Paṭicca samuppāda - Ein paar Fragen an euch

  • Hallöchen zusammen,


    mich würde interessieren, wie ihr euch dem bedingten Entstehen angenähert habt.


    Mein aktueller Stand dazu ist, dass ich die Wirkung der Bedingtheit von einigen Geistesphänomenen erkenne. Ein Beispiel: Der Raum, in dem ich mich befinde ist ein bedingtes Phänomen. Was bedingt dieses Phänomen "Raum"? Die Wände, die Decke und der Boden. Wenn sich eines oder mehrere dieser "Dinge", die es bedingen auflösen, fällt das Phänomen "Raum" in sich zusammen. Ohne die Wände ist es bestenfalls das neue Phänomen "Carport". Und ohne Decke gibt es gar kein Phänomen "Raum" mehr.

    Diese Analogie der Bedingheit und seine "Bedingungen" lässt sich genauso auf das Selbst übertragen. Wenn ich das tue, dann entdecke ich die fünf Khandas als die gestaltenden Elemente, die das Phänomen "Selbst" zusammenbrauen, gleich wie die Decken, Boden, Wände, den Raum zusammenbrauen.


    Soviel zu meinem Verständnis, der Bedingheit und seinen Bedingungen. Doch das bedingte Entstehen beschreibt ja den Prozess, zu dem jedes bedingt enstandene Phänomen führt. Ich erlebe immer nur die Wirkung auf mich des Prozesses. Doch es ist mir nicht möglich den Prozess zu erkennen. Ein Beispiel: Ich erlebe gerade ein Selbst, welches schreibt, den Raum wahrnimmt und sich damit in Bezug zu den umliegenden Objekte setzt. Das Subjekt und die Objekte. Das Selbst, "mein" Erleben ist zusammengebraut, bedingt entstanden. Zwischendruch ist ein neues "Selbst" bedingt entstanden, welches das "Selbst" wahrnimmt. Aber den Prozess dahinter, erlebe ich nicht. Ich kann ihn nicht festpinnen. Wie habt ihr euch diesen Prozess angenähert, wie habt ihr das bedingte Entstehen kontempliert, wie habt ihr es geschafft diesen Prozess zu erleben und eben nicht nur letztlich die Wirkung?


    Ich hoffe, ich konnte meinen Standpunkt und meine Frage dazu verständlich darlegen.


    Dazu noch etwas interessantes:


    Zitat

    „Mönche und Nonnen, bedingte Erscheinungen haben diese drei Kennzeichen. Welche drei? Man sieht ihr Entstehen, man sieht ihr Verschwinden und man sieht, dass sie sich ändern, während sie bestehen. Das sind die drei Kennzeichen bedingter Erscheinungen.



    „Unbedingte Erscheinungen haben diese drei Kennzeichen. Welche drei? Man sieht kein Entstehen, man sieht kein Verschwinden und man sieht nicht, dass sie sich ändern, während sie bestehen. Das sind die drei Kennzeichen unbedingter Erscheinungen.“


    AN3.47



    Scheinbar ist in dieser Lehrrede von etwas unbedingt Entstandenem, welches sich dadurch auszeichnet, nicht zu entstehen, nicht zu vergehen und sich nicht ändern, während es entsteht. Also das genaue Gegenteil, vom bedingt Entstandenem. Aber ich kann nicht erkennen, was das sein könnte. Habt ihr Ideen?


    Alles Liebe und Grüße,

    • Official Post

    Das Beispiel "Raum" ist nicht gut geeignet, weil es besonders schwierig ist.


    Wenn wir von Phänomenen reden, dann reden wir meistens von etwas, was zeitlich einen Anfang hat ( "Entstehen") und ein Ende ("Vergehen") hat. Es hat bestimmte Bedingungen unter denen es Auftritt und wenn die nicht mehr vorhanden sind, ist es nicht mehr da. Du sprichst richtig von der Prozesshaftigkeit. Dies ist die grundlegende Form des Entstehens in Abhängigkeit.


    Die normale Form sich dem anzunähern ist die Meditation und zu beobachten, wie im Geist bestimmte Eindrücke, Emotionen,Bilder auftauchen.


