Über etwas meditieren

  • Eher, ich bezeichne als "Den Verstand auszuschalten"...

    Ich will wirklich nicht unhöflich sein und werde da jetzt auch nicht in eine Diskussion einsteigen, aber man frage einfach mal einen Polizisten, was ein 'Zeuge' oder 'Beobachter' wert ist, der den 'Verstand ausgeschaltet' hat. Das beliebte Konzept, den 'Verstand auszuschalten', hat mit Buddhismus nichts zu tun.

  • Helmut, mit den solchen Begriffen ich kenne mich nichts aus.

    Wenn ich innerlich still bin, unberührt, und zugleich auch offen und so wie empfänglich, dann es lohnt sich für mich weiter zu praktizieren, wie es alles heisst , ich würde es dir überlassen. Echt.

    LG.

    Igor.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Eher, ich bezeichne als "Den Verstand auszuschalten"...

    Ich will wirklich nicht unhöflich sein und werde da jetzt auch nicht in eine Diskussion einsteigen, aber man frage einfach mal einen Polizisten, was ein 'Zeuge' oder 'Beobachter' wert ist, der den 'Verstand ausgeschaltet' hat. Das beliebte Konzept, den 'Verstand auszuschalten', hat mit Buddhismus nichts zu tun.

    Polizist benutzt sein Verstand, das stimmt absolut, aber er identifiziert sich nicht innerlich mit diesem Werkzeug. Der Verstand ist nur der Werrkzeug, das Vehikel, das "Mittel", aber nicht mein "Ich".

    Das sind zwei verschiedene Schuhen.

    Ich brauche doch auch meinen Verstand , um es abzutippen.

    Aber man kann zugleich meditieren.

    S.Aurobindo hatte fast alles, was er geschrieben hatte, in dem meditativen Zustand verfasst. Und Satprem auch.

    Das wäre sehr gute Illustration zu meinen Wörtern.

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Da ich keine Antwort auf diese Frage finden konnte:

    Was bedeutet es, über ein Meditationsobjekt zu meditieren, das nicht beispielsweise der Körper, der Atem oder ein Mantra ist?

    Zum Beispiel: würde ich über das Konzept der Leere bzw. "Inter-Existenz" meditieren wollen, wie geht das? Spontan ist das einzige was mir einfällt, mich hinzusetzen und darüber nachzudenken, also zu grübeln — aber das wäre ja eher das Gegenteil von Meditation? Wie ergründet man ein (philosophisches) Konzept meditativ?

    Danke schonmal. :)

    Zusätzlich zu den vielen Tipps der anderen User möchte ich Dir folgendes schreiben :


    Viele Fragen, und Fragen die ich mir noch nicht einmal vorstellen konnte, haben sich während der Meditation ergeben und wurden während der Meditation gelöst.

    Eines Tages zum Beispiel, konnte ich meinem Meditation-Objekt nicht folgen.

    Ich war zwar relativ achtsam, wollte aber nichts tun.

    Plötzlich fiel mir jener Bereich zwischen den Gedanken auf.

    Die Leinwand, wo der Film von meinem Leben gespielt wurde.

    Ich habe dann wochenlang diesen Raum zwischen den Gedanken, Gefühlen usw erforscht.

    Hätte ich mir das vorher vorgenommen...,wäre es wohl in die Hose gegangen.


    Wenn man eine klare Einführung in die Praxis erhalten hat, sollte man sich auch freie Minuten gönnen, wo man achtsam ist, aber sonst nichts macht.

    Man sollte nicht unbedingt in die Träumerei abdriften, obwohl wohl dosierte Dosen davon nicht schädlich sind, sondern einfach mal schauen was es da zum Entdecken gibt.

    Was passiert wenn man dem Schmerz nicht sofort nachgibt?

    Was passiert wenn man das parfum des Partners riecht?


    Lass dich inspirieren von deiner schon vorhandenen Weisheit wenn du auf dem Kissen sitzt.

    Es ist kein müssen, sondern ein dürfen.



    Alles gute für Dich?!

  • Ich habe noch eine dringende Frage zum Thema Mitgefühl, da ich bald mit Metta-Meditation anfangen wollte.

