Zum Yogakurs nach Indien

    • Offizieller Beitrag

    Häufiger lese und höre ich, dass einige spirituell interessierte Menschen, um an speziellen Meditationen oder Teachings spezieller Lehrer teilzuehmen oder um einfach besondere spirituelle Orte zu besuchen, um die halbe Welt fliegen. Bei einem Lehrgang in der Schweiz, den ich besucht habe, waren zum Beispiel Menschen aus Australien und Südamerika anwesend, andere reisen nach Japan, um Zeit in einem "echten" Zen-Tempel zu verbringen oder machen Yogakurse in Indien. Ist das mit buddhistischer Lebensführung vereinbar? (keine rhetorische Frage)

  • Guten Morgen, Thorsten Hallscheidt, die Frage verstehe ich auch nicht.

    Vereinbar ist sie vielleicht nicht mit einer klimafreundlicher Haltung.


    Als ich den Wunsch verspürte, Ramesh Balsekar in Indien aufzusuchen, da waren der "Drang und die Suche" so stark, dass ich einfach nur diese Reise machen wollte, obwohl ich alleine dort hinflog und mich auch vor dem Land fürchtete. Es war zunächst sogar auch ein Albtraum, denn es erfüllten sich auch alle möglichen Befürchtungen.


    Heute würde ich das nicht mehr machen. Aber ich verstehe diesen Wunsch.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Häufiger lese und höre ich, dass einige spirituell interessierte Menschen, um an speziellen Meditationen oder Teachings spezieller Lehrer teilzuehmen oder um einfach besondere spirituelle Orte zu besuchen, um die halbe Welt fliegen. Bei einem Lehrgang in der Schweiz, den ich besucht habe, waren zum Beispiel Menschen aus Australien und Südamerika anwesend, andere reisen nach Japan, um Zeit in einem "echten" Zen-Tempel zu verbringen oder machen Yogakurse in Indien. Ist das mit buddhistischer Lebensführung vereinbar? (keine rhetorische Frage)

    Ich bin einer dieser Menschen.

    Ich esse auch manchmal Fleisch und habe ein Auto. Ich verbringe viel Zeit hier im forum und generell im Internet.

    Deshalb bin ich auch kein so guter Buddhist wie die anderen User hier.

    Aber damit muss und kann ich leben.


    Ich konnte aber nicht anders, und würde es wieder tun.


    Mein Herz war sehr dunkel und traurig.

    Ich habe mich und andere Menschen mit in den Abgrund gerissen.

    Zu meiner Zeit bin ich keinen Buddhisten in meiner Region begegnet. Internet war noch keine Option.

    Während einer Reise nach China bin ich dem Buddhismus begegnet.


    Ich hatte Ärger mit der Familie, mit den Banken und der Polizei.

    Ich mochte keine Ausländer und habe Frauen wie Dreck behandelt.

    Die Umwelt war mir auch egal.


    Durch diese Reisen habe ich sicherlich der Umwelt geschadet.

    Aber vereinfacht gesagt war ich unheilbar krank und habe mich und andere Menschen gefährdet und infiziert .

    Ich wurde mir meiner aussichtslosen Lage bewusst.


    Ich war schon in den Abgrund gestürzt, und mir wurde klar, dass ich entweder bei dem Aufprall sterbe, oder vorher von den Resultaten meiner schlechten Handlungen erschlagen werde.


    Durch diese Retreats und Lehrer habe ich Frieden und Freiheit gefunden, und ich habe diesen Frieden und den Weg zur Freiheit mit vielen anderen Menschen geteilt.

    Ich habe mich entschuldigt und Schadensersatz angeboten.


    Wäre ich zuhause geblieben, und hätte ich ohne Lehrer, mit nur einem Buch, die buddhistische Lehre praktiziert, wäre ich definitiv gescheitert.

    Viele Streitereien in den Foren (anwesende Profis ausgenommen), entstehen nur, weil sie keinen permanenten Zugang zu einer Sangha haben.

    Sie verfangen sich im Netz der falschen Ansichten, weil sie zwar die Bücher und talks theoretisch verstehen, aber niemanden haben, der sie korrigiert bzw anleitet.