    Daneben gibt es noch Formen der Bedingtheit, die keine zeitliche Bedingtheit ( A führt zu B) sind sondern auf der Ebene der Benennung stattfinden. Wenn bestimmte Bedingungen vorhanden sind nennt man etwas B. Und andere Leute würden es ja nach ihren konkreten Umständen anders benennen. Dies hat etwas mit den konkreten Funktionen zu tun, die etwas erfüllt. Der Baumstamm wird für den Wanderer zur Sitzgelegenheit. Jemand wird zum Doktor, wenn sein Titel anerkannt wird usw. Da ist nichts was konkret auftaucht sondern das Wort wird eher zugestanden und wieder entzogen. Es macht Sinn über diesen Fall gesondert nachzudenken statt ihn unter ersten Fall zu du summieren.


    Ein wichtiger Spezialfall davon sind Abstraktionen. Oft abstrahieren wird ganz viele konkrete ( entstehende und vergebenden) Phänomene in einen Sammelbegriff. "das Wetter", "die Zeit", "der Raum", "das Gute" oder auch "der Dharma", "die Schwerkraft". Weil es ein Sammelbegriff für Phänomene und Wirkungen ist, die immer Mal wieder auftauchen findet sich für die Abstraktion selber kein konkreter Anfang und kein Ende. Es ist wichtig zu sehen, dass auch dies ein Spezialfall der Bedingtheit durch Benennung ist.


    Auch hier hilft mir Meditieren und gerade längere Retretats wo alle Mal ein paar Tage schweigen. Je mehr das Reden und Benennen zum Erliegen kommt, desto mehr kommt auch der innere Monolog der alles in Begriffe fasst zum Erliegen und man kommt auf eine Ebene wo man direkt mit dem sinnlichen Entstehen und Vergehen konfrontiert ist. Von diesem aus betrachtet wirken dann die Worte die dich sonst so selbstverständlich vor die Realität schieben wie etwas hohles und beliebiges.


    "Unbedingte Erscheinungen' ist ein komisches Wort. Wenn etwas erscheint, dann hat dieses Erscheinen ja immer bestimmte Bedingungen und vor daher wirkt das Wort wie ein Widerspruch in sich. Aber Stelle dir Mal einen bewölkten Himmel vor, wo sich auf einmal ein Loch in den Wolken auftut und ein Stück blauer Himmel erscheint. Im Prinzip ist das was da passiert nur, dass die Wolken verschwinden - dieses Verschwinden der Wolken hat konkrete Bedingungen - Winde, Luftfeuchtigkeit usw. Dies bedeutet aber nicht, dass die Wolken blauen Himmel hervorbringen. Der Himmel ist kein Phänomen im normalen Sinne sondern nur eine Abwesenheit. Und dennoch kann er unter bestimmten Bedingungen erscheinen. Er ist aber sehr verschieden von einer Wolke.

  • Ich lebe. So habe ich mich dem Thema angenähert.

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • Daneben gibt es noch Formen der Bedingtheit, die keine zeitliche Bedingtheit ( A führt zu B) sind sondern auf der Ebene der Benennung stattfinden. Wenn bestimmte Bedingungen vorhanden sind nennt man etwas B. Und andere Leute würden es ja nach ihren konkreten Umständen anders benennen. Dies hat etwas mit den konkreten Funktionen zu tun, die etwas erfüllt. Der Baumstamm wird für den Wanderer zur Sitzgelegenheit. Jemand wird zum Doktor, wenn sein Titel anerkannt wird usw. Da ist nichts was konkret auftaucht sondern das Wort wird eher zugestanden und wieder entzogen. Es macht Sinn über diesen Fall gesondert nachzudenken statt ihn unter ersten Fall zu du summieren.

    Danke für deine Antwort.

    Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass du von "nāma-rūpa" sprichst, nur dass ich das Nāma bisher ausgeklammert habe.

    Du hast auf jeden Fall recht, dass ohne die durchgehende geistige Benennung (oder irgendeine Benennung) der Phänomene eine andere Erfahrung entsteht. Ich habe das gar nicht mit dem bedingten Entstehen verknüpft, doch jetzt wo du es sagst, ist es so offensichtlich :grinsen:

    Ich werde das auf jeden Fall im Alltag als auch in der Abgeschiedenheit näher durchleuchten und behalte den formalen Weg bei. Manche Dinge brauchen womöglich einfach mehr Zeit und Erfahrung.


