• Ich begegne im Buddhismus immer wieder der Meinung , alle unheilsamen Geistesfaktoren verhinder zu wollen und heilsame zu kultivieren. Ich halte die Konzentration darauf für falsch und nicht durchführbar und wenig gewinnbringend . Ich rede da aus der Erfahrung meiner eigenen Praxis. Nicht umsonst fangen die zwölf Glieder des abhängigen Entsehens mit der Unwissenheit an. Es ist die Unwissenheit bezüglich der eigenen Person ,des Ich. Es ist nicht möglich Unheilsames aufzugeben ohne die Grundlage zu erkennen . Die Grundlage das eine substanzielle eigenständige Person nicht vorhanden ist . Die Grundlage das diese Person nicht nötig ist und nur eine intellektuelle Einbildung. Nur über die" Installation " dieser Wahrnehmung ist es möglich Geistesfaktoren dh Emotionen unheilsamer Art nicht zum wachsen zu bringen, da dies dann keine Grundlage mehr haben, sich quasi beim " in sich gehen"unweigerlich im Nichts auflösen. Alles künstliche herrumdoktern verstärkt diese nur. Beim, immer mehr erleben der Wahrheit verschwinden diese von allein. Da sie wie Alles nicht eigenständig sind. Wie seht ihr das?

  • Ja und nein. Mit der Verwirklichung von Nicht-Ich verschwindet die Grundlage für Unheilsames, das ist notwendig, aber nicht nicht hinreichend. Weil es entgegen dieser Erkenntnis noch Gewohnheiten gibt ("altes Karma"), die auch überwunden werden muss.


    Andererseits ist für mich die achtsame Beobachtung von Hass und Gier, von Anhaftungen, schon mal ein guter Weg, Unheilsames zu überwinden, auch wenn er alleine nicht hinreichend ist.


    Die Formulierung "unheilsamen Geistesfaktoren verhindern zu wollen" finde ich nicht passend. Wenn Unheilsames in unsere Aufmerksam kommt, ist es ja schon da. Man vermindert durch die Praxis mit der Zeit die Grundlagen für Unheilsames. Aber wahrscheinlich ist das das, was Du geschrieben hast. :)


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Weil es entgegen dieser Erkenntnis noch Gewohnheiten gibt ("altes Karma"), die auch überwunden werden muss.


    Was meinst du damit?

    Die Erkenntnis von Nicht-Ich beendet nicht sofort Anhaftungen, weil sich Anhaftungen auch in Gewohnheiten äußern, die nicht von einem Moment auf den anderen verschwinden.


    Die Erkenntnis legt aber die Grundlage für das Überwinden.


    Liebe Grüße, Aravind.

    • Offizieller Beitrag

    alle unheilsamen Geistesfaktoren verhinder zu wollen

    Verhindern kannst Du sie wahrscheinlich eh nicht. Aber durch Einsicht kann sich der angenommene Wert von etwas Begehrenswertem oder Verabscheuten verändern. Und dadurch kann sich eine Abhängigkeit oder Abneigung auflösen, und eine Gewohnheit, eine gewohnte, Leid erzeugende Sicht kann enden.


    Unwissenheit besteht darin, dass ich einem Phänomen mehr oder weniger Bedeutung zumessen als es hat. Die Wahrnehmung ist verzerrt und erzeugt die Geistesgifte: Begehren und Abneigung – und somit auch alle Folgeerscheinungen (Geiz, Stolz, Wut, Eifersucht, etc..).


    Mit einem klaren, unverstellten Blick auf die Wirklichkeit komme ich dazu, dass alle Phänomene am Ende leidhaft, leer von einer inhärenten Existenzweise und vergänglich sind. Diese Erkenntnis, wenn sie nicht nur intellektuell bleibt sondern in Fleisch und Blut übergeht, kann Begierde und Abneigung austrocknen und somit auch die unheilsamen Geistesfaktoren mindern helfen.


    Mit anderen Worten: ich werde mein Herz weniger an Dinge, Menschen, Ansichten und Eigenschaften hängen, wenn mir zutiefst klar ist, dass nichts von sich aus gut oder schlecht, begehrenswert oder abstoßend ist, nichts von Bestand ist, so dass ich alles verlieren werde, und kein Objekt der Begierde beständiges Glück erzeugen kann.


    Wenn ich einmal die innere, beständige Form von Glück erlebt habe, die aufscheint, wenn Begierden und Abneigungen, innere Monologe und Erwartungen zur Ruhe kommen, relativiert dies alle Vorstellung von äußerem Glück durch die Erfüllung von Wünschen. Und auch das wird die unheilsamen Geistesfaktoren zügeln und vielleicht sogar zeitweise auslöschen.


    Das Heilsame vermehrt die Ursachen und Umstände in diese Richtung, das Unheilsame vermindert sie.