    Sogar mit den heutigen Möglichkeiten, rate ich den Menschen zumindest zu einem Retreat.

    Und wenn dieses Retreat nicht in Österreich ist, dann sollen sie eben nach Deutschland, Schweiz, Thailand, Nepal reisen.

    Ein richtiges Retreat, und eine Sangha in der Nähe, dann kann nicht mehr viel passieren.





    LG Martin


  • Martin_1980

    Ich mache doch Yoga jeden Tag, ich sollte sogar die Schmerzen überwinden. Fast 2 Jahren , 6 Tage pro Woche. Ein Lehrer aus London hatte mir einfach ehrlich eingestanden, wenn ich selbst regulär mache, ich brauche keinen Retreat. Er sollte doch das Geld verdienen, das ist der Grund.

    Dazu ich kann manchmal wegen sehr schlimmen Depressionen manchmal mit der enormen Mühe bis zum Klo kaum schaffen. Ich kämpfe jeden Tag, um mich zu beherrschen, nichts ausflippen, und nichts in die Klapsmühle zu landen. Ach, ausser Yoga ich mache auch Paranayama, manchmal mehr als eine Stune pro Tag.

    Und der letzte Punkt.... Ich bekomme so wie die Sozial-Hilfe, so wie das existenzelle Mininimum. Davon ich kann kaum von meinem Kaff in die grosse Stadt fahren.

    Ich bin total fertig, dann ich bedanke immer den Himmel, dass ich wieder ein Tag noch überlebt hatte.

    Du schreisbst über die "Schtrietereien " im Forum. Was mich anbelangt, ich habe mich bei allen genug entschuldigt..... Und ich verbringe nicht viel zeit im Netz, ich mag es nicht, das Buch , das man in den Händen hält und spürt, das ist mein einziger Trost. Und , klar, die Praxis.

    LG.



    Und ich wollte es noch ergänzen. Auf dem Weg es gibt doch keine Profys oder die Laien, nur meine Sicht. Im Sinne von Sh. Suzuki "Zen-Geist Anfänger-Geist. Man entschuldigt mich.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

    Einmal editiert, zuletzt von Igor07 () aus folgendem Grund: Ergänzung.

  • Häufiger lese und höre ich, dass einige spirituell interessierte Menschen, um an speziellen Meditationen oder Teachings spezieller Lehrer teilzuehmen oder um einfach besondere spirituelle Orte zu besuchen, um die halbe Welt fliegen.

    Ich bin, wie Martin, auch einer dieser Menschen. Und eigentlich hat er auch schon alles gesagt. Ich möchte trotzdem noch ganz gern dazu etwas schreiben.

    Für mich war es sehr wichtig, dort hin zu fahren. Mein Lehrer hat ein Kloster in Nepal, wo ich viel gelernt habe und auch Retreats machen konnte, weil dort einfach die Möglichkeit dazu bestand zu dieser Zeit.

    Es war in Nepal einfacher für mich. Ich war meist einige Monate dort, konnte praktizieren und hatte direkten Zugang zu meinem Lehrer, denn es war sein Zuhause.

    Einmal im Jahr ist er nach Europa gekommen und hat gelehrt. In der Regel saßen wir dann wie die Sardinen mit Hunderten von Leuten in einem Zelt oder Saal, wo ein ewiges Kommen und Gehen herrschte. Ein Gespräch mit ihm dauerte 5 Minuten.


    Das waren für mich widrige Umstände. Mich haben diese vielen Menschen abgelenkt. Es war ja keine Meditation, sondern schon Unterweisungen, denen ich folgen wollte. Das fiel mir unglaublich schwer. In Nepal war das einfacher. Es waren weniger Menschen da und man hatte auch Zeit, Fragen zu stellen. Und es gab ein Retreatzentrum in der Nähe.