    Bitte den Thread noch nicht schließen, falls noch andere darauf antworten möchten.

  • Weiter suchen,

    analysieren wie ein Forscher half.


    Wo sind die Verbindungen

    zu finden,

    zu suchen,

    zb zu 32 Teilen aus denen menschlicher Körper

    aus was überhaupt und zu welchen Bedingungen entstand,

    entsteht?


    Was bleibt übrig

    von dann Haut, Haare, Nägel wenn diese als Entstehung

    auf einem Tisch vor einem liegen?


    Wie entstand die Bedingung für 32 Körperteile... Haut,Haar, Nägel?


    Und was ist Entstehung wirklich

    wenn bedingt durch Ursache

    vom wirken

    doch alles bedingt bleibt.


    Viel Freude dabei

    In Metta 🙏

  • Memoiren gefunden in der Badewanne


    Hier hab ich mal angefangen das Ding zu durchschauen. Es ist einfach, wenn Du die Daseinsmerkmale und die Geistesgifte kennst.


    Das mit dem Raum ist ja soweit richtig, kann ich nachvollziehen.

    Doch was ist, wenn die Definitionsmerkmale, die du weggeräumt hast, mit der Aussage":


    Und ohne Decke gibt es gar kein Phänomen "Raum" mehr.

    Das ist ja nicht wirklich so. Nur der von dir als Raum definierte Raum ist nicht mehr, doch der Raum in dem alle Räume erscheinen ist unvergänglich und nicht definierbar.

  • Ja, hier entstand ein Missverständniss:


    Ich meinte mit "Raum" dieses Arbeitszimmer, indem ich mich befinde. Nicht den Raum als solches, in dem sich alles abspielt. Deshalb ist das Beispiel kein gutes gewesen. Ich trage es nochmal nach.


    Leider kann ich deinen Link nicht öffnen?

  • Bosluk ,


    dein Beispiel von Raum ist ja kein Missverständnis. Dein Arbeitszimmer oder dein Wohnzimmer sind ja ein Raum. Und dieser Raum ist ein abhängig entstandenes Phänomen, Ellviral bezieht sich auf eine andere Vorstellung von Raum, nämlich auf den abstrakten Raum, der in der buddhistischen Philosophie definiert wird als ein Phänomen, dass die Anwesenheit und Bewegung von physikalischen Objekten nicht behindert. Er ist einmal durch diese Funktion, die er erfüllt, als auch durch seine Beständigkeit definiert. Auch wenn er beständig ist, ist er doch ein abhängiges Phänomen.


    Worauf Ellviral mit seinem Linkt verweist sind die zwölf Glieder des abhängigen Entstehens mit denen Buddha Sakyamuni dargelegt hat wie wir immer wieder in Samsara Geburt annehmen, wenn wir unsere grundlegende Unwissenheit nicht überwinden. Mit diesen zwölf Glieder hat Buddha Sakyamuni nicht nur dargelegt warum wir immer wieder Geburt in Samsara annehmen, sondern auch wie wir diesen Prozess beenden können.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Hallo Bosluk.


    Herzlich Willkommen im Forum.


    Auf palikanon.com habe ich folgende Übersetzung gefunden:


    Anguttara Nikaya III 41-51


    Das Ungestaltete, Unbedingte sind normalerweise Synonyme für Nibbana.

    Weil das seine Eigenschaften sind. Es ist ungestaltet und unbedingt.


    Liebe Grüße

  • Hallo Bosluk,

    Doch das bedingte Entstehen beschreibt ja den Prozess, zu dem jedes bedingt enstandene Phänomen führt. Ich erlebe immer nur die Wirkung auf mich des Prozesses. Doch es ist mir nicht möglich den Prozess zu erkennen. Ein Beispiel: Ich erlebe gerade ein Selbst, welches schreibt, den Raum wahrnimmt und sich damit in Bezug zu den umliegenden Objekte setzt. Das Subjekt und die Objekte. Das Selbst, "mein" Erleben ist zusammengebraut, bedingt entstanden. Zwischendruch ist ein neues "Selbst" bedingt entstanden, welches das "Selbst" wahrnimmt. Aber den Prozess dahinter, erlebe ich nicht. Ich kann ihn nicht festpinnen. Wie habt ihr euch diesen Prozess angenähert, wie habt ihr das bedingte Entstehen kontempliert, wie habt ihr es geschafft diesen Prozess zu erleben und eben nicht nur letztlich die Wirkung?

