Lebewesen

  • "Auch haben wollen und weg haben wollen nicht haben wollen oder weghaben wollen."

    Das ist das Ergebnis von Selbstschau und Selbstakzeptanz. Hast du ja auch vorher erwähnt.


    Man kommt um Selbstbeobachtung nicht herum. Das ist keinesfalls immer ein "Zuckerschlecken". Da sieht man ja genau das, was Buddha lang und breit ausführt.

    Man sieht aber eben auch die Möglichkeiten, die aus dem "Schlamassel" herausführen können.


    Und da sieht man auch: "Hier, das hier will ich haben, und das da aber nicht" ist nicht die Weise, wie es funktioniert. So schön es auch wäre... 🤨


  • SuttaCentral


    Welches ist dieser eine Sachverhalt?

    1. Alle Wesen bestehen durch Nahrung.
    2. Alle Wesen bestehen durch Aktivitäten.

    Dieser eine Sachverhalt ist, Brüder, vom Erhabenen, dem Wissenden, dem Sehenden, dem Heiligen, dem vollkommen Erwachten gut dargelegt. Den soll man, alle gemeinsam, rezitieren, man soll nicht streiten, damit dieser Reinheitswandel dauerhaft und beständig sein möge, auf dass dieser lange zum Heil und Wohl vieler, als Fürsorger für die Welt, zum Nutzen, Heil und Wohl von Göttern und Menschen sein möge.

  • Ja, aber da gibt es Riesenunterschiede bis wohin man gelangt oder gelangen will mit dieser Übung. Was der Buddha in MN 38 beschreibt, ist das nicht allzu viel für uns?

    Was heißt "zu viel"? Es ist eben so, es ist eine ganze Menge.


    Hast du mal ein, zwei Stellen parat, wo der Buddha lehrt, dass man eine spürbare Reduzierung der Unwissenheit, Gier und Hass (oder Anhaftung und Ablehnung) ohne Anstrengung erlangt?

    Die Frage war zwar an Raphy gerichtet, aber ich mag auch etwas dazu sagen:


    So ist das nicht gemeint mit "ohne Anstrengung" und so meint es auch Raphy nicht, da bin ich ziemlich sicher. Es IST Anstrengung, den ganzen Rattenschwanz nicht nur zu lesen, sondern eins zu eins bei sich (= Selbstbeobachtung) zu entdecken.


  • Raphy hat im Beitrag (291) aus MN 38 das Resultat der stufenweisen Übung, das Ende des Daseinskreislaufs, zitiert.


    Vorher schildert der Buddha die Übung:

    1. dem Erleuchteten Zuhören

    2. der rechte Entschluss: die Hauslosigkeit

    3. bewusstes Üben von nicht töten, von nicht nehmen, was nicht gegeben wird, von sexueller Enthaltsamkeit.

    4. usw.


    Zitat

    (Das Ende des Daseinskreislaufs: Stufenweise Übung)

    31. "Ihr Bhikkhus, da erscheint ein Tathāgata in der Welt, ein Verwirklichter, ein vollständig Erleuchteter, vollkommen im wahren Wissen und erhaben im Verhalten, vollendet, Kenner der Welten, unvergleichlicher Meister bezähmbarer Menschen, Lehrer himmlischer und menschlicher Wesen, ein Erwachter, ein Erhabener. Er erläutert diese Welt mit ihren Māras und Brahmās, er erläutert diese Generation mit ihren Mönchen und Brahmanen, ihren Prinzen und dem Volk, was er mit höherer Geisteskraft selbst verwirklicht hat. Er lehrt das Dhamma, das gut am Anfang, gut in der Mitte und gut am Ende ist, mit der richtigen Bedeutung und der richtigen Ausdrucksweise, er enthüllt ein heiliges Leben, das äußerst vollkommen und rein ist."