    Für mich persönlich waren das die besseren Umstände. Ich konnte in Ruhe studieren und praktizieren. Wenn ich Fragen hatte, konnte ich sie jederzeit stellen. Ich habe diese Zeiten unbedingt gebraucht für mich. Heute bin ich stabiler, da funktioniert das auch sehr gut mitten in der Innenstadt von Köln. Aber die Infrastruktur hat sich auch geändert. Es gibt viel mehr Lehrende vor Ort.


    Dann noch die besonderen Orte: Ich hatte irgendwann das wirklich tiefe, innere Bedürfnis, eine Art "Pilgerreise" zu machen - Varanasi/Sarnath, Bodhgaya, Rajgir und Nalanda, Kushinara und Lumbini. Es war nicht ein touristisches Interesse, es war wirklich das Bedürfnis, diese Orte zu sehen, an ihnen zu verweilen und auch zu praktizieren. Ich bin nie organisiert gereist, sondern immer allein oder mit einer Freundin. Wir konnten so auch die Verweildauer an den einzelnen Plätzen selbst bestimmen.

    Ich habe zwei dieser "Pllgerreisen" unternommen. Auch das war eine Erfahrung, die ich nicht missen will und die für mein jetziges Verständnis der Lehre auch sehr wichtig war.


    Ist das mit buddhistischer Lebensführung vereinbar? (keine rhetorische Frage)

    Das war eine Frage, die ich mir in den 90er Jahren zum Beispiel gar nicht gestellt habe. Vor ca. 15 Jahren dann das erste Mal. Ich habe dann angefangen, meine Aufenthalte auszudehnen und weniger oft zu reisen.


    In den letzten Jahren habe ich mir die von dir oben gestellte Frage sehr oft gestellt. Nicht mehr so oft bei Flugreisen, denn ich kann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr reisen. Aber ich stelle sie mir regelmäßig beim Essen, der Kleidung oder den Möbeln und den Haushaltsgegenständen, die ich kaufe.

    Ich finde sie wichtig zu stellen und für sich* zu beantworten, gerade in dieser Zeit, wo Mensch, Tier und Umwelt ausgebeutet werden.


    *Damit meine ich, die eigenen Möglichkeiten zu überdenken, die man hat. Man wird in dieser auch wirtschaftlich vernetzen Welt immer irgendetwas tun, was anderen schadet. Und wenn jemand sein Auto braucht, um zur Arbeit zu kommen, dann muss er das auch weiter fahren. Ich glaube, das ist etwas, wo jeder sich und seine Lebensführung auch immer wieder neu hinterfragen sollte.

    Solche Threads können da schon mal ein guter Anstoß sein. Danke dafür.

    Einmal editiert, zuletzt von user9999 ()

  • Igor07


    Vielleicht sitzen wir irgendwann mal bei einer Tasse Kaffee oder Tee zusammen.

    Hier im forum entstehen manchmal Missverständnisse.

    Oft habe ich das Gefühl, dass Du zwar meine "Kritik" an gewissen Dingen persönlich nimmst (was aber nicht der Fall ist), und gleichzeitig meine Meinung und Erfahrungen ablehnst.

    Ich glaube nicht, dass das Leben fair ist. Ich versuche einfach das Beste aus meinen Möglichkeiten zu machen.

    Ein anderer User hat mich früher direkt und indirekt öfter kritisiert weil ich ihm manchmal widersprochen habe.

    Er hat mir mehr oder weniger gesagt, dass er schon alles weiß.

    Ich habe mir seine Kritik näher angesehen, weil er ja vielleicht in einigen Punkten recht haben könnte.

    Man lernt ja nicht aus.

    Aber dann habe ich ihm nicht mehr widersprochen bzw geantwortet, weil er schon alles weiß.


    Kurz darauf gab es eine "Beschwerde" weil seine (ihre) Beiträge zuwenig oder keine Resonanz erhielten.


    Deshalb tue ich mir in solchen Foren relativ schwer.


    Ich teile hier meine Erfahrungen, die aber niemand lesen bzw annehmen muss.

    Ich bin auch der Meinung, dass die buddhistische Lehre keinen Arzt / Psychologen ersetzen sollte.


    Sich selbst stimmt man gerne zu, oder auf der anderen Seite, zweifelt (verzweifelt) man an allem.


