• Offizieller Beitrag

    Hier ist ein kleiner (meiner Ansicht nach wichtiger) Text von Linda Lehrhaupt, der gut auf den Punkt bringt, was ich meine.


    An einer Stelle schreibt sie:

    Zitat

    Schwierige Emotionen sind wie Nährstoffe, die unser Leben anreichern und bereichern. Im Umgang mit ihnen erhalten wir die Kraft, ein Leben in Fülle zu leben und das volle Potenzial unseres Lebens zu entfalten. [...]


    Es geht nicht darum, frei von Wut oder Zorn zu werden. Viele Menschen sehen darin ein Ziel ihrer Meditationspraxis. Das ist ein Missverständnis. Solange wir frei von etwas sein wollen, sind wir davon gefangen. Es geht nicht darum, frei von etwas zu sein, sondern vielmehr frei mit etwas zu sein. Es geht darum, das Leben mit dem zu leben, was es uns präsentiert.

  • Und bezeichne meine Argumente nicht als feministischen Quatsch!!! Sonst werde ich wütend

    ;)


    Es geht um Energien, und da gibt es männliche und weibliche Energien, s. Yin und Yang.


    Ja, aber Energien sind gleichwertig.




    Es lohnt sich doch gar nicht, sich über derartiges Gerede aufzuregen. Ein Ohr rein, das andere wieder aus. Fertig.


    Das ist die richtige Einstellung für geistige Entwicklung!

  • Ja, aber Energien sind gleichwertig.

    Ich habe nichts anderes behauptet. Beide Energien sind wichtig in Balance.

    Und bezeichne meine Argumente nicht als feministischen Quatsch!!! Sonst werde ich wütend :rofl:

    Es lohnt sich doch gar nicht, sich über derartiges Gerede aufzuregen. Ein Ohr rein, das andere wieder aus. Fertig.

    Ne, natürlich nicht. Wer regt sich auf :)

    Das ist die richtige Einstellung für geistige Entwicklung!

    :rofl::lol:

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Hallo Thorsten,


    Tsültrim Allione hat ja ein Buch geschrieben mit dem Titel ,den Dämonen Nahrung geben. Darin zeigt sie auf , das es wenig Sinn macht die eigenen Gefühle zu bekämpfen und sie führt auch ein stückweit ein in die herangehensweise tantrischer Praxis.


    Beim Thema Zorn ,Wut und Aggression ist da aber besondere Vorsicht angebracht, denn es ist ja eine phsychologische Binsenweisheit, das Haß ein Scheinriese ist. Wir fühlen uns kurze Zeit großartig mit ihm , aber das Jammern hinterher ist dann leider meistens das, was übrigig bleibt.


    Ich selbst finde es schrecklich mit anzusehen ,wie z.b. das Artensterben immer mehr voranschreitet, und wie verlogen die Zerstörung der letzten Rückzugsräume seltener Arten nach wie vor vorangetrieben wird. Aber wenn ich jetzt hier die Rot Grüne Regierung in RLP lautstark beschimpfen würde, weil sie nicht einmal vor den Bioshärenreservaten dabei halt macht , wäre auch ziemlich schnell klar, das Zorn nun mal die Energie ist, die am schnellsten hochkocht.


    Ich bin auch nach zwanzig Jahren tantrischer Praxis eher vorsichtig damit, mit spiegelgleicher Weisheit, die ja die umgewandelte Form von Zorn ist zu arbeiten.

    Allerdings bin ich ganz deutlich dafür Konflikte anzugehen und nicht nur immer weiter nach hinten zu schieben und das Ganze dann wohlmöglich noch mit einer friedlich, gewaltfreien Ideologie zu überhöhen.


    _()_ Phönix

    • Offizieller Beitrag

    :? hatte ich Dich nicht klar und besonnen in Erinnerung?

    Dann bin ich ja froh, dass ich diesem Bild erfolgreich begegnen konnte. :angel:


    Aber Scherz beiseite. Seit ich mit dem Buddhismus in Berührung gekommen bin, ist für mich die Frage nach dem Stellenwert der Wut und anderer "negativer" Gefühle und vor allem der Umgang damit besonders wichtig. Ich habe sehr schlechte Erfahrungen mit der Unterdrückung von Wut und Trauer bei mir und anderen gemacht. Zugleich habe ich beide als wirkmächtige Kräfte schätzen gelernt. Monika hatte auf die Bedeutung der Polaritäten Yin und Yang hingewiesen.