    32. "Ein Haushälter oder Sohn eines Haushälters oder jemand, der in einer anderen Familie geboren wird, hört jenes Dhamma. Wenn er das Dhamma hört, erlangt er Vertrauen in den Tathāgata. Im Besitz jenes Vertrauens erwägt er: 'Das Leben eines Haushälters ist eng und staubig; das Leben in der Hauslosigkeit ist weit und offen. Während man zu Hause wohnt, ist es nicht leicht, das heilige Leben zu führen, das zutiefst vollkommen und rein ist, wie eine polierte Muschel. Angenommen, ich rasiere mir das Kopfhaar und den Bart ab, ziehe die gelbe Robe an und ziehe vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit.' Bei späterer Gelegenheit rasiert er sich das Kopfhaar und den Bart ab, zieht die gelbe Robe an und zieht vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit, wobei er ein kleines oder großes Vermögen, einen kleinen oder großen Verwandtenkreis aufgibt."

    33. "Nachdem er so in die Hauslosigkeit gezogen ist und die Übung und Lebensweise der Bhikkhus auf sich genommen hat, enthält er sich davon, Lebewesen zu töten, indem er es aufgegeben hat, Lebewesen zu töten; Stock und Waffen beiseite gelegt, sanft und freundlich, lebt er voll Mitgefühl für alle Lebewesen. Er enthält sich davon, das zu nehmen, was ihm nicht gegeben wurde, indem er es aufgegeben hat zu nehmen, was nicht gegeben wurde; indem er nur nimmt, was gegeben wurde, nur erwartet, was gegeben wurde, indem er nicht stiehlt, weilt er in Reinheit. Indem er die Unkeuschheit aufgegeben hat, lebt er in Keuschheit, lebt er losgelöst von der gewöhnlichen Praxis des Geschlechtsverkehrs und er enthält sich davon."

    .......................

    Majjhima Nikāya 38 (palikanon.com)



    Das ist nicht so einfach

    Ich finde, das ist etwas mehr als "Einfach mit dem sein was hier ist" oder "Selbstbeobachtung und Selbstakzeptanz"

    :rainbow:

  • Nicht du verneinst Aktivität, sondern ich hatte den Eindruck, dass du denkst mit "Hiersein mit dem was ist" wäre keine Aktivität möglich, weil du das Beispiel von Buddha und seinen Aktivitäten und Anstrengungen gebracht hast. Und dazu sage ich, dass Aktivität und Anstrengung sehr wohl möglich ist mit meiner Herangehensweise. Damit ist grundsätzlich alles möglich.


    ...

    Es geht vor allem darum das unangenehme Fühlen nicht abzulehnen und das angenehme Fühlen nicht zu begehren.


    Ja, aber da gibt es Riesenunterschiede bis wohin man gelangt oder gelangen will mit dieser Übung. Was der Buddha in MN 38 beschreibt, ist das nicht allzu viel für uns? ...

    Das muß jeder für sich entscheiden ob es zuviel ist. Ist niemand gezwungen so zu praktizieren.


    Mir hilft diese Herangehensweise jedenfalls. Und ich finde es auch nicht übermenschlich schwer.

    Und verwirklicht habe ich das auch noch nicht. Es ist eine Übung.


    Ich bin noch voll von haben wollen und weg haben wollen. Voll von Gier und Hass.

    Aber mein Ansatz hilft mir diese zu verringern.


    So jedenfalls mein Eindruck.


    Wie gesagt es geht nicht gegen Anstrengung. Anstrengung ist super und mit der rechten Anstrengung ist es auch im Palikanon Teil des edlen achtfachen Pfades.


    magga


    Es widerspricht auch nicht dem Sosein. Man kann hier und jetzt sein und sich dabei anstrengen oder eben nicht.


    Es ist auch nicht meine Erfahrung oder Meinung, dass man Gier, Hass und Unwissenheit ohne Anstrengung reduzieren kann.


    Es ist wichtig Anstrengung und Entspannung im gesunden Maß zu leben, würde ich sagen. Beides ist wichtig. Und das Verhältnis dieser beiden kann von Person zu Person unterschiedlich sein.


    Aber natürlich gibt es Sutten wo Anstrengung vom Buddha nicht explizit erwähnt wird. Das ändert aber nichts daran, dass Anstrengung sehr wichtig ist.


    padhāna


    Aber mal zwei Sutten wo Anstrengung nicht explizit erwähnt wird:


    ...