  • Es ist nicht möglich, ohne Weisheit (Erkenntnis der Leerheit) Unwissenheit komplett aufzugeben. Das ist richtig. Das ganze ist jedoch ein Prozess, der dauert. Bis dahin macht es durchaus Sinny unheilsame Handlungen zu vermeiden und heilsame Handlungen zu kultivieren. Man könnte doch auch niemals Weisheit entwickeln während man gleichzeitig unheilsame Handlungen durchführt.

    • Offizieller Beitrag

    unheilsame Handlungen zu vermeiden

    Unheilsame Handlungen kann man vermeiden, das stimmt, aber nicht unheilsame Geistesfaktoren. Die entstehen durch Ursachen und Umstände und können zu einem Impuls führen, unheilsame Handlungen zu begehen. Diesem Impuls kann ich zum Teil widerstehen. Wenn mir Geld wichtig ist, werde ich wütend, wenn es mir jemand wegzunehmen versucht. Die Wut (unheilssamer Geistesfaktor) werde ich kaum beeinflussen können, aber ich habe Einfluss darauf, ob ich den Dieb misshandle (unheilsame Handlung) oder versuche Verständnis für seine Lage aufzubringen , indem ich bestimmte Gegenmittel gegen die Wut anwende.

  • So ist es auch keine Meinung die uns der Buddha hinterlassen hat, es ist seine Erfahrung im Umgang mit dem Unheilsamen gewesen.


    Eine Erfahrung die er danach aus großem Mitgefühl teilte.


    Den Unterschied im Erleben hochzuholen, zu erinnern, auch aufzuschreiben kann sehr hilfreich sein, zb in Form eines kl.Buches zum anschließenden stillen üben im Kämmerlein.


    Den Prozess der eigentlichen Läuterung, also den erlebten inneren Unterschied in Wandlung (von/ zu)

    in einem unheilsamen Gefühl zu sein und zu einem heilsamen, ruhigen freundlich friedlichem Gefühl in Situation oder Menschen gegenüber zu fühlen einfach mal festhalten, fixieren.


    So ein Büchlein kann dann auch später mal bei anderen Anweisungen hilfreich sein.Wenn man dort dann nachschaut was man so alles

    ‚ gedacht‘ hatte zb in Bezug auf Vergänglichkeiten und Dhukka....


    Viel Freude wünsch ich Dir dabei

    In Metta🙏

    Einmal editiert, zuletzt von Xyz ()

  • Ich begegne im Buddhismus immer wieder der Meinung , alle unheilsamen Geistesfaktoren verhinder zu wollen und heilsame zu kultivieren. Ich halte die Konzentration darauf für falsch und nicht durchführbar und wenig gewinnbringend . Ich rede da aus der Erfahrung meiner eigenen Praxis. Nicht umsonst fangen die zwölf Glieder des abhängigen Entsehens mit der Unwissenheit an. Es ist die Unwissenheit bezüglich der eigenen Person ,des Ich. Es ist nicht möglich Unheilsames aufzugeben ohne die Grundlage zu erkennen . Die Grundlage das eine substanzielle eigenständige Person nicht vorhanden ist . Die Grundlage das diese Person nicht nötig ist und nur eine intellektuelle Einbildung. Nur über die" Installation " dieser Wahrnehmung ist es möglich Geistesfaktoren dh Emotionen unheilsamer Art nicht zum wachsen zu bringen, da dies dann keine Grundlage mehr haben, sich quasi beim " in sich gehen"unweigerlich im Nichts auflösen. Alles künstliche herrumdoktern verstärkt diese nur. Beim, immer mehr erleben der Wahrheit verschwinden diese von allein. Da sie wie Alles nicht eigenständig sind. Wie seht ihr das?

    Die Unwissenheit aufzulösen ist die Grundlage und das Ziel. Nun könnte man doch einfach die Einsicht in die Vergänglichkeit und das bedingte Entstehen pflegen und in die Tatsache dass eine eigenständige Person nicht vorhanden ist. Man übt einfach nur Sati bis alle Veblendung und damit alles Dukkha ausgelöscht ist. Funktioniert bei mir leider nicht und wahrscheinlich nur bei sehr wenigen Menschen, weil die Anhaftungen und Gewohnheiten immer wieder davon wegziehen und abbringen, so dass sich das alles nicht klar sehen lässt. Deshalb muss man auch extra noch an den die Weisheit lähmenden Hindernissen arbeiten, auch an den Geistestrübungen Gier und Hass, nicht nur an der Verblendung. Bei mir ist das jedenfalls so und ich kenne niemanden bei dem das nicht so wäre.
    Dazu hat der Buddha den achtfachen Pfad gefunden wo man auch so heilsame Dinge übt wie rechte Rede, rechtes Handeln und rechten Lebensunterhalt. Die Entwicklung der Sittlichkeit begleitet die Entwicklung der Weisheit und Sammlung und ist eine Voraussetzung dafür.