    Meine Annäherung zu dem Beispiel ist dass dieses Selbst nicht von einem anderen Selbst wahrgenommen wird, sondern vom Bewusstsein. Damit etwas wahrgenommen werden kann muss Bewusstsein vorhanden sein. Bewusstsein bedeutet über etwas bewusst sein, demnach ist es bedingt durch das was es wahrnimmt. Bewusstsein ist das Khandha das alle anderen Khandha erfährt.

    Im Allgemeinen entsteht nichts aus sich selbst heraus, nur aufgrund bestimmter Bedingungen entsteht etwas.


    Diese Übersetzung von AN.3.47. finde ich verständlicher:


    Zitat

    Drei Merkmale des Gestalteten (*1) gibt es, ihr Mönche. Welche drei?

    Ein Entstehen zeigt sich; ein Vergehen zeigt sich; und eine Veränderung des Bestehenden zeigt sich.

    Diese drei Merkmale des Gestalteten gibt es, ihr Mönche.

    Drei Merkmale des Ungestalteten gibt es, ihr Mönche. Welche drei? Kein Entstehen zeigt sich; kein Vergehen zeigt sich; und

    keine Veränderung des Bestehenden zeigt sich.

    Diese drei Merkmale des Ungestalteten gibt es, ihr Mönche.


    (*1) Als 'gestaltet' (sankhata) gelten sämtliche materiellen und geistigen Daseinsgebilde (sankhāra); 'ungestaltet' (asankhata) ist lediglich das Nibbāna.

  • ...


    Wie habt ihr euch diesen Prozess angenähert, wie habt ihr das bedingte Entstehen kontempliert, wie habt ihr es geschafft diesen Prozess zu erleben und eben nicht nur letztlich die Wirkung?


    ...

    Ich habe es leider noch nicht geschafft diesen Prozess komplett zu erleben. Für mich ist vieles dabei noch Theorie.


    Wenn ich palikanon.com und Wikipedia als Grundlage nehme:


    Ein praktischer Ansatzpunkt für mich sind die sechsfache Sinnesgrundlage (āyatana), Kontakt/Bewußtseinseindruck (phassa), Fühlen (vedanā), Begehren/Durst (tanhā) und Ergreifen/Anhaften (upādāna).


    Das kann ich erleben. Mit Sinneskontakt (āyatana + phassa) kommt es zum Fühlen/Empfinden (vedanā). Darauf wird mit dem Begehren (tanhā) dieses Fühlen haben zu wollen (mögen) reagiert oder dem Begehren dieses Fühlen nicht haben zu wollen, weg haben zu wollen (nicht-mögen) reagiert.


    Bis hier hin läuft alles meist automatisch ab. Ob man Fühlen was die Objekte in einem auslösen mag (haben will) oder nicht mag (weg haben will, nicht haben will), darüber hat man kaum eine Wahl.


    Wo man aber eine Möglichkeit hat diese Kette zu brechen, ist beim Ergreifen/Anhaften (upādāna).

    Indem man beim Mögen/Nicht Mögen - Haben Wollen/Nicht Haben Wollen, verweilt und nicht darauf reagiert, es nicht ergreift.


    Das angenehme/unangnehme/neutrale Fühlen beobachten/fühlen oder das Mögen/Nicht Mögen beobachten/fühlen.


    Gleichmütig damit umgehen und nicht darauf reagieren. Es nicht ergreifen. Das Begehren/den Durst aushalten der einen zu einer Handlung drängt.


    Am besten übt man das natürlich in der täglichen Praxis auf dem Kissen, aber mit der Zeit gelingt es möglicherweise auch immer besser im sogenannten Alltag.


    Auf dem Kissen springt man nicht einfach auf, sondern ist gezwungen sich mit dem Fühlen, Begehren und Denken in einem auseinanderzusetzen und damit in Frieden zu kommen oder zumindest die Sitzperiode zu überstehen.


