle nur in meinem Herzen.

    Dieses Herz wird ständig attackiert.

    Mara und die kilesas wollen das stille Glück im Herzen zerstören.


    Den einzigen Kampf, die einzige Schlacht, wird in mir geführt.

    Dort wo das gelernte, gehörte, vermutete nicht mehr hin kann, wo der Geist den Geist erkennt, dort wo die Stille spricht und die Gedanken verstummen, dort wird der kampf enden.

    Die fesseln werden fallen, und wenn der Elementehaufen seine Form nicht mehr halten kann, wird nichts mehr geboren, erhalten, vergehen.


    Die Kämpfe der Welt werden nicht aufhören, aber die Idee von dem kämpfer wird aufhören.


    Ich wünsche Dir Frieden!