Woran merke ich, dass ich im Jetzt verweile?

  • Hallo liebe User,


    bei mir ist es so, dass ich psychisch krank bin, leide auch unter Aufmerksmkeitsdefizitstörung (ADS). Da kippe ich manchmal einfach so in einen Zustand der geistigen Abwesenheit, den Andere vielleicht mit "träumen" bei mir wahrnehmen. Deshalb habe ich bei mir Mühe, festzustellen, ob ich nicht gerade ins "träumen" abgekippt bin, oder ob ich, wie eigentlich von mir gewünscht, im Moment verweile.

    Also zu dem Zeitpunkt, wo ich diese Zeilen schreibe, habe ich das Gefühl, dass ich eins mit meiner Umwelt bin, nehme meinen Körper nicht mehr als abgeschlossene Einheit wahr und habe auch kein richtiges Zeitgefühl mehr.

    Es bereitet mir große Mühe, zu erkennen, ob das Gefühl nun krankheitsbedingt aufgekommen ist, oder ich mein Selbst ganz im buddhistischen Sinne verloren habe.


    Habt ihr irgendwelche Tipps, die mir helfen könnten, wie ich diese Geisteszustände voneinander unterscheiden kann?

    Vielen Dank.


    _()_

    "Setz dich, Freund und trink einen Tee."

  • Guten Morgen nuk,

    ein Kritierium "im Jetzt zu sein" ist für mich, dass ich nicht an Zukunft oder Vergangenheit denke, aber dennoch klar bewusst wahrnehme, was um mich herum geschieht, ich im Gegensatz zum Träumen HELLWACH bin, aber ohne diskursives Denken.


    Hinzufügen möchte ich noch, dass es ständiger Übung bedarf, sich aus dem Träumen oder planmäßigen Denken herauszuholen. Im Zen heißt es "die Kuh aus dem Beet holen".


    Ich wünsche Dir diese Klarheit und Befreiung.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Also zu dem Zeitpunkt, wo ich diese Zeilen schreibe, habe ich das Gefühl, dass ich eins mit meiner Umwelt bin, nehme meinen Körper nicht mehr als abgeschlossene Einheit wahr und habe auch kein richtiges Zeitgefühl mehr.

    Aber du weißt schon noch das es den Zeitpunkt gibt, machst deinen Computer an (weil du ja in all der Einheit weißt wo er steht), schreibst über Zeit (obwohl du alles darüber vergessen hast) - ne sorry das ist alles festgestellt und dann bitte richtig - stell dich richtig fest - du lebst ja noch!


    Tipp: Versuche an dem festzuhalten was dich stört (so als möchtest du mit ihm für immer sein) - pass dabei aber auf denn nicht DU wirst es, ES wird dich loslassen! Ist das eine Erfahrung, kann ich das weiter beobachten?

    Vielleicht ist dies für einige wenige eine neue Perspektive auf all das Loslassen - Nicht nur du kannst Loslassen - auch das Losgelassene ist in diesem Sinne Loslassen und es lässt auch dieses "Dich" los/ will mit ihm nicht sein (weil da keine Liebe ist - Liebe IST (unbeschreiblich, nicht greifbar, einfach so) ) -


    Es bereitet mir große Mühe, zu erkennen, ob das Gefühl nun krankheitsbedingt aufgekommen ist, oder ich mein Selbst ganz im buddhistischen Sinne verloren habe.


    Nein eigentlich nicht... oder ist das wirklich so? Was würdest du eig. sonst so machen wenn die Situation nicht so wäre wie sie wäre und gibt es neben der Situation andere Situationen gleichzeitig? Und - Du solltest das Erkennen hinterfragen... Setz dich hin und mache die Praxis, Erkennen kommt und geht -

    Dann noch was es dir gibt, oder ob es dir etwas gibt zu erkennen - es kommt und geht doch?

    Was erkennst du denn, alles oder nur ein Teil von alles und nun weil wir schon wissen, es kommt und geht?


    Übrigens, anschnallen - geht noch wilder wenn du möchtest :)


    Man kann nicht mehr wirklich von Selbst sprechen wenn alles was Selbst sein möchte selbst passiert (für sich selbst).

