Es gibt keinen authentischen Buddhismus

  • Hier ein schöner Beitrag. Schön, weil er es wert ist, kontrovers diskutiert zu werden:

    Ein Buddha, zahlreiche Lehren - ursachewirkung.com


    Kernthesen:

    • Theravada kann nicht authentisch sein, weil wir uns nicht sicher sein können, dass Buddhas Worte wirklich getreu im Pali-Kanon überliefert wurden, zumal der Theravada nur die eine überlebende Schule von vielen frühen Schulen ist.
    • Vajrayana und Zen können ebenfalls keinen Anspruch auf Authentizität beanspruchen, weil... ach, lest doch selbst. ;)

    Μικρὸν ἀπὸ τοῦ ἡλίου μετάστηθι

  • Ich halt mich da an den Grundsatz des großen mittleren Wegs ,die Exteme möglichst zu vermeiden: wenn mir jemand die einzig authentische Warheit verkünden will, hab ich ganz sicher eine andere Warheit als er, und wenn Leute meinen jede zeitgeistliche Strömung sei doch genauso wichtig ,wie über Generationen gehaltene Lehrtraditionen, dann praktiziere ich auch lieber wo anders.


    Den guten Umgang mit Widersprüchen finde ich ürbrigens auch sehr wichtig. Ich sag mir manchmal authentischer Dharma muß auch weh tun können.;)


    _()_ Phönix

  • Theravada kann nicht authentisch sein, weil wir uns nicht sicher sein können, dass Buddhas Worte wirklich getreu im Pali-Kanon überliefert wurden, zumal der Theravada nur die eine überlebende Schule von vielen frühen Schulen ist.


    Nun, das behauptet ja wohl kein vernünftiger Mensch heutzutage, dass er wisse was Buddhas Worte wirklich waren.

    Darauf kommt es also gar nicht an.

    Wir haben (vielleicht) nicht Buddhas authentische Worte, aber mit dem Theravada haben wir eine authentische Tradition.

    :rainbow:

  • Es ist ja nicht so dass die Lehre des Buddha völlig verlorengegangen wäre, das Wesentliche ist ersichtlich und praktizierbar. Mir stellt sich weniger die Frage wie authentisch die Überlieferung ist, vielmehr die Frage wie authentisch ich bin, ob ich wahrhaftig genug bin um nach den nachvollziehbaren Wahrheiten der Lehre zu leben.

  • Hier ein schöner Beitrag. Schön, weil er es wert ist, kontrovers diskutiert zu werden:

    Ein Buddha, zahlreiche Lehren - ursachewirkung.com


    Kernthesen:

    • Theravada kann nicht authentisch sein, weil wir uns nicht sicher sein können, dass Buddhas Worte wirklich getreu im Pali-Kanon überliefert wurden, zumal der Theravada nur die eine überlebende Schule von vielen frühen Schulen ist.
    • Vajrayana und Zen können ebenfalls keinen Anspruch auf Authentizität beanspruchen, weil... ach, lest doch selbst. ;)

    Es ist völlig unerheblich, ob sie wirklich detailgetreu überliefert sind. Wichtig ist "was gewollt ist".

    Ich war Protokollführerin in einer großen Krankenkasse bei allen wichtigen Sitzungen. Natürlich konnte ich nicht alles Wort für Wort mitschreiben, je nachdem wie schnell und deutlich ein Vorstands- bzw. Verwaltungsratsmitglied sprach.

    Entscheidend jedoch war die Kernaussage, was wollte der/diejenige zum Ausdruck bringen. Es wurde ja auch denjenigen vorgelegt zur Prüfung.

    Genauso hat nicht irgendwer die Aussagen des Buddha manifestiert, sondern eine Gruppe von entsprechend Beauftragten.


    Deshalb habe ich kein Problem damit, was der Buddha gesagt hat, gesagt haben mag oder was interpretiert wurde. Interpretationen sind auch wichtig, weil sie schwierige Aussagen verständlicher machen.