    Yin und Yang – Wikipedia


    Die hellen und die dunklen Kräfte sind in dynamischem Gleichgewicht. Wut, Freude, Trauer, Angst, Sex... alle gehören dazu, bilden die tiefe Lebenskraft, die allen Wesen innewohnt. Gesund ist ein Wesen dann, wenn diese Kräfte ihren lebendigen Ausdruck finden können, denn sie alle haben die Funktion das innere und das äußere, körperliche und gesellschaftliche Gleichgewicht zu erhalten. Kultur ist der Prozess, diese Kräfte zu organisieren und zu kanalisieren, damit wir zusammen leben können ohne uns ständig die Köpfe einzuschlagen oder uns gegenseitig zu vergewaltigen oder zu quälen. Das klappt mal besser und mal schlechter (Buchtip: ->Das Unbehagen in der Kultur). Auch der Buddhismus ist so ein Versuch, der je nach Kultur, auf die er getroffen ist, mal einen offeneren, mal einen restriktiveren Umgang mit den negativen Gefühlen gelehrt hat.


    Der Buddhismus ist durch China und Korea nach Japan gelangt und hat auf diesem Weg viel Daoismus und Shintoismus aufgenommen und in sein System integriert. Das hat der Lehre sehr gut getan, finde ich. Nicht ohne Grund bin ich vom tibetischen Buddhismus zum Zen gelangt. Die Unterdrückung der "bösen" Kräfte bringt die Angst vor und die Lust an den Höllen hervor. Ein ähnliches Phänomen hatten wir in Mitteleuropa während der Inquisition.


    AKG Anonymous: Die Hölle. Kunstdruck, Leinwandbild, Gerahmtes Bild, Glasbild



    Für mich sind solche Bilder und Vorstellungen sehr deutliche Zeichen eines gescheiterten Umgangs mit negativen Gefühlen. Oft genug werden übrigens die negativen Aspekte von Wut auch gerade von denen gepredigt, die ein vitales Interesse daran haben, dass Unterdrückung und Ausbeutung, die sie selbst praktizieren, als karmisch verursacht oder von Gott gegeben gesehen werden. Aufbegehren und Wut auf Ausbeutung und Unterdrückung führen in dieser Weltsicht selbstverständlich in noch tieferes Elend und die schlimmsten Höllen. Wie auch anders? Angst vor Strafe ist einer der Stützpfeiler des klerikalen Feudalismus. So war es bei uns im Mittelalter und auch in Tibet war es bis Mitte letzten Jahrhunderts kaum anders. Das ist eine der dunklen Seiten der religiösen Institutionen, die Religion und Spiritualität missbrauchen, um durch Angst ihre Macht zu zementieren. Den Menschen Angst vor ihren negativen Gefühlen oder vor ihrer Sexualität zu machen, ist für mich ein eindeutiges Zeichen von Machtmissbrauch. Eher ist eine Lehre von Nöten, die zu einem gesunden und produktiven Umgang damit führt.


    Ich denke, dass wir durch den sehr pragmatischen Umgang des Daoismus mit den Lebensenergien oder auch durch viele Erkenntnisse der westlichen Psychologie etwas anders auf die Wut schauen können, als es die tibetischen Kleriker des Mittelalters getan haben.


    Ein Beispiel der produktiven Wut habe ich noch: Wenn sich bei uns in den Ecken die Wollmäuse sammeln, die Möbel beginnen zu kleben, es muffig und morsch beginnt aus den Ecken zu riechen... spätestens dann bin ich sehr genervt von dem Dreck und der Unordnung und verfalle in eine sehr produktive Putzwut, der das Wohlbehagen einer sauberer Wohnung folgt. Auch auf den inneren Bereich lässt sich das übertragen, auf den in der Psyche. Eine frische Wut kann zuweilen Ordnung schaffen, wenn es gar zu klebrig und schmuddelig wird. :evil:


    Wut ist zunächst nichts als ein natürlicher Impuls. Ob sie zu Hass oder zu Tatkraft wird, entscheidet der Umgang damit.

    • Offizieller Beitrag

    Beim Thema Zorn ,Wut und Aggression ist da aber besondere Vorsicht angebracht, denn es ist ja eine phsychologische Binsenweisheit, das Haß ein Scheinriese ist. Wir fühlen uns kurze Zeit großartig mit ihm , aber das Jammern hinterher ist dann leider meistens das, was übrigig bleibt.