    Gemachtes Selbst schafft Leid, dagegen Selbst passiert einfach so, wer leidet/ wo ist da ein Macher?

    3 Mal editiert, zuletzt von fck.you ()

  • Wenn ich "träume" bin ich nicht mehr in der Welt, sondern in meiner.

    Ich habe geübt in meiner Welt zu sein und doch die Sinne offenzuhalten damit ich in der Umwelt meiner Mitmenschen bleibe.

    Das heißt: "Die Sinnestore bewachen."

    Erkennen das ich sie nicht durch mein in meiner Welt sein verschließe.

    In der Schule konnte ich so in mir sein und ganz still, aber wenn ein Mensch glaubte mich beim Träumen zu erwischen konnte ich ihm meist auf seine Fragen, Einwürfe antworten, ohne mich zu regen.

    So wusste ich wann ich "weg" war und konnte das, wenn ich "wach" war vermeiden.

    Das ist Meditation, ganz wach sein und doch unbewegt.

  • Nein eigentlich nicht... oder ist das wirklich so? Was würdest du eig. sonst so machen wenn die Situation nicht so wäre wie sie wäre und gibt es neben der Situation andere Situationen gleichzeitig? Und - Du solltest das Erkennen hinterfragen... Setz dich hin und mache die Praxis, Erkennen kommt und geht -

    Dann noch was es dir gibt, oder ob es dir etwas gibt zu erkennen - es kommt und geht doch?

    Was erkennst du denn, alles oder nur ein Teil von alles und nun weil wir schon wissen, es kommt und geht?

    Wenn die Situation (mein Geisteszustand) nicht so wäre wie sie wäre, dann wäre ich wahrscheinlich meinen Launen/Trieben stärker ausgeliefert und ich hätte wahrscheinlich das innere Bedürfnis, mich zu zerstreuen oder so. Denke ich mal.


    Ob es neben der Situation noch andere Situationen gleichzeitig gibt?

    Ich weiß nicht, was du damit meinst.


    Was ich erkenne, ist schwer zu beschreiben. Vielleicht drückt es das Herzsutra am ehesten aus.

    "Setz dich, Freund und trink einen Tee."

  • Deshalb habe ich bei mir Mühe, festzustellen, ob ich nicht gerade ins "träumen" abgekippt bin, oder ob ich, wie eigentlich von mir gewünscht, im Moment verweile.

    Der Moment, in dem du dich fragst, ob du gerade in Gedanken versunken warst oder im Moment verweilt hast, ist gerade der entscheidende Moment, denn in diesem Moment wird dir die Gegenwart wieder bewusst.


    Mehr ist gar nicht nötig, d.h. es ist nicht nötig sich dann noch zu fragen, ob man gerade geträumt hat, denn in diesem Moment in dem du dich fragst: "Hab ich gerade geträumt?" - in diesem Moment ist dir aufgefallen, dass du in Gedanken warst, d.h. du hast Achtsamkeit in Bezug auf deine Gedanken entwickelt.


    Es ist normal, dass man dann darüber nachdenkt, ob man gerade geträumt hat, und wie lange das war usw.


    Der Trick ist dann, einfach diese Nachdenkerei wieder zu bemerken.


    Meistens wird aber ein Meditationsobjekt empfohlen zu dem man immer wieder mit dem Fokus zurückgeht. (Umgebungsgeräusche, Tastempfinden bei der Atmung usw.)


    Man kann zwar auch ohne so einen Fokus üben, aber das kann schnell dazu führen, dass man sich von seinen Gedanken doch eher zu weiterem Nachdenken verführen lässt, anstatt sie vorbeiziehen zu lassen.

  • Am Beginn meiner Praxis, wusste ich, dass ich da bin, wenn ich nicht da sein wollte. Ich konnte dieses jetzt nicht ertragen, weil ich nicht wusste wer ich bin. Wie in einer dunklen Nacht auf dem offenen Meer, wusste ich, dass unter mir Dinge waren, die mich jederzeit in die Tiefe reißen konnten. Vereinfacht gesagt, musste ich mich lieben lernen. Ich musste meine Unzulänglichkeiten, meine Angst lieben lernen.