    Das ist Dukkha.

    Und ich kann nicht alle Fragen zufriedenstellend beantworten.

    Ich kann nur erklären, wie ich es (halbwegs) geschafft habe.


    Falls ich Dir irgendwie und irgendwann zu nahe getreten bin, möchte ich mich dafür entschuldigen.


    Alles gute für Dich!

  • Martin_1980


    Du brauchst doch dich nichts zu entschuldigen. Und du hast doch total recht, wir alle , aber wie ich so es betrachte, nur die blutuge Anfänger....

    Die andere Frage, der Buddhismus ist doch vereinbar mit den Psychologischen Ansätzen.


    So wie es nur zwei Beispiele:


    Gedanken ohne Denker: Wechselspiel Buddhismus Psychotherapie. Mit einem Vorwort des Dalai Lama : Epstein, Mark, Brumm, Barbara: Amazon.de: Bücher



    Psychotherapie & Buddhismus: Der Weg persönlicher und spiritueller Transformation : John Welwood: Amazon.de: Bücher


    So die haben mir persönlich sehr geholfen.



    Und im virtuellen Raum könnten doch immer die Misssverständnisse entstehen. Denn man sieht den anderen nicht, hört ihn nicht, nur die Wörter liest. Sogar im realem Leben ist es sehr schwer.


    Und ich versuche wenigstens, aus meinen Fehlern zu lernen, und was du "persönlich" schreibst, spricht mich sehr an, und zwar im "positivem" Sinne, dann ich sehe, wie die Lehre man kann doch real im Leben umsetzen.

    Alles gute dir. Von ganzen Herzen.:heart:


    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ist das mit buddhistischer Lebensführung vereinbar? (keine rhetorische Frage)

    Diese Frage geht mir ja den ganzen Tag im Kopf herum. Jetzt habe ich mir den Thread noch mal angeschaut und in mir kommt das Bedürfnis auf, die zu fragen, welche Meinung du dazu hast.

    Und das mache ich hiermit. :grinsen:

  • Ist das mit buddhistischer Lebensführung vereinbar? (keine rhetorische Frage)

    Diese Frage geht mir ja den ganzen Tag im Kopf herum. Jetzt habe ich mir den Thread noch mal angeschaut und in mir kommt das Bedürfnis auf, die zu fragen, welche Meinung du dazu hast.

    Und das mache ich hiermit. :grinsen:

    @svea .


    Ich verstehe nicht, warum es so wichtig sein sollte. Ich mache Yoga fast das Leben lang,hatte viele Kursen besucht, obwohl ich niemals in Indien war.

    Aslo, nur zum Vergleich. Man kann doch sehr gut Buddhismus praktizieren, aber in Europa leben. Und sogar seine Bücher dienen als die Lehrbücher für die Studenten, die in Uni so studieren. Ich meine doch diesen Wissenschaftler. Nur als der reale Beispiel.


    Edward Conze – Wikipedia


    Edward Conze empfand sich selbst als Buddhist, aber er weigerte sich, die buddhistischen Kulturen in Asien zu besuchen und beschränkte sich auf das Erforschen klassischer Texte. Volker Zotz stellte dazu fest: „Er war sich bewußt, daß seine Ideale kaum der Realität jener Länder standhielten, in denen man sich offiziell zu ihnen bekennt.“[2]



    Und die andere Frage ich wollte hier ansprechen. Man kann sehr viele Kursen besuchen, und in sehr vielen Ländern. das würde bestimmt nichts schaden. Aber dann man ist zurück, ins eigene Land, in die eigene Routine, in die eigene Wände und die eigene Tretmühle... Die Exotik ist weg. Das echte Leben bleibt.

    Nur meine eigene Meinung, und nur deswegen, dass ich das Leben lang Yoga praktiziere.

    Ach, und was man unter Yoga versteht? Auf dem Kopf zu stehen? Das kann ich, und sehr gut. Das hat mit dem Geist von Yoga nichts zu tun, wie wenn man Mantras rezitiert, er würde nichts geheilt. Wenn dahinter nichts das tiefste Erkenntnis steckt.