    Aber ein drittes Mal wurde der Bāhiyer Dāruciriyo beim Erhabenen vorstellig: "Es ist aber schwer zu erkennen, Herr, was im Leben des Erhabenen und in meinem Leben dazwischenkommen kann. Möge mich der Erhabene die Wahrheit lehren, möge mir der Erhabene die Lehre zeigen, dass es mir lange zum Segen und zum Wohl gereiche!" - "Was das angeht, Bāhiyer, kannst du dich so üben: 'Gesehenes gelte dir nur als Gesehenes, Gehörtes nur als Gehörtes, sinnlich Erfahrenes nur als sinnlich Erfahrenes, Erkanntes nur als Erkanntes.' So kannst du dich üben, Bāhiyer. Wenn dir Gesehenes nur als Gesehenes, Gehörtes nur als Gehörtes gelten wird sinnlich Erfahrenes nur als sinnlich Erfahrenes, Erkanntes nur als Erkanntes, dann, bist 'du' nicht 'dort' Bāhiyer, dann ist 'das' nicht 'deine' Sache, dann Bāhiyer, bist 'du' weder 'hier' noch 'jenseits' noch 'dazwischen': Das eben ist das Ende des Leidens. "[18]

    ...

    Udānapāḷi I


    Allerdings kann es theoretisch sein, dass dieser Bahiyo sich vorher in einer Praxis der Anstrengung übte.


    Auch zum Buddha wandern und darauf zu beharren vom Buddha belehrt zu werden, könnte man als Anstrengung interpretieren.


    Deswegen ist es auch nicht meine Meinung, dass es ohne Anstrengung geht. Woher hast du das denn oder wo schreibe ich so?


    Zweites Beispiel MN1:


    ...

    (Einer in höherer Schulung)

    ...


    46. "Er erkennt das Erfahrene unmittelbar als das Erfahrene. Nachdem er das Erfahrene unmittelbar als das Erfahrene erkannt hat, sollte er sich nicht das Erfahrene vorstellen, er sollte sich nicht Vorstellungen im Erfahrenen machen, er sollte sich nicht Vorstellungen vom Erfahrenen ausgehend machen, er sollte sich nicht vorstellen 'das Erfahrene ist mein', er sollte sich nicht am Erfahrenen ergötzen. Warum ist das so? Damit er es vollständig durchschauen möge, sage ich."


    ...


    Majjhima Nikāya 1


    Aber nur weil der Buddha in den 2 Sutten keine Anstrengung erwähnt, heißt das nicht, dass Anstrengung in seiner Lehre nicht vorkommt.


    Und nur weil ich über Sosein spreche, heißt das nicht, dass andere Teile der Buddhalehre deswegen ungültig sind und ich sagen würde dass es ohne Anstrengung geht.


    "Einfach mit dem sein was hier ist" ist nicht gleich Passivität. Schließt Passivität aber auch nicht aus.


    Das Leben ist doch sowieso ein Wechselspiel von Aktiv und Passiv.


    Anstrengung ist wichtig. :)


    Liebe Grüße

    3 Mal editiert, zuletzt von Raphy ()

  • ...


    Das ist nicht so einfach

    Ich finde, das ist etwas mehr als "Einfach mit dem sein was hier ist" oder "Selbstbeobachtung und Selbstakzeptanz"

    Natürlich ist die Buddhalehre mehr als ich in ein paar Posts aufschreiben kann.

    War auch nicht meine Absicht eine umfassende Einführung in die Buddhalehre zu geben.


    Eigentlich habe ich ja nur auf Punk geantwortet.


    Aber alles gut. Deswegen schreiben wir ja hier um uns auszutauschen und zu lernen.


    :)


    Anstrengung ist auf jedenfall ein wichtiger Aspekt der Lehre. Schön dass du darauf hinweist.


    Ist bestimmt ein häufiges Mißverständnis wenn von Sosein oder "Einfach mit dem sein was hier ist" gesprochen wird.


    Liebe Grüße

  • Deepa


    Erlaubnis erteilt.


    Die Beiträge von den anderen sind aber auch nicht von schlechten Eltern. :)


    Für alle:

    Liebe Grüße

  • Danke :)

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


    Viele Wege führen ins Nirvana.

    Deepa

  • Raphy, erst mal herzlichen Dank für deine ausführlichen Antworten.