    Deswegen ist das tägliche Sitzen so eine gute Übung, weil man zumindest körperlich nicht viel reagieren kann. Und wenn man nur eine Minute täglich sitzt. Nach einem Monat oder einem Jahr täglichem Sitzen, für eine Minute, schafft man vielleicht irgendwann 2 Minuten.


    Man wird das Ergreifen/Anhaften vermutlich dadurch nicht gleich völlig und auf tiefster Ebene überwinden, aber zumindest etwas vemindern vielleicht.


    Also ein guter Anfang. Geduld ist auch in der Buddhalehre eine Tugend.


    In einem ersten Schritt kann man auch einfach seine Achtsamkeit schulen und einfach nur beobachten, wie man ergreift und anhaftet, ohne etwas damit zu machen. Schon allein diese Achtsamkeit und das Bewußtwerden was da passiert, ist sehr wertvoll. Man muß nichteinmal etwas ändern.


    Praxistipp: Majjhima Nikāya 10 Die Grundlagen der Achtsamkeit - Satipaṭṭhāna Sutta


    Im weiteren Verlauf könnte man vielleicht auch schauen inwieweit das Ergreifen/Anhaften zu den weiteren Schritten im bedingten Entstehen führt, also zu Werden (bhava) zum Beispiel. Ist aber weniger meine Übung zur Zeit.


    Quellenarbeit (Theravada) zur Vertiefung für Interessierte:

    Ansonsten ist das alles nur (m)eine derzeitige Meinung und Erfahrung. Außer die Zitate.

    Können auch Fehler dabei sein.


    Schaut was für euch passt.


    Liebe Grüße

    Edited 8 times, last by Raphy ().

  • Das Selbst, "mein" Erleben ist zusammengebraut, bedingt entstanden. Zwischendruch ist ein neues "Selbst" bedingt entstanden, welches das "Selbst" wahrnimmt. Aber den Prozess dahinter, erlebe ich nicht. Ich kann ihn nicht festpinnen. Wie habt ihr euch diesen Prozess angenähert, wie habt ihr das bedingte Entstehen kontempliert, wie habt ihr es geschafft diesen Prozess zu erleben und eben nicht nur letztlich die Wirkung?

    Du kannst als ob "dich" sellbst darin nichts finden, wenn du innerlich in den ganzen Prozess involviert bist.

    Wie das Auge sich selbst nichts widerspiegeln kann.

    Dein Verhalten ist bedingt , es hat Ursachen, die Bedingungen, und findet statt unzer den bestimmeten Umständen.... und es alles passiert im unablässigen Wandel. Wie kannst du das "Jetzt" finden? Es ist von der rein logischen Sache unmöglich... Aber im realem Leben wir gehen davon aus, dass es als /"Jetzt"/ real existiert. Und es srimmt , was unseres reale Leben im Raum und Zeit anbelangt.

    Ich denke, man sollte es alles zuerst sehr gut und auch gründlich rein intellektuell zu verinnerlichen, bevor man versucht, darüber zu meditieren.

    Ach, rein persönlich, ich wurde dir abraten, darüber viel zu ..."kontemplieren".

    Könnte nach hinten los gehen.

    War nur die Meinung.

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Hallo Bosluk,


    Meine Annäherung zu dem Beispiel ist dass dieses Selbst nicht von einem anderen Selbst wahrgenommen wird, sondern vom Bewusstsein. Damit etwas wahrgenommen werden kann muss Bewusstsein vorhanden sein. Bewusstsein bedeutet über etwas bewusst sein, demnach ist es bedingt durch das was es wahrnimmt. Bewusstsein ist das Khandha das alle anderen Khandha erfährt.

    Im Allgemeinen entsteht nichts aus sich selbst heraus, nur aufgrund bestimmter Bedingungen entsteht etwas.


    Hi mukti,


    das beobachte ich ebenfalls: Damit etwas wahrgenommen werden kann, muss Bewusstsein vorhanden sein.

    Wenn Klänge auf das Ohr treffen, entsteht ein Hör-Bewusstsein. Und dieses manifestiert sich oder bedingt einen Zustand von "Hier und Dort". Ich bin hier und dort ist ein Geräusch.

    Und so hätte ich es auch auf das Selbst angewandt: Es entsteht ein Selbst - Bewusstsein, welches den Zustand eines Selbst bedingt und damit "Ich bin" erzeugt.