    Diese Erfahrung kann ich teilen. Es gibt die Wut und es gibt den Wutausbruch. Das klingt schon nach etwas, das sich ins Freie kämpft weil es eingesperrt ist. Darum ist es meiner Ansicht nach so wichtig, es gar nicht erst dazu kommen zu lassen.


    Danke für den Buchtip! Habe das Buch gerade bestellt. Ich habe schon häufiger gehört und gelesen, dass der tantrische Weg sehr anders mit den verschiedenen Energien umgeht, sie eher als Weg denn als Hinderniss versucht zu nutzen. Leider ist dieser Weg nur einer kleinen Elite vorbehalten gewesen...

  • Hallo Thorsten,

    mir ist gerade eingefallen, dass sich meine Wut sehr stark entlud, nachdem ich tiefgreifende spirituelle Erfahrungen gemacht hatte und plötzlich meine Angst ?vor dem Leben? verschwunden war. Es gab Momente, da musste ich meine Kollegin bitten, mich festzuhalten, weil ich sonst handgreiflich geworden wäre - und zwar meinem damaligen Chef gegenüber, der aus meiner Sicht zu blöd war, um bestimmte Wichtigkeiten zu erkennen und entsprechend zu handeln, woraus Ungerechtigkeiten entstanden und bestimmte Menschen unnötig stark belastet wurden.


    Diese Wut hat mich einerseits erschreckt, andererseits aber für positive Veränderung gesorgt, weil ich keine Beschränkungen mehr fühlte, die mich zurückhielten. Andererseits aber war sie schwer zu händeln, weil sie unglaublich stark war. Ich lernte aber, damit umzugehen.


    Ich war froh, als diese Phase vorbei war, habe aber dennoch davon profitiert, weil ich keine Angst mehr vor den Konsequenzen hatte, wenn ich um "Gerechtigkeit kämpfte" und ums "Wachwerden" bestimmter Menschen.


    Jetzt verstehe ich, was Du meintest - oder?

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

    • Offizieller Beitrag

    Wut ist zunächst nichts als ein natürlicher Impuls. Ob sie zu Hass oder zu Tatkraft wird, entscheidet der Umgang damit.

    Was ist den "Wut" auf einer grundlegenden Ebene? Wenn ein Tier sich einer Gefahr gegenüber sieht, dann gibt es ja entweder die Möglichekeit sich zu verstecken, zu fliehen oder anzugreifen.


    Der Köper geht entweder in einen Modus in dem es sich bereit macht, sich zu verkriechen (Angstmodus), in einem Modus der Fluckt (Fluchtmodus) oder es bereitet sich auf Angriff vor, und es ist dieser Angriffsmodus erhöhter Gefechtsbereitschaft, der neben köperlichen Bestandteilen die Wut als Gefühl mit sich bringt.


    Einfach betchtet lohnt es sich von daher den Angriffsmodus der Wut mit den anderen beiden Modi der Fluchtbereitschaft- oder Angstbereitschaft zu vergleichen. Und bei diesem Vergleich schneit ja die Wut vielleicht desegen ganz gut ist, weil sie sie sich im Gegensatz zu den beiden anderen dem Problem stellt, statt sich zu verkriechen oder zu fliehen. Angsichts des "Artensterbens" wäre ja eine Reaktion des Angstmodus doer des Fluchtmodus beides Strategien der Vermeidung während die Wut auf das Problem zumarschiert.


    Wenn man zwischen primitiven Modi wählen muss, ist die Wut also vilelicht keine schlechte Wahl, Wenn ein Vierjähriger im Supermarkt den Schokoregel nicht bekommt, den er sich so gewünscht hat, ist es villeicht ein besserer Weg mit seiner Enttäuschungs-Energie umzuegehen, wenn er sich auf den Boden wirft und heult (Wut), als wenn er wegläuft (Flucht) oder den ganzen Tag schlecht drauf ist (Angst). Das Gute an der Wut ist also, dass man sich dem Problem stellt und es angeht.


    Aber ich denke, dass es möglich ist, diese "anpackende Herangehensweise" von allen Arten des Schadenwollens zu befreien.

    • Offizieller Beitrag

    Wer diese im vollen Umfang verstanden hat, kann gar nicht auf solche Ideen kommen.