    Genauso wie mkha' das sieht, sehe ich das auch.

    ich höre die Lehren, lese die Bücher, meditiere darüber, und stelle fest, ob sie alltagstauglich und mir zuträglich sind, in dem ich sie anwende.

    Außerdem gebrauche ich auch noch meinen Verstand, so weit das denn möglich ist. Fragen, die auch der Buddha nicht beantworten konnte, brauche ich auch nicht (mehr) zu stellen. Ich gebe mich hin an das, was kommt.

    Und Zweifel und Diskussionen über ungelegte Eier liegen mir inzwischen fern. Sie sind ein Hindernis auf dem Pfad, wenn sie denn nicht irgendwann zur Ruhe kommen.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Schön, weil er es wert ist, kontrovers diskutiert zu werden

    Meine Sache ist das nicht so – Buddhismusforschung, Buddhologie. Ich wäre zu viel mit Fragen beschäftigt, die gar nicht in mir auftauchen. Ich bin aber offen für die Ergebnisse der Forschungsfreudigen, gut dass es sie gibt. :)

    Zitat

    1997 fragte ich Geshe Thubten Ngawang, was er davon hält, wenn ich einen akademischen Abschluss mache. Erwartet hatte ich, dass er mir rät, mich besser nicht mit solch weltlichen Belangen zu beschäftigen. Doch seine einzige Sorge war, ob mir an einer hiesigen Universität durch meinen Status als Nonne Nachteile entstehen könnten.

    (Carola Roloff | tibet.de)

    Quelle: https://www.tibet.de/fileadmin…009-37-cr-buddhologie.pdf


  • So lange sich das ganze im Alltag bewährt ist doch gut. Mir persönlich hat es sehr viel gebracht. Weniger an Erfolg im einem weltlichen Sinn. Aber sicherlich inneren Frieden. Der sich teilweise auch auf meine äussere Umwelt auswirkt. Aber klar letztlich weis niemand genau was ganz genau gelehrt wurde. Allerdings hätten wir uns die gleiche Frage auch zu Buddhas Lebzeiten stellen können.. ist seine Lehre wahr? Auch da hätte sie sich letztlich im Alltag bewähren müssen. ;)

  • Schön, dass ihr euch alles so positiv äußert!


    Dann sind euch also Übertragungslinien völlig egal, weil euch klar ist, dass sie eh nur erfunden sind? Alle die Roshis, Tulkus und Erwürdigen haben keine Bedeutung, sie sind auch nur der Heinz, die Gerda und der Willi? Euch allen ist klar, dass eure eigene Tradition lediglich eine konservierte Momentaufnahme einer bestimmten historischen Weiterentwicklung des ursprünglichen Dharma darstellt? Zeitgemäße Deutungen des Buddha-Dharma sind damit allen traditionellen Deutungen ebenbürtig? 🙄

    Μικρὸν ἀπὸ τοῦ ἡλίου μετάστηθι

  • So lange sich das ganze im Alltag bewährt ist doch gut. Mir persönlich hat es sehr viel gebracht. Weniger an Erfolg im einem weltlichen Sinn. Aber sicherlich inneren Frieden. Der sich teilweise auch auf meine äussere Umwelt auswirkt. Aber klar letztlich weis niemand genau was ganz genau gelehrt wurde. Allerdings hätten wir uns die gleiche Frage auch zu Buddhas Lebzeiten stellen können.. ist seine Lehre wahr? Auch da hätte sie sich letztlich im Alltag bewähren müssen. ;)

    Ichbinderichbin .


    Genau das! Toll! Das ist doch das einzige Kriterium.

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Schön, dass ihr euch alles so positiv äußert!