    Mir schwirrt dabei vor allem aus MN 2 folgender Absatz im Kopf:


    Zitat

    Wenn er auf diese Art ungenau hinschaut, entsteht eine der folgenden sechs Ansichten und wird als Tatsache betrachtet: die Ansicht ‚Mein Selbst besitzt eine absolute Existenz.‘ die Ansicht ‚Mein Selbst besitzt keine absolute Existenz.‘ die Ansicht ‚Mit dem Selbst nehme ich das Selbst wahr.‘ die Ansicht ‚Mit dem Selbst nehme ich wahr, was nicht-selbst ist.‘ die Ansicht ‚Mit dem, was nicht-selbst ist, nehme ich das Selbst wahr.

    MN 2


    Das habe ich noch im Kopf, weil ich lange Zeit genau das dachte: Das, was beobachtet und alles registriert, ist das wahre Selbst. Selbst nimmt Nicht-Selbst wahr. Doch da war ich wieder der Bildung eines Selbst auf dem Leim gegangen, sodass ich dieses wahrnehmende Selbst eben auch wieder als ein ebenfalls bedingtes Phänomen wahrnehmen kann. Vielleicht ist es ja auch gerade eben das (Selbst- ) Bewusstsein, welches, ich zumindest, schnell als Ich identifiziere.



    Igor07


    Was meinst du denn damit, dass es nach hinten losgehen könnte?


    Ach, rein persönlich, ich wurde dir abraten, darüber viel zu ..."kontemplieren".

    Könnte nach hinten los gehen.



    Insgesamt habe ich eher den Eindruck, dass Paṭicca-samuppāda eher schnell zu Hirnspinsterein und zu intelektuellem Futter verkommt, als das es der Praxis hilft.

  • Was meinst du denn damit, dass es nach hinten losgehen könnte?

    Ich meine, es könnte ohne sehr tiefe rein intellektuelle Verständnis, die meistens die jahre dauern sollte... Wenn nichts so "viele Lebens"

    Denn man läuft gefahr entweder als Eternalismus, oder als der Nihilismus es zu betracheten, wenigstens doch.

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ja, durch die fünf Sinne entsteht Sehbewusstsein, Hörbewusstsein usw. und durch die geistigen Aktivitäten entsteht Geistbewusstsein - ich bin ja auch darüber bewusst was ich denke und fühle. Nun ist das Bewusstsein aber auch kein Ich oder Selbst, die Ich-Vorstellungen sind auch Objekt des Bewusstseins, das ist das Ich-Bewusstsein. Von dem ausgehend wird es dann so erfahren dass ich sehe, höre, denke usw. In Wirklichkeit gibt es aber nur das unpersönliche Bewusstsein und die Objekte. Zu diesem Schluss bin ich gekommen nachdem ich vergeblich nach einem Selbst bzw. dem "Wahren Ich" gesucht habe und die Lehre des Buddha hat es mir bestätigt:


    Zitat

    Gesehenes gelte dir nur als Gesehenes, Gehörtes nur als Gehörtes, sinnlich Erfahrenes nur als sinnlich Erfahrenes, Erkanntes nur als Erkanntes.' So kannst du dich üben, Bāhiyer. Wenn dir Gesehenes nur als Gesehenes, Gehörtes nur als Gehörtes gelten wird sinnlich Erfahrenes nur als sinnlich Erfahrenes, Erkanntes nur als Erkanntes, dann, bist 'du' nicht 'dort' Bāhiyer, dann ist 'das' nicht 'deine' Sache, dann Bāhiyer, bist 'du' weder 'hier' noch 'jenseits' noch 'dazwischen': Das eben ist das Ende des Leidens.

    UDĀNA.1.10.

  • Ich würde mich nicht zu sehr auf die zwölfgliedrige Kette versteifen und diese vor allem nicht versuchen zu "verstehen".

    Es ist besser diese am "eigenen Leib" wahrzunehmen. Die Lehre Buddhas kann man nicht erlernen, nicht verstehen. Man kann sie nur am eigenen Leib (nama-rupa) erfahren und kennenlernen.