    -> Klick


    Zitat daraus:


    Zitat

    [...] wenn man jetzt vor allem Zentral-Tibet betrachtet [...] gab eine Form des Feudalismus, es gab eine drastische Strafgesetzordnung, es herrschte eine Elite, eine geistliche und weltliche Elite über den Rest des Volkes. Das waren sicherlich keine angenehmen Zustände.

  • Sie schreibt, dass die schwierigen Situationen Nährstoffe sind, das ist etwas anderes als "die Wut zu nähren". Man nimmt etwas, was ist, wie es ist, und geht von da aus weiter. Das ist vor allem wichtig für Menschen, die dazu neigen, ihre Gefühle zu unterdrücken.


    Du hast das Bild eines tibetischen Schützers gewählt. Dort ist die pure Energie der Wut die "spiegelgleiche Weisheit". Wie es @mkha' schon schrieb. Wichtig ist, dass der Zorn der Schützer bereits die transformierte Energie darstellt. Auch in der Lehre ist es nicht so, dass man Wut gezielt nährt, sondern wenn die Wut auftaucht, nutzt man ihre ursprüngliche oder transformierte Energie als Weisheitsenergie.


    Und wenn es bei Tsültrim Allione heißt, den Dämonen Nahrung zu geben, dann bedeutet das in der Praxis, aus der sie das abgeleitet hat - Chöd - dass man den Dämonen die man im Außen verortet den eigenen Körper darbietet. Bei ihrer Technik selbst nährt man auch nicht die Emotionen, sondern man findet heraus, was bestimmte eingefahrene Muster - die "Dämonen" - in Wirklichkeit antreibt. Und gibt ihnen das im Überfluss. So kann etwas, das ich jetzt behelfsweise mal "das innere Kind" nennen, immerzu wütend sein. Diese Wut kann entstanden sein durch das Verhalten der Eltern, oder ihre Abwesenheit usw. Was dieses Muster aber antreibt, ist der Wunsch nach Liebe. Was man dem Dämon also im Überfluss gibt, ist Liebe. In der Folge löst er sich auf, weil sein Zweck erfüllt ist, oder verwandelt sich in einen Helfer oder Schützer mit Weisheit.


    Wie Du siehst geht es bei all diesen Methoden und Aussagen niemals darum, künstlich Wut zu vermehren, um Tatkraft zu erlangen. Tatsächlich kann eine solche ungeschliffene Wut sogar ohnmächtig machen. Die Wut ist ja schon da, mit einer für Dich funktionierenden Methode der Transformation - dazu kann auch "einfach damit sein" geeignet sein - verwandelt sie sich in die Kraft, mit Weisheit zu handeln.

  • Hallo Thorsten,


    in Tibet war der Buddhismus nicht nur Religion sondern zugleich auch ein Herschaftsinstrument und natürlich hatte das Feudalsystem dort auch repressive Ellemente. Trotzdem wäre ich sehr vorsichtig damit unsere gesellschafttskritischen Denkansätze auf die Verhältnisse dort zu übertragen.

    Außerdem ist Religion immer auch ein Herschaftsinstrument, war im Zen oder in den Theravadaländern ja auch nicht anders.


    Hier im Westen ist das natürlich noch nicht so, dafür ist aber jede buddistische Strömung hier so klein, das sie auf ihre Art dann immer auch etwas elitär ist.

    Ich sehe dieses elitär sein aber halt mit einer Boddhisattvaeinstellung. Da ist elitär nix ,womit man seinen Stolz großartig aufblähen kann. ;)


    _()_ Phönix

  • Da ist elitär nix ,womit man seinen Stolz großartig aufblähen kann.

    Man kann offenbar schon, aber sinnvoll ist das nicht... :)

  • Hier im Westen ist das natürlich noch nicht so, dafür ist aber jede buddistische Strömung hier so klein, das sie auf ihre Art dann immer auch etwas elitär ist.

    Ich sehe dieses elitär sein aber halt mit einer Boddhisattvaeinstellung. Da ist elitär nix ,womit man seinen Stolz großartig aufblähen kann.


    Das ist aber fairerweise auch kein ausschließlich buddhistisches Phänomen - auch andere religiöse Gruppierungen haben einen sehr elitären Anspruch, etwa Adventisten oder auch Sedisvakantisten - Zeugen Jehovas natürlich auch usw.