    Dann sind euch also Übertragungslinien völlig egal, weil euch klar ist, dass sie eh nur erfunden sind? Alle die Roshis, Tulkus und Erwürdigen haben keine Bedeutung, sie sind auch nur der Heinz, die Gerda und der Willi? Euch allen ist klar, dass eure eigene Tradition lediglich eine konservierte Momentaufnahme einer bestimmten historischen Weiterentwicklung des ursprünglichen Dharma darstellt? Zeitgemäße Deutungen des Buddha-Dharma sind damit allen traditionellen Deutungen ebenbürtig? 🙄

    Ich bin Dankbar für meine Lehrer, die Mala und die Bücher.

    Sollten diese Menschen und Dinge heute aus meinem Leben verschwinden, wäre ich trotzdem dankbar und nicht traurig.

    Durch sie konnte ich das (den?) authentische(n) unabhängige(n) Dhamma in meinem Herzen finden.


    Deshalb stellen sich mir solche Fragen nicht.



    Alles gute für Dich!

  • So benötigt ein Jeder/ eine Jede etwas anderes in der Übung.

    So versteht ein Jeder/ eine Jede etwas Anderes auf dem Weg von Heil und Frieden.


    Auch ich bin sehr sehr dankbar für meine LehrerIn.:rose:


    Authentisch ist Karma.

    Authentisch ist Absicht.

    Authentisch ist Handlung.

    Authentisch in jeder Sec.


    Authentisch ist das Dhamma.


    Mögen wir alle glücklich sein

    In Metta🙏

  • Schön, dass ihr euch alles so positiv äußert!


    Dann sind euch also Übertragungslinien völlig egal, weil euch klar ist, dass sie eh nur erfunden sind? Alle die Roshis, Tulkus und Erwürdigen haben keine Bedeutung, sie sind auch nur der Heinz, die Gerda und der Willi? Euch allen ist klar, dass eure eigene Tradition lediglich eine konservierte Momentaufnahme einer bestimmten historischen Weiterentwicklung des ursprünglichen Dharma darstellt? Zeitgemäße Deutungen des Buddha-Dharma sind damit allen traditionellen Deutungen ebenbürtig? 🙄

    Na ich werde mir ja nicht selber ins Knie schießen. Nicht die kostbare Weisheit die ich mit Hilfe der Tradition in mir finde zu einer launischen Erfindung herabwürdigen und nicht weise Menschen herabsetzen. Da würde ich mich in Äußerlichkeiten verstricken, gar nichts einsehen und Dukkha vermehren.

  • Euch allen ist klar, dass eure eigene Tradition lediglich eine konservierte Momentaufnahme einer bestimmten historischen Weiterentwicklung des ursprünglichen Dharma darstellt?


    Nein, ist mir nicht klar.

    Das ist auch unlogisch.

    Wir kennen doch den ursprünglichen Dharma nicht, wie du ja selbst sagst.

    Woher willst du oder ich denn wissen, welche historische Tradition den ursprünglichen Dharma weitergibt und welche eine Weiterentwicklung ist?

    :rainbow:

  • ich habe auch Zweifel an der Ursprünglichkeit der verschiedenen Richtungen, die ja auch durch regionale Kulturen und Religionen beeinflusst sind.

    Auch, dass die ersten schriftlichen Aufzeichnungen erst Jahrhunderte später entstanden sind nähren diesen Zweifel.

    denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht, drum besser wär's, dass nichts entstünde.


    (Goethes Faust)

  • ich habe auch Zweifel an der Ursprünglichkeit der verschiedenen Richtungen, die ja auch durch regionale Kulturen und Religionen beeinflusst sind.

    Auch, dass die ersten schriftlichen Aufzeichnungen erst Jahrhunderte später entstanden sind nähren diesen Zweifel.

    Diesen Zweifel kannst Du nur haben, Dukkha, wenn Du noch nicht weit fortgeschritten ist und meinst, Du müsstest glauben. Aber mit Glauben hat die Lehre nichts zu tun, sondern mit Prüfen, was der Buddha ja auch empfohlen hat*).

    Seine Lehre war und ist absolut unattraktiv, warum sollte da gefuscht worden sein?