    Die zwölfgliedrige oder sonstige Kette sich vorzustellen oder zu erlernen, ist wie wenn man einen Stadtplan auswendig lernt um die Stadt in all ihren Facetten zu verstehen anstatt die Stadt selber zu besuchen und zu erleben.


    Die "Stadt" die ich meine erfährt man so:


    "Ihr Bhikkhus, dies ist der Pfad, der ausschließlich zur Läuterung der Wesen führt, zur Überwindung von Kummer und Klagen, zum Verschwinden von Schmerz und Trauer, zum Erlangen des wahren Weges, zur Verwirklichung von Nibbāna - nämlich die vier Grundlagen der Achtsamkeit."


    -> Majjhima Nikāya 10 (palikanon.com)


    P.S:

    Hinzukommt, dass von einigen Gelehrten bezweifelt wird ob, die 12er Kette von Buddha so überhaupt gelehrt wurde. Es gibt stimmen die behaupten, die Kette sei früher kürzer gewesen oder es hätte verschiedene Ketten gegeben, die nachträglich von Mönchen aus religionspolitischen oder anderen Gründen abgeändert wurden (-> Pratītyasamutpāda - Wikipedia)

    Edited 4 times, last by Punk ().

  • Hi Punk,


    das Erleben der Bedingtheit beobachte ich ganz anders. Wenn ich die 12-gliedrige Kette mal außen vor lasse, sondern aufschreibe, wie ich es erlebe würde es so aussehen:


    Das Bewusstsein (Seh/Hör/Riech..u.s.w.) fällt zusammen mit Aufmerksamkeit und bildet den Kontakt. Denn wenn die Aufmerksamkeit nicht da ist, ist auch alles andere nicht da. Wenn die Aufmerksamkeit gerade nicht auf die Vögelgeräusche draußen fällt, nehme ich es nicht wahr. Ich erlebe es nicht und es entsteht kein "Ich bin hier".

    Die beiden bilden einen Kontakt und es führt wie im Honigkuchen Sutta (MN 18) zu Denken. Und erst dieses Denken bedingt die Gefühle. Die Gefühle folgen den Gedanken wie das Zugtier dem Wagen (Dhp 1). Die gleiche Situation, also das jeweilige Bewusstsein kann mit unterschiedlichen Gedanken einhergehen, die letzlich die Gefühle bestimmen. Das ist es, was ich wahrnehme, also für wahr halte und letztlich damit mein Erleben bestimmt.


    Und löse ich eines von davon auf, lösen sich auch alle anderen auf. Ändere ich meine Aufmerksamkeit auf ein anderes Bewusstseinsobjekt, entsteht ein anderer Kontakt. Dieser führt zu anderem Denken, dieser zu anderen Gefühlen, dieses zu andere Wahrnehmung und letzlich zu anderem Erleben.


    So beobachte ich die Bedingtheit und sie ist so völlig anders, als die zwölfgliedrige Kette. Dieser Unterschied macht mich einfach stutzig.

  • Ist es nicht! Genau das ist von Buddha so geschrieben worden.

    Hab es erstmal aufgegeben mit SN 12 weiter zu machen. Warum? Die Worte des Buddha stehen gegen die Meinungen der meisten Buddhisten.

    (findest du hier: Memoiren gefunden in der Badewanne


    Memoiren gefunden in der Badewanne

  • Die Lehre von der bedingten Entstehung sagt ja im Wesentlichen aus dass nichts unabhängig von bestimmten Bedingungen aus sich selbst heraus entsteht. Es gibt unzählige Bedingungszusammenhänge und die zwölfgliedrige Kette ist nur eine von mehreren Darstellungen. Für mich macht es wenig Sinn mich theoretisch mit Interpretationen davon zu befassen, sie ist wohl das Resultat der Gesamtschau des erwachten Buddha. Die bedingte Entstehung macht hauptsächlich dort Sinn für mich wo ich sie erkennen und für die Praxis verwenden kann, u.a. so wie du es beschreibst. Und wenn man so allmählich eine tatsächliche Erfahrung bedingter Zustände und ihrer Auflösung erlangt, wird man irgendwann auch die zwöfgliedrige Kette erkennen.


    Im Mahānidāna Sutta ist sie detailliert beschrieben.