    Es alles betrifft den Buddhismus genau so.

    Ich bestreite nicht, dass der lebendige Lehrer manchmal notwendig sei, aber nur als der "Zünder", als "Auslöser". Auf deinem eigenen Weg!

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Wir haben immer ein schlechtes Gewissen und finden, wir sind schuldig für irgendwas. Leben bedeutet immer auch, anderes Leben zu vernichten. Das Dasein eines Lebewesens ist automatisch die Ursache für den Tod anderer Lebewesen.

    Pflanzen finden wir "freundlich" und "heilsam", weil sie scheinbar nicht direkt andere Lebewesen fressen. Sie haben keine Zähne, mit denen sie Läuse oder Käfer in Stücke reißen. Ich glaube, dass das alles Unsinn ist, welche Lebewesen wir niedlich und putzig finden, und welche grausam und bestialisch. Das Prinzip ist immer dasselbe: Leben fordert Leben. Ein großer geschlossener Kreislauf, ein sich letztendlich selbst "verdauendes" Universum. Macht nichts, aus diesem "Verdauungsvorgang" entsteht wieder ein neues Universum.


    Die Sonne ist jetzt viereinhalb Milliarden Jahre alt. Wenn sie etwa 12-13 Milliarden Jahre alt sein wird, wird sie verlöschen. Wen interessiert, ob wir hier mit einem schlechten Gewissen herumlaufen oder ohne? :grinsen:

    Natürlich gibt es jede Menge zu verbessern an uns. Dass unser Dasein anderes Leben zerstört, können wir aber nicht verhindern. Außer vielleicht, wenn wir den Daseinskreislauf verlassen, dann ist Ruhe im Karton...


    Wir können viel, viel freundlicher zur Umwelt sein. Wir können versuchen, die selbstgemachte Klimaveränderung zu verlangsamen / stoppen. Das alles verlangsamt aber nur unser Verschwinden von diesem Planeten, verhindern kann es das nicht.

    Sollten wir deutlich vor der Sonne kollektiv das Zeitliche segnen (wovon ich jetzt erstmal ausgehen würde), wird sich die Umwelt rasch wieder erholen. Das dauert maximal ein paar tausend Jahre.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo @svea .


    Ich bin in meinem Leben vier Mal geflogen, davon zwei Mal nach China. Allerdings war das wegen Ausstellungen, an denen ich beteiligt war, in Sachen Kunst.


    Ich möchte gar nicht mehr fliegen, auch und gerade nicht in Sachen Buddhismus. Das hat aber damit zu tun, dass für mich die Lehre in meinem Alltag stattfinden sollte oder gar nicht. Wenn ich auf Reisen war, hatte ich immer tausend Pläne, was ich alles machen möchte, wenn ich zurück bin. Allerdings habe ich davon nie etwas umgesetzt, und wenn, so hatte es nicht lange Bestand.


    Für mich wächst die Lehre aus meinem gewöhnlichen Leben. Auch meine Lehrer stammen aus unserer westlichen Kultur und sind mir auch in Sachen Geografie nahe. Olivier Reigen Wang-Genh ist für mich der beste Lehrer, den ich bisher getroffen habe, vielleicht weil er in der gleichen Kultur und Zeit wie ich Zen praktiziert und lehrt. Die paar Male während derer ich Lehrer aus Nepal oder Indien hier in Deutschland erlebt habe, haben mich längst nicht so verändert oder bewegt, manchmal sogar befremdet.


    Jahr für Jahr spüre ich, dass ich meinen Alltag vereinfachen möchte. Zum einen hat das natürlich mit den ökologischen Problemen zu tun, auf die wir und vor allem kommende Generationen zusteuern. Zum anderen ist es aber die Haltung die mit einem Koan (Fall 37 – Mumonkan) gut zum Ausdruck kommt:


    Zitat

    Ein Mönch fragte Joshu in allem Emst: "Welchen Sinn hat das Kommen des Patriarchen aus dem Westen?" Joshu antwortete: ››Der Eichbaum da im Garten."