    Um Menschen zu belügen bzw. zu beeindrucken gibt es ganz andere Mittel.


    Deshalb sind die eigenen Erfahrungen*) wichtig. Doch die zeigen sich erst, wenn ständig praktiziert wird, z.B. durch Achtsamkeit und Beobachtung, aber auch durch Einhaltung der Regeln so gut es eben geht - und dann wieder beobachten.


    Außerdem reicht ein gesunder Menschenverstand, um zu verstehen, dass der achtfache Pfad heilsam ist.


    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Schön, dass ihr euch alles so positiv äußert!


    Dann sind euch also Übertragungslinien völlig egal, weil euch klar ist, dass sie eh nur erfunden sind? Alle die Roshis, Tulkus und Erwürdigen haben keine Bedeutung, sie sind auch nur der Heinz, die Gerda und der Willi? Euch allen ist klar, dass eure eigene Tradition lediglich eine konservierte Momentaufnahme einer bestimmten historischen Weiterentwicklung des ursprünglichen Dharma darstellt? Zeitgemäße Deutungen des Buddha-Dharma sind damit allen traditionellen Deutungen ebenbürtig? 🙄

    Was wird denn übertragen? Nach Auffassung des Zen - nichts, weil Buddhanatur nichts mit haben oder nicht-haben zu vergleichen ist. Jeder muss selbst zur Erkenntnis erwachen und Buddhanatur realisieren in seinem Alltag, Tag für Tag.

    Das Zeitgemäße ist dabei der Alltag, der ja keiner Deutung bedarf, der Buddhadharma ist und selbsterklärend. Alltag ist offensichtlich. Der Weg ist offensichtlich.

    Was also ist authentisch? - auf jeden Fall nicht der "Buddhismus" - das ist eine religiöse Form, die verbunden wird mit verschiedenen Riten und Praktiken und die sich auf eine Gründergestalt Buddha beruft.


    Nicht diese Gründergestalt ist authentisch, sicherlich hat sie gelebt, soweit man das durch historische Quellen belegen kann, authentisch ist viel mehr der Buddha, also das Erwachen und der Dharma - nämlich die Erkenntnis von dukkha, anicca und anatta als den drei Daseinsmerkmalen, sowie die vier edlen Wahrheiten. Und wer den Weg konsequent zu Ende geht, der bestätigt, dass das für alle Menschenwesen und alle Zeiten gilt. Es überträgt sich so von selbst - konkret durch Ergreifen und Nicht-Ergreifen.


    Um diesen Kern hat es bei der Wanderung durch Raum und Zeit immer wieder Verbindungen zu anderen Kulten und Kulturen gegeben und gibt es noch - dieses Beiwerk lässt sich natürlich übertragen und wird auch von a nach b weitergegeben als Robe, Sutra und irgendwelche Notizen, die so manche machen. Das ist aber das sogenannte Floß, das man nicht schultern, sondern liegen lassen sollte.


    Solange es aber notwendig erscheint, dass Menschen Führung durch andere suchen und nicht selbst Verantwortung für ihren Lebensweg tragen wollen, solange wird es Leute geben, die eine Tradition brauchen, durch die sie eine Ersatz-Authentizität bekommen und es wird Traditionen geben, die Leute brauchen, die einen Rang oder Titel haben wollen und die sich als Deuter, Weg-Deuter, Sterndeuter, Magier oder sonst was Dolles ausgeben möchten.

    :zen:

  • Schön, dass ihr euch alles so positiv äußert!