    Deswegen ist es auch nicht meine Meinung, dass es ohne Anstrengung geht. Woher hast du das denn oder wo schreibe ich so?


    Ich hatte das ja schon bei meiner Nachfrage zitiert, was du in Beitrag (291) so formuliert hast:

    Kann aber gut sein, dass für dich und andere eine Herangehensweise hilfreicher ist, die Aktivität und Anstrengung betont.

    Daher dachte ich, du meinst es gäbe zwei Methoden der Lehre des Buddha zu folgen: eine mit betonter Anstrengung und (meine darauf folgende Gedankenausschweifung) eine mit kaum oder nur geringer Anstrengung.

    Nun ist mein Missverständnis weggefegt.

    (Entspannungspausen räume ich mir schon immer ausreichend ein :) )



    Allerdings kann es theoretisch sein, dass dieser Bahiyo sich vorher in einer Praxis der Anstrengung übte.


    Das glaube ich nämlich. Weil, wenn ich höre "'Gesehenes gelte dir nur als Gesehenes", funktioniert das ja nicht. Ich schaffe das in der Regel nicht.

    Da werde ich wohl noch üben müssen.



    Ist bestimmt ein häufiges Mißverständnis wenn von Sosein oder "Einfach mit dem sein was hier ist" gesprochen wird.


    Ja.

    Ich verstehe das immer als Ziel, als Ergebnis von Meditation und Praxis.

    Oft kommt es mir aber so vor, dass andere Leute meinen: "Kapiert das doch endlich, dass es so einfach ist, seid nur "im Hier und Jetzt", dann seid ihr erleuchtet."

    Wie man dahin kommt, tatsächlich und beständig und hundertprozentig im Hier und Jetzt zu sein, davon erzählen die meisten nichts. 8)

    :rainbow:

  • Ach so. Nein nicht 2 Methoden. Aber man kann ja verschiedene Aspekte der Buddhalehre unterschiedlich stark betonen.


    Jemandem der sich zu sehr gehen läßt, kann man mehr über Anstrengung erzählen.


    Und jemand der vor lauter Anstrengung keinen inneren Frieden findet, kann man mehr über Freude, Verzückung, Mitgefühl und Gleichmut erzählen.


    Trotzdem bleibt die Buddhalehre als Ganzes natürlich maßgeblich und nicht Teile davon.


    Ich muß auch noch viel üben. Alles Gute dabei.


    Ja. Es ist Ziel, kann aber auch eine Ausrichtung während der Praxis sein.

    Man steuert den rettenden Hafen an, aber ist noch nicht angekommen.


    Im übrigen kann es durchaus sein, dass diese Herangehensweise nicht für jeden etwas ist.

    Die Menschen sind verschieden.


    Auch der Buddha im Palikanon hat ja verschiedene Ansätze gelehrt. Die Schwerpunkte anders gesetzt, je nach Person die er vor sich hatte.


    Obwohl die Grundlehre natürlich immer gleich ist.


    ...


    Oft kommt es mir aber so vor, dass andere Leute meinen: "Kapiert das doch endlich, dass es so einfach ist, seid nur "im Hier und Jetzt", dann seid ihr erleuchtet."


    ...

    Ah ja. So meine ich das nicht, wenn ich "einfach" schreibe. Man kann auch sagen "Mit dem sein was hier ist" oder "Hier sein" oder "Sein" oder man sagt garnichts.


    Mit einfach meine ich, dass nichts besonderes getan oder nicht-getan wird. Man sitzt einfach nur oder geht einfach nur.


    Und das kann auch sehr anstrengend oder unangenehm sein.

    Aber auch damit ist man dann.


    Ein schneller Weg zur Erleuchtung ist das nicht unbedingt, es sei denn man ist begabt genug, dann gehts vielleicht auch schnell.


    ...


    Wie man dahin kommt, tatsächlich und beständig und hundertprozentig im Hier und Jetzt zu sein, davon erzählen die meisten nichts. 8)

    Ist ja auch nicht so einfach.


    Ja. Ich kenne das aus dem Satsang- und Neo-Advaita Bereich.


    Mir hat es tatsächlich was gebracht.