    Ich habe für mich bemerkt: Nur wenn ich in meinem Alltag praktiziere, verändert sich mein Alltag. Daher wären Klöster in asiatischen Ländern für mich eher von exotischem Interesse – und dafür lohnt sich das Fliegen nicht.


    Außerdem liebe ich die Langsamkeit. Ich habe 2001 ein künstlerischen Projekt am Frankfurter Flughafen realisiert. Es heißt Hilbert in Frankfurt. Ich habe hierbei eine mathematische Kurve (4. Iteration der Hilbertkurve) auf den Boden des Flughafens geklebt. Der Weg entlang dieses Ornaments dauert etwa eine Stunde, wenn man langsam geht. Daraus ist ein Videofilm entstanden, bei dem immer wieder die Perspektive im selben Raum wechselt, eine Stunde lang.


    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.


    Hätte ich viel Zeit, würde ich vielleicht mit dem Zug nach Indien reisen, besser noch zu Fuß. Dann könnte ich bestimmt auch gut in einem Kloster dort meditieren, weil mein Geist Zeit gehabt hätte, den Weg in der ihm angemessenen Zeit zurückzulegen.


    ;)

    • Offizieller Beitrag

    Das alles verlangsamt aber nur unser Verschwinden von diesem Planeten, verhindern kann es das nicht.

    Sollten wir deutlich vor der Sonne kollektiv das Zeitliche segnen (wovon ich jetzt erstmal ausgehen würde), wird sich die Umwelt rasch wieder erholen. Das dauert maximal ein paar tausend Jahre.

    Sorry, Schmu, aber das ist mir zu abgeklärt. ^^

  • Sorry, Schmu, aber das ist mir zu abgeklärt. ^^

    Ich meine das durchaus auch humorvoll, das kommt hier schriftlich natürlich nicht rüber. Und auf der anderen Seite sehe ich es eben so, dass wir (mich eingenommen) ein ganz schön großes Theater veranstalten, dafür dass wir hier 70-80 Jahre lang herumlaufen. Die merkwürdige Selbstwahrnehmung der Menschen ist und bleibt bei mir einfach ein zentrales Thema.


  • Vielen Dank für deine Ausführungen, Thorsten Hallscheidt ! :D

    svea .


    Ich verstehe nicht, warum es so wichtig sein sollte. Ich mache Yoga fast das Leben lang,hatte viele Kursen besucht, obwohl ich niemals in Indien war.

    Das ist super, wenn das für dich klappt, lieber Igor. :D Bei mir ging es nicht um Yoga, sondern um den Dharma, den ich ernsthaft studieren und praktizieren wollte. Das ging für mich nicht ohne Lehrer. Und 5 Minuten im Jahr, um meine Praxis zu besprechen, reichten mir schlicht nicht. *schulterzuck*



    Wir haben immer ein schlechtes Gewissen und finden, wir sind schuldig für irgendwas. Leben bedeutet immer auch, anderes Leben zu vernichten. Das Dasein eines Lebewesens ist automatisch die Ursache für den Tod anderer Lebewesen

    Ich zitiere das mal stellvertretend für den ganzen Post. Das finde ich gut auf den Punkt gebracht.

    • Offizieller Beitrag

    Wir haben immer ein schlechtes Gewissen und finden, wir sind schuldig für irgendwas. Leben bedeutet immer auch, anderes Leben zu vernichten. Das Dasein eines Lebewesens ist automatisch die Ursache für den Tod anderer Lebewesen.

    Mir ging es in diesem Thema nicht so sehr um die Schuldfrage oder darum, ob man noch fliegen darf oder nicht. Das muss jeder selbst entscheiden. Man kann CO2 kompensieren (wenn auch das nicht so ganz kritikfrei ist: -> Klick), indem man verschiedene Projekte unterstützt, die sich für den Klimaschutz einsetzen. Und wenn dann mal der tatsächlich CO2-neutrale Flugzeugtreibstoff entwickelt wurde, ist es gar kein Thema mehr.


