Aber die Drohungen, die es ja auch in Deutschland gegenüber queeren Buddhisten gibt, die als einziges "Verbrechen" nur etwas anders als der Mainstream sind, diese Drohungen von "unseren" Buddhisten, das läßt mir die Kinnlade runter fallen. ..
Ich glaube, dass Morddrohungen von Buddhisten (ich wähle bewusst die männliche Form) gegen queere Menschen die absolute Ausnahme sind - aber sie kommen natürlich vor. Ich bin ziemlich erstaunt, dass das nicht bekannt ist.
Der letzte Fall stammt aus 2019 und wurde auch von Wissenschaftler:innen untersucht und ich wurde von ihnen darauf hingewiesen. Was ist passiert? In Myanmar wurde ein Bibliothekar von seinen Kollegen so gemobbt, dass er Selbstmord beging. Das führte zu einem Aufschrei in der queeren Community: https://www.dw.com/en/gay-libr…lgbt-community/a-49375470 Ein kontroverser Mönch (angeblich kommt er seinen Anhängerinnen sehr nah), machte sich über den Selbstmord lustig und rief zu Lynchjustiz an schwulen Männern auf: Myanmar Buddhist threatens to kill LGBTQ | Engage!. Und es gibt leider Buddhist:innen, für die die Worte eines Mönches absolut maßgeblich sind.
Aber das größte Leid entsteht nicht durch solche Extemstpositionen. Ein Wissenschaftler sagte, dass in 60% der Dharmatalks zu den Silas auf Nachfrage Homosexualität immer als Verstoß gegen das dritte Sila gedeutet wird. Und so etwas schafft Leiden. Es ist ja nicht nur bei den Betroffenen sondern es spaltet die Familien. Und Spaltung stimmt hier dieses Mal wirklich. Es handelt sich ja nicht um eine Meinungsverschiedenheit oder gesellschaftliche Frage, zu der es unterschiedliche Positionen gibt, sondern solche Dinge werden als religiöse Position mit Autorität interpretiert. Sie sind somit also auch nicht verhandelbar oder einem Diskurs unterworfen.
Liebe
@User19823, was hast Du denn gedacht? Der Buddhismus war uns ist immer ein Spiegelbild der Gesellschaft. Und die Positionen zu den Rechten von Frauen aber auch queeren Menschen zeigt doch sehr anschaulich, dass auch die Meister nur selten die moralischen Regeln ihrer Zeit in Frage stellen konnten. Die kulturellen Normen waren und sind immer so prägend und konnten weder von Vasubandhu, Buddhagosa oder Tsongkapha in Frage gestellt werden.
Ich glaube aber, dass Buddha es konnte - aber sonst fallen mit nur sehr wenige ein. Und wir können das auch nicht. Nur weil wir eine tägliche Meditationspraxis haben, Bücher lesen, Retreats besuchen, über Dharma reden, sind wir nicht besser. Auch wir haben unsere Vorurteile und in uns schlummern auch Hass und Verblendung. Und die hindern uns oft genug, mit einem offenen Herz auf Menschen zuzugehen.