    Aber wie du sagst: Das wie und eine Praxis hat mir dann gefehlt um das weiter zu vertiefen.


    Ich hatte mich aber schon immer auch mit der Buddhalehre hauptsächlich beschäftigt und konnte da dann wieder mehr einsteigen.


    Und da wird uns ja das "wie man dahin kommt" ausführlichst erklärt.


    Ich bin mir auch garnicht sicher ob das im Hier und Jetzt sein überhaupt schon das Ende ist. Man kann ja auch mit Gier, Hass und Verblendung hier sein.


    Da hat die Buddhalehre nochmal eine andere Tiefe für mich. Sie geht ganz an die Wurzel.


    Kann man überhaupt jemals nicht im Hier und Jetzt sein? Hier und Jetzt ist doch immer. Man hat doch garkeine Wahl oder?

    Auch wen man total verpeilt ist und nichts mitbekommt, passiert das ja immer Hier und Jetzt. Oder?


    Raphy, erst mal herzlichen Dank für deine ausführlichen Antworten.


    ...

    Gerne Rudolf. Danke auch dir für das nette Gespräch.


    Liebe Grüße

  • Ich bin mir auch garnicht sicher ob das im Hier und Jetzt sein überhaupt schon das Ende ist. Man kann ja auch mit Gier, Hass und Verblendung hier sein.

    :like:

    Du hast dich getraut, dies zu sagen!



    Kann man überhaupt jemals nicht im Hier und Jetzt sein? Hier und Jetzt ist doch immer. Man hat doch garkeine Wahl oder?

    Auch wen man total verpeilt ist und nichts mitbekommt, passiert das ja immer Hier und Jetzt. Oder?


    Andere meinen wohl, dass zwar das Denken auch immer im Hier und Jetzt stattfindet, aber die Objekte des Denkens sind nicht im Hier und Jetzt: "Das will ich noch machen, und wenn das fertig ist, fange ich damit an und dann ....."

    :rainbow:

  • Ich bin mir auch garnicht sicher ob das im Hier und Jetzt sein überhaupt schon das Ende ist. Man kann ja auch mit Gier, Hass und Verblendung hier sein.

    :like:

    Du hast dich getraut, dies zu sagen!


    ...

    Hat mich Überwindung gekostet.


    Ja man plant für die Zukunft. Aber dieses Planen passiert Hier und Jetzt, auch wenn man sich dessen nicht bewußt ist, würde ich sagen.


    Liebe Grüße


  • Wie man dahin kommt, tatsächlich und beständig und hundertprozentig im Hier und Jetzt zu sein, davon erzählen die meisten nichts.


    Ja. Ich kenne das aus dem Satsang- und Neo-Advaita Bereich.


    Diese Formulierung "im Hier und Jetzt sein" ist auch nicht eine Lehre Buddhas. Leider vermischt sich die Lehre immer mehr mit allerlei esotherischen Strömungen und wird zugeschüttet mit allerlei Theorien und Glaubenslehren, die nicht von Buddha gelehrt wurden.


    Zitat

    MN 8

    "Es ist möglich, Cunda, daß da irgendein Bhikkhu ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, in die erste Vertiefung eintritt, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und darin verweilt, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind.


    Er könnte nun denken: 'Ich verweile in Selbstentsagung.'

    Aber diese Erreichungszustände sind nicht das, was in der Disziplin des Edlen'Selbstentsagung' genannt wird; diese werden in der Disziplin des Edlen 'angenehme Verweilungen hier und jetzt' genannt."


    "Es ist möglich, Cunda, daß da irgendein Bhikkhu mit der Stillung der anfänglichen und anhaltenden Hinwendung des Geistes (zum Meditationsobjekt) in die zweite Vertiefung eintritt, die innere Beruhigung und Einheit des Herzens enthält, ohne anfängliche und anhaltende Hinwendung des Geistes, und darin verweilt, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Konzentration entstanden sind.

    Er könnte nun denken: 'Ich verweile in Selbstentsagung.'

    Aber diese Erreichungszustände sind nicht das, was in der Disziplin des Edlen 'Selbstentsagung' genannt wird; diese werden in der Disziplin des Edlen 'angenehme Verweilungen hier und jetzt' genannt."