    Dann sind euch also Übertragungslinien völlig egal, weil euch klar ist, dass sie eh nur erfunden sind? Alle die Roshis, Tulkus und Erwürdigen haben keine Bedeutung, sie sind auch nur der Heinz, die Gerda und der Willi? Euch allen ist klar, dass eure eigene Tradition lediglich eine konservierte Momentaufnahme einer bestimmten historischen Weiterentwicklung des ursprünglichen Dharma darstellt? Zeitgemäße Deutungen des Buddha-Dharma sind damit allen traditionellen Deutungen ebenbürtig? 🙄

    Was ist denn los? Welche Antworten schweben dir denn vor, die "wir" geben könnten? Du scheinst nicht zufrieden zu sein, dass tut "uns" leid. ;)


    Im Impressum der Seite, von der dein im Eingangsbeitrag verlinkter Artikel stammt, steht:


    Zitat

    Mission Statement

    Ursache\Wirkung ist das einzige unabhängige und meistgelesene buddhistische Magazin im deutschsprachigen Europa. Wir unterstützen eine spirituelle Lebensausrichtung und einen weltoffenen, nicht religiösen Buddhismus. Eine alltagstaugliche Spiritualität jenseits von dogmatischen Glaubensvorstellungen und institutionalisierten Religionsgesellschaften ist unser Anliegen. Wir stehen auf dem Boden der Errungenschaften von Aufklärung und Humanismus. Wir orientieren uns an der Vorstellung von einer freien, emanzipatorischen und toleranten Gesellschaft und vertrauen auf empirische Wissenschaften. Wir stellen wissenschaftliche Erkenntnisse ebenso wie persönliche Erfahrungen im Bereich Meditation und Geistestraining vor. Unterschiedlichste Artikel kritischer Autoren und Autorinnen zeigen Wege zu einem achtsamen und ethischen Miteinander auf. Ursache\Wirkung möchte Sie dabei unterstützen, zu Selbstreflexion und Gelassenheit zu gelangen und ein engagiertes und selbstbestimmtes Leben zu führen.


    Das klingt doch stellenweise gar nicht übel. Der letzte Satz gefällt mir besonders gut. Das klingt wie eine Einladung und eine Hilfestellung für Suchende. Das ist doch prima, da kann sich also jede/r Anregungen holen, der / die das möchte.


  • Der Vajrayana-Buddhismus ist aus der vedischen Religion entstanden. Auch diese kann erst seit dem 5.Jhrd schriftlich nachverfolgt werden. Vorher gab es ausschließlich die mündliche Weitergabe. Buddha hatte Schüler aus dieser Tradition. Warum sollte er nicht die Mittel die ihnen zur Verfügung standen in seine Lehren integriert haben, wenn sie wirken? Sicher nicht für alle, aber für diejenigen, die sich in diesem System besonders zuhause gefühlt haben. Für mich wäre das logisch.

    Wenn die Veden nichts aufgeschrieben haben, ist für mich auch erstmal nachvollziehbar, dass auch die Buddhisten vieles nur mündlich weiterüberliefert haben. Natürlich kann ich das nicht Wissen, diesen Anspruch habe ich nicht. Aber ich zweifle es nicht an. So lange die Lehren, die ich verwende, für mich anwendbar und stimmig sind ist es für mich nicht so wichtig. Aber es ist zumindest ein Gedankengang, der weg von der Einteilung authentischer vs. Vajrayana-Buddhismus geht.


    Meine Lehrer sind mir wichtig. Sie sind den Weg bereits sehr viel weitergegangen und dadurch sind sie eine große Inspiration für mich. Und Buddha ist jeden Tag meine Zuflucht. Aber auch die Übertragungslinie ist Bestandteil meiner Praxis. Sie zeigt auf, dass nach Buddha Menschen kamen, die den Weg zu Ende gegangen sind, und dass ich von ihnen lernen darf.