    Gerade las ich leider kurz wieder einen Online-Artikel. In diesem Artikel geht es um zwei Antifa-Mitglieder, welche einen Rentner von den Querdenkern ins Koma geschlagen hat, das er nur mit Folgeschäden überlebt hat; einem Begleiter dieses Rentners hat man auf einem Auge fast das Augenlicht genommen. Es geht hier nicht ums Politische - ich denke, beim Thema Gewalt sind wir uns hier eh alle einig ;)

    Es geht darum, wie man bitte mit solchen Gestalten Mitgefühl haben soll? Und laut der buddhistischen Praxis schließt das ja alle ein, nicht nur Opfer sondern auch Täter? Ich würde das wirklich gerne wissen. Ich frage mich - soll man das überhaupt wirklich?
    Oder ist es nicht schon "mitfühlend" genug zu sagen, dass man Gleiches nicht mit Gleichem vergelten sollte sondern diese Leute möglichst lange in ein eher unangenehmes Gefängnis sperren sollte? Ich kann vielleicht mithilfe der Lehre es besser schaffen, mich von der Wut auf sowas nicht einvernehmen zu lassen, aber Mitgefühl? Das ist gefühlt irgendwo auf einem Level, den ich gar nicht erreichen kann.

    Habt ihr da Anregungen? Ich verstehe das nicht, würde es aber gerne. Mitgefühl ist sowieso irgendwie echt schwer zu verstehen, ist mir aufgefallen, da es nicht einmal dasselbe ist wie Empathie.

  • Das ist gefühlt irgendwo auf einem Level, den ich gar nicht erreichen kann.

    Dann fang doch heute auf deinem Level an, statt dir theoretische Gedanken zu machen. ;)

    Wie bei anderen Praxisanteilen siehst Du dann schon, wo Du landest.


    Ich hoffe, das klingt nicht zu harsch, aber es ist wirklich sinnlos, sich darüber Gedanken zu machen.


    Einen wichtigen Punkt möchte ich noch anmerken. Metta-Praxis machst Du nicht für andere, sondern weil es für Dich heilsam ist. Dass es auch für andere heilsam sein kann, ist ein wundervoller Nebeneffekt, aber nicht der Kern.



    Liebe Grüße, Aravind.

  • Zitat

    Ich hoffe, das klingt nicht zu harsch, aber es ist wirklich sinnlos, sich darüber Gedanken zu machen.


    Danke für die Antwort, das stimmt schon! Nicht umsonst habe ich viel Theoretisches im Studium erst durch die Praxis nochmal richtig verstanden. ;)

    Buddhismus ist ja auch eher etwas, das man erfährt....

  • Ich kann mich nur anschliessen - übe einfach regelmässig Mettameditation. Ich mache das auch noch nicht sehr lange und hatte auch Schwierigkeiten wieso ich Mitgefühl und Nachsicht für z. B. Mörder, Vergewaltiger, Kinderschänder… haben soll.. im Kern versuchen wir als Buddhisten Liebende Güte und Mitgefühl für alle Wesen zu entwickeln, ihnen gutes zu wünschen. Das reicht eigentlich als Begründung, da es sich selbst erklärt, aber es gibt zwei Punkte, die mir sehr geholfen haben und vielleicht auch für dich interessant sein könnten:

    1. Wir versuchen ja das Leiden zu überwinden. Leiden entsteht durch Gier, Hass und Verblendung (Anhaftungen), siehe Vier edle Wahrheiten. Wenn nun z. B. ein Mörder vor dir steht und du ihm schlechtes wünschst, schlechtes zu ihm sagst oder schlechtes tust nährst du Hass in dir. Du lässt zu, dass sein Hass auf dich überspringt, dich in eine Negativspirale zieht. Gerade dieser Hass in ihm und ggf in dir (Abneigung, Missgunst….) der in dir aufsteigt ist ironischerweise der allerbeste Lehrer für Metta. Nicht reagieren. Nur beobachten. Verbinde dich mit dem Atem. Wünsche ihm Gutes. Schon wenn du ihm nur in Gedanken schlechtes wünschst, sähst du entsprechendes Kamma. Nähre lieber Mitgefühl. Hass ist da der perfekte Nährboden.