    Seit ich weiß, was ich nicht bin, muss ich nirgends mehr hin.

    Ich träume mich nicht mehr davon, ich warte auf nichts mehr, sondern begegne dem was ist, mit Liebe.


    Liebende Güte und Samadhi sind gute Hilfsmittel um zu erkennen, und zu akzeptieren, wo man ist, bis man weiß, wer man ist.


    So war meine Erfahrung mit dem Thema.


    Alles gute für Dich!

  • In dem Moment, in dem ich im Jetzt bin, bin ich hellwach, ich spüre mit meinen Sinnen das Äußere (z.B. die Geräusche) und gleichzeitig auch das Innere (z.B. meine kalten Fuß oder meine Stimmung, usw). Ich bin wie ein stiller Beobachter, der alles wahrnimmt, ohne es zu bewerten und auch ohne mit Gedanken in der Zukunft oder Vergangenheit zu sein.


    Um in diesen Zustand zu kommen, muss wohl jeder riesig viel üben, sowohl während der Meditation wie auch außerhalb.


    _()_ User19823

  • Hi, das habe ich doch auch.... Kommt darauf an... wenn du zum Doc gehst, dann , sehr wahrscheinlich, er würde dich medikamentos behandeln. Und ADHS ich habe auch, mein Lieber. Deswegen ich weiss auf dem eigenem Leib, wovon ich rede. Kannst mir PN abschicken, wenn du wolltest.

    Und was beduetet doch der Unterschied? Im Westen du würdest als irre gebrandmarkt, im Osten man kann dich als den Heiligen so wie betrachten oder sogar ver-ehren.

    LG.

    Echt , nicht schlimm. (:_()_

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ja, Herzsutra ist das beste, was mir persönlich, hilft, das zu verstehen.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • gute Frage und ich weiß, wie quälend das sein kann.


    Meine Antwort wäre, dass man das im Einzelfall nicht selbst genau unterscheiden kann - man kann nur auf lange Sicht immer weiter machen und weiter dran bleiben, üben. Sich weder gewiss sein, dass man alles falsch macht, noch, dass man alles richtig macht. :wrose:

    Das Wort "quälend" gefällt mir sehr, Lucy. Nur wenn man genau weiss, wie die Realität geschaffen ist, wie die ganze "Phänomene" in unseres Bewusstsein so wie gelangen, nur dann man hat so wie den Hebel, diese innere unterträgliche, manchmal Qual wenigstens zu lindern.

    Nur wenn wir , die Leidenden, so zusagen wissen, was konkret es so wie die ganze Prozess der Wahrnehmung durch Skandhas, z.B.. mit hilfe von wie "Brechung", "abbilden", "widerspiegeln" verstehen, was es alles abläuft, was abspielt, und wie es abspielt, dann es könnte echt sehr bereichenrnd sein.

    Deswegen ich lese zu viel, was ich nur finden kann, über Nagarjuna und von ihm....


    Von ganzem Herzen alles Gute,:rose::heart:_()_

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Denke ich mal....


    Was ich erkenne, ist schwer zu beschreiben...

    Lieber nuk

    meine Lehrer sagen gerne

    nicht soviel denken, sondern lieben.


    Der Buddha selber beschreibt den Moment zb in einer anderen Sutta sehr genau.Ein Text der mich gerne erinnern lässt.


    ...als einen Zustand indem Wasser von unten emporquillt, einen See der keinen Zufluss aus dem Osten, Westen, Norden oder Süden hat.

    Der nicht gleichzeitig von Regenschauern aufgefüllt wird.Sondern der kühle Quellzufluss würde das ganze Wasser, den ganzen See durchtränken, durchsättigen, anfüllen und durchdringen lassen, so das es keinen Bereich im gesamten See gäbe, der nicht von kühlem Wasser durchdrungen wäre; genau so lässt ein Bikkhu die Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Konzentration entstanden ist, diesen Körper durchtränken, durchsättigen, anfüllen und durchdringen, so das es kein Körperteil gibt, das nicht von der Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Konzentration entstanden sind, durchdrungen ist.


    Mögen wir alle Glücklich sein

    In Metta🙏