    "Es ist möglich, Cunda, daß da irgendein Bhikkhu mit dem Verblassen der Verzückung, in Gleichmut verweilend, achtsam und wissensklar, voll körperlich erlebter Glückseligkeit, in die dritte Vertiefung eintritt, von der die Edlen sagen: 'Glückselig verweilt derjenige, der voll Gleichmut und Achtsamkeit ist', und darin verweilt. Er könnte nun denken: 'Ich verweile in Selbstentsagung.'

    Aber diese Erreichungszustände sind nicht das, was in der Disziplin des Edlen 'Selbstentsagung' genannt wird; diese werden in der Disziplin des Edlen 'angenehme Verweilungen hier und jetzt' genannt."


    "Es ist möglich, Cunda, daß da irgendein Bhikkhu mit dem Überwinden von Glück und Schmerz und dem schon früheren Verschwinden von Freude und Trauer, in die vierte Vertiefung eintritt, die aufgrund von Gleichmut Weder-Schmerzhaftes-noch-Angenehmes und Reinheit der Achtsamkeit in sich hat, und darin verweilt.

    Er könnte nun denken: 'Ich verweile in Selbstentsagung.' Aber diese Erreichungszustände sind nicht das, was in der Disziplin des Edlen 'Selbstentsagung' genannt wird; diese werden in der Disziplin des Edlen 'angenehme Verweilungen hier und jetzt' genannt."


    [.........]


    "Also, Cunda, ist der Weg der Selbst-Entsagung von mir gelehrt worden, der Weg der Neigung des Geistes ist von mir gelehrt worden, der Weg der Vermeidung ist von mir gelehrt worden, der Weg nach oben ist von mir gelehrt worden, der Weg der Auslöschens ist von mir gelehrt worden."



    Man kann dabei nicht auf fremde Hilfe hoffen, ausser man treffe einen Buddha:


    "Cunda, daß jemand, der selbst im Schlamm versinkt, einen anderen, der im Schlamm versinkt, herausziehen sollte, ist unmöglich; daß jemand, der nicht selbst im Schlamm versinkt, einen anderen, der im Schlamm versinkt, herausziehen sollte, ist möglich.


    Daß jemand, der selbst unbezähmt, ungezügelt ist und nicht in Nibbāna erloschen ist, einen anderen bezähmen, zügeln, zum Erlöschen in Nibbāna führen sollte, ist unmöglich; daß jemand, der selbst bezähmt, gezügelt ist und in Nibbāna erloschen ist, einen anderen bezähmen, zügeln, zum Erlöschen in Nibbāna führen sollte, ist möglich.

    3 Mal editiert, zuletzt von Punk ()

  • Punk


    Diese Formulierung "im Hier und Jetzt sein" und ähnliche sind im Grunde nichts anderes als Achtsamkeit.

    Man kann also auch einfach Achtsamkeit sagen.


    Und damit kann man es als eine Vorübung für rechte Achtsamkeit sehen, die sich dann speziell auf Körper, Fühlen, Geist und Geistobjekte bezieht.


    ...


    30. "Und was, Freunde, ist Richtige Achtsamkeit? Da verweilt ein Bhikkhu, indem er den Körper als einen Körper betrachtet, eifrig, völlig achtsam und wissensklar, nachdem er Habgier und Trauer gegenüber der Welt beseitigt hat. Er verweilt, indem er Gefühle als Gefühle betrachtet, eifrig, völlig achtsam und wissensklar, nachdem er Habgier und Trauer gegenüber der Welt beseitigt hat. Er verweilt, indem er Geist als Geist betrachtet, eifrig, völlig achtsam und wissensklar, nachdem er Habgier und Trauer gegenüber der Welt beseitigt hat. Er verweilt, indem er Geistesobjekte als Geistesobjekte betrachtet, eifrig, völlig achtsam und wissensklar, nachdem er Habgier und Trauer gegenüber der Welt beseitigt hat. Dies wird Richtige Achtsamkeit genannt."


    ...


    Majjhima Nikāya 141


    Ausführlich in MN10 oder D22 beschrieben:


    Majjhima Nikāya 10

    Ausrichtungen der Achtsamkeit


    Liebe Grüße

    Einmal editiert, zuletzt von Raphy ()

  • 'Im Hier und Jetzt sein' wird für mich auch mit MN1 ausgedrückt.