    2. Stelle dir vor, du wünschst diesem Mörder von Herzen, dass er glücklich wird, dass er ein einfaches leben haben wird und Weisheit besitzen möge. Dass er Ruhe und Frieden im Herzen tragen möchte. Wieso solltest du ihm das nicht wünschen? Wenn all dies tatsächlich so wäre, wäre er kein Mörder mehr! Denn wer ein ruhiges und friedliches Herz hat, Weise ist, mordet nicht. Also wenn du es am Anfang einfach nicht hinkriegst und sich etwas in dir sträubt, dann wünsche ihm zumindest alles Gute der anderen Menschen wegen, weil er, wenn es ihm gut ginge, nicht mehr morden würde.


    Ich möchte dir sehr das Angulimala Sutta empfehlen. Hier geht es um einen Massenmörder, der von ganz Indien gefürchtet und verfolgt wurde. Der Buddha hatte Metta mit ihm. Eine wunderbare Geschichte, die daran erinnert, dass man immer eine zweite Chance geben sollte. Im Leben (und wenn man daran glaubt den Leben davor) dieser Menschen ist viel schiefgelaufen. Seien wir froh, dass wir nicht so ein schweres Schicksal haben.

    Das Sutta verlinke ich dir : Majjhima Nikāya 86



    Alles Gute!

  • Vielen Dank @Budhnik, das war sehr hilfreich!! Danke auch für dieses schöne Sutta, ich habe irgendwo einen Ausschnitt oder eine Zusammenfassung davon gelesen, aber das ganze zu lesen ist wichtig _()_

    Deine Ausführungen haben mir das sehr verständlich gemacht - gerade bei Kinderschändern und Vergewaltigern bin ich ehrlich gesagt voll an meine Grenze gestoßen, weil ich finde, das ist noch schlimmer als Mord sogar. Zunächst dachte ich: Will ich überhaupt versuchen, denen Mitgefühl entgegen zu bringen? Das ist erstmal ganz befremdlich. Sicherlich auch schwierig für Anfänger.

    Aber deine Erklärung leuchtet mir sehr ein:

    Zitat

    Wenn all dies tatsächlich so wäre, wäre er kein Mörder mehr!

    Völlig richtig...

    Besonders wenn man abhängiges Entstehen betrachtet.

    Ich wünschte es wäre so einfach wie in der Sutta ;) Aber ich habe trotz dieser Widerstände gedacht:

    Wenn ich nicht den Anfang mache, wer dann? Jeder einzelne, der Mitgefühl praktiziert, verbessert diese Welt -auch wenn es bestimmt noch lange dauern wird, bis es sich wirklich global auswirkt und ganz viele Menschen das verstehen. Das wäre dann für mich der Schritt in die nächste Entwicklungsstufe der Menschheit, der hoffentlich irgendwann passieren wird...

    Dir auch alles Gute _()_

  • Ich denke bei Kinderschändern, was müssen diese Menschen Grausames erlebt haben, dass sie nicht mal davor zurückschrecken, eine Kinderseele zu zerstören. Wer so kalt ist, hat wohl selber nie Liebe erfahren und wird ein Leben lang wohl furchtbar einsam sein und nach solchen Taten auch wohl bleiben, egal ob im Internet vielleicht großkotzig damit rumgeprahlt wird ...

    Aus solchen Gründen kann ich bei solchen Menschen auch Mitgefühl entwickeln.

  • Ich denke bei Kinderschändern, was müssen diese Menschen Grausames erlebt haben, dass sie nicht mal davor zurückschrecken, eine Kinderseele zu zerstören. Wer so kalt ist, hat wohl selber nie Liebe erfahren und wird ein Leben lang wohl furchtbar einsam sein und nach solchen Taten auch wohl bleiben, egal ob im Internet vielleicht großkotzig damit rumgeprahlt wird ...

    Aus solchen Gründen kann ich bei solchen Menschen auch Mitgefühl entwickeln.

    Ich auch und doch will ich auch, dass sie für immer aus der Gemeinschaft mit Menschen isoliert werden. Mitgefühl mit Menschen nenn ich das.