  • das Erleben der Bedingtheit beobachte ich ganz anders. Wenn ich die 12-gliedrige Kette mal außen vor lasse, sondern aufschreibe, wie ich es erlebe würde es so aussehen:


    ...


    So beobachte ich die Bedingtheit und sie ist so völlig anders, als die zwölfgliedrige Kette. Dieser Unterschied macht mich einfach stutzig.

    Richtig so. Da kann also was nicht stimmen. Es ist nicht unbedingt eine Bedingtheit im Sinne von "führt zu". Links und Rechts bedingen sich auch. Dies ist eine Gegenseitigkeitsbedingung. So gilt auch für die Paticca Samuppada, das Sankhara, Vinnana, Nama Rupa, salayatana etc. gleichzeitig da sind.


    Welche Bedingungsarten es gibt, findest du hier:

    paccaya

  • So beobachte ich die Bedingtheit und sie ist so völlig anders, als die zwölfgliedrige Kette. Dieser Unterschied macht mich einfach stutzig.

    Hallo Bosluk,

    vielleicht ist sie anders, weil Geist noch nicht klar genug und Aufmerksamkeit noch nicht schnell genug ist.

  • Die 12 Glieder Kette, möchte eigentlich: "Stab mit 12 Abschnitten" sagen, ist ganz klar eine Analysetechnik um Leiden zu erkennen und zu vermindern.


    Wer irgendwie glaubt, dass es diese einzelnen Glieder in der Wirklichkeit der Welt auch einzeln vorkommen ist schnell auf den Logischen Holzweg.

    Die Kette des bedingten Entstehens, ist Teil aus dem gesamten Universum, in dem alles in wechselseitiger Abhängigkeit durch Bedingungen, die bedingt sind, entsteht.

  • Naja. Das ganze ist eigentlich recht trivial


    Buddha lehrt ja, dass man die 12er Kette vorwärts und rückwärts betrachten soll, die Bedingungen erkennen (vorwärts=Enstehung) und diese dann auflösen (rückwärts=vernichten, auflösen). Die genannten Bedingungen sind nichts anderes als mentale Prozesse unseres Denkens, unseres Gehirns.


    Das Ziel ist nicht Erleuchtung, Wissen sondern vernichten des Leids, dies ist ja bekanntlich das einzige das Buddha lehrte


    (Man verzeihe mir, dass ich aus Wiki zitiere, aber es geht so am einfachsten)

    Wiki:

    Durch die restlose Auflösung und Vernichtung der Unwissenheit lösen sich die Aktivitäten auf,
    durch die Auflösung der Aktivitäten löst sich das Bewußtsein auf,
    durch die Auflösung des Bewußtseins lösen sich Körper und Geist auf,
    durch die Auflösung von Körper und Geist löst sich der sechsfache (Sinnen)bereich auf,
    durch die Auflösung des sechsfachen (Sinnen)bereiches löst sich die Berührung auf,
    durch die Auflösung der Berührung löst sich Gefühl auf,
    durch die Auflösung des Gefühls löst sich der Durst auf,
    durch die Auflösung des Durstes löst sich das Ergreifen auf,
    durch die Auflösung des Ergreifens löst sich das Werden auf,
    durch die Auflösung des Werdens löst sich die Geburt auf,
    durch die Auflösung der Geburt lösen sich Alter, Tod, Kummer, Jammer, Schmerz, Leid und Verzweiflung auf.
    In dieser Weise vergeht die ganze Masse von Leid.

  • Das Ziel ist nicht Erleuchtung, Wissen sondern vernichten des Leids, dies ist ja bekanntlich das einzige das Buddha lehrte

    Du musst viel leiden, wenn du von Leiden sprichst, Leiden bist.


    Was gibt es wirklich aufzulösen, wenn doch alles von selbst passiert?

    Was tust du für dein Vergehen?


    Wo leidest du? Bist du das Leid?


    Daher reden wir nicht von Leid vernichten.


    Das Leid ist die Lehre sowie die Lehre das Leid ist.

    In dieser Weise vergeht die ganze Masse von Leid.


    Und genau so entsteht sie wieder.


    :zen:


    Der Kreislauf - das sind wir alle.

    Auch das Leid, dafür die Erlösung und Leid wenn auch Erlösung.


    Das eine gibt es nicht ohne das andere.