    Seien wir doch mal ehrlich. Erleuchtung ist für jeden hier ein Abstrakter Begriff. Keiner hier weiß, was es wirklich damit auf sich hat. Lehrer geben mir ein Gefühl, ein Gespür dafür. Ohne sie wäre ich wahrscheinlich kein Buddhist, denn ich kann mir das Ziel nicht vorstellen ohne Beispiele. Dabei habe ich auch Fehler gemacht. Diese haben mir gezeigt, wo ich nicht hinmöchte und wo eventuelle Fallen aufgestellt sind. Auch dafür bin ich letztendlich Dankbar. Nur mir Logik kommt man sicher eine Zeitlang voran. Aber mir fehlt da was, jemand muss mir das vorleben. Ich brauche die Inspiration. Natürlich zeigen die jüngsten Vorfälle, dass das auch gefährlich sein kann, und dass es nicht einseitig sein darf. Inspiration ist wichtig, aber das Hirn muss trotzdem mitmachen und prüfen, ob der Lehrer wirklich lebt, was er sagt. Aber dann funktioniert es für mich.


    Alle Traditionen sind in meinen Augen ebenbürtig. Das Ziel ist das selbe. Aber es gibt so unterschiedliche Menschen, Traditionen und Kulturen. Der Buddhismus schafft es, jedem und jeder ein Angebot zu machen. Das macht ihn für mich einzigartig.

  • Solange es aber notwendig erscheint, dass Menschen Führung durch andere suchen und nicht selbst Verantwortung für ihren Lebensweg tragen wollen, solange wird es Leute geben, die eine Tradition brauchen, durch die sie eine Ersatz-Authentizität bekommen und es wird Traditionen geben, die Leute brauchen, die einen Rang oder Titel haben wollen und die sich als Deuter, Weg-Deuter, Sterndeuter, Magier oder sonst was Dolles ausgeben möchten.

    Fast alle Exil Tibeter sind Vajrayana Buddhisten. Neulich sprach ich mit einem: Geflohen mit 16 Jahren nach Nepal. Es ist nicht so, dass Tibeter da auf eine Behörde gehen können, sich registrieren und dann erst mal ein Flüchtlings Hilfe Geld bekämen. Nepal ist ein sehr armes Land. Hat es bis nach Deutschland geschafft, und lebt immer noch. Und ist eben auch Varjayana Buddhist.

    Es ist natürlich leichter, über so einen Menschen zu urteilen, so im schönen warmen Deutschland, unter dem Schutz der Menschenrechte seit Geburt an stehend, als selbst so einen Lebensweg zu gehen.

    Da stand nicht an jeder Ecke ein Guru und hat ihm jeden Tag gesagt, wie er tun soll, um zu überleben und bis nach Europa zu gelangen.

  • Fast alle Exil Tibeter sind Vajrayana Buddhisten.

    Ich verstehe jetzt nicht, worauf dein Beitrag zielt?

    was sonst meinst du mit einer Tradition wo es Leute gibt die einen Rang oder Titel brauchen und wo Menschen Führung durch andere brauchen??


    Im Vajrayana und anderen Mahayana Traditionen gibt es jedenfalls Titel und spirituelle Führung durch einen Meister. Das heißt aber nicht, dass Leute keine Verantwortung für den eigenen Lebensweg übernehmen.


    Oder wen meinst du damit genau? Ich habe schon stark den Eindruck, dass du hier wieder Menschen beschreibst und bewertest, die anders leben als du es tust. Also um dich selbst und deine eigene Tradition, wenn du denn einer folgst, kann es nicht gehen...

  • was sonst meinst du mit einer Tradition wo es Leute gibt die einen Rang oder Titel brauchen und wo Menschen Führung durch andere brauchen??


    Im Vajrayana und anderen Mahayana Traditionen gibt es jedenfalls Titel und spirituelle Führung durch einen Meister. Das heißt aber nicht, dass Leute keine Verantwortung für den eigenen Lebensweg übernehmen.


    Oder wen meinst du damit genau? Ich habe schon stark den Eindruck, dass du hier wieder Menschen beschreibst und bewertest, die anders leben als du es tust. Also um dich selbst und deine eigene Tradition, wenn du denn einer folgst, kann es nicht gehen...

    Deine Eindrücke sind bedingt durch das, was sankhara - karmische Gestaltungen - bedeutet. Oder psychologisch nennt sich das Projektion. Entsprechend unserer persönlichen Bedingungen erscheinen uns die Dinge und Personen.