    Ich denke mal, das liegt so im Kern der Sache, wenn man davon ausgeht, dass man selbst und seine Gruppe "die Wahrheit" hat und sonst keiner.

  • Gefühle (vedana) in negative oder positive einzuteilen ist m.E. unsinnig. Gefühle sind einfach immer, wenn du mit etwas in Berührung kommst. Dem Gefühl geht also ein Bewusstseinseindruck voraus und diesen Bewusstseinseindruck gilt es näher zu betrachten. Ansonsten unterscheidet man zwischen angenehm, unangenehm und neutral - d.h. wir sind da bei den drei Möglichkeiten auf ein Gefühle zu reagieren - mit Begehren, Aversion oder garnicht.

    Wut ist daher eine Reaktion auf ein Gefühl - und da ist evtl. die Bezeichnung Emotion passender.

    Was ist nun Wut und welches Gefühl liegt der Wut zugrunde?

    Das Gefühl ist Kränkung und Ohnmacht, also eine Berührung von außen - Kränkung - und eine Berühung von innen - Ohnmacht. Wut muss also von zwei Seiten betrachtet werden. Wut entsteht nicht, wenn man nicht gekränkt werden kann.

    :zen:



    • Offizieller Beitrag

    Da ist elitär nix ,womit man seinen Stolz großartig aufblähen kann.

    Mit elitär meinte ich nicht Stolz sondern eine Exklusivität der Lehre, da sie ja nicht allen zur Verfügung stand.


    Ich möchte übrigens keine Lehre oder Tradition über die andere stellen. Solche Phänomene, wie ich sie oben beschrieben habe, gab es wahrscheinlich in allen Traditionen – auf die eine oder andere Art und Weise.


    Wenn ich schreibe "die Wut nähren" so ist das dem geschuldet, dass ich persönlich immer wieder im Alltagstrott zu versinken drohe, so dass nicht Gleichmut sondern Gleichgültigkeit wächst. Aus dieser Gleichgültigkeit hilft mir immer wieder auch die Wut als motivierende Kraft. Nun kann ich auch gezielt Situationen vermeiden, die Wut oder Trauer in mir auslösen. Damit bleibe ich mehr oder weniger im Gleichgewicht. Oder ich lasse es zu, dass Geschehnisse und Verhältnisse mich berühren, dann ist Wut – bei mir zumindest – oft die Konsequenz, wie oben auch beschrieben. Diese Wut kann ich nun verdammen, fürchten, verdecken, vermeiden oder ich kann den Impuls nutzen, um handlungsfähig zu werden.


    Bei ihrer Technik selbst nährt man auch nicht die Emotionen, sondern man findet heraus, was bestimmte eingefahrene Muster - die "Dämonen" - in Wirklichkeit antreibt. Und gibt ihnen das im Überfluss. So kann etwas, das ich jetzt behelfsweise mal "das innere Kind" nennen, immerzu wütend sein.

    Ok, Du glaubst also, es ist mein "inneres Kind", das wütend ist, wenn es mich wütend macht, dass die Welt zur Zeit gepflegt den Bach herunter geht? Ein nörgendes Kind, dass auf dem Boden herumstrampelt und greint: "Ich will nicht, dass die Welt kaputt geht, ich will nicht, ich will nicht, ich will nicht...."?


    Mag sein! So habe ich es noch gar nicht betrachtet. Dann würde es mir helfen, wenn unsere natürliche Umwelt im Überfluss geschützt würde... Nur her damit! Man gebe mir im Überfluss davon! Davon kann ich gar nicht genug bekommen.


    Dann würde mir (dem inneren Kind) vermutlich helfen, endlich erwachsen zu werden, schätze ich, was für die meisten, dies es schon sind, bedeutet, sich ins Unvermeidliche fügen...


    Hm... das mag sein! Ich denke mal darüber nach.


    :)

  • Ok, Du glaubst also, es ist mein "inneres Kind", das wütend ist, wenn es mich wütend macht, dass die Welt zur Zeit gepflegt den Bach herunter geht? Ein nörgendes Kind, dass auf dem Boden herumstrampelt und greint: "Ich will nicht, dass die Welt kaputt geht, ich will nicht, ich will nicht, ich will nicht...."?


    Hilfreich kann auch sein, dass man akzeptiert, dass man im Kali Yuga lebt und die Welt darum den Bach runtergeht, weil es die Zeichen der Zeitepoche sind.