    Mich hat eher interessiert, warum Menschen überhaupt für die buddhistische Lehre oder spirituelle Fortschritte um die halbe Welt reisen. Ich hatte ja meine Sichtweise schon erläutert, aber es gibt sicher viele andere Sichtweisen, und die haben mich interessiert. Da heute Teachings von unzähligen spirituellen Lehrern via Video-Stream oder Buch zur Verfügung stehen, sind solche weiten und aufwendigen Reisen wie die von Bodhidharma, Meister Dogen oder Marpa wahrscheinlich gar nicht mehr unbedingt notwendig. Zudem treibt mich immer die Frage nach der eigenen kulturellen Determination um. SH der Dalai Lama hat westlichen Menschen verschiedentlich dazu geraten, nicht zu versuchen, den tibetischen Buddhismus zu kopieren und hat uns auf unsere eigenen Traditionen und kulturellen Wurzeln verwiesen. Er hat das damit begründet, dass unsere eigenen kulturellen Bilder und unsere eigene kollektive Erinnerung viel besser für ein tiefes Verständnis des Dharma geeignet ist, wie Bilder und Symbole einer uns fremden Kultur, die wir erst einmal lernen müssen. Darum sind solche Gestalten wie Keiji Nishitani, Dzogchen Ponlop Rinpoche, Thich Nhat Hanh oder auch Seine Heiligheit auch so ungeheuer wertvoll, weil sie es auf sich genommen haben echte Brücken zwischen östlichen und westlichen Vorstellungen zu bauen.


    Noch etwas zum Thema Schuld: Schuldgefühle und ein schlechtes Gewissen sind ungute Gefühle. Aber diese Gefühle haben auch eine Ursache. Der buddhistischen Lehre liegt Ahimsa zugrunde. Da wir in einer Welt leben, in der jede unserer Handlungen globale Folgen hat (einfach durch die schiere Masse, die wir heute darstellen), führen z.B. verschiedene Kaufentscheidungen dazu, dass wir mit dafür verantwortlich sind, dass andere Wesen dadurch Leid erfahren. Auch wenn Leben immer auch Töten bedeutet, sind wir als Buddhisten besonders dazu angehalten, die Verhaltensregel Ahimsa einzuhalten.

    Zitat

    Es handelt sich um eine Verhaltensregel, die das Töten oder Verletzen von Lebewesen untersagt bzw. auf ein unumgängliches Minimum beschränkt.

    Ich habe Schuldgefühle, tatsächlich, nicht einmal wenig. Und das ist für mich auch gut so, weil sie mich wie ein unbequemer Stuhl immer wieder zwingen, meine Haltung zu überdenken.


    Zitat

    Wir haben immer ein schlechtes Gewissen und finden, wir sind schuldig für irgendwas.

    Und das zurecht, denn gerade wir in den reichen Industrieländern, verursachen mit unserer Lebensweise auf vielfältige Art und Weise das meiste Elend. Darum haben wir wahrscheinlich auch den weitesten Weg vor uns, unsere lieb gewordenen Gewohnheiten zu verändern. Unbequeme Schuldgefühle können dabei hilfreich sein, solange sie einen nicht lähmen.


    Aber wie gesagt: darum ging es mir hier gar nicht. Dafür gibt es genug andere Threads.

  • Thorsten Hallscheidt


    Ich lese aus deinen Beiträgen immer wieder heraus: Wie will ich heutzutage angesichts der Buddhalehre leben?


    Das inspiriert mich eben dazu, allgemeiner zu antworten und nicht immer auf jede einzelne spezifische Fragestellung eins zu eins einzugehen. Es berührt bei mir allgemeinere Überlegungen, das wirkt dann zu abgeklärt auf dich.



  • @svea


    Ich bedanke mich sehr herzlich. Dann kann ich sehr gut nachvollziegen. Als Satprem S.Aurobindo das erste Mal gesehen hatte, und es dauerte nur sehr wenige Augebnlicke, das hatte sein Leben total verändert. Nur der gerade Blick in die Augen, keine Worte.

    Ich freue mich für dich, echt!

    LG.

    Igor.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • kilaya

    Hat das Label Gesellschaft hinzugefügt.
  • kilaya

    Hat das Label Diskurs hinzugefügt.