    Ich gehe also von meiner Erfahrung aus - von was anderem kann ich schlecht ausgehen. Ich bemühe mich aber nach Möglichkeit auch um eine Begründung meiner Schlussfolgerungen.


    ich komme natürlich auch aus einer Tradition und habe Führung durch andere erfahren. Ich habe mich dann davon lösen können und damit den sozialen Zusammenhalt, den so eine Tradition auch darstellt, aufgegeben.

    Auf der Suche nach Ersatz bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es für das Leben keine "Rahmenhandlung" gibt und jede Weltanschauung, also das, was spirituell so angeboten wird, mich nicht anspricht, weil Leben keine Erklärung braucht. Diese Angebote, also das was man so als Lehrmeinungen bezeichnet, sind für mich Literatur und manches spricht mein wissenschaftliches Interesse an.


    Das Dharma hingegen ist etwas ganz anderes - es ist einfach eine Handlungsanleitung, die sagt: wenn dieses, dann jenes. Dein "Leiden" hat einen Grund und es gibt einen Weg heraus.

    Und als praktischer Mensch leuchtet das mir ein.

    ich habe aber lange Jahre gebraucht, bis ich die Lehrreden einigermaßen verstanden habe und dabei sind mir auch viele Freunde beigestanden.


    Zen, so wie ich es erfahren habe, beschränkt sich ebenfalls auf die Praxis - und das Koan-Studium, das ich durchlaufen habe, bedarf natürlich eines "Meisters", der ja in diesem Kontext eine Funktion wahrnimmt, wie auch der "Schüler" eine Funktion wahrnimmt. Diese Funktion endet mit dem Abschluss des Studiums. Es bleibt ein freundschaftliches Miteinander, sogar über den Tod hinaus.


    Praxis und Studium bedingen sich, so dass nach einigen Jahren Zazen der Wunsch nach vertieftem Studium ganz von allein entsteht. Und dann bildet dies einen sich wechselseitig beeinflussenden Prozess - mit den Jahren haben sich bei mir dann konkrete Lehrer heraus gebildet, die allesamt in der Linie Dogen Zenji stehen. Aber auch im Rinzai gibt es einige, die ich hier auch schon empfohlen habe.


    Ausgehend vom (historischen) Buddha - und auch den vielen Vorläufern - hat es bis heute eine unzählige Menge von Menschen gegeben, die zur Überlieferung des Dharma beigetragen haben. Aber der eigentliche Ursprung ist der Mensch selbst, der sich die immergleiche Frage stellt, wie Buddha: was ist Leiden? Gibt es einen Ausweg aus dem Leiden?

    Bei aller Tradition, über 2500 Jahre, mit allen möglichen Verzweigungen - wir stehen immer am Anfang. Jeder hat bei sich anzufangen und wenn er Glück hat, findet er einen Freund und einen Freundeskreis. Am Ende des Lebens von Buddha hat der - nach der Überlieferung - keine Tradition begründet, sondern auf jeden Einzelnen verwiesen: sei dir selbst eine Lampe, sei dir selbst ein Licht.

    :zen:

    Einmal editiert, zuletzt von Leonie ()

  • Deine Eindrücke sind bedingt durch das, was sankhara - karmische Gestaltungen - bedeutet. Oder psychologisch nennt sich das Projektion. Entsprechend unserer persönlichen Bedingungen erscheinen uns die Dinge und Personen.

    Nun ja, wenn du das weißt, dass entsprechend unserer persönlichen Bedingungen Personen erscheinen, wieso sprichst du dann so viel über die Fehler anderer? Es erscheint dir wichtig, dass es Menschen gibt, welche keine Verantwortung für ihren Lebensweg übernehmen wollen.


    Du weißt noch nicht mal, ob eine Person, die dir so erscheint, wirklich so ist. Außer, der Mensch sagt dir, er habe Probleme, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.