  • Mag sein! So habe ich es noch gar nicht betrachtet. Dann würde es mir helfen, wenn unsere natürliche Umwelt im Überfluss geschützt würde... Nur her damit! Man gebe mir im Überfluss davon! Davon kann ich gar nicht genug bekommen.

    So habe ich es in keiner Weise gemeint. Das ist nur ein Beispiel zur Struktur bestimmter Emotionsmuster, die man im Sinne von Tsültrim Allione als "Dämon" bezeichnen kann. Nicht jede Wut ist Teil eines solchen verfestigten Musters.


    Ich denke, generell ist das entscheidende Stichwort in Deinem Fall "Weisheit". Weisheit, die erkennt, wo man etwas tun kann und wo nicht. Und in beiden Fällen braucht man keine Wut mehr, einmal weil sie nichts bringt, wenn man ohnehin nichts tun kann, und einmal, weil man etwas tun kann und die Energie in sinnvolle Handlungen umsetzen kann.

  • Da ist elitär nix ,womit man seinen Stolz großartig aufblähen kann.

    Man kann offenbar schon, aber sinnvoll ist das nicht... :)

    Gut das der Buddismus keine Offenbarungsreligion ist. :grinsen:

  • Ich hatte übrigens schon immer eine poetische Ader.


    Dieses Gedicht paßt zum Thema hier, ich hab es in meiner taoistischen Phase geschrieben, da hab ich viel im Tao te King gelesen und Brecht stand auch mit auf dem Programm.


    Wohin ?


    Wohin mit meiner Angst

    Wohin mit meinem Haß

    Wohin mit meiner Traurigkeit


    Woher fragen wohin


    Vorher nachher

    oder vorhin :zen:

  • Fahr mal ans Meer und betrachte die Wellen als Gefühle - sie kommen und gehen und am Land (im Körper) laufen sie einfach aus, werden geringer und geringer und legen sich schließlich. Wie lange das im einzelnen dauert, hängt von der Intensität der Gefühlswelle ab - manche hauen dich um, aber letztlich laufen sie auch aus.

    Daher ist Geschmeidigkeit und Flexibilität hilfreich, was jeder im Aikido z.B. lernt.

    :zen:



  • Fahr mal ans Meer und betrachte die Wellen als Gefühle - sie kommen und gehen und am Land (im Körper) laufen sie einfach aus, werden geringer und geringer und legen sich schließlich. Wie lange das im einzelnen dauert, hängt von der Intensität der Gefühlswelle ab - manche hauen dich um, aber letztlich laufen sie auch aus.

    Daher ist Geschmeidigkeit und Flexibilität hilfreich, was jeder im Aikido z.B. lernt.

    Das Bild mit den Wellen im Meer, die kommen und auch wieder gehen, wird ja auch für buddhistische Kontemplationen genutzt.

    - Aber manchmal hat man ja einfach auch nur Angst davor, das halt keine Wellen mehr kommen.

    _()_

  • Fahr mal ans Meer und betrachte die Wellen als Gefühle - sie kommen und gehen und am Land (im Körper) laufen sie einfach aus, werden geringer und geringer und legen sich schließlich. Wie lange das im einzelnen dauert, hängt von der Intensität der Gefühlswelle ab - manche hauen dich um, aber letztlich laufen sie auch aus.

    Daher ist Geschmeidigkeit und Flexibilität hilfreich, was jeder im Aikido z.B. lernt.

    Das Bild mit den Wellen im Meer, die kommen und auch wieder gehen, wird ja auch für buddhistische Kontemplationen genutzt.

    - Aber manchmal hat man ja einfach auch nur Angst davor, das halt keine Wellen mehr kommen.

    _()_

    Ich meine nicht das Bild vom Meer, sondern das Meer als Erfahrung. Da kommen immer Wellen, solange es Meer, Strand und Wind gibt. Genauso ist es mit der Berührung bzw. dem Bewusstseinseindruck - solange du lebst, erfährst du diese Bewusstseinseindrücke, die Gefühle und Gedanken hervorbringen.

    :zen:



  • Im 'Du' steckt schon die Information: 'du lebst', dswg ist das 'solange x (du lebst)' nur eine Scheinbedingung.



    Die Gefühle in einen Zusammenhang mit den Wellen eines Meeres zu setzen, find ich intuitiv passend. Passt auch gut zu der Inselmetapher aus den Lehrreden.