    MN1 ist für mich ein Ansporn, den kleinen oder grösseren Vorstellungsverweilungen (vom Hier und Jetzt) im Alltag entschlossener gegenüberzutreten.

  • Achtsamkeit (Mindfullness) ist nun auch gerade wieder so ein unscharfer Begriff.


    Das Lieblingswort von jedem x-belibigen MentalCoach.


    Hier nur einige zufällig gegoogelte Beispiele:


    Kurse MBSR und MSC - Zentrum für Achtsamkeit


    Externer Inhalt www.youtube.com
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    MBSR & Yoga Retreat auf Mallorca - mindful work


    8 Tipps für mehr Achtsamkeit am Arbeitsplatz | Doris Kirch





    MN 10 ist da ein ganz anderes Kaliber.;)

    Einmal editiert, zuletzt von Punk ()

  • Achtsamkeit - 'die Sinnestore bewachen', Klarharheit, Ruhe des Geistes aber keine Müdigkeit.



    Dann gibts noch den Begriff 'Wissensklarheit'.



    Es gibt x Worte und Erklärungen, die so einen guten Zustand (und noch klarere Zustände) des Geistes be-bedeuten sollen.

  • Punk


    ja der Begriff 'Achstamkeit' ist ziemlich zerstört. Ich hab ihn in den Lehrreden auch nicht gelesen. 'achtgeben' trifft bei mir aber was, insofern find ich den nicht schlecht.

  • Kein Lebewesen kann woanders sein als im Hier und Jetzt. Jedes ist immer nur hier. Keines kann je in der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft leben. Nur hier ist der Ort. "Hier und Jetzt" ist nur eine Metapher für Achtsamkeit. Für Menschen kommet es darauf an bewusst zu werden des Hier, ohne sich darin zu verlieren. Ohne Zeiten kein Mensch.

  • Ausschlaggebend ist für uns hier ja die buddhistische Bedeutung der Begriffe.


    Wenn wir sie mit der Wohlfühl-Bedeutung in schnelllebigen Wellness-Lehren vergleichen wollen, müsste man einen Thread "Buddhismus & Esoterik" aufmachen.


  • Ausschlaggebend ist für uns hier ja die buddhistische Bedeutung der Begriffe.


    Wenn wir sie mit der Wohlfühl-Bedeutung in schnelllebigen Wellness-Lehren vergleichen wollen, müsste man einen Thread "Buddhismus & Esoterik" aufmachen.

    Du müsstest mir jetzt nur noch erklären wie man sich die buddhistischen Begriffe ohne unsere, im Sinn des Buddhismus, esoterischen Begriffe erobern kann.

  • Es ging ja um den Begriff "Hier und Jetzt".


    In oben erwähntem Sutta MN 8 wird klar unterschieden zwischen:


    "Selbstentsagung"


    und


    "angenehmes Verweilen im Hier und Jetzt".


    wobei der buddhistische Weg die "Selbstentsagung" beinhaltet und nicht ein "angenehmes Verweilen im Hier und Jetzt".



    Das war, worauf ich hinweisen wollte

    2 Mal editiert, zuletzt von Punk ()

  • "angenehmes Verweilen im Hier und Jetzt"

    Ist eben auch verweilen ohne Zeiten, ohne Terminierung, angenehm Zeitlos verweilen, in dem was jetzt ist.

  • Du müsstest mir jetzt nur noch erklären wie man sich die buddhistischen Begriffe ohne unsere, im Sinn des Buddhismus, esoterischen Begriffe erobern kann.

    Es ging hier mal um "Lebewesen" und "Buddhanatur".

    Es ging dann heiter weiter mit:

    Wille, Empfindung, Karmaformationen, Bewusstsein, die 4 edlen Wahrheiten, der achtfache Pfad, das Ungeborene, Achtsamkeit, Hier und Jetzt, Esoterik. Das ist eine kleine, unvollständige Auswahl. 🙂


    Ich muss also gar nichts erklären. Ich muss mich zur Meditation begeben, das ist es, was ich muss! ☝️😁